Samstag, 15. Oktober 2011

Queen Mom 9 - Patientenverfügung

http://bit.ly/oPBl3t
Letzte Woche fuhr ich mit Queen Mom gen Supermarkt.
Da ich morgens auf WDR 5 etwas über Patientenverfügungen gehört hatte, wollte ich nur mal fragen, ob meine Mom für den Fall der Fälle vorgesorgt hatte, nämlich über ihr Sterben zu verfügen, wenn sie - was ein gnädigeres Schicksal verhüten möge - an Geräten vor sich hin dämmern sollte.
Auf meine Frage hin schlug mir Schweigen entgegen. Es war nicht nur ein mißtrauisches, ablehnendes Schweigen, sondern es war wirklich und wahrhaftig ein SUPERSCHWEIGEN!!!
Ich habe mir überlegt, wie Queen Mom sich das mit der Patientenverfügung wohl vorgestellt hat:
Die Sparkasse schaltet einen Gang rauf, nachdem mein Girokontostand von knallrot in bodenloses Infrarot gefallen ist. Dezente Hinweise des Geldhauses, wie ein mit Blut auf mein Auto gemaltes Sparkassen-S, das Auffinden des abgeschlagenen Kopfes eines Sparschweins beim Aufwachen in meinem Bett usw., ignoriere ich geflissentlich. Nun schickt die Sparkasse ihre Ninja-Killer. Es ist eine mondlose Nacht. Tiefschwarz vermummte Gestalten mit einem kleinen, gestickten Sparkassen-S auf ihrer Kluft springen behände mit leise flatternden Geräuschen von Dach zu Dach, mir aufzulauern, die Wurfsterne bereits zwischen den Fingern.
Nun endlich werde ich aktiv.
Ich greife zum Hörer.
"Ist dort das Mariä-Kowalski-Krankenhaus?", frage ich flüsternd, während sich auf dem nachtschwarzen Balkon noch schwärzere Schatten verdichten.
"Ich hätte gern den behandelnden Arzt meiner Mutter gesprochen, Dr. Sigurd Hess".
Nach einer Weile werde ich verbunden. Das völlige Ausbleiben von Geräuschen von jenseits des Balkonfensters deutet lautstark auf die Anwesenheit der Meuchelmörder hin.
"Hess!", meldet sich der Arzt.
"Es geht um Queen Mom. Ich bin ihr Sohn. Und ich habe eine Patientenverfügung... Schalten Sie meine Mutter sofort ab!", belle ich. Die Patientenverfügung meiner Mutter und ein teilausgefüllter Erbschein liegen vor mir, meine Girokontonummer ist bereits eingetragen, nur der Todeszeitpunkt fehlt noch.
"Aber Ihrer Mutter geht es gut! Sie ist wegen eines eingewachsenen Zehennagels hier!", lamentiert der Mediziner haltlos.
"Ich wiederhole: SOFORT ABSCHALTEN!", brülle ich.
"Sehr wohl. Faxen Sie mir die Patientenverfügung zu, und wir schalten Ihre Mutter umgehend ab", winselt Dr. Hess devot.
Fast zärtlich tätschele ich das Faxgerät, während es die Patientenverfügung verschlingt.
Eine Minute später kommt der OK-Sendebericht heraus.
"MUAHAHAHAHA!", mein dämonisches Lachen läßt die angespannten Ninjas auf dem Balkon zusammenzucken.
"Ich bin reiiich!", flüstere ich mit irrem Grinsen.
Ich habe es dann gelassen, sie noch einmal drauf anzusprechen.

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