Samstag, 31. Dezember 2011

Queen Mom 11 - Sehnenscheidenentzündung

http://bit.ly/s1SO4h
Queen Mom hat ne Sehnenscheidenentzündung im rechten Handgelenk. Von der Pfeffermühle, wie sie behauptet. Ich habe keine Ahnung, wie man sich von drei Umdrehungen an der Pfeffermühle solches zuzieht, aber ich bin auch keine 84.
Muttern, die einen Großteil ihres Erwachsenenlebens darauf verwendet hatte, zu überlegen, wie sie die sie umgebenden Menschen für ihre Dienste verplanen konnte, hatte derweil Tante Waltraud eingespannt, ihr Salbe und Verbandswickel zu besorgen, T.W. hatte ihr den Kram aber noch nicht vorbei gebracht.
Top: Ich durfte die allwöchentlich stattfindenden Einkäufe alleine machen, was einen echten Turbo für das Shopping-Event bedeutete, wo Mom sonst allein schon 20 Minuten beim Obst rumgrofelte.
Aber weil ich so zügig wieder da war, hatte sie sich schon etwas für meine überschüssige Zeit überlegt.
"Jo! Et is noch keine halb Sieben. Gehse ma eben zu de Waltraud, hols mir de Salbe!", sachte se.
Ich zuckelte los. Unterwegs machte ich mir so meine Gedanken. De Tante würde de Mutter doch am selben Abend noch besuchen, warum musste ich dann noch zusätzlich gehen? Mit "soo nem Hals" kam ich bei T.W. an.
"Setz dich doch!", "Willste nen Tee?", "Plätzchen?", "Wie isset denn mit Chrissi?" etc., etc.
Mit dem Apothekentütchen an der Hand kehrte ich kaum 20 Minuten später um kurz vor Sieben wieder zur Mutter zurück.
"Aber de Tante kommt doch heute Abend zu dir, warum hasse mich eigentlich geschickt?", fragte ich.
"Ach, die kommt doch ers um viertel nach acht!"
Verstehe.


Mittwoch, 28. Dezember 2011

letztes Jahresend-Event

http://bit.ly/tS8Maq
Vor ein paar Tagen war es noch so...
Auf der Couch:
Sie: "Wo sind die Plätzchen hin, sie waren gerade noch da?!"
Ich: "Keine Ahnung. Vielleicht haben Ninjas sie gestohlen... äh, fette Ninjas?"

Schon naht das nächste und gottseidank letzte Jahresend-Event.

Hard fact: Silvester schreibt man mit 'i'. Mit 'i' wie Iris oder Ichthyodont (fossiler Fischzahn). Mit 'y' schreibt man es nur, wenn man mit Nachnamen Stallone heißt oder man alles daran setzt, einen kleinen, gelben Vogel mit Wasserkopf zu fressen.

Protipp: Trinkt vor dem Schlafengehen einen Liter stilles Wasser mit zwei Aspirin, deckt die Füße nicht zu, das sollte das Schlimmste verhindern.


Nachdem das geklärt ist, schreitet zur Tat, ihr Knallfrösche.
Macht gut rüber.



Die zwischen-den-Tagen-Zeit

http://bit.ly/tapoPj
Am 17.12.2011 starb der Geliebte Führer und große General Kim Jong-il, Held der Arbeit, Namenspate einer Knollenbegonie - der Kimjongilia. Anlässlich seines Todes wurde in Nordkorea eine 11-tägige Staatstrauer angeordnet, während der auch die Geschäfte geschlossen zu bleiben hatten. Machte aber nix, es gab ja eh nichts zu kaufen in nordkoreanischen Geschäften. Außerdem hatte der Nordkoreaner an sich nun mehr Zeit, als angemessenes Zeichen der großen Trauer, schluchzend, sabbernd und auf allen Vieren durch die Straßen Pjöngjangs zu kriechen. Ob die 200.000 armen Schweine in den Straflagern auch vor Trauer vergangen sind, ist anzuzweifeln.
Hoffentlich hatten die den Glassarg des Geliebten Führers transportierenden Staatskarossen im kapitalistischen Ausland gute Reifen besorgt, da der Trauerzug zur letzten Ruhestätte schließlich auf einem Fluss aus Tränen stattfand.
Fünf Tipps gegen Aquaplaning gibt es hier.

Aber auch ich schleppe mich durch die tristen Tage, wanke aus dem Bett ins Bad, krieche in mein Auto und fahre auf spärlich befahrenen Autobahnen zur Arbeit. Dann parke ich auf einem fast leeren Parkplatz und hocke in einem kaum bevölkerten Büro, in dem mal absolut tote Hose ist.
Wer früher gehen kann, verschwindet lautlos mit einem matten, fast entschuldigenden Lächeln.
Die Zurückgebliebenen schauen ständig auf ihre Uhren, seufzen und fressen Weihnachtsplätzchen, die irgendein Kollege im Büro verfüttert.
Die zwischen-den-Tagen-Zeit.

Falls von mir nichts mehr kommt dieses Jahr (wg. "Mattigkeit"): Guten Rutsch!


Donnerstag, 22. Dezember 2011

ru24 History 30 - Konfirmation (1981)

http://bit.ly/sTDzr0 
Ich war noch nie freiwillig in einem Gottesdienst.
Naja, Hans und Franz haben geheiratet in den letzten 20 Jahren, da bin ich dann quasi gezwungenermaßen hin. Die Predigten waren allesamt identisch, Stichwort: "Die Liebe ist dies, die Liebe ist das ... etc., etc." (Korinther 13, 4-8a usw.). "Wenn ich keine Liebe habe, so bin ich ein tönendes Erz geworden oder eine schallende Zimbel."
Sicher, sicher.

Und diverse Konfirmationen habe ich auch über mich ergehen lassen, erst die eigene, dann die von diversen Cousins meiner damaligen Freundin. Am schlimmsten war eine Konfirmation in Thüringen in einer extrem schummrig beleuchteten Kirche, ich glaube in Suhl. Der Pastor sprach des Dialekts halber für mich in fremden Zungen, es war dunkel, deswegen bin ich dann dauernd eingenickt, was allen außer mir sehr peinlich war...

Dann das Singen in Kirchen: Da prallen dann Lieder mit Texten und Melodien, die so zeitgemäß daherkommen wie die spanische Inquisition, auf meine wundervolle Ork-Singstimme: "Roo-Lro-Lroo-Lro---Loooroo!"

Selbst konfirmiert worden bin ich 1981 in Radevormwald bei Pastor Motte, der seine Predigten komplett mit der linken Hand in der Hosentasche bestritt. Motte bestand nicht einmal drauf, dass die Konfirmanden jeden Sonntag zum Gottesdienst gingen und so habe ich mir das natürlich komplett geklemmt. Selbst mit 14 hat man ja sonntags besseres zu tun. Eine Woche vor der Veranstaltung fuhren Queen Mom und mein 14-jähriges ich nach Remscheid. Mutter zwang mir einen braunen Cordanzug auf und das Thema war quasi sofort durch, vermutlich war er im Angebot. Widerstand war zwecklos. Argumentieren verschwendete Atemluft. Mutter ließ immer schon so gut mit sich reden wie die Borg des Star-Trek-Universums.
Am Tag der Konfirmation wusste ich nicht einmal, in welche der vier Kirchen meiner Heimatstadt ich gehen sollte. Meine Mutter wurde fast ohnmächtig, als sie mich dabei abfing, wie ich gerade Verwandte anrufen wollte, um zu fragen, in welcher Location das Event denn stattfinden solle.
Alle Konfirmanden trugen schwarze oder dunkelblaue Anzüge oder Kleider, nur ein einzelner Narr hatte einen braunen Cordanzug an. Helau! Das Konfirmationsfoto sollte ich echt mal nachreichen - Muahahaha!!!
Nach dem Einsacken der Kohle durch die damals noch überreichlich vorhandene Verwandtschaft (pro Umschlag ein 100 DM-Schein) war das Thema Kirche für mich dann völlig abgehakt (siehe auch: Link).
Der Höhepunkt des Fests: In der Gastwirtschaft, wo sich die einschlägigen Verwandten auf Kosten meiner Eltern zulaufen ließen, stand ein Pong-Automat (Link)! Hell yeah! Das rettete mir echt den Tag!

Jetzt wohne ich mit meiner Freundin in Wuppertal direkt an einem Friedhof, an dessen Ende, surprise, die "Friedhofskirche" steht, ein monumentaler Sakralbau (Link). Die haben quasi ständig Anlass, die Glocken zu läuten - vermutlich, weil sie es können. Aber dank der Moderne kann man jetzt wenigstens nachsehen, warum zur Hölle sie läuten: Online-Predigtplan (Link).
Wie cool!
Danke Moderne!


Mehr zum Thema: (Blogbeitrag), (Blogbeitag) und auf den Punkt gebracht: (Blogbeitrag).


Montag, 19. Dezember 2011

Bürogeplänkel 28: Die Blödheit der Vielen

http://bit.ly/vy7qW2 (Abb. zeigt nicht mich)
Der Autor James Surowiecki beschreibt in seinem Buch "Die Weisheit der Vielen: Warum Gruppen klüger sind als Einzelne" (Link) folgendes Experiment: Man läßt eine große Anzahl von Personen das Gewicht eines Stiers schätzen. Dann nimmt man alle Ergebnisse, ermittelt den Mittelwert der Schätzungen und: voilá! Das Ergebnis weicht nur ein paar Pfund vom tatschlichen Gewicht des Stiers ab!
Toll!
Leider klappt solches nicht immer und überall, vor allem nicht im Büro. Falls es die gebrauchten Geschirr- und Besteckteile überhaupt ins Innere der Spülmaschine schaffen, was schon fraglich genug ist, sieht das Innere der Spülmaschine aus, als sei sie von blinden Grobmotorikern bestückt worden: Teller quer rein oder gleich auf die Tassen legen, Glas zu den Tellern stecken, Tasse mit der Öffnung nach oben reinstellen, alles Besteck nur in die Besteckfächer ganz vorne quetschen. Oder am besten den Scheiß gleich ins Spülbecken kippen und vergessen.
Empirisch ergibt das folgende Formel:

IQ der Vielen im Büro = ((Summe der IQs)/Summe Mitarbeiter)/W = blöd
[W (Wochentag) = Mo: 2,5; Di: 2,2; Mi: 1,8; Do: 2,2; Fr: 2,5]

Die Blödheit der Vielen.

 
P.S.: Die GANZE schreckliche Wahrheit über Hygiene im Büro: Blogbeitrag.

Samstag, 17. Dezember 2011

ru24 Mysterium 8: Wunder der Vorweihnachtszeit

http://bit.ly/s8Q4nm
Beim Anziehen am heutigen 4. Advent zog ich mir gewohnheitsmäßig meine linke Socke zuerst an. Leider schaute der große Zeh durch ein Loch in der Socke. Ich zog die Socke wieder aus, wohlwissend, dass, wenn ich die Socke mit einem rechten Loch stattdessen über den rechten Fuß ziehe, dass das Problem damit elegant gebannt sein würde. Gedacht, getan. Doch: Grundgütiger! Der große Zeh schaute noch immer heraus! Ein Rätsel! Plan B: Die Socke auf links ziehen! Haha! Es wäre doch gelacht... Der Zeh lugte noch immer hervor, was mathematisch nun wirklich völlig unmöglich war!
Ich stutzte, hielt inne.
Hatte sich nicht gerade vor meinen Augen ein vorweihnachtliches Wunder ereignet?
War ich nicht gerade in diesem allerprofansten Moment Zeuge des Wunders der Vorweihnachtszeit geworden?
Wunder schafft die Weihnachtszeit.
Vor dem Dorf, darin verschneit
jeder Hof und jedes Haus,
Vogelbeerbaum, Nacht für Nacht
hundert Lichtlein trägt, entfacht,
die da leuchten weit hinaus.
Achtet seiner Herrlichkeit
niemand auch im Wintergraus,
bläst der Wind doch keins ihm aus,
alle strahlen dicht gereiht -
Wunder schafft die Weihnachtszeit.

(Martin Greif, 1839 - 1911)
Meine Güte!


Mehr "Wunder der Vorweihnachtszeit": hier.


Montag, 12. Dezember 2011

ru24 History 29 - Meisenknödel-Abrechnung (1973)

http://bit.ly/vM9b9X
Es war 1973. Mein Freund Frank aus der Nachbarschaft spielte mit mir bei uns, er war acht, ich war sechs. Ein Berg LEGO war nach gauss'scher Normalverteilung im Kinderzimmer ausgebreitet.
Mein Vater war ins Industriegebiet gefahren und wieder zurückgekommen, er hatte Streusalz geholt und ein Großgebinde Meisenknödel für Tante Waltraud.
Wir Kinder nutzten den langen Flur, um unsere LEGO-Autos fahren zu lassen, als Tante Waltraud auftauchte, um das Vogelfutter abzuholen.
"Wir müssen noch abrechnen", sagte sie zu meiner Mutter.
Freund Frank schaute bleichesten Antlitzes auf meine Mutter, dann auf meine Tante, übergangslos sprang er wie von der Tarantel gestochen auf, zerrte an der Haustür und verschwand ohne Jacke mit wehendem Haar in der Dunkelheit.
Das war alles sehr rätselhaft!
Einige Minuten später schellte das Telefon, Franks Mutter war dran, der Junge sei kaum zu beruhigen gewesen...
Nach einigen Hin und Her klärte es sich.
Frank hatte einfach zu viele Western gesehen. Wenn da Hank zu Wyatt sagte "Jetzt rechnen wir ab!", kam es immer sofort darauf zu einer tödlichen Schießerei...
Eine Mexikanische Posaune setzt ein, spielt eine getragene Melodie. Auntie "Calamity" Waltraud läßt die Meisenknödel in den Staub fallen, wirf ihren Poncho zurück, damit ihre Schusshand nicht behindert wird. Queen "Rattlesnake" Mom, spuckt ihren Zigarillo aus. Kalte blaue Augen fixieren sich unter großkrempigen Hüten, der Eine schwarz, der Andere weiß. Ein humorloses Lächeln umspielt Queen Moms Lippen. Auntie lockert ihre Schusshand. Ein Skorpion quert hastig die Straße. Schweiß rinnt von Stirnen. Ein 100 m entfernter Sargtischler fängt nach Augenmaß an, eine neue Kiste zusammenzuzimmern. Ein Busch rollt vorbei. Dann fallen plötzlich fast gleichzeitig zwei Schüsse.
Die große Meisenknödel-Abrechnung.

Queen Mom 10 - TV

http://bit.ly/uW8uyn
Es ist 1987.
Ich komme in die Küche der von mir bewohnten elterlichen Wohnung. Queen Mom sitzt an ihrem Platz am Küchentisch und studiert eine Fernsehzeitung. Ich trinke ein Glas Milch und lümmele mich in der Ecke herum.
»Heute Abend kommt wieder Mi-Ami Wick«, sagt Queen Mom.
»Wt?«, frage ich. Ich bin 20 und habe gerade eine minimalistische Phase.
»Mi-Ami Wi-hi-ck«, betont meine Mutter überdeutlich.
»?«, frage ich, gehe herüber, schaue mit schief gelegtem Kopf in die vor ihr liegende Zeitung, gespannt, was heute Abend wohl angeblich laufen solle. Es ist Dienstag und auf dem Ersten kommt um 21.45 Uhr ›Miami Vice‹!
Ich platze fast vor Lachen.
Queen Mom ist not amused. Sie nimmt ihre Lesebrille, setzt sie auf.
»Ich hatte ja auch keine Brille auf«, sagt sie äußerst würdevoll.
Sicher, sicher.

Freitag, 9. Dezember 2011

@work 4 - Tuning

http://bit.ly/rpKkZH
Telefon schellt.
Ein Kunde (K).

K: „Entschuldigen Sie, dass ich Sie belästige!“
H: „Ich arbeite hier beruflich! Was kann ich für Sie tun?“
K: „Es ist was mit dem Drucker!“
[Aha.]
H: „Was ist es denn für ein Modell?“
K: „Woher soll ich das denn wissen?“
H: „Es steht groß auf dem Gehäuse.“
K: „Ah, Moment mal…“, *raschelraschel*, „es ist ein großer Drucker!“
[Soso.]
H: „Ah, sehr gut! Und was für ein Modell?“
K: „Na, Sie stellen ja Fragen!“
H: „Ja, beruflich, schon, um zu erfahren, worum es geht!“
[*raschelraschel*]
K: „Na, hier steht es ja: C920“
H: „Was macht er denn?“
K: „Er druckt schlecht.“
H: „Haben Sie die Verbrauchsmaterialien mal ausgetauscht?“
K: „Sie meinen die Tuner?“ [sprich: Tjuner]
H: „… Äh, ja. Die Toner...“
K: „Ich habe Magneta und Chayenne ausgetauscht.“
[Magneta - war die nicht früher bei ABBA?- Muahahaha!]
[Und Cayenne - das ist doch was von Porsche! - Toll!]
[Meiner Treu!]
H: „Soo. Ich wähle mich mal per Fernwartung auf den Drucker auf.“
K: „Sowas können Sie?“
H: „Ja. … Ich sehe, dass die Toner in Ordnung sind, aber alle farbigen Fotoleiter sind komplett leer.“
K: "Das kann nicht sein! Ich habe die Tuner doch gerade ausgetauscht!"
H: "Der Drucker hat Toner-Kartuschen UND Fotoleiter, die hängen schräg unterhalb der Toner!"
K: "Die haben wir ja noch nie getauscht!"
[Surprise!]
H: "Ja, eben, deswegen druckt er schlecht!"
K: "Die sind bestimmt teuer. Ich möchte lieber einen Techniker!"
[*seufz*]

Persönliche Notiz: Nur noch 23 Jahre bis zur Rente.


Dienstag, 6. Dezember 2011

Mädchensorgen

http://bit.ly/sbjiwz
Es gibt aufsehenerregende physikalische und biologische Vorgänge, die sich ausschließlich in Haushalten mit weiblichen Haushaltsvorstand ereignen.
 
1) Sofortverstopfung (instantane Obstruktion)
Ich hatte mal eine Freundin, bei der hätte sich der Abfluss quasi instantan verstopft, wenn man nur ein einziges Mal brockiges Spülwasser abgelassen hätte, ohne dieses erbärmliche Zusatz-Gitterdings aus dem 1,00-Euro-Laden zu benutzen. Einmal ließ ich das Teil in der Wohnung der Freundin beim Spülwasserablassen weg, weil – hey! – Wasser läuft um so vieles besser ab, wenn man das Ding einfach neben die Spüle legt! Aber klar – sofort war Deutschland in Not!
*Kreisch!!!* »Du verstopfst den Abfluss!!!«
»Nein. Du verstopft den Abfluss mit dem Kackteil, ich habe ihn nur befreit«, hätte ich gerne gesagt. Aber nassforsch kann man kreischenden Damen ja schon mal gar nicht kommen, wenn man noch was vom Wochenende haben möchte.
»Ich zahle dir die Klempnerrechnung«, sagte ich ruhig. Es folgte ein unerquicklicher Dialog, der hier nicht wiedergegeben werden soll. In Teilen ging es um eine notariell beglaubigte Klempnerrechnungs-Blanko-Übernahme-Bestätigung.
Gottogott!
Max Goldt würde das jetzt als "Mädchensorge" bezeichnen.
Ich finde, es geht nichts darüber, dass wenn das Spülwasser mal wieder ganz besonders stückig ist, beim Ablaufen lassen den Finger im Abfluss zu rotieren, bis das Gebrocke durch die sechs Löcher ist. :)

2) Sofortschimmel (instantaner Fungus)
Männer legen gerne schon einmal feuchte Kleidungsstücke in die Waschmaschine, schalten diese aber erst später an. Doch dabei unterschätzen sie die größte Gefahr für feuchte Wäschestücke: Instantanen Fungus, der natürliche Feind des weiblichen Haushaltsvorstands. Und Gott behüte, man läßt eine fertig gelaufene Waschmaschine über Nacht unaufgehangen stehen! Was dann passieren würde, dagegen sind die Vorhersagen zum Ende des Maya-Kalenders nur ein Scherz!
Sicher, sicher.
Männer trocknen Wäsche ohnehin grundsätzlich "falsch". Am Standwäschetrockner hängen sie ihre Kledage nur über einen Draht! So kommt man nämlich prima mit einem Standwäschetrockner aus. Aber das ist natürlich großer Mist! Aus Sicht der Frau muss man Kleidung zum Trocknen immer über zwei Drähte gleichzeitig hängen. Damit trocknet Wäsche ca. 17 % schneller. Dieses Verfahren verballert aber auf jeden Fall immer 176 % der Kapazität eines Standwäschetrockners. Dort nicht mehr aufhängbare Kledage muss dann auch noch über Stühlen und Heizkörpern in der ganzen Wohnung ausgebreitet werden. Hauptsache, es sieht aus wie in einem Flüchtlingslager.
Aber was tut man nicht alles, damit es nicht schimmelt und Wäsche schon am übernächsten Tag um 14:30 Uhr trocken ist (wenn man noch im Büro ist) und nicht erst um 18.00 Uhr (wenn man nach Hause kommt).

Montag, 5. Dezember 2011

Kurz nach dem Krieg auf deutschen Weihnachtsmärkten

http://bit.ly/sSqLwa
Heute ist der 05.12. und ich wurde von sanfter Hand schon auf fünf Weihnachtsmärkte mitgeschleift. Vor Ort habe ich mir die Hacken nach so etwas "Vernünftigem" wie "Knolli mit Kräuterquark" wundgelaufen und was ich fand, waren allesamt Nahrungsmittel, nach deren Verzehr ich definitv keinen Lip-Gloss mehr benötigte: Schwimmend in Fett frittierte Reibeplätzchen mit Rübenkraut (die das Pappschälchen komplett durchweichen), Räuberfleisch, XXL-Riesenkrakauer im Brötchen, Holländische Pommes mit gelber Mayo, Belgische Waffeln mit Puderzucker und Kirschen und Sahne, Poffertjes, Crêpes mit Nutella, gebrannte Mandeln und selbstredend Eierflip, Glühwein mit Schuss, Feuerzangenbowle.
Alles nach dem (bergischen) Motto: "Hauptsache, et kommt Glanz an den Köttel!"

Nach dem dritten Glühwein ist die Hemmschwelle für eine 1.500 Kilokalorienbombe nur noch bei 12 % und wenn alle mitziehen, tja, ja dann los! Nach der XXL-Riesenkrakauer einen Kurzen für die Verdauung, dann könnte man eigentlich mal was Süßes...

Natürlich ist nach den Kriegsjahren, in denen es gar nichts gab, außer schimmelfleckigen Rüben, ein bisschen Völlerei angesagt. Nur doof, dass der Krieg schon 66 Jahre her ist und wir allesamt nicht mehr wirklich ausgemergelt sind.
Also, ich bin da eher der eingemergelte Typ.
(Ist das Gegenteil von ausgemergelt wirklich eingemergelt?)

Leute, Leute, Leute!
Das Nahrungsangebot auf Weihnachtsmärkten ist weit jenseits von "zeitgemäß"!
Letztes Jahr fürchteten alle noch Terroranschläge auf Weihnachtsmärkte, aber wir machen uns den Fress-Terror mit den Kilokalorienbomben schön selbst.
Es wird Tote geben.

Doch: Es ist wirklich möglich, sich auf Weihnachtsmärkten vernünftig zu ernähren.
Wenn man sich Schnittchen mit Gurke mitbringt.

Donnerstag, 1. Dezember 2011

Bürogeplänkel 27 - Tsching, tsching, tsching!

http://bit.ly/u9IKVK
Im Büro wurde jetzt ein Weihnachtsbaum aufgestellt. Das Problem des Schmückens wurde elegant an unsere Raumpflegerin delegiert. Die ächzte und stöhnte bei der Baumdeko herum wie bei einer Wurzelbehandlung, doch das Ergebnis konnte sich sehen lassen: ein geschmückter Christbaum.
"Sieht scheiße aus!", kommentierte eine Kollegin.
"Hä?", fragte ich.
Aber was weiß ich schon?
"Na, die alten Kugeln! Der Baum sieht doch jedes Jahr gleich aus!", geiferte sie.
Ach so!
Früher nannte man so etwas "Tradition".
Früher, da wurde der Baumschmuck noch an die nachfolgenden Generationen vererbt.
Früher wurde das Lametta abgehangen und gebügelt für das nächste Jahr aufbewahrt, naja...
Früher hatten wir einen Kaiser.
Heute hält die Chefdekorateurin des Haushalts des dritten Jahrtausends vermutlich 75 verschiedene Kugeltypen bereit (in drei Größen, in den Farben rot, blau, weiß, gold und silber, jede Farbe in glänzend, mattiert, semitransparent, transparent und "perlmutt").
Und man sollte natürlich nicht die Augen vor den Anregungen aus der neuen Brigitte verschließen, die vielleicht vermeldet: Kugeln sind "out", gefrostete Zapfen sind "in". Oder quergestreifte Blech-Gnus mit Svarovski-Krone.
Natürlich.
Mattgepaukt von des Tages Knechtungen kehrte ich heim. Mein Herzblatt bat mich nach dem Essen, ihr die Weihnachtsdeko-Kiste von oben aus dem Schrank zu holen. Als sie die Kiste öffnete - Whoah!!! Ein Blick in den Koffer aus Pulp Fiction wäre ein Dreck dagegen gewesen!
"Wir brauchen also nie wieder Baumschmuck kaufen!", sabberte ich begeistert. Hurra! Thema durch!
"Och, Quatsch!", kam es von ihr entrüstet.
...
Ich habe verstanden.


Freitag, 18. November 2011

Alles gut

http://bit.ly/tB7YG7
Sicherlich kennt das jeder: Man geht an einem Samstagnachmittag »zwischendurch nur mal eben zum Penny«. Man hat versehentlich einen Dreitagebart, trägt ein knittriges T-Shirt mit der Aufschrift »Aliens ate my brain«. Und vor allem hat man olivgrüne Crocs an den unbesockten Füßen, ist ja kein Staatsempfang. Zugegeben, ein etwas brachialer »casual wear«. Aber man ist ja mal wieder Single. Eigentlich will man »nur mal eben« Klopapier kaufen, da sagt eine Stimme hinter einem »Henning?« Nun ja, das ist dann der Olaf oder die Silke (mit denen man auf dem »Gymmi« oder auf der »Real« war). Man plauscht ein wenig im Sinne von »Wohnst du auch noch hier?« - »Äh. Ja, aber fast wäre ich mal weggezogen, nach Hückeswagen!«, dann geht man etwas steifbeinig auseinander, ein Riesengebinde Recycling-Toilettenpapier unter dem Arm. Beide sind in diesem Augenblick froh, dass sie sich im Gegensatz zu ihrem Gegenüber gut gehalten haben.
Was bei diesen Situationen bislang immer blieb, war das Gefühl, weit hinter seinen Teenagerplänen für das Leben als Erwachsener zurückgeblieben zu sein.
Tyler Durden alias Brad Pitt faßt das im Film Fight Club elegant zusammen:
»(...) Wir wurden durch das Fernsehen aufgezogen in dem Glauben das wir alle irgendwann mal Milionäre werden, Filmgötter, Rockstars. Werden wir aber nicht! Und das wird uns langsam klar. (...).«
Aber manchmal...
Gestern Abend war ich mit Queen Mom Einkäufe machen. Natürlich im Penny. Dort lief mir Peter über den Weg. Peter von »damals«. Wir hatten als Jugendliche etliche Hansa-Pils auf unser Wohl erbrochen.
Mea culpa! Ist länger her, so 1985.
Er stellte die gefürchtete Frage: »Un, wie isset?«
»Äh... Ich wohne jetzt in Wuppertal, bin mit meiner Freundin zusammengezogen - ist super, Job ist OK, alles ist gut." Ich war selbst überrascht, es war wirklich alles gut!
Peter konterte weise: »Ja, Mann, wir sind jetzt erwachsen. Irgendwann sollte auch mal alles gut sein!«
Ja, tatsächlich.
Meine Güte.
Und fast hätte ich es verpasst!


Sonntag, 13. November 2011

ru24 History 28 - Wer Banknoten nachmacht (1976)

http://bit.ly/vGrrmo
In den 70ern haben sich meine Eltern jeden Krimi im Fernsehn angesehen. Und natürlich Aktenzeichen XY ... ungelöst (Blogbeitrag). Ich habe da so einiges mitbekommen, habe Kriminalität also direkt von der Pike auf gelernt. Besonders angetan hatte es mir Falschgeld und Falschmünzerei, denn ich wusste, seit ich lesen konnte: "Wer Banknoten nachmacht oder verfälscht, oder nachgemachte oder verfälschte sich verschafft und in Verkehr bringt, wird mit Freiheitsstrafe nicht unter zwei Jahren bestraft." So stand es nämlich auf den damaligen DM-Scheinen.
Das Ganze schien sich also zu lohnen...
Es war 1976, ich war neun und ich begann zu planen. Das Problem waren die Prägestempel der Münzen oder die Druckstöcke für die Scheine, ganz zu schweigen von dem Spezialpapier!
Damals gab et ja nix!
Münzen selber gießen kam nicht infrage. Das Set "Zinngießen in Formsand" sollte ich erst in den frühen 80ern bekommen, und egal, wie viel Mühe ich mir geben würde, das Ergebnis würde immer indiskutabel sein! Und die Sorgen, die ich mir nach dem Ausräumen der Kaugummiautomaten mit Metallscheiben gemacht hatte, wollte ich auch nicht noch einmal durchleben (Blogbeitrag)!
Scheine selber drucken, püh! Wie denn? Und Yps No. 6 mit dem Gimmick "Die Geld-Zauber-Maschine" war nur ein Trick gewesen. Ich studierte bei Oma stundenlang Geldscheine mit ihrer beleuchtbaren Lese-Lupe, die hatte zwei Mignon-Zellen von Daimon im Griff. Ich machte mir Notizen. Aber diese Geldscheine hatten so viele Details! Ich scheiterte schon an der Frakturschrift, in der das Wort "Banknote" geschrieben war. Selber malen kam also auch nicht infrage! Und Farbkopien waren absolute Science Fiction. Gerüchteweise hatte die NASA einen Farbkopierer.
Es war also ohne Alternative: Ich überredete meinen Vater, mir im Büro einen Geldschein zu photokopieren (damals noch mit ph). Papa hatte allerlei Einwände. Er kannte seinen Sohn. Aber da Kinder über unbegrenzte Energie-Ressourcen verfügen, Eltern hingegen nicht, knickte er schon nach wenigen Stunden Dauerbombarements meinerseits ein - er würde es tun!
Muahahaha!!!
Am Tag drauf kam mein Vater zurück, er hatte einen Zwanziger kopiert.
Schwarzweiss.
Die Vorderseite.
Ich verschwand in meinem Zimmer, klappte die Buntstifte auf. Waldgrün war zu dunkel, Lindgrün zu hell. Aber ein kriminelles Genie gibt sich so schnell nicht geschlagen! Ich mischte beide Farben so gut es ging auf dem Schein, fügte gelb hinzu. Leider verschwanden die Details unter den Farbschichten, ich musste also doch nachzeichnen. An diesem Tag wurde ich nicht mehr fertig. Am nächsten Tag war es soweit, ich holte die Küchenschere, Schnitt das Werk aus. Nicht übel! Aber das Papier war nicht wie das einer Banknote. Ich besserte nach mit allerlei Sprays, die ich im elterlichen Bad fand. Der Schein roch arg streng. Und die Rückseite war leer, aber es würde gehen.
Ich schnürte zum nahen Kiosk, legte eine Tüte Bonitos, einen Lecker-Schmecker und ein Brauner Bär-Eis auf den Tresen und kramte höchst unauffällig meinen 20er heraus.
Der Kioskbesitzer nahm den Schein.
Ich schaute ihm in die Augen.
Er schaute zurück
So ging das eine Weile.
Dann kramte ich ein paar Münzen hervor.
Er gab mir mein Wechselgeld und den einseitigen 20er zurück.
Ich zog von dannen.
Pech: Ausgerechnet an diesem Tag war ich an einen Falschgeldspezialisten, vermutlich einen ehemaligen BKA-Mann geraten!

@work 3 - Blägg Boggsch

http://bit.ly/t4bCJq
Bei der Arbeit, mein Telefon schellt. Ich sage mein Sprüchlein auf, es meldet sich eine Dame.
"Gude Dag! Isch habb e Problem mid de Blägg Boggsch!"
Das würde wieder interessant werden.
"Sie sind mit dem Flugzeug abgestürzt und können Ihren Flugschreiber nicht finden?", fragte ich, nachdem ich mich rückversichert hatte, dass keine Vorgesetzten in der Nähe waren.
"Haha! Nee!", freute sich die Frau.
"Ah!", sagte ich. Das grenzte die jetzt noch offenen Möglichkeiten ja ziemlich ein... Keinen Schimmer.
"Sie meinen das EC-CASH an der Kasse?"
"Nee!", sagte die Frau, "Ned desch Kischterl!"
"Da bleiben ja nur noch ein paar Kischterln übrig. Ich weiß jetzt wirklich nicht, was Sie mit Black Box meinen!", sagte ich.
"Na, die anne Kabbeln, inne Büro!"
Mein Schweigen war ihr Ansporn, sie rang um Worte.
"Na, de Schwazze, die mer jedde Dag dausche dun!"
Es dämmerte mir.
"Ach! Sie meinen Ihre USB-Wechselfestplatte!"
"Ah, jo!", freute sie sich, "Ei, mer nenne die imma Blägg Boggsch!"
"Sehr kreativ!", log ich.

Persönliche Notiz: Nur noch 23 Jahre bis zur Rente.

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Freitag, 11. November 2011

Ich sag nur: Ostbahnhof!

http://bit.ly/uz42k1
Bahnreisen kann, um eine Redewendung von Max Goldt zu bemühen, ein "Jumbo-Pläsir" sein.
Wenn einem Fortuna hold ist. (Gemeint ist jetzt die römische Glücks- und Schicksalsgöttin und nicht irgendein Fussball-Quatsch.)
Im Herbst 1999 zum Ende der NRW-Herbstferien hatte ich einen damaligen Freund in Berlin besucht und war nun auf der Heimreise in Richtung Wuppertal.
Ich bin beim Bahnfahren kein Danger-Freak. Ich hatte also eine Fahrkarte mit Sitzplatzreservierung. Und da das nicht meine erste Bahnfahrt von Berlin nach Wuppertal zurück war, stieg Schweinchen Schlau am Ostbahnhof ein. Mit mir zusammen waren noch etwa 15 weitere Reisende im gesamten Zug. Ich tappte durch den leeren Wagen, suchte und fand anhand der Platznummerierung, die auch nach Jahren noch so wirkt, als sei sie von Geistesgestörten ausgewürfelt worden, meinen Sitzplatz, verstaute meinen Kram, holte mein Buch und meine Wasserflasche heraus und fing an zu lesen. Währenddessen lief der ICE in Berlin Zoo ein. Auf diesem Bahnsteig ging es zu wie in Kalkutta zur Rush-Hour, er war ein Vorhof der Hölle. Alles war schwarz vor Menschen, sofort schmierten quietschend einige Gesichter an den Scheiben vorbei und hinterließen hässliche Streifen - die Herren fettige, die Damen bunte. Der Zug wurde von den Andrängenden etwas eingedrückt. Als sich die Türen öffneten, quollen die Heimreisenden sofort wie eine biblische Plage in das gerade noch so stille Reisegefährt.
Staunend legte ich mein Buch zur Seite.
Da die Bahn ja nicht dazu in der Lage ist, die Sache mit der Sitzplatznummerierung für menschliche Gehirne nachvollziehbar hinzukriegen, stiegen nun statistisch gesehen 50% der Hereinströmenden auf der falschen Seite des Waggons ein. Menschen mit riesigen Gepäckstücken, Paketen, Kindern, Hunden brachen sich unter großen Tosen und Lärmen bahn. Gepäckbeladenes Pressfleisch quetschte sich ächzend durch den 63,6 cm breiten Mittelgang, überbreite Rollkoffer scheuerten die Sitzreihen entlang. Taschen bollerten an die Ärmel, Schultern, Köpfe der Sitzenden. Kinder schrien, Hunde bellten. Rufe wurden laut. In der Mitte des Wagens trafen sich die ersten direkten Kontrahenten, die aneinander vorbei wollten, aber nicht konnten.
Hinter ihnen stockte die zuckelnde Menschenkette überhitzter Beladener.
Der Zug war seit längerem angefahren.
Ich hatte mein Buch nicht wieder aufgenommen, sondern starrte auf die Szenen, die sich mir boten. Es war wie Loriots Flugzeug-Sketch auf Droge.
Erstes Kinderweinen machte darauf aufmerksam, dass bei der Stampede beim Besteigen des Zuges Kinder von ihren Familien getrennt worden waren - schrecklich! Am schlimmsten trifft es ja immer die Kinder!
Ein Organisationstalent fing an, Gepäckstücke über Kopf von Mann zu Mann durch den Mittelgang schaffen zu lassen, auf die Art wurden einige Koffer und Taschen von einem Teil des Wagens in den anderen verfrachtet und umgekehrt, was half, zuletzt reichte man das weinende Kind weiter, eine Art juveniles Stage Diving. Die Familienzusammenführung war tränenreich und anrührend.
Eigentlich hätte man nun auch den DB-Schaffner durchreichen können!
Jemand kam auf die Idee, die kläffende Teppich-Hupe vom falschen Ende ebenso zu ihrem Herrchen zu verschaffen. Das klappte gar nicht. Vom Geräusch her klang schon der Versuch, das Vieh hochzuheben, als habe ein Werwolf einen epileptischen Anfall, dann Schluckauf.

Langsam, ganz langsam diffundierten die beiden gegensätzlichen Strömungen aneinander vorbei, jeder Schritt eine Balance- und Kraftakt.
Erst als der Zug Hannover erreichte, saßen alle auf ihren Plätzen und ich konnte endlich zu meinem Buch greifen.

Ich sag nur: Ostbahnhof!

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P.S.: Hier noch ein kleiner aber wichtiger Ratgeber zum Bahnfahren: Blogbeitrag

Donnerstag, 3. November 2011

In english, please

http://bit.ly/rR6Rk0
Manchmal fällt mir ein englisches Wort ein, von dem ich gar nicht weiß, was es bedeutet. Irgendwann, wenn ich es nicht mehr aushalten kann, schaue ich dann in einem Onlinelexikon nach und später vergesse ich das Ganze wieder.
Irgendwann in den letzten Tagen fiel mir "pasewalk" ein. Boardwalk kennt man ja hierzulande von dem Lied "Under the boardwalk". Oder "catwalk" ist ja allerspätestens seit dem debilen GNTM-Zickenterror bekannt. Aber pasewalk? Ich schaute bei dict.cc, hier bekam ich den Vorschlag, ob ich vielleicht "Cakewalk" oder "Paselacken" meinte? Haha! Ich weiß solche Vorschläge ja zu schätzen! Paselacken! (Link) *kicher* Als ich dort nicht fündig wurde, ging ich zu urbandictionary. Auch Fehlanzeige.
Dann traf es mich wie ein Schlag!
Mit pasewalk verhält es sich genau so wie mit brathering (das man gerne mit gathering und dithering in eine Reihe stellen möchte)!
Dann war alles ganz einfach!
Pasewalk ist eine Stadt in Meck-Pomm mit rund 11.000 Einwohnern (Link).
Und Bratheringe sind ein einfaches Gericht der deutschen Küche aus gebratenen, marinierten Heringen (Link).

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Mittwoch, 2. November 2011

ru24 History 27/Automobiles 15: Eine wichtige Lektion (1986)

http://bit.ly/uGS65N
Anno 1986 schrieb ich etwa acht Bewerbungen, um eine Lehrstelle zu bekommen.
Ich bekam eine.
Heute werden alle sagen: "BOAH!!! NUR ACHT???"
Leute, Leute, Leute!
Ich sag nur "2-8-0": Schreibt mal im Zweifingersuchsystem acht Bewerbungen auf einer mechanischen Schreibmaschine mit Zero Tolerance. Wenn ihr einen Tippfehler in Zeile 30, 20 oder zehn macht, heißt es: Neu machen, Trottel! Also, um es mal so auszudrücken: Wenn man den Aufwand hochrechnet, dann waren das so ganz circa 113,4 heutiger PC-Bewerbungen.
OK, also, ich bekam eine kaufmännische Lehrstelle bei einem Ford-Händler.
Cool war: Schon ein halbes Jahr später fuhr ich einen gebrauchten, haselbraunmetallicfarbenen Opel Kadett D.
Nicht so cool war: die Lehrstelle.
Meine Pausen verbrachte ich im Pausenraum zusammen mit den rustikalen Gesellen aus der Schrauberwerkstatt.
Das macht hart, glaubt mir.
Eines Tages teilte ich ihnen eine Beobachtung mit: "Jungs. Keiner von euch fährt Ford. Alles Opel und Japaner. Wie kommt das eigentlich?"
"Komm mit!!!", brüllte einer.
Die verölten Gestalten und ich sprangen auf wie ein Mann, Butterbrotdosen voller Graubrot-mit-Bierwurst-Stullen schlitterten zur Seite, Kaffee mit Fettaugen schwappte, wir hasteten die Treppe hinauf in die Halle.
Auf einer noch nicht hochgefahrenen Hebebühne stand ein recht neuer Ford Escort Baujahr 1985.
"Mach ma de Fahrertür auf un zu!", befahl einer der Schrauber.
Ich tat wie mir geheißen.
Tür auf.
Tür zu.
Die Gesellen blickten mich triumphierend an.
Einer drückte einen Knopf, der Wagen fuhr auf der Hebebühne genau so weit in die Höhe, dass die Räder so gerade den Boden nicht mehr berührten.
"So. Getz nochma!", sagte er.
Die Tür war wie verschlossen.
Der Schrauber nickte im Triumph.
"Pass ma auf! Ne Karre, die sich so verzieht, die fahren wir nich, klar?"
Thema durch.
Tage danach fuhr ich zu Opel und schaute dort auf den Angestellten-Parkplatz.
Bei Opel fuhren sie Ford, Japaner und BMW.
Aha!

Wenn man sich mit etwas sehr gut auskennt, dann kennt man damit auch all seine Fehler. Allerlei konkurrierende Produkte, über die man weniger weiß, müssen demzufolge besser sein, als dieser Schrott.
Ein Trugschluß.
Elegant zusammengeschnurrt lautet das: Woanders ist auch scheiße*.

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*) Das ist universell anwendbar auf nahezu ALLES: Hardware, Software, soziale Netzwerke, Jobs, Baumärkte, Krankenkassen etc., etc. - und manche sagen, sogar auf Beziehungen.

Dienstag, 1. November 2011

Schallplattensammlung

http://bit.ly/uTg3qG
Irgend etwas war mir (ca. 2005) im Wohnzimmer heruntergefallen, ich ließ mich auf die Knie herab um es aufzuheben, da fiel mein Blick auf meine LP-Sammlung.
Hey!
Meine LPs!
Das Heruntergefallene, Abtrünnige war vergessen. LPs! So viele Erinnerungen! Dire Straits - Love over Gold (1982) mit dem 14-Minuten-Stück "Telegraph Road" - hach! Propaganda - A Secret Wish (1985) mit den Hits Duel, Dr. Mabuse und p:Machinery - meine Güte! Jean Michel Jarre - The Concerts in China (1985), toll! ZZ Top - Tres Hombres (1973). Kraftwerk - Autobahn (1974), wie cool! INXS - Kick (1987) mit New Sensation. Electric Light Orchestra - Discovery (1979) ...
Ich verlor mich etwas, dachte an die Orte, an denen ich die Musik gehört hatte und an die Freunde und Freundinnen, an hunderte Liter Tee, Bier, Wein, die geflossen waren, Tränen ...
Meine linke Hand griff sich Alan Parsons Project - Tales of Mystery and Imagination (1976), ließ die Innenhülle mit der LP in die wartende Rechte gleiten.
Ich stellte das Cover aufrecht gegen das Regal.
LP und Inlet hatte ich plötzlich in der Linken.
Die LP glitt mit leisen Zischen und minimalem elektrostatischem Knistern aus der Hülle und wurde vom Daumenballen meiner rechten Hand gestoppt, mit den Fingern der Rechten hielt ich das Etikett der Platte. Die Linke stellte das Innencover fort. Ohne darüber nachzudenken hielt ich die LP plötzlich mit den Daumen und Zeigefingern beider Hände am Rand und blinzelte auf die Plattenoberfläche nach Staub, pustete angelegentlich. Mit einer fließenden Drehung der rechten Hand rotierte ich die Platte um 180°, linste dort nach Stäubchen.
Sehr zufrieden mit mir, dass das nach all den Jahren digitaler Musikdatenträger noch immer wie aus dem Effeff beherrschte, schaute ich mich nach dem Plattenspieler um.
...
Shit!
Ich hatte schon seit Jahren keinen Plattenspieler mehr.

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Montag, 31. Oktober 2011

ru24 History 26: Frau Hübner (1973-76)

http://bit.ly/uXuddi
Zwischen 1973 und 1975 bin ich in die Städtische Grundschule Radevormwald gegangen. Meine Mom ist damals die ersten Male mitgegangen, kurz drauf durfte und musste ich alleine zur Schule gehen. Mein kurzer Schulweg (290m, keine Straßenüberquerung, Link) führte mich an einer Postfiliale, einer potentiell spannenden Polizeiwache und dutzenden Metern Jägerzäunen vorbei, die je nach Jahreszeit stark nach Carbolineum (Teeröl, Link) rochen, das heute nicht mehr in dem Maße eingesetzt werden darf wie damals. Wäre ich 30 Jahre später geboren worden, hätte mich meine Mom die Winzstrecke wahrscheinlich jeden Morgen und Mittag mit dem SUV gefahren, was heute ja allgemein zum guten Ton gehört (Blogbeitrag).
Meine Grunschullehrerin war Frau Herma Hübner, in meiner Erinnerung sieht sie aus wie ein Ally McBeal-Double - Anfang bis Mitte 30 mit hohen hellbraunen Lederstiefeln, die die knorpeligen Knie freiließen, gelbem Minikleid und Außenwelle. Meine MitschülerInnen hießen Anja, Dorothée, Heike, Arif, Ralph "mit ph" und Georg (Link). Und da 1967 ein sehr geburtenstarker Jahrgang gewesen war, platzte die Klasse mit 40 Schülern aus allen Nähten. Da wurde es auch schon mal laut und es ging recht hoch her. Wenn Frau Hübner meinte, genug geschrien hatte, stellte sie sich in Anwesenheit der Klasse auch schon mal ans offene Fenster neben das Lehrerpult und rauchte sich eine, aber hey: das waren die 70er!
1976 musste die ganze Klasse die Grundschule wechseln, wir gingen dann zusammen noch ein Jahr auf die Lindenbaumschule (Blogbeitrag).
Frau Hübner ist später nach Australien ausgewandert um Schafe zu züchten statt Kinder zu unterrichten, woran wir sicher alle nicht ganz unschuldig waren.
Voll schroff: Ich habe sie seit 35 Jahren nicht mehr gesehen!

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Sonntag, 30. Oktober 2011

Die Zahnpasta kann nix

http://bit.ly/v9bkia
Ob ich denn Zahnpasta mitbringen könne vom Einkaufen?
Klar. Sicher, sicher.
Ich kaufte also nichtsahnend Colgate Total, kam damit heim und erfuhr: Naja, die kann ja nix!
Also, als Kind wollte ich immer Signal-Zahnpasta haben, die war rotweiss gestreift und ich fand es toll, dass etwas aus einer Tube gestreift sein konnte - das Mysterium der gestreifen Paste (Link)!  Hach, in den 70ern war die Welt noch irgendwie unschuldig! Naja, aber außer "Streifen" konnte die mal echt nix!
In den 80ern benutzte ich einfach die Zahnpastas, die meine Eltern heimbrachten (Rent-a-dent  o.ä.) -  bei 5,00 DM Taschengeld die Woche reichte es nur für ein Yps und ein paar Extras.
In den 90ern wollte ich nichts Anderes haben als die blaue TheraMed, die war schließlich Zahncreme und Mundwasser in einem - toll! In den 2000ern galt es noch als Innovation, quasi kostenlos auf dem Weltmarkt zu beziehendes Backnatron in die Paste hineinzupacken, es BAKING SODA zu nennen, die Tube um 20% zu verkleinern und den Preis zu verdoppeln. Aber das ist jetzt wohl nicht der letzte Stand. OK, ich habe seit einer Dekade nicht ferngesehen - oh mein Gott, was habe ich nur alles an Werbungen verpasst!? Es ist wohl wie bei den Spülmaschinen-Tabs: Ich habe noch den Clip von den zwei Schichten im Kopf, vorne hellblau, hinten dunkelblau und in der Mitte eine Rote Kugel. Muahaha! Das muss noch zu Kaisers Zeiten gewesen sein! Das aktuelle "Somat 10" hat - wie der Name schon sagt - sage und schreibe zehn "Funktionen". Klar, dass da gerade auch von Zahnpastas mehr erwartet wird als "Zahncreme und Mundwasser in einem". Selbst Zoo-Kängurus bekommen da ja heutzutage schon Zahnpastas, die mehr können als das: Link.
Ich werde also beim nächsten Einkauf Ausschau halten nach müssen nach "COLGATE ULTRA SHOKK 3D WHITE ANTI-HANGOVER OXI ACTION SPARKLING PASSION FRUIT" oder vergleichbarem zu 7,00 EUR die 80ml-Tube.
*seufz*
Mea Culpa.
Danke Moderne.


P.S.: Meine Prohpylaxe-Frau beim Zahnarzt hat mich vor Jahren auf Meridol eingeschworen. Von "GABA GmbH, Spezialist für orale Prävention". Das klingt jetzt etwas freudlos und prüde, die meinen das aber nicht so.

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Freitag, 28. Oktober 2011

Pandemien in der Panik-Pipeline

http://bit.ly/tPvfg0
Eigentlich ist es bald mal wieder Zeit für eine uns alle bedrohende Seuche.
SARS-Pandemie 2002/2003, Vogelgrippe 2003/2005, Schweinegrippe-Pandemie 2009/2010, EHEC 2011 - was nun? In Deutschland, wo keine fünf Minuten nach dem GAU in dem japanischen AKW Fukushima in den Apotheken die Jod-Tabletten ausverkauft waren, fällt jede noch so exotische Bedrohung sofort auf fruchtbaren Boden. Jeder siebte liest BILD. Fritten in Panik zu versetzen ist schließlich immer ein Top-Geschäft. Die Auflagen der Gazetten steigen, die Pharma-Industrie macht (Reibach)², die BILDungsbürger bunkern Lebensmittel, Wasser, Klappspaten und Gasmasken. Und Abends sitzen sie alle wie ein Mann vor den Volksempfängern, glotzen mit hervorquellenden Augen RTL II und knabbern an ihren mit Chipsfett verschmierten Unterlippen.
Wie wär's denn als nächstes mit Hamster-Mumps?
Aber statt für die nächste, zünftige Seuche Platz zu machen, fuhrwerken zurzeit Frau Mörkl (Physikerin) und ihr Finanzminister (Dr. jur.) medienwirksam mit dem Euro-Rettungsschirm (EFSF) herum und pumpen auch noch die Chinesen an. Ob das eine so gute Idee war, wird sich noch herausstellen, wenn 2035 Berlin in "Klein-Bejing" umbenannt wird, Amtssprache Mandarin. Aber da unsere Politiker nicht nachhaltig arbeiten, können sich andere um dieses Problem kümmern, wenn es soweit ist.
EFSF ist das neue EHEC.

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Dienstag, 25. Oktober 2011

Bürogeplänkel 26 - Die Moderne, das Luder!

http://bit.ly/ocrEUW
Welche geruchlichen Brachialitäten habe ich nicht schon alles überstanden! Da war z.B. im Jahr 2000 die extrem besuchte CeBit-Toilette in Halle 2, Nähe Stand C36 (Symantec). Vor jedem Pissoir, vor jeder Kabine standen mindestens fünf Messebesucher Schlange, eine gewaltige, sich immerfort erneuernde Phalanx der Ausscheidung. Der daraus resultierende Pesthauch hätte mich fast gezwungen, statt meinen Darmtrakt meinen Mageninhalt zu entleeren. Ich floh diesen schrecklichen Ort mit tränenden Augen, würgend und vor allem unverrichteter Dinge.

Dergestalt abgehärtet fing ich in meiner aktuellen Firma an. Trotz einer heftigen Hire-Phase beider Unternehmen (2005), die in meinem Stockwerk die gleiche Toilette benutzen, erreichte der olfaktorische Level trotz zwischenzeitlicher Überbevölkerung niemals mehr als 0,32 CeBit und nach der darauffolgenden Fire-Phase (2007) niemals mehr als 0,2 CeBit.
Doch die Moderne, das Luder, wollte mehr, viel mehr!
Nach der Anbringung eines Handdesinfektionsgerätes gegen die böse, böse Vogelgrippe (oder welche Seuchen-Sau gegen Ende 2009 auch immer durchs Dorf getrieben wurde - Blogbeitrag) hatte es jetzt fast zwei Jahre lang keine technischen Schnickschnack-Neuerungen mehr gegeben.

Heute komme ich auf die Toilette, und mein erster Gedanke ist, dass dort eine preiswerte Prostituierte explodiert sein muss, zumindest dem Geruch nach. Aber es ist die Moderne, die mir so wuchtig und betäubend wie ein Süßkindscher Alptraum auf die Schleimhäute schlägt! Der Grund: "AirWick Freshmatic Compact" mit Geruchs-Sensor. Ein kleiner Automat, groß wie ein Tischlautsprecher, entscheidet jetzt selbsttätig, wann angeblich dicke Luft ist und hält dagegen, als gäb's kein Morgen! "Bratapfel und Zimt" soll das übrigens sein - Muahahaha! Im Grunde kann man schon froh sein, dass AirWick nicht versucht hat, "Kotze" nachzubilden.
Dieses Ding verteilt jetzt seinen irgendwie pinkfarben stinkenden, beißenden, vollsynthetischen Dritte-Welt-Nuttendiesel gnadenlos im ganzen Raum und auf den anwesenden Urinierenden.
Jetzt weiß ich, wie ich diesen brachialen Angriff auf meine Nase am besten beschreibe: Als würde Barbie verwesen.

Ich vergebe 0,7 CeBit.
Danke, Moderne!

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Montag, 24. Oktober 2011

Die Kleinen

http://bit.ly/oFsRgn
Seit ich mit meiner Partnerin zusammenwohne, hat sich gegenüber dem Leben in einem Einpersonenhaushalt durchaus einiges geändert - zum Beispiel die Zusammensetzung der täglich konsumierten Lebensmittel. Bislang wenig beachtetes, so genanntes "Obst" ist nun fester Bestandteil auf dem täglichen Speisenplan.
Ich fremdele noch ein wenig.
Auf dem Küchentisch fest installiert steht nun eine gewaltige, aus Berlin importierte Keramik-Obstschale, satt gefüllt mit Birnen, Bananen, Äpfeln und Diversen.
Und somit hielt auch die Drosophila melanogaster vulgo "Fruchtfliege" oder "Taufliege" Einzug in die neue Wohnung, der die alte Wohnung niemals einen Lebensraum geboten hatte. Wer würde sich aus dem Bio-Grundkurs nicht an diese possierlichen Tierchen erinnern? Ich höre es noch wie heute:
"Propft man nun den Kopf von Drosophila melanogaster auf den Fuß von Acetabularia Wettsteinii, so erhält man eine Schirmalge mit roten Augen - ein beliebter Halloween-Scherz unter Genetikern ... "
Naja, auf jeden Fall wohnen die Kleinen jetzt bei uns. Es sind ungefähr 15 bis 20, man kann sie schlecht zählen oder auseinander halten.
Sie heißen alle Sophie.
Ihr Tummelplatz, Phantasialand, Abenteuerspielplatz ist die Obstschale. Doch ach! Wir, die Großen, essen ja täglich Obst! Mittwochs, am Tag vor dem großen Einkauf, ist die Schale oft leer. Dann sitzen die Kleinen am Aluminiumschirm der Hängelampe über dem Küchentisch und starren mit rotgeweinten Augen in den 40 cm tiefen Abgrund einer leeren Obstschale, ein Bild des Jammers! Vielleicht kauen sie nervös ein wenig an ihren Fingernägelskes, ich kann es nicht genau sagen, ich habe meine Stereolupe noch nicht gefunden. Die Verzweifelten unter ihnen stürzen sich in den Restmüll und nagen an den verderblichen Resten diversen Unrats, ein schreckliches Schicksal!
Sie dauern mich.
Die Kleinen.
Am Donnerstag werde ich bei den Einkäufen für Nachschub sorgen. Ihre Leibspeise sind Nektarinen (oder sind es Aprikosen? Egal: Es sind Pfirsiche ohne Haare), die fangen schon nach zwei Tagen an zu gammeln, quasi ab Werk.


Samstag, 15. Oktober 2011

Queen Mom 9 - Patientenverfügung

http://bit.ly/oPBl3t
Letzte Woche fuhr ich mit Queen Mom gen Supermarkt.
Da ich morgens auf WDR 5 etwas über Patientenverfügungen gehört hatte, wollte ich nur mal fragen, ob meine Mom für den Fall der Fälle vorgesorgt hatte, nämlich über ihr Sterben zu verfügen, wenn sie - was ein gnädigeres Schicksal verhüten möge - an Geräten vor sich hin dämmern sollte.
Auf meine Frage hin schlug mir Schweigen entgegen. Es war nicht nur ein mißtrauisches, ablehnendes Schweigen, sondern es war wirklich und wahrhaftig ein SUPERSCHWEIGEN!!!
Ich habe mir überlegt, wie Queen Mom sich das mit der Patientenverfügung wohl vorgestellt hat:
Die Sparkasse schaltet einen Gang rauf, nachdem mein Girokontostand von knallrot in bodenloses Infrarot gefallen ist. Dezente Hinweise des Geldhauses, wie ein mit Blut auf mein Auto gemaltes Sparkassen-S, das Auffinden des abgeschlagenen Kopfes eines Sparschweins beim Aufwachen in meinem Bett usw., ignoriere ich geflissentlich. Nun schickt die Sparkasse ihre Ninja-Killer. Es ist eine mondlose Nacht. Tiefschwarz vermummte Gestalten mit einem kleinen, gestickten Sparkassen-S auf ihrer Kluft springen behände mit leise flatternden Geräuschen von Dach zu Dach, mir aufzulauern, die Wurfsterne bereits zwischen den Fingern.
Nun endlich werde ich aktiv.
Ich greife zum Hörer.
"Ist dort das Mariä-Kowalski-Krankenhaus?", frage ich flüsternd, während sich auf dem nachtschwarzen Balkon noch schwärzere Schatten verdichten.
"Ich hätte gern den behandelnden Arzt meiner Mutter gesprochen, Dr. Sigurd Hess".
Nach einer Weile werde ich verbunden. Das völlige Ausbleiben von Geräuschen von jenseits des Balkonfensters deutet lautstark auf die Anwesenheit der Meuchelmörder hin.
"Hess!", meldet sich der Arzt.
"Es geht um Queen Mom. Ich bin ihr Sohn. Und ich habe eine Patientenverfügung... Schalten Sie meine Mutter sofort ab!", belle ich. Die Patientenverfügung meiner Mutter und ein teilausgefüllter Erbschein liegen vor mir, meine Girokontonummer ist bereits eingetragen, nur der Todeszeitpunkt fehlt noch.
"Aber Ihrer Mutter geht es gut! Sie ist wegen eines eingewachsenen Zehennagels hier!", lamentiert der Mediziner haltlos.
"Ich wiederhole: SOFORT ABSCHALTEN!", brülle ich.
"Sehr wohl. Faxen Sie mir die Patientenverfügung zu, und wir schalten Ihre Mutter umgehend ab", winselt Dr. Hess devot.
Fast zärtlich tätschele ich das Faxgerät, während es die Patientenverfügung verschlingt.
Eine Minute später kommt der OK-Sendebericht heraus.
"MUAHAHAHAHA!", mein dämonisches Lachen läßt die angespannten Ninjas auf dem Balkon zusammenzucken.
"Ich bin reiiich!", flüstere ich mit irrem Grinsen.
Ich habe es dann gelassen, sie noch einmal drauf anzusprechen.

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Mittwoch, 12. Oktober 2011

@work 2 - Funkmaus

http://bit.ly/qsCC4o
Kundin ruft an, die Maus sei kaputt. Ich frage schon gar nicht mehr, wie der Defekt zustande gekommen ist. Manchmal fahren sie irgendwo mit einem Stapler drüber oder zersägen es aus versehen. Oder der Azubi hatte zu viel Kraft und oder Langeweile. So viel Elend!
"Es ist aber eine Funkmaus", sagt sie.
"Oh. Echt? Am PC?"
"Jaja!"
 Welcher Steckertyp?", frage ich.
"Hä?", fragt sie konsterniert.
"Naja, so ein flacher Grauer oder ein grüner Runder?", versuche ich es einfach zu machen.
"Na Sie machen es aber kompliziert!!!"
Sie kriecht unter den Tisch, es raschelt am Hörer.
"So rund", sagt sie ächzend, sich wieder aufrichtend.
Ich schicke den Ersatzteilauftrag an die Technik. Postwendend kommt er zurück. "Funkmäuse nur an Laptops! Ansonsten kostenpflichtig!" steht da freundlich wie immer.
Ich rufe im Markt zurück, erkläre das Problem.
"Wie? Bezahlen? Aber meine Funkmaus hat doch ein Kabel!", beschwert sich die Kundin.
"???", frage ich.
"Funkmaus heißt das doch, wenn die Maus keine Kugel, sondern ein Lämpchen unten drunter hat", behauptet die Kundin.

Persönliche Notiz: Nur noch 23 Jahre bis zur Rente.

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Samstag, 8. Oktober 2011

Queen Mom 8 - Pätschkes

http://bit.ly/pKGZE0
2005 war ich mit Queen Mom (seinerzeit 79) unter anderem für einen Tag auf La Isla Margarita, Venezuela. In Sichtweite des Hafens La Guardia wurden wir ausgeschifft und mit Shuttlebooten an Land gebracht. 
Am Kai ankerten Schiffe, die mit Tauwerk an eisernen Pollern festgezurrt waren. Die schiefe Sitzgelegenheit dieser Taue nutzten zahlreiche Pelikane, ein skurriler Anblick.
Queen Mom, die mich als Geh-Hilfe nutzte, hielt inne und wies auf die schrägen Vögel.
"Dat die da mit ihren komischen Pätschkes überhaupt sitzen können", sagte se.
Pätschkes! Hach! Da geht einem als Bergischen Jungen echt dat Herz auf, gerade in der Fremde! Un et gibt Momente, da muss man Queen Mom einfach drücken.

Info: Der Diminutiv des Bergischen Landes führt zu so wunderbaren Wörtern wie Wäffelkes, Schläppkes, Äutekes, Schlüsselkes, Herzkes und natürlich Pätschkes - den Patschefüßen von Seevögeln.


Mehr "AIDA mit QM": Blogbeiträge


Freitag, 7. Oktober 2011

Bürogeplänkel 25 - Kohlenhydrate-Diät

http://bit.ly/q5sJiy
Dienstag in der Mittagspause aß ich selbst zusammengerührten Joghurt mit Birne. Obenauf hatte ich Dinkel Crunchy Müsli gestreut. Während ich am PC ein paar Facebookeinträge kommentierte, näherte sich rechts von meinem Kopf ein Löffel. An dem Löffel hing eine komplette Kollegin nebst Bürostuhl.
"Darf ich?", fragte sie.
Ich bejahte huldvoll. Sie nahm einen Löffel, crunchte vor sich hin, nickte begeistert.
"Lecker!", sagte sie und nahm sich gleich noch einen Löffel. "Ich mache gerade eine Kohlenhydrate-Diät", ergänzte sie.
"Äh?" Ich war verwirrt. Zumal die Dinkel Crunchies eine ganz wunderbare Kohlenhydrate-Quelle darstellten. "Seit wann?", fragte ich.
"Seit gestern!", antwortete die Kollegin stolz.
"Du weißt schon, dass das hier Kohlenhydrate sind?", fragte ich.
Murrend, maulend und crunchend rollte die Kollegin auf ihrem Bürostuhl von dannen.
Mittwochs hörte ich die Kollegin den anderen Mitarbeiterinnen stolz berichten, sie habe Abends für sich und ihren Freund eine Pfanne Bratkartoffeln gemacht.
Ah ja...
Aber lecker!
Donnerstags verkündetet sie, dass sie sich bei dem bevorstehenden Ausflug der Bürodamen nach Cochem/Mosel keinesfalls "irgendwie zurückhalten" würde.
Hmm...
Heute rief sie aus der Küche: "Kommt schnell alle her, hier ist das Paradies!", sie war schlecht zu verstehen, denn ihr Mund war so voll mit Donuts und Sahnebällchen, die dort in Krankenhausmengen herumstanden, wie bestellt und nicht abgeholt.
So ganz bei kleinem glaube ich, dass diese "Kohlenhydrate-Diät" für mich genau das Richtige wäre! Sie klingt einfach großartig!

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Dienstag, 4. Oktober 2011

Autowaschanlage

http://bit.ly/nC20cs
Auch wenn man ein kleines Auto fährt, wird es mal arg schmutzig. In meiner Mittagspause bin ich dann zur Tanke gefahren und habe mir die Autowaschangebote mal angesehen. Sieben Waschprogramme rangen um meine Gunst. Bürstenwäsche, Unterbodenwäsche mit Unterbodenkonservierung, Felgenreinigung, Wachsauftrag mit Sonderwachs, Schaumpolitur, Trocknung mit Glanztrockner. Ich wählte das Programm, das ich mir leisten konnte und bekam ein Zettelchen mit einer sechsstelligen Codenummer. Ich trollte mich.

Mit dem Wagen an der Waschstraße stellte ich fest, dass ich nicht der einzige war, der auf die grandiose Idee gekommen war, sein Auto in der Mittagspause waschen zu lassen, ich stellte mich an. Mit dem Codezettelchen in der Linken stiegt ich aus. Die Gelegenheit war günstig: Ich durchstöberte das Wageninnere nach Abfall und warf zwei Hände voll in den nahen Mülleimer.
Den Rest der Wartezeit versuchte ich das Wetter zu genießen (angesagt: Sonne, 27°C, tatsächlich: bedeckt, 12°C).
Als ich an der Reihe war, stellte ich meinen Smart in Position, ging zu dem Bedienpanel mit den Zifferntasten herüber und starrte auf meine Linke mit dem Zettelchen. Die Hand war leer. Blitzartig entschlüsselte der großartige Verstand, der nicht einmal in der Lage war, fünf Minuten auf ein kleines Zettelchen aufzupassen, die Vorgänge. Mein Blick wanderte zu der Mülltonne.
Jubilate!
Angelegentlich scharwenzelte ich zu der Mülltonne und warf einen unauffälligen Blick hinein. Nun, nur hineinzulinsen würde definitiv nicht reichen! Und die Augenzeugen dieses Vorgangs zu eliminieren würde auch kein leichtes Unterfangen werden!
Ich wühlte also in einer Mülltonne. Dabei hatte ich in den 80ern nicht einmal eine Clochard-Hose besessen! Ich fischte sechs unterschiedlich zerknüllte Codezettelchen heraus und ging wieder zum Panel.
381 654 war eine Niete. 729 062 auch. 667 382 übrigens ebenso. Ach ja: 110 299 auch. Und 447 381 überraschenderweise auch.
Ich ging wieder zur Tonne. Die zahlreichen Augenzeugen starrten auffällig unauffällig, als ich mich wieder in den Unrat hinabbeugte und unter Kippen, Asche, runtergerockten Kokos-Duftbäumchen und Getränkeverpackungen weitere Zettelchen hervorkramte.
Die Glückszahl lautete übrigens 772 861.
Danke Gehirn!

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Mittwoch, 28. September 2011

Sperrmüll

Wie alles begann...
Über zwei Wochen vor dem Sperrmülltermin reichte ich in persona bei der Stadt Radevormwald eine Sperrmüllkarte ein. Ich ließ die Verwaltungsfachangestellte ihren Blick darüber schweifen, sie nickte wohlwollend nach eingehender Prüfung und gab die Karte in die Hauspost.
Misson completed!
Einen Tag vor dem Sperrmüllabholtermin stellte ich den Krimskrams fein säuberlich auf den Bürgersteig. Einen Stuhl. Einen Mülleimer. Ein paar Gardinenstangen. Zwei Badezimmerschränkchen. Eine Stehlampe. Kleinkram eben.
Am Abend begann die Transformation.
Kleinlaster mit Ruhrgebietsnummernschildern cruisten die Straßen entlang. Glutäugige Männer sprangen heraus, griffen sich Metallgegenstände und alles, was ein Kabel hatte. Passanten streiften herum und grofelten angelegentlich durch die Auslagen. Aus meiner Wohnung hörte ich noch bis nach Mitternacht Scharren, Wühlen und das Umkippen von Dingen.
Am morgen hatte sich die Szene dramatisch verändert.
Wenn überhaupt war nur noch die Hälfte meines ursprünglichen Krempels vorhanden. Der Stuhl war weg, die Stehlampe, die Badezimmerschränke, dafür war jetzt eine mit grünem Schleim versiffte zweisitzige Rattancouch dazugekommen und ein zur Hälfte weggefaulter Küchenschrank. Ein stockfleckiger Karton mit angebranntem Plastikspielzeug stand schief oben drauf, wie eine Anklage. Dreiviertel der Breite des Bürgersteiges waren bereits blockiert
Na ja.
Ich fuhr zur Arbeit. In der Zwischenzeit würde der Sperrmüll dem Spuk schon ein Ende machen!
Ich kehrte heim.
Es sah aus wie ein Kriegsschauplatz! Man hatte den Krempel überall in der Straße abgeholt, nur bei  mir nicht, tolle Wurst! Dafür waren untertags noch eine bis zur Unkenntlichkeit verrostete Schubkarre und ein paar Farbeimer dazugekommen.
Ich rief bei der Stadt an.
Uh, hmm, man könne jetzt wirklich nicht alle Sperrmüllkarten durchgehen. Ob ich mir denn sicher sei, eine Karte ausgefüllt zu haben.
Ja-haa!!!
OK, nächste Woche wird der Sperrmüll ganz sicher abgeholt, versprochen, vielen Dank für Ihren Anruf.
Hurra...

Die kommende Woche verging wie im Fluge. In den dunklen Stunden der Nacht klimperten Ghoule und Zombies durch den immer minderwertiger werdenden Ramsch. Sie rissen sich das eine oder andere unter den Nagel und hinterließen im Gegenzug ihren seit Jahren in feuchten Kellern vor sich hinfaulenden Mist wie z.B. drei verwesende Teppiche.
Schon Mittwochnacht fand sich ein Liebhaber für die arg leprösen Bodenbeläge, dieser hinterließ freundlicherweise im Gegenzug etwa eine Tonne Schrott aus alten Flippern.
Der Donnerstag brachte sechs Müllsäcke voller Troll-Nierensteine und einen vor Jahrzehnten mit irgendeiner Küste kollidierten Fischkutter namens "Malaria III".
Freitag kamen 4 leckende Atommüllfässer dazu und ein abgebrochener Mammutstoßzahn.
Die Ghoule holten sich nachts zwei der Atommüllfässer und rissen dabei wohl versehentlich die Säcke mit den Troll-Nierensteinen auf, diese hatten sich in den Vorgarten ergossen.
In den Nächten darauf kam es zu weiteren Transaktionen. Die "Malaria III" verschwand auf Nimmerwiedersehen zusammen mit dem letzten Atommüllfass, dafür entledigte sich jemand seiner etwas syphilitisch wirkenden Schrumpfkopfsammlung, etwa 150 Stück. Die Hälfte der Troll-Nierensteine fanden ihre Abnehmer, dafür kippte mir jemand eine Wanne Fischeingeweide und zwei Roswell-Alien-Kadaver in den Vorgarten. Ich wurde samstags um 5.00 Uhr morgens vom Gekreische der Möwen geweckt.
Die Möwen waren recht gründlich, dafür kackten sie alles voll.
Am Sonntag ging es ruhiger zu.
Montag bereits hatte das Ordnungsamt die Straße halbseitig gesperrt, rot-weißes Flatterband schlänzelte im Wind, eine Baustellenampel regelte den Verkehr im Zweiminutentakt. Als ich Montagabend die Rollläden herunterließ, erhaschte ich einen Blick auf Mulder und Scully, die mit Taschenlampen im Vorgarten nach Alien-Überresten suchten.
Nach einer weiteren unruhigen Nacht kam der große Tag!

Ich fuhr zur Arbeit.
Ich kehrte heim.
Argh!
Natürlich hatten die Stadt-Schergen nur den gröbsten Krempel mitgenommen.
Ich werde 20 Pfund Troll-Nierensteine, 32 Schrumpfköpfe, den abgebrochenen Mammutstoßzahn und einen abgenagten Alien-Schädel wohl bei eBay verticken müssen.
Falls jemand Interesse hat, bitte melden (an Selbstabholer).

P.S.: Die Preziosen riechen etwas nach Fisch.

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Montag, 26. September 2011

Umzug

"Ich kann hier niemals ausziehen!", sagte ich damals zu einer Freundin. Gemeint war meine Wohnung in 42477 Radevormwald, 50 m² mit Garten, Parkplatz vorm Haus für 190,00 EUR, die ich schon seit 10 Jahren bewohnte.
Ich meine hey!
Bei der Miete!?
Die Freundin schaute damals etwas sparsam. Nun, sie war meine damalige Freundin.
Aber, wie de Omma schon immer sagte: "Die Zeiten ändern sich und wir ändern uns mit ihnen". Nun, sie sagte es auf französisch, was sich anhörte wie "Musche-musche-musche-awek-ö". Also, wie sich quasi alles auf französisch anhört, aber ich wusste ja, was sie meinte.
Die Zeiten haben mich dann irgendwann auch mal erwischt und spülten mich an neue Gestade, vulgo: ich zog der Liebe halber nach Wuppertal.

Zwischenspiel: Auf einer Garten-Party in Oberhausen. Meine Freundin und ich erzählen einer uns Unbekannten, dass wir gerade nach Wuppertal gezogen seien. Sie: "Seid ihr geistesgestört?"
So viel dazu.

Ein Umzug könnte ein Riesenspaß sein, wenn das Aussortieren, Kisten besorgen, Einpacken, Renovieren, Herumschleppen, Auspacken, Anschließen, Aufbauen und Kisten sowie Müll entsorgen nicht wäre. Ich hatte schon auf vielen Umzügen geholfen und da das ganze Spektrum der Möglichkeiten erlebt, von einer völlig ungepackten Wohnung, Motto: "Ach, Kistenpacken, das geht doch schnell! Kommt rein!" bis hin zur totalen Organisation nebst Empfangsgirl im Flur mit Klemmbrett, Motto: "Karton 68 gehört laut Liste hinten links ins Schlafzimmer, da weist dich dann jemand ein!"
Doch es ist immer eine ganz eigene Sache, wenn man selber umzieht...

Hier ein paar auf die harte Tour erarbeitete Tipps:

0) Bevor ihr irgendwo hinzieht, fragt VORHER die Nachbarn, wie es da im Winter ist.
[Wir beide sind jetzt SEHR gespannt auf den Winter, nachdem uns diverse Nachbarn über die Zentralheizung im Hause und den nicht stattfindenden Winterdienst in unserer steilen, schmalen Straße aufgeklärt haben]
1) Leute, kommt aus den Puschen und packt euren Kram selbst, bevor es andere für euch tun.
[So fand ich dann im Arbeitszimmer drei Wochen nach dem Umzug eine Kiste, aus der Wolken von Fruchtfliegen aufstiegen. Sie enthielt neben Bürokrimskrams originellerweise eine Obstschale mit in Verflüssigung befindlichen Birnen, eine Art Phantasialand der Drosophila.]
2) Beschriftet eure Kartons auf beiden Schmalseiten UND dem Deckel.
[a) kistenschleppenden Freunden ist es eh scheissegal, was du auf die Kartons geschrieben hast. Und: 2. Stock: (scheissegal)², 3. Stock: (scheissegal)³ etc. b) Beschriftungen von einseitig gekennzeichneten Kisten werden von den rekrutierten Hilfskräften grundsätzlich zur Wandseite gestellt. Mein Besteck ist noch immer Missing in Action. Gewöhne mich langsam ans Fingerfood.]
2b) Schreibt auf die Kisten nicht nur K, D, B, WZ, SZ, AZ.
[Wenn plötzlich und unerwartet die TAN-Liste benötigt wird, sind trotzdem noch 8 Kisten "AZ" zu durchsuchen. Ich hatte Glück im Unglück und musste nur eine komplette Raumecke freiräumen.]
2c) Bitte nehmt einen wasserfesten Stift!
Kaum hatten die Helfer alle Kisten zum Einladen in die Autos an die Straße gestellt, öffnete der Himmel des Bergischen Landes seine Schleusen für einen kurzen aber heftigen Schauer. Aus der Umzugskistenbeschriftung "Akten, Wii, Deko" wurde im Handumdrehen "$% ,,&/ /²²". Wenn etwas schief gehen kann, geht es schief.
3) Demontiert eure Möbel selbst, bevor es andere für euch tun.
[Tütet eure Schrauben und Möbelverbindungsteile ein, nebst Zettel, für was das zum Teufel eigentlich ist. Klebt euch diese Tüten an den Körper wie Sprengstoffgürtel. Bis alles aufgebaut ist. Glaubt mir, es ist sinnvoll, auch wenn es juckt. Alternativ kann man natürlich auch 3x zu IKEA fahren und die lieben Leute am IKEA-Kundenservice-Schalter besser kennenlernen. Klaus und Irene sind übrigens dufte!]
4) Macht euch einen Ordner mit allen wichtigen Papieren.
[Wie hieß nochmal der Auto-Versicherer? Granata? Hungaria? Weiß die Fröhn-Versicherung gegen Arbeitsscheu eigentlich schon die neue Adresse? Und die scheiß TAN-Liste fürs Überweisen der Miete, siehe 2b)... Just do it.]
5) Wo entsorge ich was?
[Ein Umzug enthüllt erbarmungslos, wieviel grausam unnützes Zeugs du eigentlich hast. Und wenn man zusammenzieht, hat man den ganzen Scheiß auch noch mindestens doppelt! Entsorgung tut not. Intime Kenntnisse über Entsorgungskalender, Standorte von Altglas-, Papier- sowie Altkleidercontainern, Diakoniestationen (zur Abgabe von sonstigem Plunder), Sondermüll-Sammelstellen und Müllverbrennungsanlagen sind idealerweise VOR dem Umzug zu erwerben.]
Dann passiert lange nichts.
6) Die Telekom schaltet DSL frei.
[Der Telekom-Fritze erscheint einige lange Wochen nach dem Umzug irgendwann zwischen 8.00 Uhr und 14.00 Uhr, steckt seinen Schraubvenzieher in die Telefondose und geht wieder. Dann stehst du da mit deinen Kabeln und Geräten. Das Geschlöngels ist unbeschreiblich! NTBA, Splitter, Fritz-Box, AB, ISDN-Telefon, Netzteile und Kabelage - Technik kann so viel Spaß machen, wenn sie auf Anhieb funktioniert! Schaut vor dem Umzug ins Internet und druckt euch was aus. Die Seite kommt in den Ordner, siehe 4).]

OK, Leutz, jetzt kann nur noch alles Andere schiefgehen!

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Samstag, 10. September 2011

ru24 History 25: This is the end of the world as we know it (2001)

Das dritte Jahrtausend hatte angefangen und ich war noch nie in den USA gewesen. Somit beschlossen Freund Thomas und ich, mal eine Woche nach New York zu fliegen, zumal die gute, alte Deutsche Mark so gut wie lange nicht stand. Und in ein paar Monaten sollte der Euro eingeführt werden, wer konnte schon sagen, wie es dann werden würde. Die Urlaubsplanung schleppte sich zögerlich hin, dann gaben wir uns einen Ruck: Wir verabredeten uns bei mir zu Hause für die - Tadaaa!!! - endgültige Planung unserer New York-Reise.
Es war ein Dienstag.
Es war der 11.09.2001.
Ich hatte frei an diesem Tag und fuhr nach Wuppertal. In der Rathausgalerie gab es einen Plattenladen, ich grofelte angelegentlich durch die Auslagen. Der Tresenmann war überhaupt nicht bei der Sache, er starrte die ganze Zeit durch die Schaufenster auf einen im Einkaufszentrum installierten Fernseher, auf dem irgendein aus der Hüfte gefilmter SF-Film mit Hochhäusern lief - tsts. Ich hätte währenddessen den ganzen Laden ausräumen können.
Zuletzt kaufte ich eine CD und trollte mich.
Da ich abends Besuch bekam, fuhr ich auf dem Weg zur Wohnung noch einen Schlenker bei PENNY vorbei und kaufte etwas Bier und was zum Knabbern. An der Kassenschlange tappte mir jemand auf die Schulter, ich drehte mich um. Der Mann war mir völlig unbekannt.
"Haben Sie DAS gesehen?", fragte er mit bebender Stimme, er war irgendwie blass und fahrig.
Ich schaute aus den Panorama-Fenstern des Marktes hinaus auf die Kaiserstraße, aber da war nichts - wie immer.
Ich drehte mich wieder zu ihm um und grunzte fragend.
"Gehen Sie nach Hause und schalten Sie den Fernseher an! DAS IST WAHNSINN!!!", fabulierte er.
Ich nickte, beschloss aber, den Mann für nicht ganz zurechnungsfähig zu halten.
Dann fuhr ich heim, es war ca. 18.00 Uhr.
Jacke an, Tasche um und Sixpack in der Linken drückte ich einer Eingebung folgend auf die Fernseh-Fernbedienung.
Der SF-Film mit den Hochhäusern lief noch immer.
1) Flug AA 11 schlägt im Nordturm des WTC ein.
2) Flug UA 175 verschwindet im Südturm.
3) Gehe zu 1)
Und in meinem Kopf spielten REM unaufhörlich "This is the end of the world as we know it".
Als Thomas wie immer auf die Sekunde genau um 20.00 Uhr an der Tür schellte, hatte ich noch immer die Jacke an und die Tasche um, stand noch immer an der gleichen Stelle, die Fernbedienung in der Rechten. Das Bier stand auf dem Boden neben mir.
Wir tranken warmes Bier und starrten auf den Fernseher.
Die Bilder waren die Gleichen.
1) Flug AA 11 schlägt im Nordturm des WTC ein.
2) Flug UA 175 verschwindet im Südturm.
3) Gehe zu 1)
Keine Überraschung: Wir haben unsere NY-Reise an diesem Abend nicht geplant.
Tags drauf, am 12.09.2001, stöpselte ich mein Antennenkabel aus dem Fernseher und warf es weg. Kabel und GEZ habe ich gekündigt/abgemeldet.
Bis heute bin ich clean und ich habe seitdem nichts vermisst.

Im Dezember 2001 rief der damalige Bürgermeister New Yorks, Rudolph Giuliani, die Touristen der Welt auf: Wenn ihr etwas für die Stadt tun wollt, kommt uns besuchen!
Wir kamen.


P.S.: Die CD, die ich mir am 11.09.2001 in dem Laden mit dem unaufmerksamen Verkäufer geholt hatte, entdeckte ich Monate später, noch im Verkaufs-Tütchen steckend, bei den anderen CDs.
Sie war Mist.

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