Donnerstag, 16. November 2017

ru24 Special: KÖLN VON A-Z, Teil (2): "Düsseldorf" bis "Heilige Drei Könige"


Köln und Düsseldorf sind wie Villarriba und Villabajo.
Schon seit dem 11. Jahrhundert gibt es Häckes zwischen den beiden Städten Köln und Düsseldorf. Als Düsseldorf dann im 19. Jahrhundert "von den protestantischen →Preußen zur Hauptstadt der Rheinprovinz gemacht wurde und eben nicht das viel größere und bedeutendere [katholische] Köln" (Quelle), waren die Kölner vergrätzt. "Diese Schmach wiederholte sich noch einmal, als die Engländer nach dem Zweiten Weltkrieg Düsseldorf zur Landeshauptstadt von Nordrhein-Westfalen erklärten." (s. a.a.O.)
Der Sage nach gibt es heute schon aus Frack in der ganzen Stadt Köln kein Verkehrsschild, das auf die Existenz der Nachbarstadt überhaupt hinweist. Eigentlich macht das auch nichts, denn niemand in Köln würde sich mit Alt löschen, wenn er brennen würde, das gute, alte "Alaaf gegen Helau" eben, siehe Carolin Kebekus auf youtube.
Die Rache Kölns: Man hat dramatisch bessere Laune als die hochnäsigen Haute-Couture-Nachbarn. Während also in Köln (Villarriba) noch hart gefeiert wird, beschließt man in Düsseldorf (Villabajo) schon Landesgesetze -- sind doch alles Spießer!


Farina

Erste Parfümfabrik der Welt.
Der Italiener Giovanni Maria Farina zog bei seinem bereits in Köln ansässigen Bruder ein und nannte sich von nun an Johann Maria Farina. Im Jahre 1709, bereits 90 Jahre vor "→4711", gründete er in Köln die erste Parfümfabrik der Welt. Damit begann die weltweite Verbreitung des von ihm entwickelten Aqua mirabilis (alkoholbasiertem Duftwasser), welches er zu Ehren von Köln "Eau de Cologne" nannte. Das Wässerchen schlug hohe Wellen und wurde ein riesiger Verkaufsschlager.
EdC diente "neben der Körperpflege zum Parfümieren von Wäsche [ebenso] als „Raumspray“ und Badezusatz, und wurde nicht selten auch getrunken" (vgl. hier). Nicht nur das Bürgertum, sondern auch die Prominenz der damaligen Zeit wie Napoleon und Goethe gehörten zu den begeisterten Kunden.
Es wird bis heute unverändert hergestellt, vertrieben.


FC

Effzeh.
"Am Freitag, den 13. Februar 1948 fusionierten die Spielvereinigung Sülz 07 und der Kölner Ballspiel-Club (KBC) 1901 zum 1. Fußball-Club 01/07 e. V." (Quelle)
1950 überreichte die Zirkusdirektorin Carola Williams bei einer Karnevalssitzung dem FC einen jungen Geißbock mit dem Zusatz, dass es dem Verein noch an einem Glücksbringer fehle. Das Tier wurde nach dem Spielertrainer Hans "Hennes" Weisweiler "Hennes" getauft. (vgl. Wiki) Das Böckchen spricht man lokal übrigens "Böckschn" aus. Mehr dazu: Postillion
1951 und 1961 nahm der 1. FC Köln das Gründungsjahr des KBC zum Anlass, 50. und 60. Geburtstag zu feiern. Dann entsann man sich auf 1948 als eigentliches Gründungsdatum und nahm dieses wiederum zum Anlass, 1998 und 2008 abermals 50. und 60. Geburtstag zu feiern -- Hey! Party geht immer!
Der "Effzeh" krepelt in letzter Zeit (Stand Ende 2017) um den hinterletzten Tabellenplatz herum ("Letzter FC Köln") und war auch zuletzt in der Saison 1977/78 Deutscher Meister, aber what shalls. Dann feiern wir halt 2018 fett den 70. Geburtstag!


Ford-Werke

Größter Arbeitgeber Kölns.
1925 kann →Adenauer die Ford-Werke in Köln ansiedeln. Henry Ford himself reist 1930 für die Grundsteinlegung an. Heute sind die Ford-Werke mit mehr als 18.000 Mitarbeitern Kölns größter Arbeitgeber. In Köln-Niehl ist nicht nur die Europazentrale von Ford, hier wird auch der Fiesta gefertigt (vgl. hier).
Das waren noch Zeiten, als der "Kölsche Manta" Ford Capri hieß.


Franzmann ante portas

Franzosenzeit.
Napoleon annektierte 1801 die linksrheinischen Gebiete Deutschlands, die zuvor durch das revolutionäre Frankreich erobert worden waren. Es begann die Franzosenzeit. Tatsächlich war Köln in der Vergangenheit völlig heruntergewirtschaftet worden und nur durch das →Stapelrecht von 1259 (das war 542 Jahre her!!!) kam noch etwas Geld herein. Modernen Schnickes wie Industrialisierung etc. begegnete man mit gewohntem "Wat soll dä Quatsch?" (→Grundgesetz, Rheinisches). Nun also plötzlich erschien in Form der Französischen Herrschaft überraschend die Moderne in der Stadt. Und auf einmal gab es quasi alles: "Gleichberechtigung der Protestanten, Wohnrecht für Juden, Einführung von Hausnummern, Organisation von Straßenbeleuchtung und Müllabfuhr, Niederschrift der Gesetze und eine Säkularisation des Kirchenbesitzes als Grundlage für die Industrialisierung." (vgl. Quelle)
Hey! Wann immer dem Kölner völlig unverdient Gutes einfach so in den Schoß fällt, dann kommt er extrem gut klar damit. Kaiser Napoleon wurde 1804 und 1811 bei seinen Besuchen der Stadt begeistert empfangen.
Aber leider geht alles Gute auch einmal zu Ende. 1815 marschierten die Preußen in Köln ein.


Geschichte arg zusammengedampft

Von der Ubier-Siedlung zur Millionenstadt.
Die lokalen Barbaren machen den Römern in Germanien arg viel Scherereien, nur der Stamm der →Ubier bietet sich dem Imperium Romanum als Fremdenführer an, weswegen sie „nicht allzu gut gelitten“ sind unter Germanen, sodass man sie in das Gebiet des heutigen Kölns in die Oppidum Ubiorum umsiedeln muss. Diese Siedlung wird mit der Gründung der "Colonia Claudia Ara Agrippinensium", die man praktischerweise mit "CCAA" oder schlicht "Colonia" abkürzte, im Jahr 50 n. Chr. zur Stadt erhoben. Um etwa 80 n. Chr. erhält die Stadt mit der Eifelwasserleitung einen der längsten römischen Aquädukte überhaupt.
Im Frühmittelalter wird Köln Residenzstadt und nach ca. 800 ist der (Erz)bischof von Köln eine der bedeutendsten Personen im Reich. 882 kommt eine Wikinger-Raubhorde auf drei Schiffen den →Rhein heruntergefahren und brandschatzt die Stadt, nachdem man den geforderten Tribut in Silber nicht aufbringen kann. Daraufhin verstärkt man die Mauern der Stadt, was von da an optimal gegen Wikinger hilft. Im Hochmittelalter ist Köln mit etwa 40.000 Einwohnern größte Stadt des deutschsprachigen Raums und bekommt 1180 die damals längste Stadtmauer überhaupt (7,5 km). 1259 erhält Köln das Stapelrecht, welches den Kölner Bürgern ein Vorkaufsrecht aller auf dem →Rhein transportierten Waren sichert und so sehr zum Wohlstand der Stadt beiträgt.
1794 ziehen französische Truppen in die Stadt ein, sie wird kampflos übergeben. In der Stadt lebende Juden und Protestanten werden der übrigen Bevölkerung gleichgestellt. Der die Stadt besuchende Kaiser Napoleon wird 1804 und 1811 begeistert empfangen.
1815 wird, als Ergebnis des Wiener Kongresses, das Rheinland mit der Stadt Köln Teil des Königreichs →Preußen. Auf Drängen der preußischen Verwaltung gründet sich das Festkomitee Kölner →Karneval als ein "das Fest ordnendes Komitee". Der erste kontrollierte Kölner Rosenmontagszug findet 1823 statt. 1841 stößt der König von →Preußen die Fertigstellung des Kölner →Doms an. Von 1855 bis 1859 wird die Dombrücke errichtet, die erste feste Rheinbrücke seit der Römerzeit. 1880: Der →Dom wird wirklich fertiggestellt.
1925 kann →Adenauer die →Ford-Werke in Köln ansiedeln.
1933 ff. Die bekloppten Nazis haben wie immer nichts Positives beigesteuert.
1940-1945 Zerstörung von 90% der Stadt durch Flächenbombardement der Alliierten, der →Dom wird schwer beschädigt, die gezählte Bevölkerung sinkt auf knapp über 100.000 Einwohner.
1964 Der 1. →FC Köln wird erster Deutscher Meister in der Geschichte der Fußball-Bundesliga.
1969 Ferigstellung der →Schmitz-Säule.
1975 wird Köln neben West-Berlin, Hamburg und München zur vierten Millionenstadt Deutschlands.
(Mehr: lesenswerte Serie auf RP online hier)


Grundgesetz, Rheinisches

Von wegen "philosophischer Ansatz".
Der gebürtige Südtiroler und Bonner Bürger Konrad Beikircher verfasste im Jahre 2001 das Buch "Et kütt wie‘t kütt – Das Rheinische Grundgesetz" (Kiepenheuer & Witsch, Link). Hier greift Beikircher fünf rheinische Lebensweisheiten auf, die der Rheinländer (und vor allem der Kölner) zum "philosophischen Ansatz" hochstilisiert, das aber in tatsächlich lediglich die eigene Unfähigkeit kaschieren soll:
  • Artikel 1: Et es wie’t es
  • Artikel 2: Et kütt wie’t kütt
  • Artikel 3: Et hätt noch immer jot jejange
  • Artikel 4: Wat fott es es fott
  • Artikel 4a: Kenne mr nit, bruche mr nit, fott domet!
  • Artikel 5: Wat soll dä Quatsch?
  • Artikel 5a: Wer weiß, wofür et jot es (Quelle)


Heilige Drei Könige

Gehypte Gebeine.
Im Grunde sieht man sie vor sich, die Silhouetten vor einem Nachthimmel: Drei auf Kamelen reitende Könige aus dem Morgenland mit ihren Geschenken dem Stern folgend. Im neuen Testament (und auch nur bei Matthäus) wird lediglich von Magiern gesprochen, die freundlich mit "Weisen aus dem Morgenland" übersetzt wurden, ihre Anzahl und ihre Namen wurden gar nicht genannt. Im dritten Jahrhundert begann eine umfangreiche Legendenbildung und bereits ein paar hundert Jahre später bekamen die mittlerweile zu Königen avancierten Grenzwissenschaftler die Namen Caspar, Melchior und Balthasar aufs Haupt gedrückt. Von nun an wurden sie von der Katholischen Kirche als Heilige verehrt. Doch auch erdachte Könige legen sich mal zur letzten Ruhe. "Der Überlieferung zufolge soll die hl. Helena, die Mutter Kaiser Konstantins, um das Jahr 326 von Konstantinopel nach Palästina gereist sein, dort die →Reliquien aufgefunden und an sich genommen haben." (Wiki)
Na, das klingt ja schon ein bissi nach Schmu...
Die Gebeine (wessen auch immer) landeten in Mailand. Es wird 1162. Kaiser Barbarossa drückte sie dem Kölner Erzbischof Rainald von Dassel als Dank für seine Schützenhilfe gegen die rebellischen Mailänder in die behandschuhte Hand -- als Kriegsbeute. Der ritt klappernd mit dem Sack voll Knochen zurück nach Kölle, hatte dabei aber genug Zeit, sich zu überlegen, was er mit diesem tollen Sack voll Gaben (kicher!) anfangen sollte. Der lange Ritt und die reichlich vorhandene frische Luft brachten ihn auf die richtige Fährte: Noch unterwegs in die Heimat begann er, eine groß angelegte PR-Kampagne zu lancieren, wodurch die bis dahin in der Christenheit unbekannten Knochen viral gingen. Köln und sein (alter) Dom wurden dadurch zu einem der bedeutendsten Pilgerorte Europas. Seit Ende des 12. Jahrhunderts liegen die gehypten Gebeine im berühmten, goldenen Dreikönigsschrein (Wiki).
Siehe auch →Stadtwappen. Mehr dazu hier.


Stay tuned: Teil 3 erscheint am 21.11.