Montag, 30. Januar 2017

To make America great again

photo credit: claudia.schillinger Amersfoort via photopin (license)


Ich betrat die Bäckerei durch den Haupteingang.
Anders als in den letzten Monaten oder Jahren lagen in der Teilchenauslage noch immer ganze sechs Amerikaner herum, trotz fortgeschrittener Tageszeit -- eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit.
"Ist seit Trump die Nachfrage nach Amerikanern zurückgegangen?", fragte ich die sich mir zuwendende Bäckereifachverkäuferin.
Sie nickte stumm, die Augen niedergeschlagen, als sei ihr das Thema irgendwie peinlich.
Na, eigentlich war das ja zu erwarten gewesen. Ich überlegte.
"Vielleicht sollte man den Durchmesser verdoppeln, sie so groß machen wie Frisbees", schlug ich vor.
Es arbeitete in ihr, dann leuchtete Begreifen in ihren Gesichtszügen.
"To make America great again!", hauchte sie begeistert.
"Ganz genau!"


Sonntag, 29. Januar 2017

Von Datenschutzgespacke bis "Schere im Kopf" (1982-2017)

photo credit: David Blackwell. The David Party via photopin (license)
1982

Schon bei meinen ersten Ferienjobs ab 1982 fand ich das Verhalten der fest angestellten Kollegen vor Ort hochgradig spack: Wenn sie am Monatsende ihre Lohntüte an den Rändern aufgerissen hatten, dann spähten sie hinein (Abbildung), als stünden dort Raketen-Abschusscodes, die nicht in feindliche Hände fallen dürfen und nicht schlicht ihr zu niedriges Monatsgehalt. Was sollte das? Indem jeder sein Gehalt wie ein scheiß Staatsgeheimnis behandelte, konnte der grausame Produktionsmittelinhaber jedem seiner Schergen zahlen was er wollte und für die Geheimhaltung sorgten die kleinen Spacken auch noch selbst! Sie selbst hielten ein per se ungerechtes System dadurch aufrecht! Was war nur aus der vielbesungenen Solidarität unter Arbeitern geworden? Es ist übrigens 35 Jahre später unter Angestellten der gleiche, völlig unwürdige Quatsch.
Datenschutzgespacke.

1987

Bei der letzten in der alten Bundesrepublik durchgeführten Volkszählung von 1987 (Wiki) kam es -- wie sollte es anders sein -- zu wilden Boykottaufrufen und großem Widerstand gegen den "Big Brother" Bundesrepublik. In Wuppertal gibt es noch heute "VOLKSZÄHLUNGSBOYKOTT"-Graffitis in einigen der etwas runtergerockten und > 30 Jahre nicht gestrichenen Nebenstraßen des Elberfelder Ölbergs. Natürlich möchte der Bundesbürger 24/7 von seiner Regierung supertoll regiert werden, aber leider darf der Staat keinesfalls wissen, was und wen genau er da eigentlich regiert, damit alle weiterhin über die "Bürgerferne" der Politik meckern können.
Absolutes Datenschutzgespacke.

ca. 2000

Seit ich google, lasse ich mir auch offiziell von Google über die Schulter schauen. Die können mir nur immer besser helfen, wenn ich ihnen dabei helfe, dass sie immer besser werden. "Ja, aber...", schnappen jetzt reflexartig Himpelchen und Pimpelchen, die immer alles kostenlos haben wollen ohne jemals etwas dafür zu geben. So funktioniert die Welt aber nicht. Ich finde zum Beispiel Internetwerbung ziemlich dämlich, die mal so gar nicht zu mir passt, also für Singlebörsen und Gartenzubehör, Karten für Sportereignisse und Alufelgen.
Wenn ich in "meinem" Google nach "Marines" suche, dann möchte ich sofort die Webseite des famosen Lokals finden (Wiesenstraße 2, 42105 Wuppertal) und nicht Informationen über das United States Marine Corps und dessen Angehörige erhalten. "Mein" Google weiß das. Natürlich mache ich mich dadurch durchsichtig, aber das ist der Preis, den ich bewusst dafür bezahle.

ca. 2005

Zum ersten Mal in meinem Leben sehe ich bei einem Bekannten einen Laptop mit abgeklebter Kamera. "Paranoid ist, was du draus machst", dachte ich damals (naiv wie ich war).

2010

Seit der Trilogie um Lisbeth Salander (ab 2010 in deutschen Kinos) weiß ich, dass in Schweden dieses Datenschutz-Ding eher mal nicht so richtig existiert: Die Schweden setzen auf Transparenz. Wer also wissen will, was sein Nachbar verdient oder wen es interessiert, wem der Volvo mit dem amtl. Kennzeichen KRM-552 gehört, schaut einfach im Internet nach (Artikel). Schweden? Die sind doch cool drauf, da am Polarkreis! Hey! Datenschutz, das ist doch nur was für Lappen!

2012

"RFID-Etiketten in der Kleidung bringen Datenschützer auf den Plan" (Artikel), offenbar gab es 2012 gerade nichts Wichtigeres für Datenschützer, als RFID-Tags aus Jacken von Passanten auszulesen. "Bewegungsprofile könnten erstellt werden", *kicher*, is klar. Da die Dinger aus bis zu 10 m Entfernung ausgelesen werden können, braucht es für eine Stadt wie Wuppertal also lediglich 17 Millionen Messstellen, damit man einen einzelnen Spacko in seiner Designer-Joppe verfolgen kann, Muahahaha!!!, ihr Lappen. Absolutes Datenschutzgespacke.

2013

Die Künsterlin Heather Dewey-Hagborg sammelt Kaugummis und Zigarrettenkippen von der Straße und Haare in öffentlichern Verkehrsmitteln und analysiert die Funde genetisch, läßt in 3D-Druckern die Gesichter der Erbgut-Träger entstehen (Artikel), krass: Webseite der Künstlerin (hier).
"Eine Zeit der "genetischen Überwachung" bahne sich an, sagt die Informations-Künstlerin, die sich in anderen Projekten bereits mit Gesichts- und Spracherkennung befasst hat. " (a.a.O.)
Irgendwann sind wir alle längst in GATTACA (Link) angekommen, ohne es gemerkt zu haben.

"Ed Snowden" und Wikileaks: auch DAS war in 2013, aber da haben alle nur noch total abgestumpft drauf reagiert, ganz so, als könne man da eh nichts dran ändern, wie auch am Artensterben und dem Klimawandel.
Wenn so etwas in den 80ern herausgekommen wäre, da hätten auf den Straßen ein paar Barrikaden gebrannt.

2014

Identitätsklau per Kamera: Fingerabdrücke von Politikern zu kopieren, ist kein Problem. Ein Foto der Hand genügt, wie zwei Sicherheitsforscher demonstrierten (Artikel). Somit wird die Merkel-Raute auf Fotos zum Sicherheitsfeature, das Ackermann-Victory (hier) oder ein schlichtes "thumbs up" auf Fotos (hier) zum Datenleck -- also ist Vorsicht geboten in Zukunft. Zumindest könnten Diebe das geklaute iPhone entsperren und sämtliche weitere Fingerabdruck-Sicherheitssperren überwinden, z.B. am Laptop, notfalls mit einem Kunstdaumen aus dem 3D-Drucker. Unwahrscheinlich aber technisch möglich.
Schon ein bissi Datenschutzgespacke.

2016

Aktuell klebt selbst "Mr. Facebook" Mark Zuckerberg die Front-Kamera seines Notebooks ab -- wie ein Boss (Artikel), Ed Snowden sei Dank. Die Piraten-Augenbinde für Notebooks gibt es mittlerweile als Standardzubehör zu kaufen, aber vermutlich landet man als Käufer in einer Watchlist von Menschen, die glauben, noch etwas zu verbergen zu haben.
Letztens schaute ich in der Wohnung von meinem Schreibtisch aus gedankenverloren auf das Dach gegenüber, wo sich silbern im Wind Lamellenschornsteine drehten. Ich googelte die Teile (Schornstein, chrom, dreht), fand damit heraus wie die Dinger überhaupt heißen, dass sie durch ihre Bauweise den "Zug im Rohr" erhöhen -- aha! ach so! -- und gut war. Dachte ich. Seitdem verfolgen mich die Teile von Webseite zu Webseite. Nein, ich möchte den Zug im Rohr nicht erhöhen!
Aber genau aus diesem Grund habe ich keinen Dildo als Weihnachtswichtelgeschenk für die Firmenweihnachtsfeier bestellt (was sicherlich sofort eine Bombenstimmung ausgelöst hätte). Meine Zurückhaltung rührt daher, auf dass ich nicht monatelang beim Surfen von vage rosafarbenen Kunst-Phalli belagert werden möchte.
Hier fängt es an, das mit der "Schere im Kopf".

2017

Letztens habe ich "schmutzige Bombe" gegooglet, nur um mal zu sehen, was genau dahintersteckt. Mist, ich war zu impulsiv: Sicherlich bin ich jetzt für den Rest meines Lebens auf mehreren Geheimdienst-Watchlists (UK, USA, Israel), der BND wird es verpennt haben.
Ich fände es auch interessant, mal nachzusehen, wie man eigentlich selbst Sprengstoff herstellt, nicht, weil ich welchen produzieren möchte, ganz bestimmt nicht, lediglich weil mich Dinge interessieren. Und hey: wie kommt man eigentlich an Rizin? Wo kann man sich den TOR-Browser (für das Darknet) herunterladen und gibt es im Darknet überhaupt eine Suchmaschine, z.B. GRRRGLE?
Ich schaue nicht nach, einfach, um mich nicht verdächtig zu machen.
Wie vielen, "die nichts zu verbergen haben" (O-Ton) geht es genauso?
Hurra, die Selbstzensur ist auch schon da!
Das sind wir: Freie Bürger mit Schere im Kopf.


LINKS
Absolut sehenswerter Film: "Snowden" (2016), Trailer
Das Zeitalter der Videoüberwachung beginnt erst. Link
Artikel über Posts, die Facebooknutzer nie veröffentlichen, die Facebook aber trotzdem liest. Link
Psychologie: Ständige Überwachung führt zu Selbstzensur. Link


Samstag, 28. Januar 2017

Männer

photo credit: National Library of Ireland on The Commons Irish Boundary Commission's first sitting in Ireland via photopin (license)
Gestern verbrachte ich angelegentlich etwas Zeit auf der Firmen-Toilette. In die Kabine neben mir hastete ein Herr, der als erste Amtshandlung superhektisch 6x das Toilettendeckel-Desinfektionsspray auf einen Toilettenpapierstreifen aufbrachte, um dann auf der Sitzfläche für sein ach so edles Gesäß hinreichend sterile Bedingungen herzustellen.

Ich bin jetzt mal so gar nicht als Macho bekannt, aber hier bricht es doch hart aus mir heraus:
MÄNNER DESINFIZIEREN KEINE KLODECKEL.
Ein Toilettensitz bietet doch überhaupt keinen Lebensraum für Keime!
Herrgott. Was für eine metrosexuelle Brut reift hier heran? Außerdem haben Männer die sich ihnen bietenden hygienischen Bedingungen eines jeden Ortes klaglos hinzunehmen! Dann wäscht man sich die Hände mit kaltem, wenn es denn sein muss von mir aus auch mit heißem Wasser, aber nie-nie-niemals mit LAUWARMEM Wasser, wie ich das qua Mischhebel-Stellung (1/3 im roten Bereich) oft genug auf der Herrentoilette erlebe:
MÄNNER WASCHEN SICH DIE HÄNDE NICHT MIT LAUWARMEM WASSER.
Und jetzt kommt noch das Tüpfelchen auf dem i: Dann verlassen die fimschigen Kerle die Toilette und pumpen sich nach dem Händewaschen zu allem Überfluss auch noch Desinfektionsspray auf die Flossen. Jedes Mal. Facepalm. (Ausnahme: Chirurgen auf dem Weg zum OP.)
MÄNNER DESINFIZIEREN SICH NICHT DIE HÄNDE.
Der Handdesinfizierer hängt da für Frauen, die aufgrund ihrer geringeren Körpermasse von Natur aus anfälliger sind für Infektionen -- hat sich das noch nicht herumgesprochen? Vielleicht sollte man die Teile pink machen. Und eisblaue Spender mit Tabac Original After Shave danebenhängen.

"Wann ist ein Mann ein Mann", sang Herbert Grönemeyer 1984 (hier).
Also, wenn er die drei obenstehenden Punkte beachtet, dann schon, denke ich.


Donnerstag, 12. Januar 2017

unvollständige Liste liebenswert schräger Filme

photo credit: ser... the grand budapest hotel via photopin (license)

Grand Budapest Hotel (2014)

"Gustave H (Ralph Fiennes) ist der berühmt-berüchtigte Concierge des Grand Budapest Hotels und nicht nur für seine Zuvorkommenheit und seinen makellosen Service bekannt, sondern auch für seine Vorliebe für ältere Damen, die nicht zuletzt wegen ihm im Hotel nächtigen. Als eine dieser Damen, Gustaves langjährige Geliebte Madame D (Tilda Swinton), plötzlich verstirbt, wird Gustave unverhofft Erbe eines unschätzbar wertvollen Gemäldes. Doch Madame Ds Kinder, allen voran Dmitri (Adrien Brody), haben es auf das Gemälde abgesehen und so gerät Gustave bald in die Bredouille. Gut, dass er sich auf seinen Lobby Boy Zero (Tony Revolori) verlassen kann, der dem Concierge stets treu zur Seite steht..." (Quelle); Regie: Wes Andersen


Der letzte Gentleman (2010)

"Der hochgradig introvertierte Louis Ives (Paul Dano) führt ein geruhsames Dasein als Lehrer, bis ihn seine Vorgesetzte dabei erwischt, wie er den BH einer Schülerin anprobiert. Also verliert er seinen Job und zieht nach New York, um dort Schriftsteller zu werden. Auf der Suche nach einer Bleibe lernt er den schillernden Henry Harrison (Kevin Kline) kennen, einen erfolglosen Bühnenautor und Dramatiker. Dieser verdingt sich als Gigolo für wohlhabende Witwen und pflegt auch sonst den hochgradig exzentrischen Lebensstil eines Bohème. Die beiden bilden eine absonderliche Wohngemeinschaft. Louis erprobt das Crossdressing." (vgl. Quelle). Regie: Shari Springer Berman, Robert Pulcini. Nach dem Roman "The Extra Man" von Jonathan Ames.


Garden State (2004)

"Der mäßig erfolgreiche Schauspieler Andrew Largeman (Zach Braff) muss aufgrund des Todes seiner Mutter in seine Heimatstadt New Jersey zurückkehren. Nach einem dramatischen Vorfall hatte er dieser Stadt den Rücken zugekehrt und ist nach Los Angeles geflüchtet, um dort ein neues Leben zu beginnen. Doch nun muss er sich seiner Vergangenheit und den damit verbundenen Problemen stellen. Er trifft auf seine alten Freunde aus der High School, macht eine neue Bekanntschaft mit einer ungewöhnlichen jungen Frau, die beginnt, Andrews Leben von Grund auf zu verändern und schließlich stellt er sich der Konfrontation mit seinem Vater." (Quelle) Regie: Zach Braff.


It’s Kind of a Funny Story (2010)

"Der 16-jährige Craig Gilner (Keir Gilchrist) ist sowohl in der Schule als auch zu Hause überfordert, auch ist er seit Jahren in die Freundin seines besten Freundes verliebt. Seit einem Jahr hegt er Selbstmordgedanken. Als er es nicht mehr aushält, lässt er sich einweisen. Doch Craig wird in die Erwachsenenpsychiatrie eingewiesen, da die Jugendpsychatrie renoviert wird. Es dauert nicht lange und Craig freundet sich mit Bobby (Zach Galifianakis) an. Beide unterstützen sich in den nächsten Tagen gegenseitig. Außerdem findet Craig in Noelle (Emma Roberts) endlich seine wahre Liebe." (vgl. Quelle); Regie: Anna Boden, Ryan Fleck


Four Lions (2010)

"Omar (Riz Ahmed) ist empört. Er will nicht länger tatenlos zuschauen, wie das Ansehen junger Moslems auf der Welt geschmäht wird. Der junge Brite schließt sich in Four Lions dem Heiligen Krieg an, um die britische Öffentlichkeit aufzurütteln. Seine Freunde Waj (Kayvan Novak), Barry (Nigel Lindsay) und Fessal (Adeel Akhtar) treten der neuen Terrorzelle bei. Das einzige Problem ist: Die Four Lions sind alles andere als Angst einflößende Raubtiere. Sie sind ungeschickt, trottelig und naiv. Werden die Four Lions unter diesen Bedingungen einen Terroranschlag zu Stande bringen?" (Quelle)


The Guard - Ein Ire sieht schwarz (2011)

"Gerry Boyle (Brendan Gleeson) ist Polizist in der irischen Provinz. Sein Arbeitsalltag ist keinesfalls aufregend und wenn etwas passiert, dann reagiert er nüchtern auf die Situation. Eines Tages geschieht in seinem Revier ein Mord, woraufhin auch das FBI auftaucht, was Boyle jedoch völlig egal ist. Bei einer gemeinsamen Sitzung der irischen Polizei und dem FBI reagiert Boyle herablassend und rassistisch, was dem herangereisten Agent Wendell Everett (Don Cheadle) zunächst missfällt. Während ihrer gemeinsamen Arbeit merkt der FBI-Mann, das hinter Boyles merkwürdigem Verhalten deutlich mehr steckt, als zunächst vermutet. Gemeinsam beginnt das Duo, einen groß angelegten Drogenschmuggel zu verhindern." (vgl. Quelle)


Hudsucker - Der große Sprung (1994)

"Kaum hat sich Waring Hudsucker (Charles Durning), Chef der überaus erfolgreichen Hudsucker Industries, das Leben genommen, kommt der Firmenvorstand unter Leitung von Sydney Mussbergers (Paul Newman) auf eine brillante Idee: Man sollte einen Idioten an die Firmenspitze stellen. Sobald dann die Aktienkurse einbrechen, können Sydney und seine Freunde den Konzern für einen Bruchteil seines Wertes kaufen und ihn wieder flott machen. Ihre Wahl fällt auf den Idealisten Norville Barnes (Tim Robbins), den Neuling in der Poststelle. Tatsächlich könnte der exzentrische Norville jede Firma ruinieren – aber da riecht die hartnäckige Reporterin Amy Archer (Jennifer Jason Leigh) den Braten und beginnt geheime Recherchen." (Quelle)


Freitag, 6. Januar 2017

"Activity Tracker"

photo credit: Rain Rabbit Fitbit One via photopin (license)

Einen Schrittzähler zu haben motiviert.

Hardware

Im Herbst 2015 fing es an mit einem "FitBit Flex", ein grausam unbequemes, arg auftragendes PU-Armband, welches ich am rechten Handgelenk trug. Wenn ich nicht gerade irgendwo damit anstieß, dann juckte es, weil keine Luft darunter kam. Eine Stelle an meinem Handgelenk war immer aufgescheuert. Manchmal fiel das Armband einfach ab. Irgendwann verband es sich nicht mehr mit dem iPhone und war dann tot. Die FitBit-Gruppe, der ich angehöre (prominentestes Mitglied: meine Frau) nörgelte ob meiner digitalen Abstinenz dort, ich kaufte mir also zu Abwechselung mal ein "FitBit One", das man als Clip an einem Kleidungssaum tragen konnte. Es war aber wie immer: es trug arg auf. Mit der Zeit holte ich das Ding aus seiner dicken PU-Hülle und trug es in der fünften Tasche meiner Jeans. Hier verhielt es sich plötzlich so arg unauffällig, dass es glatt mitgewaschen wurde. Wie durch ein Wunder funktionierte das Teil danach noch immer. Doch irgendwann zwischen dem 25.10. und 26.10.2016 verschwand es ohne Spur aus meinem Leben, mein Tages-Tachostand auf der App ist seitdem null. Ich habe die Waschmaschine oder Kater Sammi in Verdacht, kann es aber nicht beweisen. Soll ich mir jetzt innerhalb von 15 Monaten ein drittes FitBit kaufen?
Es wurden zu 2015 Prognosen veröffentlicht, wonach "Activity Tracker im Gesamtjahr 2015 voraussichtlich Umsätze von insgesamt 240 Millionen Euro erzielen. Die Absatzzahl wird auf rund 1,72 Millionen Geräte geschätzt. (...) [Der] Durchschnittspreis für einen Activity Tracker 2015 [liegt] bei 66 Euro." (Wikipedia)
Die rasanten Abzatzzahlen erklären sich mir auf Anhieb: Sollte ich jetzt noch ein weiteres "One" kaufen, dann komme ich kurzfristig auf 2,4 Geräte per Annum -- Respekt!


Community

Am Tag 1 freundete ich mich FitBit-communityseitig mit meiner Frau an. Dann kam am Tag 55 Bärbel dazu. Bärbel rannte bei ihrem Job (im Gegensatz zu mir) recht viel herum, aber das war theoretisch noch zu schaffen, wenn ich mir ein Bein ausriss. Im Grunde spornte das ja auch an. Anfangs. Dann aber schleppte Bärbel (Tag 78) noch eine Reihe von illustren Gestalten an, die die Community "bereicherten": DieWeisseMassai (die täglich ca. 10 km Fußweg im Ngorongoro-Hochland zurücklegt), HundeMom82, die dreimal am Tag ihre Windhunde Bruce und Bongo Gassi führt und dabei mehrere Bundeslandgrenzen überschreitet) und last but not least TheWalkingDead, der als Untoter ununterbrochen in Bewegung ist, sodass er mein Gesamt-Wochenziel am zweiten Tag reißt.
Wenn ich also täglich den vorletzten oder letzten Platz belege, dann motiviert mich das nur so "mittel". Selbst, als mein "One" in der Waschmaschine war und gewaschen und mit 1.250 U/min geschleudert wurde, reicht es nur für Platz drei -- von hinten.


Fazit

Ein Schrittzähler ist eine schöne Sache, wenn man das Ding unauffällig am Körper verstauen kann. Gut wäre als Armbanduhr, besser wäre als Ring, großartig wäre im Brillenbügel, optimal wäre als Implantat.
Ein Schrittzähler ist eine schöne Sache, wenn man sich nicht ständig einen Neuen kaufen muss.
Ein Schrittzähler ist eine schöne Sache, wenn man in einer etwas ausgeglicheneren Trainingsgruppe ohne Olympioniken und Zombies unterkommen könnte, denn es motiviert mich nur so lange, wie ich noch den Hauch einer Chance sehe.