"Damals" habe ich in der Firma meine Komm-Geh-Zeiten mit einer Stechkarte festgehalten: Man nahm die Stechkarte "Mai 1994" aus dem nummerierten oder nach Nachname sortierten Stechkartenhalter, legte die Karte in die Stechuhr ein, suchte das richtige Datum und machte "Kaschinggg!" Der Stempel sah aus wie der bei einem Fahrkarten-Entwerter für Bus & Bahn. Am Monatsende nach dem letzten "Kaschinggg!" kam die Karte in eine Art Briefkasten und die Buchhaltungstrolle rechneten das dann irgendwann innerhalb der Dekade mal nach.
Die Moderne hielt Einzug.
Heute bin ich das Sorgenkind der Zeiterfassungs-Korrekturfrau.
Der in der Firma angebrachte Zeiterfasser funktioniert berührungslos mit einem Chip, man muss nur noch sagen, ob man erscheint oder geht.
Das ist das Problem.
Hätte das Ding eine Taste I für "EIN" = erscheint bei der Arbeit und eine 0 für "AUS" = geht in die Pause oder nach Hause, dann wäre ja alles gut. Aber nein. Der Hersteller hatte Genies beschäftigt, die die Tasten "Rot" und "Grün" belegt haben.
Also was?
Erscheine ich morgens verpeilt, verpennt und vor allem bissi verspätet bei der Arbeit, dann ist's mir bestimmt nicht Grün zumute. Unwillkürlich drücke ich natürlich auch Rot und dann piepsts etwas anzüglich: "Kommen fehlt".
Ach shit.
Gehe ich abends, mattgepaukt von des Tages Knechtungen, nach Hause, dann ist's mir so leicht ums Herz und ach so grün ist mir der Sinn!
Es grünt so grün, wenn spaniens Blüten blühen!
Drücke ich dann Grün, dann piepst's wieder: "Gehen fehlt".
Ach shit.
Ich habe die Zeiterfassungs-Korrekturfrau angelogen, dass ich farbenblind bin.
Sie glaubt mir nicht.
Ach shit.
Montag, 31. Mai 2010
Samstag, 29. Mai 2010
Unterwegs für den National Geographic, Teil 2
Eine ehemalige Kollegin, Petra, war in den späten 80ern mit einem National Geographic-Fotografen unterwegs in den Anden, um im Rahmen einer Reportage über von der Außenwelt völlig abgeschiedene Dörfer zu berichten. Sie fuhren mit dem Jeep, bis es nicht mehr weiterging. Dann schulterten sie ihre nicht unerhebliche Ausrüstung und stiegen in der dünnen Luft bergan, einem Ziegen- oder Lamapfad entlang.
Das Dorf, über das sie berichten wollten, erreichten sie erst nach Anbruch der Dunkelheit. Und da die Bergbewohner recht abergläubisch waren und man aus dem Dunklen auftauchenden Fremden mit noch mehr Argwohn begegnen würde als ohnenhin, beschlossen sie, auf einem kargen Stück Brachland außerhalb des Dorfes zu übernachten. Mit wenigen Handgriffen schlugen sie ihr silbernes Zelt auf, eine futuristische, geodätische Kuppel (Link) aus modernsten Werkstoffen.
Am Morgen erwachte Petra ausgeruht, doch etwas störte sie. Zuerst konnte sie es gar nicht ermitteln, was sie eigentlich störte. Dann begriff sie: Es war zu ruhig. Unheimlich ruhig. Nicht einmal ein Vogel zwitscherte.
Sie weckte den Fotografen.
Mit angehaltenem Atem lagen sie in ihren Schlafsäcken nebeneinander im Zelt. Sie lauschten in eine unnatürliche Stille hinein, die war, als halte die Welt ebenso den Atem an wie sie selbst.
Sie griffen sich ein Herz und spähten durch einen 10 cm weit geöffneten Reißverschluss hinaus.
Das Dorf hatte sich versammelt.
Dort draußen saßen alle Dorfbewohner. Männer, Frauen und Kinder bildeten ein Amphitheater aus 150 herbeigeschafften Stühlen und beobachteten in äußerster Konzentration das außerirdische Artefakt, das in der Nacht neben ihrem Dorf niedergegangen war.
Der Reißverschluss wurde wieder geschlossen, mehr Luft wurde angehalten.
Irgendwann trauten sie sich heraus aus dem Zelt.
Sie, die Attraktion seit Jahrzehnten, wurden begafft.
Man lächelte angelegentlich und etwas verlegen ins Rund, wie Stars, die ihren Text vergessen hatten. Petra zuckte mit den Schultern, kramte ihre Zahnbürste hervor, gab Zahnpasta drauf und fing an, sich neben dem Zelt die Zähne zu putzen.
Die Zuschauer raunten staunend, dann begannen die ersten zu lachen. Die Kinder rissen sich von ihren Müttern los und rannten herbei, der allgemeine Frohsinn wurde zu Ausgelassenheit. Die Menschen drängten heran, in wilder, fast unstillbarer Heiterkeit liefen ihnen die Tränen über die Wangen vor Lachen.
Niemals zuvor hatten diese Menschen jemanden gesehen, der sich mit einer winzigen Bürste so schnell und so lange im Maul herumfuhrwerkte, bis er Schaum spuckte, als sei er tollwütig!
Das Eis war gebrochen, sie wurden sehr gut aufgenommen.
[zu Teil 1]
Das Dorf, über das sie berichten wollten, erreichten sie erst nach Anbruch der Dunkelheit. Und da die Bergbewohner recht abergläubisch waren und man aus dem Dunklen auftauchenden Fremden mit noch mehr Argwohn begegnen würde als ohnenhin, beschlossen sie, auf einem kargen Stück Brachland außerhalb des Dorfes zu übernachten. Mit wenigen Handgriffen schlugen sie ihr silbernes Zelt auf, eine futuristische, geodätische Kuppel (Link) aus modernsten Werkstoffen.
Am Morgen erwachte Petra ausgeruht, doch etwas störte sie. Zuerst konnte sie es gar nicht ermitteln, was sie eigentlich störte. Dann begriff sie: Es war zu ruhig. Unheimlich ruhig. Nicht einmal ein Vogel zwitscherte.
Sie weckte den Fotografen.
Mit angehaltenem Atem lagen sie in ihren Schlafsäcken nebeneinander im Zelt. Sie lauschten in eine unnatürliche Stille hinein, die war, als halte die Welt ebenso den Atem an wie sie selbst.
Sie griffen sich ein Herz und spähten durch einen 10 cm weit geöffneten Reißverschluss hinaus.
Das Dorf hatte sich versammelt.
Dort draußen saßen alle Dorfbewohner. Männer, Frauen und Kinder bildeten ein Amphitheater aus 150 herbeigeschafften Stühlen und beobachteten in äußerster Konzentration das außerirdische Artefakt, das in der Nacht neben ihrem Dorf niedergegangen war.
Der Reißverschluss wurde wieder geschlossen, mehr Luft wurde angehalten.
Irgendwann trauten sie sich heraus aus dem Zelt.
Sie, die Attraktion seit Jahrzehnten, wurden begafft.
Man lächelte angelegentlich und etwas verlegen ins Rund, wie Stars, die ihren Text vergessen hatten. Petra zuckte mit den Schultern, kramte ihre Zahnbürste hervor, gab Zahnpasta drauf und fing an, sich neben dem Zelt die Zähne zu putzen.
Die Zuschauer raunten staunend, dann begannen die ersten zu lachen. Die Kinder rissen sich von ihren Müttern los und rannten herbei, der allgemeine Frohsinn wurde zu Ausgelassenheit. Die Menschen drängten heran, in wilder, fast unstillbarer Heiterkeit liefen ihnen die Tränen über die Wangen vor Lachen.
Niemals zuvor hatten diese Menschen jemanden gesehen, der sich mit einer winzigen Bürste so schnell und so lange im Maul herumfuhrwerkte, bis er Schaum spuckte, als sei er tollwütig!
Das Eis war gebrochen, sie wurden sehr gut aufgenommen.
[zu Teil 1]
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Freitag, 28. Mai 2010
ru24 History 16/Automobiles 14 - Abgeschleppt
Zwischen Januar 1992 und März 1996 habe ich als studentische Hilfskraft bei der Barmag AG gearbeitet. Eines Tages im Spätherbst 1995, kam ich an meinen Opel Corsa (der ein merkwürdiges Rotweinrot hatte) und stellte fest, dass die Batterie leer war, weil ich das Licht angelassen hatte.
Ich quatschte eine Reihe von Leuten an, ob sie ein Starthilfekabel hätten, hatte aber keiner. Der Typ, der mit einem irgendwie sandbraunen Sierra 2.9 4x4 Turnier neben mir parkte, kam vorbei, schaute sich mein kleines Auto an und grinste.
"Ich schlepp Sie ab!", sagte er und holte eine Abschleppstange aus dem Kofferraum.
Super! Ich machte mit ihm aus, dass ich beim Abschleppen den Wagen anrollen lasse und dass wir an der nächsten Bushaltestelle "Tocksiepen" anhalten.
"Allsklar!", der Sierra-Fahrer sprang in sein Auto und gab Gas.
Es war wie ein Kickstart, ich wurde in den Sitz gepresst wie auf einer Jahrmarktsattraktion, er preschte mit mir quer über den Parkplatz zur Ausfahrt in Richtung Straße.
An der Straße angekommen, näherte sich von links und mit Vorfahrt ein PKW mit einem aus Afrika stammenden Fahrer. Der Sierra gab richtig Gas, um da flott noch dran vorbei zu kommen.
Panik!
Ich trat entschieden die Bremse. Doch der Sierra zerrte mich einfach weiter, meine Reifen standen, aber sie noppelten über den Asphalt. Dem Fahrer des von links kommenden Wagens traten die Augen aus dem Kopf bei seiner lautstarken Notbremsung. Mein Corsa wurde von elementaren Kräften weitergezerrt. Auf der Bundesstraße B229 gab mein Zugwagen richtig Gas. Die Bushaltestelle "Tocksiepen" hatten wir längst hinter uns gelassen, ich machte Lichthupe, was ignoriert wurde. Wir beschleunigten linear bis auf etwa 150 km/h, eine Geschwindigkeit, die mein altersschwacher Corsa noch niemals zuvor erreicht hatte. Er schlingerte.
Natürlich lief der Motor längst wieder.
Ich blickte dem Tod ins Auge.
Mein ach so junges Leben rauschte mit 150 an mir vorbei.
Mein Herz schlug mir bis zum Hals.
Meine Brille war beschlagen.
In Rekordzeit erreichten wir Radevormwald.
An einer Bushaltestelle hielten wir an.
Der Sierra-Fahrer sprang aus seinem Wagen und riss meine Fahrertür auf.
"Da hätte uns der dumme Neger fast platt gefahren, was?", tönte er.
Merke: Manchmal ist es die sicherere Alternative, den ADAC zu rufen.
Ich quatschte eine Reihe von Leuten an, ob sie ein Starthilfekabel hätten, hatte aber keiner. Der Typ, der mit einem irgendwie sandbraunen Sierra 2.9 4x4 Turnier neben mir parkte, kam vorbei, schaute sich mein kleines Auto an und grinste.
"Ich schlepp Sie ab!", sagte er und holte eine Abschleppstange aus dem Kofferraum.
Super! Ich machte mit ihm aus, dass ich beim Abschleppen den Wagen anrollen lasse und dass wir an der nächsten Bushaltestelle "Tocksiepen" anhalten.
"Allsklar!", der Sierra-Fahrer sprang in sein Auto und gab Gas.
Es war wie ein Kickstart, ich wurde in den Sitz gepresst wie auf einer Jahrmarktsattraktion, er preschte mit mir quer über den Parkplatz zur Ausfahrt in Richtung Straße.
An der Straße angekommen, näherte sich von links und mit Vorfahrt ein PKW mit einem aus Afrika stammenden Fahrer. Der Sierra gab richtig Gas, um da flott noch dran vorbei zu kommen.
Panik!
Ich trat entschieden die Bremse. Doch der Sierra zerrte mich einfach weiter, meine Reifen standen, aber sie noppelten über den Asphalt. Dem Fahrer des von links kommenden Wagens traten die Augen aus dem Kopf bei seiner lautstarken Notbremsung. Mein Corsa wurde von elementaren Kräften weitergezerrt. Auf der Bundesstraße B229 gab mein Zugwagen richtig Gas. Die Bushaltestelle "Tocksiepen" hatten wir längst hinter uns gelassen, ich machte Lichthupe, was ignoriert wurde. Wir beschleunigten linear bis auf etwa 150 km/h, eine Geschwindigkeit, die mein altersschwacher Corsa noch niemals zuvor erreicht hatte. Er schlingerte.
Natürlich lief der Motor längst wieder.
Ich blickte dem Tod ins Auge.
Mein ach so junges Leben rauschte mit 150 an mir vorbei.
Mein Herz schlug mir bis zum Hals.
Meine Brille war beschlagen.
In Rekordzeit erreichten wir Radevormwald.
An einer Bushaltestelle hielten wir an.
Der Sierra-Fahrer sprang aus seinem Wagen und riss meine Fahrertür auf.
"Da hätte uns der dumme Neger fast platt gefahren, was?", tönte er.
Merke: Manchmal ist es die sicherere Alternative, den ADAC zu rufen.
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Freitag, 21. Mai 2010
Queen Mom 2 - Et muss sich auch lohnen
Seit et in meiner Heimatstadt eine dieser grünen Doc Morris-Apotheken gibt, is Queen Mom nich mehr zu bremsen. Et gibt dafür nämlich Gutscheine mit Verfallsdatum. Zum Beispiel 15% auf einen Artikel bis zum 25. Mai.
Mama (81) is von sowat elektrisiert.
Vielleicht, weil s'e schon in den 70ern "Ihr-Platz"-Rabatthefte geklebt hat und viel früher Lebensmittelmarken.
Gestern kam ich zu ihr, um mit ihr de Einkäufe zu machen.
"Geh mal eben noch nache Tante Waltraud, die hat noch 'nen 20%-Gutschein!", sagte de Mutter. Wow! Ganze 20%! Während de Mutter ihren Mantel anzog, ging ich rüber zu de Tante. Nach kaum 10 Minuten (warten, Küssken, Smalltalk) kam ich mit'm Gutschein wieder zurück, trug ihn vor mir wie ne Trophäe.
Wir fuhren zu Doc Morris.
"Ich bleib so lange im Auto", sagte de Mama.
"OK, un wat soll ich jetz' für dich holen?", fragte ich.
"En Rölleken Zahnseide", sagte se.
Dank langjährigem, mentalen Training kann ich solche Situationen mittlerweile bewältigen.
Mama (81) is von sowat elektrisiert.
Vielleicht, weil s'e schon in den 70ern "Ihr-Platz"-Rabatthefte geklebt hat und viel früher Lebensmittelmarken.
Gestern kam ich zu ihr, um mit ihr de Einkäufe zu machen.
"Geh mal eben noch nache Tante Waltraud, die hat noch 'nen 20%-Gutschein!", sagte de Mutter. Wow! Ganze 20%! Während de Mutter ihren Mantel anzog, ging ich rüber zu de Tante. Nach kaum 10 Minuten (warten, Küssken, Smalltalk) kam ich mit'm Gutschein wieder zurück, trug ihn vor mir wie ne Trophäe.
Wir fuhren zu Doc Morris.
"Ich bleib so lange im Auto", sagte de Mama.
"OK, un wat soll ich jetz' für dich holen?", fragte ich.
"En Rölleken Zahnseide", sagte se.
Dank langjährigem, mentalen Training kann ich solche Situationen mittlerweile bewältigen.
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Donnerstag, 6. Mai 2010
Lifestyle 36 - Spike it up, Abrissbirne!
Ich war beim DM um mir "was für die Haare" zu kaufen. So'n Gel oder so zum Reinstrubbeln eben. Ich wollte da keine verdammte Wissenschaft draus machen. Quasi bei DM mal eben so "easy in, easy out". Da stand ich dann doof vor fünf Regalmetern Hairstyling-Produkten.
Fuck.
Die Skala für Härtegrade ist übrigens nach oben offen. So von Kalksandstein über Granit bis Diamant, drunter gibt's irgenwie leider nix. Dabei wollte ich wirklich nichts mit "FX", kein Ultra, kein Extrem, keinen Igel-Look, nichts Maximales, nichts Partyresistentes, Megastacheliges, Kompromissloses und schon gar nicht Urst-Nonplusultra-Styling bizarre mit mattierendem Effekt und UV-Schutz total für die "Strandmatte"!
Herrgott!
Ich irrte durch den Laden und fand nach drei Runden eine Drogeriefachverkäuferin, der ich mein Herz ausschüttete: "Hey, ich will doch mit meinen Haaren keine Häuser einreißen!"
Sie verstand.
"Nehmens'e dat!", sagte die Fachfrau und drückte mir ein taubenblaues Nivea Gel der Stufe 3 = Stark in die Hand.
Ich vermute, das Mittel der Wahl für das konservative Klientel.
Pffft!
Fuck.
Die Skala für Härtegrade ist übrigens nach oben offen. So von Kalksandstein über Granit bis Diamant, drunter gibt's irgenwie leider nix. Dabei wollte ich wirklich nichts mit "FX", kein Ultra, kein Extrem, keinen Igel-Look, nichts Maximales, nichts Partyresistentes, Megastacheliges, Kompromissloses und schon gar nicht Urst-Nonplusultra-Styling bizarre mit mattierendem Effekt und UV-Schutz total für die "Strandmatte"!
Herrgott!
Ich irrte durch den Laden und fand nach drei Runden eine Drogeriefachverkäuferin, der ich mein Herz ausschüttete: "Hey, ich will doch mit meinen Haaren keine Häuser einreißen!"
Sie verstand.
"Nehmens'e dat!", sagte die Fachfrau und drückte mir ein taubenblaues Nivea Gel der Stufe 3 = Stark in die Hand.
Ich vermute, das Mittel der Wahl für das konservative Klientel.
Pffft!
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Dienstag, 4. Mai 2010
Lifestyle 35 - Kleingruppenhaltung
In 42477 Radevormwald hat man einen Kaufpark mit stolzen 2.200 m² Verkaufsfläche gebaut und am 30.03.10 eröffnet, nachdem man den in die Jahre gekommenen EXTRA einfach plattgemacht hatte.
Der neue Laden ist ziemlich gut sortiert. Zum Vergleich bekommt man im Akzenta in Wuppertal-Barmen vier verschiedene Sorten der mexikanischen Gewürzspinne - sogar die Roten - im Kaufpark in Rade immerhin zwei Sorten, leider nur die Mittelscharfen.
Naja, ich schlenderte so umher und schubste meinen Riesen-Einkaufswagen durch die Regal-Canyons. Wer in seiner Kindheit mit 38 m²-EDEKAs groß geworden ist (z.B. Kaiserstr. 142), in denen man nur Körbchen bekam statt Wagen und aus Platzgründen nur Cornichons statt Schlangengurken gehandelt wurden, findet's hier auf der fast 60-fachen Fläche automatisch sowas von grandios weitläufig!
Ich kam am Eierstand vorbei: Und hey, ehrlich, da gab's alles! Vom schnöden holländischen KZ-Ei bis hin zum Bio-Fair-Trade-Ovoiden von natürlich freivögelnden Hühnern! Doch plötzlich blieb mein Blick an einem Sixpack "Eier aus Kleingruppenhaltung" hängen. Aufgedruckt war ein grinsendes, Tirolerhut tragendes Ei!
Kleingruppenhaltung!
Och!
Wie reizend!
Sofort hatte ich Bilder im Kopf von pittoresken Hühner-WGs - wie zu meiner Studentenzeit! So mit runden Tischchen, Kartenspiel, Musik und Tanz!
Gekauft!
Komisch, normalerweise kaufe ich gar keine Eier...
Zu Hause habe ich schnell festgestellt, dass ich auf einen Euphemismus, ein Schönfärbewort hereingefallen bin - Kleingruppenhaltung (Link) - diese Vögel!
Der neue Laden ist ziemlich gut sortiert. Zum Vergleich bekommt man im Akzenta in Wuppertal-Barmen vier verschiedene Sorten der mexikanischen Gewürzspinne - sogar die Roten - im Kaufpark in Rade immerhin zwei Sorten, leider nur die Mittelscharfen.
Naja, ich schlenderte so umher und schubste meinen Riesen-Einkaufswagen durch die Regal-Canyons. Wer in seiner Kindheit mit 38 m²-EDEKAs groß geworden ist (z.B. Kaiserstr. 142), in denen man nur Körbchen bekam statt Wagen und aus Platzgründen nur Cornichons statt Schlangengurken gehandelt wurden, findet's hier auf der fast 60-fachen Fläche automatisch sowas von grandios weitläufig!
Ich kam am Eierstand vorbei: Und hey, ehrlich, da gab's alles! Vom schnöden holländischen KZ-Ei bis hin zum Bio-Fair-Trade-Ovoiden von natürlich freivögelnden Hühnern! Doch plötzlich blieb mein Blick an einem Sixpack "Eier aus Kleingruppenhaltung" hängen. Aufgedruckt war ein grinsendes, Tirolerhut tragendes Ei!
Kleingruppenhaltung!
Och!
Wie reizend!
Sofort hatte ich Bilder im Kopf von pittoresken Hühner-WGs - wie zu meiner Studentenzeit! So mit runden Tischchen, Kartenspiel, Musik und Tanz!
Gekauft!
Komisch, normalerweise kaufe ich gar keine Eier...
Zu Hause habe ich schnell festgestellt, dass ich auf einen Euphemismus, ein Schönfärbewort hereingefallen bin - Kleingruppenhaltung (Link) - diese Vögel!
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WG
Montag, 3. Mai 2010
Unterwegs für den National Geographic, Teil 1
Eine ehemalige Kollegin, Petra, war in den späten 80ern mit einem National Geographic-Fotografen unterwegs in den Anden, um im Rahmen einer Reportage über von der Außenwelt völlig abgeschiedene Dörfer zu berichten.
Sie fuhren mit dem Jeep, bis es nicht mehr weiterging. Dann schulterten sie ihre nicht unerhebliche Ausrüstung und stiegen in der dünnen Luft bergan, einem Ziegen- oder Lamapfad entlang.
Die Sonne schien, es war warm, bald waren die Trinkflaschen leer. Der Pfad wand sich steil heran. Neben dem Pfand floss ein munteres Bächlein den Berg hinab, aber die beiden waren zu sehr Profi, als dass sie ihre Trinkflaschen an der Abwasserleitung ihres Zielortes aufgefüllt hätten.
Als die Sonne fast unterging, stolperten die beiden in das Dorf. Ein paar Ziegen liefen umher, die Hauptstraße war schmal und wurde von etwas windschiefen, bröckelnden, ehemals weiß gestrichenen Häusern flankiert, die entweder mit morschen Dachziegeln oder so etwas wie Reet gedeckt waren, den die Sonne silbergrau ausgeblichen hatte.
Petra wurde von elementaren Kräften nach vorne gezogen - Trinken! Sie stolperte voran, ließ den Fotografen hinter sich. Nach einigen hundert Metern gelangte sie an so etwas wie einen Laden, einen Ausschank vielleicht sogar! Hinter einem primitiven Tresen stand eine traditionell gekleidete Frau mit Hut und starrte sie an.
"Agua, porfavor", krächzte die Durstige.
Die Tresenfrau zauberte mit der Gewandheit eines Hütchenspielers ein Glas mit einer altbierbraunen Flüssigkeit hervor. Das Glas war sogar beschlagen! Petra kippte es auf ex! Köstliches Nass!
Sie bekam noch eins, die Tresenfrau strahlte zahnlückig und murmelte etwas Begeistertes.
[zu Teil 2]
Sie fuhren mit dem Jeep, bis es nicht mehr weiterging. Dann schulterten sie ihre nicht unerhebliche Ausrüstung und stiegen in der dünnen Luft bergan, einem Ziegen- oder Lamapfad entlang.
Die Sonne schien, es war warm, bald waren die Trinkflaschen leer. Der Pfad wand sich steil heran. Neben dem Pfand floss ein munteres Bächlein den Berg hinab, aber die beiden waren zu sehr Profi, als dass sie ihre Trinkflaschen an der Abwasserleitung ihres Zielortes aufgefüllt hätten.
Als die Sonne fast unterging, stolperten die beiden in das Dorf. Ein paar Ziegen liefen umher, die Hauptstraße war schmal und wurde von etwas windschiefen, bröckelnden, ehemals weiß gestrichenen Häusern flankiert, die entweder mit morschen Dachziegeln oder so etwas wie Reet gedeckt waren, den die Sonne silbergrau ausgeblichen hatte.
Petra wurde von elementaren Kräften nach vorne gezogen - Trinken! Sie stolperte voran, ließ den Fotografen hinter sich. Nach einigen hundert Metern gelangte sie an so etwas wie einen Laden, einen Ausschank vielleicht sogar! Hinter einem primitiven Tresen stand eine traditionell gekleidete Frau mit Hut und starrte sie an.
"Agua, porfavor", krächzte die Durstige.
Die Tresenfrau zauberte mit der Gewandheit eines Hütchenspielers ein Glas mit einer altbierbraunen Flüssigkeit hervor. Das Glas war sogar beschlagen! Petra kippte es auf ex! Köstliches Nass!
Sie bekam noch eins, die Tresenfrau strahlte zahnlückig und murmelte etwas Begeistertes.
Während Petra auch dieses Glas auf ex trank, tauchte keuchend der Fotograf auf.
"Wow! Du trinkst Chicha (Link)?", fragte er mit einem gewissen Gesichtsausdruck.
"Äh, ja, wieso...?"
[zu Teil 2]
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Sonntag, 2. Mai 2010
Lifestyle 34 - du Yuppie, ich nix!
Mitte der 90er war ich hochsommers in einer Kneipe in Wuppertal auf der Hochstraße. Es war eine jener Sommernächte, an denen es auch Mitternacht noch 22°C hatte. Ich stand mit einer Menge Leute auf dem Bürgersteig in der Nähe der offen stehenden Kneipentür und trank ein Pils, denn drinnen war es unerträglich heiß. Auf der wenig befahrenen Straße näherte sich rasch ein schreckliches Geräusch, das einem Ju 87 Sturzkampfbomber zum Verwechseln ähnelte. Wie sich herausstellte war es aber ein schwarzer Porsche mit Düsseldorfer Kennzeichen, der schlingernd und bremsenquietschend am rechten Bordstein vor der Kneipe zum Stehen kam. Heraus sprang ein Yuppie mit Blazer. Der hechtete ohne auch nur einen Augenblick inne zu halten in die Kneipe, drängte sich an den Tresen und verlangte ein Alt. Lässig warf er aus dem Handgelenk einen Fünfmarkschein hin, grunzte ein "Stimmt so" und hastete mit seinen 0,2 l Alt ("Kaltgetränk nach Art Bier") wieder nach draußen.
Alle dort starrten ihn an.
Der Yuppie leerte das Glas in einem Zug, warf das Glas, ohne vorher nachzusehen, hinter sich an die Hauswand, wo es zerschellte. Währenddessen sprang er schon in seinen Porsche und verschwand mit einem ultimativ lautstarken RÖÖÖÖHRRR!!!
Ich wusste in diesem Augenblick ganz intensiv: Wenn das Yuppie war, dann ich nix!!!
Heute hat der Vogel in meiner Erinnerung die Visage von Dieter Bohlen, was es noch ein wenig ekliger macht, das Ganze.
Alle dort starrten ihn an.
Der Yuppie leerte das Glas in einem Zug, warf das Glas, ohne vorher nachzusehen, hinter sich an die Hauswand, wo es zerschellte. Währenddessen sprang er schon in seinen Porsche und verschwand mit einem ultimativ lautstarken RÖÖÖÖHRRR!!!
Ich wusste in diesem Augenblick ganz intensiv: Wenn das Yuppie war, dann ich nix!!!
Heute hat der Vogel in meiner Erinnerung die Visage von Dieter Bohlen, was es noch ein wenig ekliger macht, das Ganze.
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