Donnerstag, 30. November 2017

ru24 Special: KÖLN VON A-Z, Teil (5): "Skandal" bis "Zu guter letzt: Fazit"

photo credit: Eichental Tünnes und Schäl via photopin (license)

Skandal


Skandal "R" us.
Googlet man Köln Skandal, bekommt man knapp über eine halbe Millionen Treffer (das ist ein Skandal auf je zwei Kölner 😊). Es geht um etliche Spendenaffären, SEK- und Polizeiskandale, Messe-Skandal, Flughafen-Skandal, Müll-Skandal, Blitzer-Skandal, natürlich diverse Bauskandale, sogar ein "Forensik-Sex-Skandal" ist mit von der Partie.
Aber die schlechte Presse hat Köln einzig den Medien zu verdanken! Denn eigentlich läuft in der Domstadt doch immer alles "wie geschmiert": Eine Hand wäscht die Andere und kein Problem, das sich nicht wegklüngeln ließe. Allein deshalb hoffen so viele Kölner auf den eisernen Besen der parteilosen OB Henriette Reker, die ganz unvorbelastet an die Sache herangehen kann.
Also ganz theoretisch.


Stapelrecht

Ein Grundpfeiler Kölner Größe.
1259 gewährte Konrad von Hochstaden der Stadt Köln das so genannte Stapelrecht, ein außergewöhnliches Privileg: „Keiner der (...) Kaufleute, der mit (...) Waren an den Rhein kommt, [darf] über Köln hinaus weiterziehen (...).“ Es handelte sich um ein "Zwangsrecht": Fremde Kaufleute waren also gezwungen, in Köln ihre Waren auszuladen und drei Tage lang den Kölnern zum Verkauf anbieten. In dafür vorgesehenen Kaufhäusern im Gürzenich oder im Fischkaufhaus (am Platz des heutigen Stapelhauses), teilweise auch an den Kais, wurden die Waren gelagert, gewogen oder gemessen und mit Abgaben belegt -- eine wichtige Einnahmequelle. Vom Stapelrecht profitierte fortan vor allem der Kölner Zwischenhandel, (…) Köln wurde geradezu zur Drehscheibe europäischer Warenströme, der Stapel war bis in die frühe Neuzeit die Grundlage der städtischen Wirtschafts- und Finanzkraft. (vgl. Quelle)


Tünnes & Schäl

Rheinisches Yin und Yang.
Tünnes und Schäl sind Figuren aus dem Hänneschen-Puppentheater. Kohlbauer Tünnes (von "Antonius"), ein rustikal-knollennasiger Typus, mit blauem Kittel und roten Haaren, steht für den die gewitzt-bäuerlichen Wurzeln der Kölner Bevölkerung von Anno Dazumal. Schäl der Schielende, immer im Frack, wird schlitzohrig, listig und sogar hinterhältig dargestellt, er steht für das Bürgertum der Domstadt. Hinter der vordergründigen Schlichtheit der Protagonisten findet sich, während sie sich gegenseitig versuchen über den Löffel zu balbieren, eine feinsinnige Tiefgründigkeit -- Tünnes und Schäl sind das Rheinische Yin und Yang. Obwohl es die beiden nie gegeben hat, gelten sie als Kölner Originale, zu denen normalerweise nur reale Personen gerechnet werden. Den Beiden wurden in Köln einige Denkmäler errichtet, das Letzte vom Kölner Bildhauer Wolfgang Reuter im Jahre 1974. (Vgl. Link)


Ubier

Barbaren, die sich kämmen.
Julius Cäsar, Namensgeber des Monats Juli, bezeichnete den Germanenstamm der Ubier als einzige als "zivilisiert". Die Ubier stellten für die Römer im unwegsamen Gestrüpp die Fremdenführer, zahlten artig ihren Tribut und stellten auch dem römischen Heer Reiterei-Hilfstruppen zur Verfügung. Den anderen, noch ungekämmten, "wilden" Germanenstämmen, war solches natürlich ein Dorn im Auge: "Was zivilisiert ihr Euch?", mag man den Ubiern verständnislos und mit krassem Dialekt entgegengebrüllt haben. Wegen diesem Zuviel an Zivilisiertheit wurden die Ubier von den anderen Stämmen nicht nur gehänselt, sondern sie gerieten recht prekär zwischen die Fronten, sodass sie 19/18 v. Chr. von den Römern ins Linksrheinische umgesiedelt werden mussten, und zwar in die Gegend des heutigen Kölns in die Oppidum Ubiorum.
Heute erinnert im Köln noch der Ubierring an sie.


Hl. Ursula von Köln

11.000-faches Gemeuchel an Märtyrer-Jungfrauen.
Im vierten Jahrhundert n. Chr. zog der Sage nach die bretonische Prinzessin und religiöse Eiferin Ursula mit 11.000 Jungfrauen gen Rom, ein Deal, den sie mit ihrem heidnischen, englischen Verlobten ausgehandelt hatte. Da man in Rom mit enthaltsamen Jungfrauen überhaupt nix anzufangen wusste, entsandte man die Spaßbremsen nach Köln, vielleicht, um sie mit →Kölsch, Schunkeln und Bützen gefügig zu machen wie alle anderen dort. Doch ach! In Kölle war gerade gar kein →Karneval, denn die Stadt wurde justament von den Hunnen belagert, den Orks der damaligen Zeit. So wurden die Damen samt & sonders gemeuchelt, außer et Ursel, denn der Prinz der Hunnen hatte ein Auge auf die Bretonin geworfen und ihr die Verschonung durch Heirat angeboten. Doch der Dame, die vermutlich knöcheltief im Blut ihrer Gefolgsfrauen stand, hatte den Kaffee auf, war ja auch schon mit einem anderen Heiden verlobt und tendierte auch ganz allgemein zur Keuschheit -- so lehnte sie dankend ab. Ein Pfeil setzt ihrem jungen Leben ein Ende. So wurde eine Prinzessin von Außerhalb durch den Mord durch einen Unhiesigen schwupps! zur Heiligen Ursula von Köln.
Siehe auch →Reliquien, →Stadtwappen.


Veedel

Köln besteht aus neun Stadtbezirken und 86 Stadtteilen, Veedel (Viertel) genannt. Zu →Karneval finden hier die Veedelsumzüge statt.


Verkehr

Alle außer Jason Statham machen in Köln besser Park & Ride.
Kölner erklären den Verkehr in Köln immer über "die Ringe", sie malen einem dann etwas Abstraktes auf eine Serviette brabbeln dazu in einer Tour. "Ist ganz einfach", kommt mindestens auf sechs Nennungen, nur doof, dass man als Nicht-Kölner nix rafft. Fakt ist: Wenn man als Nicht-Kölner in Köln ohne Navi mit dem Auto unterwegs ist, ohne jemals mehrere Jahre als Taxifahrer in Kölle sein Brot verdient zu haben, dann ist man am Arsch (siehe Blogbeitrag). Hat man ein Navi, dann ist es nur mäßig schlimm. Das liegt daran, dass, wenn das Navi sagt "In 300 m links abbiegen", dann haben die einheimischen Linksabbieger leider bereits 330 m der Linksabbiegespur so dicht besetzt, dass kein Telefonbuch mehr dazwischen geht. Und Landeier lassen Kölner schon aus Frack nicht rein, schon gar nicht die mit GM-, BM- und W-Kennzeichen.
Der Kölner Autofahrer an sich tritt beherzt aufs Gas, 70 innerstädtisch geht immer. Den halben Kilometerstand hat der Kölner mit Fahren von hier nach da zusammenbekommen, die andere Hälfte stammt vom Parkplatzsuchverkehr. In der Regel parken Kölner ca. 2 km Fußweg von ihrer Wohnung entfernt. Sollte sich doch einmal ein Parkplatz direkt vor der Haustür finden, dann quetschen sie sich schief hinein und fahren nie wieder weg.
Selbst in nichtswürdigen Nebenstraßen kosten Parkuhren gerne 6,00 EUR/Stunde.
Die Kölner Radfahrer sind die Anarchisten im Kölner Straßenverkehr: Verkehrsregeln werden vom Kölner Radfahrer nicht einmal ignoriert.
Der Kölner Fußgänger ist das singende, taumelnde Plankton der Straßen.
Gründe für Staus gibt es immer: Wenn nicht gerade →Karneval ist, dann ist Demo und/oder →FC/Haie/Konzert und/oder Feierabendverkehr (Mehrfachnennungen möglich).
Wie gesagt: Alle außer Jason Statham machen in Köln besser Park & Ride.


Zoo

Check! Einen Zoo gibt es auch.
"1988 reißt der 200 Kilogramm schwere Grizzlybär "Karl-Josef I.", benannt nach dem Karnevalsprinz Karl-Josef Kappes, einen Baum in seinem Freigehege um" (Quelle).
Bemerkenswert: Im Kölner Zoo werden Tiere nach Karnevalsprinzen benannt.
Das gibt es nur in Kölle.




zu guter Letzt: FAZIT

Die Römer bauen im Jahre 310 die erste Rheinbrücke. Dann passiert länger nichts. Die Kölner kamen in der Zwischenzeit auch irgendwie so klar. 882 zwingen die Wikinger die Stadt via Brandschatzung, auch mal für eine Stadtbefestigung zu sorgen. Die Kölner kamen in der Zwischenzeit auch irgendwie so klar. Durch die beiden milliardenschweren Fantasy-Franchises "Heilige drei Könige" und "Ursula und ihre 11.000" kommt Geld und Reichtum in die Stadt, ebenso durch das Stapelrecht. Die Kölner ruhten sich erst einmal auf ihren Pfründen aus, da reichte auch ein nur in Teilen fertiggestellter Dom. Der Franzos sorgt ab 1794 in Köln für Hausnummern, Straßenbeleuchtung und eine organisierte Müllabfuhr. Die Kölner kamen in der Zwischenzeit auch irgendwie so klar. 1859 bauen die Preußen den Kölnern die erste feste Rheinbrücke seit der Römerzeit und organisieren den Rosenmontagszug. Die Kölner kamen in der Zwischenzeit auch irgendwie so klar. 1880 wurde der Dom durch preußische Hilfe nach 632 Jahren Bauzeit endlich fertiggestellt. Die Kölner ... usw.

Wann immer dem Kölner von außen völlig unverdient Gutes widerfährt, dann klammert er sich mit Inbrunst daran fest und lässt es nicht mehr los. Von da an ist es "sein" Stapelrecht, sind es "seine" Ringe, ist es "sein" Dom, "sein" Rosenmontagszug usw.

DAS WIKLICH, WIRKLICH EINZIGE, WOMIT DIE KÖLNER ÜBERHAUPT NICHT KLAR KÄMEN, DAS WÄRE IHR KÖLLE OHNE KARNEVAL.



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