Sonntag, 30. Januar 2011

Anti-Fascho-Demo Wuppertal-Elberfeld am 29.01.2011

Mein letzte Demo war schon ein paar Tage her. Es war, glaube ich, eine Lichterkette gegen den Golfkrieg, seinerzeit, 1990 oder so. Aber die Demonstrationen damals hatten ja wenigstens etwas gebracht – vielleicht sogar das absolute 25-Jahres-Maximum im Verkauf von IKEA-Teelichtern.
Jetzt wollten am 29.01. Nazis aufmarschieren in Wuppertal. Einen Tag nach der Befreiung Auschwitzs, einen Tag vor der Machtergreifung 1933 durch Hitler. Schon für den Termin müssten sich die Glatzen eigentlich in Grund und Boden schämen.
Ich stellte mir die Horden rasierter Bomberjacken vor, die mit dramatisch unterdurchschnittlichen IQs und Zähnen wie baufällige Zäune in eine meiner Lieblings-Städte einfielen um die Schuld daran, dass sie keine Jobs hatten, Minderheiten zu geben. Nie-nie-niemals wären sie auf den Gedanken gekommen, dass dieser Umstand allein der Tatsache geschuldet war, dass sie Arschlöcher waren.
Zu drei Erwachsenen und Kind Tom (11) fuhren wir nach Wuppertal-Elberfeld. Es war Kaiserwetter, aber gewiss kein Führerwetter. Um 10.00 Uhr am Kirchplatz gab es eine Bühne mit Reden und Musik, bei Kamps Latte macchiato. Allgemein war die Stimmung gut, es hatten sich 5.000 oder mehr Menschen eingefunden, um Flagge zu zeigen für Toleranz und Demokratie. Bunte Luftballons glühten farbenfroh in der Sonne, es war kein Brauner darunter.
Das Polizeiaufgebot war beeindruckend, Hubschrauber standen am Himmel.
Irgendwann kam Bewegung in die Massen und sie strömten die B7 entlang in Richtung der vermutlich heranmarschierenden Faschos. Eine große Polizeisperre in Höhe der AOK/des Cinemaxx brachte das Ganze zum Stillstand. Das reizende Odeur von CS-Gas lag in der Luft.
Im Grunde begann nun so etwas wie ein Katz-und-Maus-Spiel mit den Ordnungskräften: Die Gegen-Demonstrierenden suchten die Konfrontation mit den Nazis, die Polizei sperrte alles ab, was die Gruppen irgendwie hätte aufeinandertreffen lassen. In Wuppertal, einer Stadt, die aussieht wie ein Bandwurm, ist das sicherlich leichter als anderswo. Als Teil eines großen Pulks Gegendemonstranten machten wir uns zügig auf, die Polizeisperren weiträumig zu umgehen und irgendwie in den Osten der Stadt zu gelangen.
Unterwegs:
Bärbel: »Komm Tom, lass uns Parolen rufen.«
Tom (11): »PAROLEN!!!«
Doch trotz stundenlangem Gerenne und sehr trickreicher Wegwahl: Immer wieder stießen wir auf Straßensperren um Straßensperren.
Nach mehreren Stunden endlich resignierten wir, denn ohne Hubschrauber war es überhaupt nicht zu schaffen, ein wirklicher Gegendemonstrant zu sein.
Ohne einen einzigen Faschisten gesehen zu haben, fuhren wir wieder nach Hause.
Daheim stand dann im Internet auf der Seite der Wuppertaler Zeitung, dass auf 5.000 Gegendemonstranten 170 Faschos gekommen waren.
Ein Verhältnis von 29:1.
Irgendwie doch ein klarer Sieg.

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