Dienstag, 31. Dezember 2013

Buchstabieren für Profis


Ich hatte mal einen Kollegen, der hieß Hülsewig.
Jedes Telefongespräch beendete er jahrein, jahraus mit den Worten: "Mein Name ist Hülse-wig. Wie die 'Hülse' - mit Willi, Ida, Gustav! Hahaha-hahaha!"
Sein joviales Onkel-Lachen klang noch lange nach.
Eines Tages kam es, wie es kommen musste, Herr Hülsewig bekam einen Brief:
Firma
EDV-Buch Dr. Mabuse & Flitzpiepe GmbH
z.Hd. H. Willi Ida Gustav Hülse
Muahaha!
Ich bin schon urst gespannt, was kein Kollege M. Bujara denn irgendwann mal für ein Schreiben bekommt, denn der buchstabiert sich nämlich mal richtig spannend: "Bertha, Udo Jürgens und Ara wie der bunte Vogel."


P.S.: Gerade habe ich mit einer Frau Paetz telefoniert, die buchstabierte sich "Paula, Anton, Emil, Tetzlaff, Zeppelin." Also, um zu wissen, wer Alfred Tetzlaff ist (Quelle), da muss man aber auch schon ein paar Jahre auf dem Buckel haben.


Mittwoch, 25. Dezember 2013

Katz: Katz

One relaxed cat... by bigpresh
One relaxed cat..., a photo by bigpresh on Flickr.

Die halb verwilderte Katze aus Tante Waltrauds Garten, die sie uns ungewohnt wortgewaltig aufgequatscht hatte, wurde auch mit den Jahren nur sehr mäßig zutraulich. Sie ließ sich kaum streicheln und auf den Schoß kam sie schon mal gar nicht. De Vatter indes machte sich richtig einen mit dem widerborstigen Vieh, sodass die Katze ihn quasi vergötterte. Alle anderen waren für sie weiterhin nur "Spacken, die auch da wohnten".
Nun, ich war jung und ehrgeizig und wollte unbedingt auch mal, dass de Katze freiwillig bei mir auf den Schoß kam. Ich begann mit ca. 14, dieses zu wollen und zu versuchen und hatte mit Erreichen der Volljährigleit nur arg mäßige Erfolge vorzuweisen. Es half, wenn de Vatter mit QM drei Wochen Urlaub machte und Katz mindestens zwei Wochen nicht mehr gebürstet worden war. Auch Rinderhack konnte die vornehme Madame mal zu einem Kurzzeit-Aufenthalt auf meinen Knien locken -- om-nom-nom -- weg war sie wieder.
Ich beschloss, dass das dann eben so war.
Eines Tages besuchte mich in meinem Elternhaus Tom, seines Zeichens Tier-Phobiker. Bis zu dem Zeitpunkt hatte ich gar keine Ahnung gehabt, überhaupt jemanden zu kennen, der ganz allgemein Angst vor Tieren hatte.
Wir setzten uns.
Zwei Zehntel Sekunden später saß Katz auf seinem Schoß.
Tom erstarrte zur Salzsäule.
Ich starrte die Katze an.
Katz begann zu schnurren.

Später gab ich dem Vieh Tiernamen.
Man fasst es doch nicht!


Dienstag, 24. Dezember 2013

Wunder der Weihnachtszeit 3


Eigentlich geht ja nichts darüber, sich Heiligabend Mittag noch kurz vor Ladenschluss in den Einzelhandel zu stürzen. Ich mache das seit Jahren und habe es noch nie bereut. Gerade der Satiriker kann hier als teilnehmender Beobachter ganz dufte das Verhalten seiner Mitmenschen an den Definitionsrändern untersuchen.
Doch ach!
Alles ging recht zivilisiert zu, keine Spatengesichter, Hackfressen und auch keine Oberarmkonflikte um den letzten Kanister Glühwein an Rudis Reste-Rampe.
Verdammt...
Ich betrat den EDEKA in der Rathaus-Galerie. Hier waren die einzige Herausforderung drei Omas mit Rollatoren, die 1) nur ein Drittel so schnell gingen, wie man selbst, 2) Gänge verstopften und 3) entweder überraschend stehenblieben oder erratisch abbogen. Das war so eine Art Pac-Man mit langsamen Geistern, aber als Videospielidee auch nicht zu verachten. *vormerk*
Ich bekam alles, was ich kaufen wollte, stand eine Viertelstunde an und war wieder draußen...
Verdammt...
Als ich am Karlsplatz auf den Bus wartete, stand da eine Frau, leicht abgerissen. Sie lachte lauthals, wieder und wieder. Zuerst dachte ich, sie telefoniere mit Woody Allen, aber da war kein Hörer oder Headset. Nein, sie war mal sowas von grandios gut drauf, dass sie unausgesetzt Tränen lachte!
Ich ging die mir bekannten Drogen durch, kam aber am Ende darauf, dass sie wohl einen Weihnachts-Elf geraucht haben müsse, um dermaßen abnorm gut drauf zu kommen.
Wow!
War ich nicht gerade in diesem allerprofansten Moment Zeuge des Wunders der Vorweihnachtszeit geworden?
Wunder schafft die Weihnachtszeit.
Vor dem Dorf, darin verschneit
jeder Hof und jedes Haus,
Vogelbeerbaum, Nacht für Nacht
hundert Lichtlein trägt, entfacht,
die da leuchten weit hinaus.
Achtet seiner Herrlichkeit
niemand auch im Wintergraus,
bläst der Wind doch keins ihm aus,
alle strahlen dicht gereiht -
Wunder schafft die Weihnachtszeit.

(Martin Greif, 1839 - 1911)
Meine Güte!


Mehr "Wunder der Weihnachtszeit": hier.


Dienstag, 17. Dezember 2013

Nichtswürdige Winz-Gebäcklinge

Milchkaffee by manu&emma
Milchkaffee, a photo by manu&emma on Flickr.

Ich sage es mal klar und deutlich: 1984 bekam man bestenfalls mal einen Cappuchino als Alternative zu Kaffee. Wenn man den "Cappu" dann auch noch "auf dem Land" bestellte (z.B. in 5608 Radevormwald oder 5600 Wuppertal), dann bekam der unglückliche Besteller eine Tasse schwarzen Kaffee plus Sprühsahne plus 0,07 g Kakaostäubchen oben drauf. Ein widerliches, nichtswürdiges "Heißgetränk nach Art Cappuchino", das mir mehr als einmal die Schuhe ausgezogen hat! Das Beste daran war mit Sicherheit das Plätzchen, das die Bedienung natürlich "von Hand" auf die Untertasse gelegt hatte, ein "echtes" Danish Butter Cookie aus einer runden Blechdose von Aldi, Lidl & Co. Mein persönliches Highlight waren immer die Kringel oder Bretzelförmigen mit den Zuckerkristallen rundum.
Ich hatte mal eine Freundin, die ließ die Cookies unverständlicherweise aus sog. "hygienischen Gründen" immer liegen - Muahahaha!!! - gerne, ich esse auch zwei! Bald setzte sich aber leider wegen solcher hyperhygienischen Mäkelliesen deshalb der eingeschweißte Spekulatius durch, trotz der prozentualen Übermacht der Jahreszeiten Frühling bis Herbst - man bemühe sich einmal des Gedankens ob dieser Tatsache!
Die Jahreszeiten flogen nur so dahin, und Cafés und Bars schafften sich sündhaft teure Lattepressomaschinen an. Geräte mit Brühgruppen, die auf so wohlklingende Namen wie "Faema E61" hören (Link). Von nun an gab es sogar diverse Espressi (einfach, doppelt, Macchiato), Ristretti, italienischen Kaffee, Milchkaffee, Latte Macchiato und ECHTEN Cappuchino. Und natürlich weitere 45 coffeeinhaltige Nischenspezialitäten, die man gar nicht für möglich halten würde - bis hin zu Heißgetränken aus Kaffebohnen, die schon von einem katzenartigen Viech verdaut worden waren - vor dem Röstvorgang...
Eigentlich hätte jetzt für immer alles ganz wunderbar sein können - die Moderne war angebrochen!
Doch ach! Nun kamen irgendwelche sehr, sehr kranken Schnösel auf die Idee, Amarettinis an den Untertassenrand zu legen.
Amarettinis.
Brrr!
Hallo?
In der Giotto-Werbung von Anno Hassenichtgesehen heißt es: "Giotto: Kleiner dürfen sie wirklich nicht sein!" Eben! Und ein Amarettini ist nur halb so groß wie so eine schon per se völlig beknackte "Minigebäckkugel"!
Ein solches bösartiges Winz-Gebäcktteil zerstäubt beim Zerbeissen zu einer zementartigen Masse, die einen ganzen Backenzahn wirklich vollständig verstopft, so dass man minutenlang total autistisch mit der Zunge dran rumporkeln muss. Geschmacklich bekommt man währenddessen eine vage Vorstellung davon, wie sich degenerierte Schergen der chemischen Industrie "Marzipan" vorstellen. Meistens hat man nach diesem niederschmetternden Erlebnis dann auch noch zwei bis drei weitere dieser nichtswürdigen Winz-Gebäcklinge auf dem Tellerchen liegen - würg!
Danke!
Toll!
Fuck.
Von der Nichtswürdigkeit dieser fiesen Kackteile her würden sie indes wunderbar zu dem 1984er sog. "Cappuchino" passen...
Boah!
Mir wird schlecht.
Hallo?
Geht denn nicht wenigstens wieder ein singuläres "Danish Butter Cookie" wie in der guten, alten Zeit, mein Gott, ja, gerne auch "von Hand"!?
Büttö!!!


Freitag, 13. Dezember 2013

TV-Serie: CRIMINAL MAINZ

Kent Police Crime Scene by kenjonbro
Kent Police Crime Scene, a photo by kenjonbro on Flickr.

Die Serie um die hessischen Profi-Profiler "CRIMINAL MAINZ" läuft bereits in der 9. Staffel (186 Folgen). Grund genug, für mich als Nicht-TV-Glotzer, mich mal mit der Materie zu beschäftigen.
Also: Eine Elitegruppe aus hessischen Profi-Profilern versucht die aller-allergefährlichsten kriminellen Köpfe der hessischen Landeshauptstadt geistig zu durchdringen, sodass sie den Übeltätern immer einen Schritt voraus sind und kommende Taten vereiteln.
So weit die Theorie.
Denn leider bietet die gesamte Landeshauptstadt, selbst wenn man Rüsselsheim, Wiesbaden und Nieder-Olm mit einbezieht, nur 0,17 kriminelle Superhirne pro Dekade.
Die Aufgaben der hochbezahlten Profi-Profiler sind deshalb..., nun, vielschichtig. Mal geht es um einen herrenlosen Hund, mal um einen stehengelassenen Koffer am Hauptbahnhof oder einen brennenden Briefkasten in der Altstadt.
Da das keine der IQ-Bestien der Elitetruppe ausfüllt, sind die Ermittler dazu übergegangen, sich gegenseitig heimlich hochexotische Gifte in den Frühlingsquark zu rühren, Bomben mit komplexen Zündern an den Bürostuhl des Kollegen zu heften oder heimlich den Aktenvernichter zu frisieren, sodass er zur Todesfalle wird. Hier zeigen sich nach und nach die wahren kriminellen Genies! Diese Serie ist einzigartig: Sie zeigt, was passiert, wenn elf hochbegabte Teil-Autisten beginnen, jeder nach seinem Fachgebiet, einen unterschwelligen, niemals vordergründigen Kampf jeder gegen jeden zu führen, wie schon der Vorspann zeigt:

Spezialsonderermittler (SSE) Holm "Hook" Vierschröter betritt das mit Science-Fiction-Technologie vollgestellte Großraumbüro. Auf dem Weg zu seinem separaten Chef-Kabuff zieht er den Haken, der nach der Detonation einer Briefbombe seine Hand ersetzt, grausam quietschend an einer Reihe Metallschränke entlang - ein Running Gag. Das weckt die Kollegen, die die Nacht hier verbracht haben: Spengstoffspezialistin SSE Sonja Wrangel (von ihr war die Briefbombe) und Strahlenspezialist SSE Ursus Major. Nach und nach trudeln die anderen ein, zuletzt der scheue Praktikant, der immer nur eine Folge lang durchhält.

Und Abends, nach einem langen Tag voller Hochpannung, sitzen alle in der Weinstube Lösch in der Jakobsbergstraße und verschlingen lachend und scherzend Meenzer Handkäs mit Musik oder Fleischworscht. Passend zum Essen werden natürlich ausschließlich Weine aus den regionalen Anbaugebieten Rheinhessen, Rheingau und Pfalz gereicht.
Und während der Nachspann läuft, verklappen sie kichernd die Überreste des Praktikanten im Rhein.


P.S.: Ich glaube, ich würde diese Serie wirklich mögen.


Dienstag, 10. Dezember 2013

Aachener Weihnachtsmarkt

Aachener Weihnachtsmarkt by Max Mayorov
Aachener Weihnachtsmarkt, a photo by Max Mayorov on Flickr.

Wer seiner Liebsten oder seinen Lieben zur allerbesinnlichsten Vor-Weihnachtszeit etwa ganz Besonderes bieten möchte, kommt um den Aachener Weihnachtsmarkt fast nicht herum.
Schalalalala--la--la-lala!!!
Hach!
Schon beim Eintreffen in Aachen fällt auf - Mannomann, die Parkhäuser sind ja ganz schön voll! Aber kaum hat man ein paar Runden gedreht, hat man einen Parkplatz. Beim Heraustreten aus dem Parkhaus steht man kurz etwas fassungslos vor dem Straßenschild "Henger Herrjotts Fott" (vornehm: Hinter dem Hinterteil des Heilands, Info), aber nicht rumgestanden, los geht's, wir sind ja nicht zum scheiß Spaß hier!
Am Rande des Weihnachtsmarktes kam uns ein Ehepaar entgegen, sie sahen etwas knittrig und aufgerieben aus, die Knitter-Madame lamentierte mit leiernder Stimme: "Isch hab de Stände gar nisch gesehen!"
Wir kicherten haltlos - was für Vollpfosten! - und stürzten uns ins Getümmel.

Das besagte Getümmel: alles ist schwarz von Menschen. Es wimmelt, schiebt, drängt. Jeder Schritt ist ein Schritt im frontalen Gegenverkehr einer Prozession, eines Martinszuges, man kann es nicht besser beschreiben. Man wird umwimmelt, geschoben, gedrängt. An Glühwein, Reibeplätzchen und gebrannte Mandeln stelle man sich in erkleckliche Schlangen, dann geht es weiter mit dem Wimmeln, Schieben, Drängen. Da man sich ständig entweder aufwändig gegen den Strom vorankämpft oder auch mal energiesparend mit dem Strom schwimmt, kommt man den Buden und Ständen des Weihnachtsmarktes nicht einmal nahe, weil sie sind Inseln im Strom, in dessen Mitte man strampelt oder dahintreibt. Keinen Schimmer, was die da feilbieten in den zusammengezimmerten Hütten außer Glühwein, Reibeplätzchen und gebrannten Mandeln!
Am Ende, nach Stunden, ist man erschöpft im Geiste und die Kledage ist irgendwie knittrig und aufgerieben.
Wir machen uns auf in Richtung Parkhaus.
"Ich habe die Stände gar nicht gesehen!", sagt jemand.
Wir kichern haltlos.
Wir ja auch nicht!

Aber irgendwie sind wir ganz beseelt, sind geradezu aufgeladen von fast schon ekstatischer, allerchristlichster Besinnlichkeit, dass uns der Moloch nicht verschlungen hat wie ein Stück Fettgebackenes.
Schalalalala--la--la-lala!!!
Hach!


Oder elegant auf den Punkt gebracht (Zitat): "Weihnachtsmärkte dienen dazu, unsere Vorstellungen vom Ablauf einer möglichen Zombie-Apokalypse zu konkretisieren", "@MannvomBalkon, Twitter


Mehr Weihnachtsmarkt: Blogbeitrag


Dienstag, 26. November 2013

Prominenz


Victoria and David Beckham
Originally uploaded by friskytuna
Früher, da war der Begriff "Prominenter" noch positiv belegt. Sogar, noch während ich Kind oder Teenager war. Ich rede jetzt von einem Zeitraum, der sich von 1970 bis in die 80er erstreckte. Es handelte sich bei diesen Prominenten um Lichtgestalten: begabt, gebildet, eloquent, kosmopolitisch oder wenigstens schön.
Wohl niemand hätte es abgelehnt, Anno 1982 Hans-Joachim „Kuli“ Kulenkampff oder Joachim „Blacky“ Fuchsberger zum Onkel zu haben. Hach, das wäre doch dufte gewesen!
Und wie übersichtlich ging es zu in den 80ern!

Seitdem hatten wir eine kräftige Hyperinflation der Berühmten, dem Privatfernsehen sei dank. Die Zahlen eskalierten von gefühlten 500 nach gefühlten 6.000. Wer heute mal mit Dieter Bohlen, Boris Becker oder Oliver Pocher koitiert hat, gilt sofort nach der Erst-Besamung als "IT-Girl", sicher, sicher. Wer auf PRO7 mal eine Kochsendung hatte, ist stante pede Starkoch, klar.
Was diese sogenannten "Promis" in der Regel allerdings von denen vergangener Tage unterscheidet, ist, dass sie weder begabt, gebildet, eloquent, kosmopolitisch oder wenigstens schön sind.
STOP MAKING STUPID PEOPLE FAMOUS (Link) ist ein Aufruf, den sich Medien mal hinter die Ohren schreiben sollten.

Eine gute Freundin von mir (A. S.) ging sogar so weit, zu behaupten, dass der Begriff "prominent" längst vollständig negativ belegt sei.
Ich fürchte, mir fällt gerade kein Gegenbeweis zu dieser These ein.


Sonntag, 24. November 2013

Katz: So ein Schrödinger-Ding

http://goo.gl/ZpcpzM
Katz, die bei uns zu Hause wohnte, war es bei Strafe verboten, auf dem Küchentisch herumzuliegen. Nachdem Vatter ein paar mal mit der Faust auf die Tischplatte gehauen hatte (während Katz es sich auf derselben gemütlich gemacht hatte), schien die Katze sich dieses Ansinnen auch sehr zu Herzen genommen zu haben. Sie wurde während ihrer wirklich nicht kurzen Lebensdauer von keiner Menschenseele jemals wieder dabei erwischt, auf dem Tisch gesessen zu haben.
ERWISCHT, wohlgemerkt...
Der Küchentisch knarrte nämlich leise, wenn er etwas belastet wurde. Näherte man sich der Küche also aus Richtung des Flurs, hörte man ein leises "Knarr". Betrat man die Küche, lag Katz schläfig auf dem Stuhl, machte hochgradig professionell den Eindruck, als liege sie bereits seit vielen Stunden dort, unbeweglich. Verließ man die Küche wieder, hörte man kurzum das verräterrische "Knarr". Ging man jetzt zur Hintertür heraus und ums Haus herum, konnte man durchs Küchenfenster (durch die Gardine) et Katz feist auf dem Tisch liegen sehen. Aber: Das war ja kein Beweis, das war ja "von draußen" und galt demnach nicht, außerdem könnte man von außen ja nicht auf den Tisch hauen, so Katz' Logik.

Da man sie nicht erwischen konnte, befand sie sich quasi ebenso wie Schrödingers Katze in einer Art Superposition: Von Innen beobachtet immer auf dem Stuhl, von Außen beobachtet immer auf dem Tisch – gleichzeitig.
So ein Schrödingers-Katzen-Ding eben.


Mittwoch, 20. November 2013

TW 5 - Oldschool, Baby

http://goo.gl/tio49s
Manchmal denke ich so bei mir: "Och, schreibste der Tante Waltraud (81) mal eben ne SMS."
Dann muss ich kichern, weil dann fällt es mir ein: So wenig wie Tebartz-van Elst eine OBI-Top-Kunden-Karte hat, so wenig hat TW ein Handy, oder gar ein Smartphone. TW
hat zwar einen Laden, aber sie hat kein Fax und schon gar keinen Computer. Ihre Buchhaltung macht sie auf riesigen DIN-A2 Journalbögen, kritzelt sie mit Schnörkelschrift einfach voll. Als eines Tages die neuzeitliche Steuerprüfung des Dritten Jahrtausends vorbei kam, standen die Herren vor größeren Aufgaben, ein Steuer-Azubi soll sogar Rotz und Wasser geheult haben, war gar nicht mehr zu beruhigen.
Die Tage fuhr ich mit TW als Beifahrerin zur Sparkasse, ich sollte ihr einen Barscheck einlösen (sowas gibt es anscheinend noch immer). Als wir vor der Schranke des Sparkassen-Parkplatzes standen, brauchte ich als Legitimation zur Einfahrt eine EC-Karte und meine war gerade "hinten" im Smart wg. Beifahrerin.
"Tantchen, gibbse mal deine EC-Karte", sagte ich.
"Och, Junge, sowas habe ich doch gar nicht!", antwortete die Tante.
Grundgüter!
Respekt.
Oldschool, Baby.


Montag, 18. November 2013

Vatter 5 - Experimentieren mit Katz

http://goo.gl/Hkjs5x
Katz, die vollzeit in meinem Elternhaus wohnte, war zweimal im Jahr rollig. Dann wurde sie flach wie eine Flunder und versuchte mit wüstem Miauen, Kater anzulocken. Vor allem stellte das Gequärke so allerlei mit der Nacht-Ruhe an. De Eltern besorgten deshalb beim Tierarzt ein Medikament, welches Katz beim ersten Brunftschrei zu verabreichen war.
Da man Katzen nicht einfach eine Pille in den Schlund werfen kann, außer, man hat den "10. Dan in Gefahrensuchen", kaufte de Vatter beim Metzger Rindergehacktes. Oder, wie er zu sagen pflegte: "gemahlene Kuh". Zu Hause angekommen drückte er eine Pille aus der Blisterpackung, zerdrückte sie mit einer Kuchengabel in einer Untertasse, wärmte das Fleisch einige Sekunden in der Mikrowelle an - Adel verpflichtet -, verrührte das Ganze und stellte es der Katze hin. Die verschlang alles im Erstschlag - Nacht-Ruhe gesichert.
Mit der Zeit begriff Katz, dass sie nur nach dem umständlichen Prozedere überhaupt in den Genuss ihrer Leibspeise kam und hörte auf, dem Vatter während der Zubereitung maunzend, murrend und gurrend um die Beine zu streichen. Stattdessen blieb sie einfach so lange unsichtbar außerhalb der Küche, bis der Vatter die Untertasse auf den Küchenboden stellte. Exakt eben diesen Augenblick wählte Katz dann, um beiläufig, wie total zufällig aufzutauchen und sich über das Hack herzumachen.
De Vatter mutmaßte, dat de Katte nach Gehör de Arbeitsschritte mitverfolgte, um sich dann erst nach Fertigstellung des Mampfes zeitnah zu zeigen. Deshalb beschloss er, et Katz zu überlisten  --  ein Kampf der Titanen!!!

Sein Versuchsaufbau beinhaltete:
Besteckschublade (mit der Kuchengabel)
Geschirrschrank (mit Untertasse)
Kühlschrank (mit Gehacktes in Alufolie)
Küchenschrank (mit Tablettenblister)

Versuch #1:
Hack aus dem Kühlschrank nehmen, kurz in der Mikrowelle 'nuken', warten, Gabel holen, Tablette zerdrücken, warten, Tellerchen holen, alles schnell verrühren, bis 10 zählen, Teller hinstellen
Resultat: Katze erscheint auf die Sekunde, völlig entspannt aus dem Nichts und mampft das Hack weg.
...
Versuch #4:
Teller und Gabel stehen bereits seit dem Morgen parat. Früher Nachmittag: Hack gewärmt, bereits zerdrückte Tablette untergerührt und Tellerchen mit fließender Bewegung auf den Boden gestellt.
Resultat: Katze erscheint pünktlich wie lässig aus dem Nichts und verschlingt's.
...
Versuch #15:
Tablette liegt bereits zerstoßen auf dem Tellerchen vor (das am Vortag aus dem Schrank geholt wurde), Gehacktes in Folie wird in der Hosentasche aufgewärmt, Auspackgeräusch der Alufolie mit künstlichem Reiz-Husten überdeckt, der Mischvorgang auf dem Tellerchen leise mit dem Stiel eines gebrauchten Kaffeelöffels von der Spüle. Finale: De Vatter geht rückwärts auf Socken, um et Tellerchen auf den Boden zu stellen.
Resultat: Punktlandung: Katze erscheint relaxt aus dem Nichts und zieht sich's rein.

Endergebnis: Vatter (0), Katz (15)

De Vatter belegte de Katz mit Tiernamen und gab et Versuchen auf.
Dat Vieh war ihm einfach über.


Sonntag, 10. November 2013

Vatter 4: Mundharmonika

http://goo.gl/oxOOKc 
De Vatter spielte bereits "seit Olims Zeiten" (seine Formulierung) Mundharmonika. Er hatte eine kleine, durch das Bespielen matt gewordene Hohner, auf der er einmal die Woche in der Küchenecke stehend, sein komplettes Repertoire zum Besten gab. In der Regel waren et alte Volkslieder. Da de Vatter dat schon immer so machte, hatte et auch für uns Blagen nix Seltsames oder Peinliches, dat war eben so.
Wann immer de Vatter et Spielen anfing, verschwand unsere getigerte Hauskatze namens Katz, un tauchte erst wieder auf, wenn de Mundharmonika im Küchenschrank verstaut wurde.
Eines Tages beobachtete de Vatter, wat mit em Katz passierte, sobald er de ersten Töne von z.B. "Ick heff mol en Hamborger Veermaster sehn" durch de Hohner pustete:
Katz befiel ein nervöses Zucken entlang des Rückgrats, dann schien sich ihre Wirbelsäule zu verdrehen, sodass die Katze ganz schief wurde, gleichzeitig hatte es den Anschein, dass das Tier an manchen Stellen Dellen bekam, an anderen Stellen einfiel. Wie frisch von einem LKW überrollt, wankte, schleppte sich die Katze auf drei Pfoten durch den Türspalt und verschwand irgendwo im hintersten Winkel der Wohnung, sich zum Sterben zusammenkauernd.
Das war das wahre Elend im Tierreiche!
Da em Vatter dat elendige Katz arg zu Herzen ging, stellte er dat Mundharmonikaspielen zur Sicherheit vollständig ein. Et ging ihr einfach zu sehr an et Gemüt.


Sonntag, 3. November 2013

Et is en Elend inner Welt, spenden Sie!

http://goo.gl/quFx0x 
Ein Bekannter berichtete mir gestern, eine typische deutsche Arztfrau sei zu ihm in den Laden gekommen, um für "bulgarische Hunde" zu sammeln. Dies sei eine prima Gelegenheit gewesen, der Spendendosentante das hoch diskutable Element ihres Unterfangens mal ungefiltert entgegenzuschleudern. Der Bekannte gab zu, sich an diesem Tag vermutlich "eine neue Feindin" gemacht zu haben.
ru24 applaudiert hart!
Also: da Arme, Kinder, alte Leute, Behinderte, chronisch Kranke und Sterbende (vor allem aber unappetitliche Kombinationen derselben) sehr oft nach Pipi riechen, wenden wir uns dezent ab und sammeln lieber für Hunde an den Rändern Europas  --  gehts noch, ihr Spinner??

Außerdem: Bevor man "für bulgarische Hunde" sammelt, gäbe es auch hierzulande auch viel elendiges und besammelnswertes, notleidendes Tierreich:
  1. Blindschleiche (Anguis fragilis): In Deutschland leben Millionen Blindschleichen. Sehen Sie nicht weg! Das behinderte Tier hat nicht einmal einen Arm, um den Blindenstock zu halten! Keine Nase, keine Ohren = keine Blindenbrille! So viel Elend ist kaum vorstellbar! Spenden Sie noch heute an den Verein "Augenlicht für Blindschleichen" (AfB e.V.)!
  2. Kellerassel (Porcellio scaber): Milliarden und Abermilliarden sind betroffen! Während wir mittlerweile an lichten Orten mit Fenstern Heizungen und sogar fließendem Wasser wie die Könige leben, sind fast 99% der Kellerasseln dazu verdammt, ihr tristes Dasein an immerfeuchten Orten, vielleicht sogar unter Steinen in direkter Nachbarschaft zu anderem eklen Getier, sogar Gewürm zu fristen! So viel Elend ist kaum vorstellbar! Spenden Sie noch heute an den Verein "Holt die Kellerassel aus dem Keller" (HdKadK e.V.)!!
  3. behinderte Fledermäuse* (Talpa europaea). Ich habe mir diesen erschütternden Fall bis zuletzt aufgehoben. In Deutschland, einem der reichsten Länder der Welt, sind Millionen behinderter Fledermäuse dazu verdammt, flügellos in unterirdischen Röhren zu leben und nur hie und da kleine Hügel aufzuwerfen, ihre Nase herauzustrecken, um überhaupt mal Luft zu schnappen! Das ist doch kein Leben da unten im Dreck! So viel Elend ist kaum vorstellbar! Spenden Sie noch heute an den "Verein zur Rettung behinderter Fledermäuse" (VzRbF e.V.)!!!
    *) Danke an Manos für die Idee!
Et is en Elend inner Welt, spenden Sie!


Sonntag, 27. Oktober 2013

Der radfahrende Holländer als Massenphänomen

photo credit: via photopin (license)

Man nehme ein paar wie erratisch geführte Straßenzüge, formiere eine pittoreske Kleinstadt darum. Als Zentrum nehme man die VVV-Touristinfo, einen Albert-Heijn-Supermarkt, einen HEMA und einen Schnellimbiss, der Fritten mit Erdnuss-Sauce im Programm hat: Herz, was begehrst du mehr? (Info: Diese Infrastruktur ist bereits vollständig optimiert)
Dann addiert der Niederländer an sich allerdings aber noch Drempels (= »Bremsschwellen«), Kreisverkehre, Verkehrsinseln, abgesenkte Bordsteine, Schilder, Radspuren, Ampeln, eine absurde Anzahl an Zebrastreifen und vielfältigste, unnachvollziehbare Fahrbahnmarkierungen hinzu. Schon vom bloßen Anblick tränen einem die Augen. Dies alles ist jedoch nur die Leinwand: In dieses Szenario stürzt sich der Niederländer in großer Zahl mit dem *trommelwirbel* Holland-Rad (das mit Korb und bis zu zwei Kindern beladen ist). Nun addiere man noch die Autos, die in die bereits proppenvollen Kreisel drängen. Räder, Menschen, Abenteuer: Aus allen Himmelsrichtungen schieben sich die Radler auf die Kreuzungen, schwärmen aus, biegen ab, drehen ein paar Runden im Kreisverkehr. Der radfahrende Holländer als Massenphänomen (niemand trägt Helm) wimmelt nicht nur wie ein Makrelenschwarm, nein, wie zwei oder mehr Makrelenschwärme! Die Schwärme vereinigen sich oder durchdringen einander. Und noch immer funktioniert alles! Ich komme mit meinem Smart angefahren, versuche auf Radfahrer, Fußgänger an Zebrastreifen, erratische Fahrbahnmarkierungen, auf das Navi und die Kommentare der Beifahrerin zu achten. Doch obwohl meine Aktionen sich nach holländischen Maßstäben sicherlich im Spannungsfeld zwischen unbedacht und beherzt bewegen, hört man keine Fahrradglocke oder jemanden Grobes rufen. Nein, alle Holländer passen auf dich, auf sich und auch aufeinander auf, so dass man durch dieses sagenhafte Tohuwabohu hindurchgeleitet wird, quasi hindurchflutscht wie ein Neutrino durch Blei. Etwas, was in Deutschland zu Testosteron-Konflikten, Beschimpfungen, Stress und größeren Kontingenten schlechter Laune führen würde, das fällt in Holland nicht einmal auf!
Erwähnte ich schon, dass ich dieses Land und diese Leute/Mentalität liebe?

Nur manchmal, da kann man im Rückspiegel den gefürchteten Hollandrad-Tornado erblicken. Der entsteht unter ganz spezifischen physikalischen Bedingungen dann, wenn bei trockener Luft Hollandrad-Schwärme aus mindestens fünf Richtungen eine Art Sog oder Kreisel erzeugen. Das Ganze türmt sich dann wirbelnd und voll der statischen Elektrizität zu einem hunderte Meter hohen Hollandrad-Rüssel auf, schwarz, blitzzuckend und beängstigend. Da kann man dann froh sein, bereits in das nächste Kreisverkehrgewimmel eingetaucht zu sein.


Donnerstag, 17. Oktober 2013

Tebartz-van Elst, weiter so!

Kein OBI-Kunde (http://goo.gl/6ynmex )
Was haben die Chinesische Mauer, der Petersdom/die Sixtinische Kapelle und das Tadj Mahal gemeinsam?
Bei der Errichtung dieser Bauwerke wurden weder Kosten noch Mühen gescheut.
Hätte man in Zeiten der Ming-Dynastie die Große Chinesische Mauer mit Billo-Zement ausm Hornbach errichtet, es gäbe sie heute einfach nicht mehr. Hätte man den Petersdom seinerzeit dank einer 20%-Aktion bei Praktiker komplett mit Baumarktmitteln errichtet und die Sixtinische Kapelle hätten von Innen nen Dutzend Obdachloser mit Abtönfarben aus der "Creativ-Ecke" bemalt, niemand hätte jemals von diesen Gebäuden gehört. Desgleichen gilt für ein Tadj Mahal aus OBI-Dauerniedrigpreis-Rigips.
In der Moderne wird aus Kostengründen nun einmal billig gebaut und kaum 30-50 Jahre später reißen sie die spillerigen Teile (z.B. Sony Center, Potsdamer Platz) wieder ab.
Wir befinden uns im Jahre 2013 n.Chr. In ganz Europa hält man sich an diese Regel... In ganz Europa? Nein! In einem von unbeugsamen Klerikern bevölkerten Dorf namens Limburg hat man gerade erst angefangen, die fette Kohle rauszuhauen. Der neue Bischofssitz des Limburger Bischofs Franz-Peter Tebartz-van Elst (53) war mit 5,5 Millionen Euro veranschlagt worden, das Ganze könnte aber aufgrund einer völlig überraschenden Kostenexplosion noch die 40 Millionen-Latte reißen (Quelle).
Respekt.
Alle so: *aufreg* (als wäre es ihr Geld).
Hey, Leute, das sind doch keine (Lohn-)Steuergelder, die hier verballert werden, sondern Kirchensteuern! Wer (wieso auch immer???) noch Kirchensteuern zahlt, sollte nicht rumheulen, wenn eine seltsam unzeitgemäße Institution (Kirche) diese Kohle einer verschrobenen Verwendung zuführt. Doch von der Katholischen Kirche erwartet der Gläubige anscheinend, dass sie mit ihren unvorstellbaren Reichtum von 270 Milliarden Euro (Quelle) Gutes tut - wie weltfremd ist das denn? Denn leider wird Reichtum in aller Regel angehäuft und nicht für "Gutes" verwendet - wie naiv seid ihr denn?
Exkurs: In der Zeit von 1981–1985 war der Sektenführer Bhagwan Shree Rajneesh Eigentümer von 93 Rolls Royce. Da ihm diese technisch antiquierten Gefährte anscheinend sehr gefielen, beschloss er, sich insgesamt 365 Stück davon zuzulegen, einen für jeden Tag des Jahres (Quelle). An Schaltjahren wäre er am 29. Februar vermutlich mit nem BMX-Rad die Reihen seiner Jünger abgefahren, aber Schaltjahr ist ja nicht so oft. Die, die nicht Sannyasin = "Jünger des Bhagwan" waren, fanden diese geplante Anschaffung sicherlich ein bissi diskutabel - aber hey! War ja son spinnerter Sektenfuzzi!
In Limburg indes werden wirkliche, bleibende Werte geschaffen, die auch in 30, 50 oder 100 Jahren noch Bestand haben. Es werden Architekten und Bauunternehmen (Hoch- & Tiefbau) beschäftigt, Handwerker aller Couleur wie Parkettleger, Stukkateure, Kunstmaler, Möbelbauer, Kunsttischler, Goldschmiede und Edelsteinschleifer. Der muss sich nicht seinen ganzen Kram bei IKEA zusammenstoppeln! Nein, diese ganze irre Kohle fließt geschlossen ins lokale Handwerk, in lokale Unternehmen und die zahlen davon fette Steuern. DAS ist Entwicklungshilfe, die wirklich etwas bringt! Und eines Tages kann man sogar dafür Eintritt nehmen und staunende Touristen durch die Räumlichkeiten der bischöflichen Prunk-Residenz führen!
Von mir aus hätte Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst 1,5 Milliarden veranschlagen können für einen Bischofssitz, den man vom Mond aus sehen kann, dessen Kosten dann die 4 Milliarden-Latte noch reißen - der Wirtschaft, der Region, dem Bundesland Hessen, dem Steuersäckel hätte es bestimmt nicht geschadet.
Deswegen: Tebartz, weiter so!

Um es rasant elegant auf den Punkt zu bringen:
"Wenn mir Millionen Katholiken monatlich freiwillig Geld fürs Ministrantenbelästigen überweisen, kauf ich die Badewanne auch nicht bei OBI.", @silvereisen, Twitter

Oder, um mal die Kirche im Dorf zu lassen:
"Der Unterhalt des noch nicht eröffneten Berliner Flughafens kostet PRO MONAT 35 Mio. €. Wie viele Bischofssitze man damit umbauen könnte!" @DerWachsame, Twitter


Sonntag, 13. Oktober 2013

Albrecht Domina Gold

http://goo.gl/RJZExd 
Normalerweise habe ich als Kunde im Supermarkt genug Zeit, meine Waren aufs Band zu legen, und zwar in einer Reihenfolge, die sinnstiftend ist: die schweren Sachen nach vorne, die leichten, zerbrechlichen oder zerdrückbaren Dinge wie Eier, Obst, Salat nach hinten. Dann kann ich flott nach vorne gehen, um die kassierten Waren in den Einkaufswagen zu verstauen. Das klappt ganz hervorragend bei Penny, REWE und bei Schnarchnasen-Edeka sowieso - nirgends muss ich heutzutage länger an der Kasse stehen als dort, wo sie Lebensmittel lieben - Muahahaha!
Der Killer indes ist Aldi.
Bei Feinkost Albrecht haben sie einen dermaßen brachialen Durchsatz an der Kasse, dass ich schon meinen Plunder nicht mal vernünftig aufs Band gelegt bekomme - auch, wenn gar niemand hinter mir steht. Während ich hinten noch ächzend Lebensmittel aufs Kassenband werfe, wird vorne schon in Hochgeschwindigkeit kassiert - blip-blip-blip, Ware häuft sich, staut, bäumt sich regelrecht auf. Ich stürze herbei, um den vorderen Kassenbereich zu räumen, muss aber erst den Beutel entfalten oder die Kiste aufklappen, was die Situation arg verschärft - solches ist hier nicht vorgesehen. Der Käufer als Störfaktor in einem ansonsten perfekt optimierten System. Die seelenlose Kassiererin scannt nun bereits alle 0,75 Sekunden einen Artikel, schiebt, stapelt. Der Kunde (moi) gerät in Schweiß, versucht, die Melone nicht auf die Bio-Eier fallen zu lassen, zermalmt stattdessen die Romana-Salatherzen. Deckel springen von Joghurtbechern, die Kanten von Milchbeuteln rammen sich in Nektarinen. Kekse splittern in ihren Packungen. Ich packe und schnaufe, sehe meine Einkäufe im Einkaufswagen schon komplett vor die Hunde gehen. Die Kassiererin erhöht, ohne dass Notwendigkeit dazu bestünde, den Durchsatz noch einmal, scannt nun alle 0,6 Sekunden einen Artikel. Mir plumpst der Fleischsalat auf den Boden. Während ich mich bücke, um das Desaster zu begutachten, dreht die Kassiererin des Teufels nochmals auf, scannt jetzt pro Sekunde zwei Artikel - nicht, weil sie müsste, sondern weil sie es kann. Zu reinen Schemen verzerrte Waren flirren über den Scanner wosch-wosch-wosch, ich als Kunde verkomme derweil zum sklavischen Dienstleister einer blau bekittelten Domina an Kasse #3, die mich gerade Kraft ihrer Profession fertig macht.
Übergangslos mit dem letzten *blip* nennt die Scanner-Domina ihren Preis.
Ich räume und ächze, zücke dabei gleichzeitig auch noch die Karte, alles geht zu schnell, als dass ich noch folgen könnte oder gar darüber nachdenken, ob der genannte Preis auch nur annähernd OK ist. Schon habe ich EC-Karte und Bon in Händen, eine Grußformel verklingt, da wird schon der nächste Kunde brachial und überschnell abgewickelt. Der drängt in Panik, wie von Furien gehetzt, an den Platz, an dem ich noch beliebe mich aufzuhalten.
Die Hälfte der Nektarinen sind Matsche, dito die Salatherzen, die Kekse sind ein Gekrümel.
Den Rest des Schadens kann ich lahmer Depp ja zu Hause begutachten.
Ich ramme Bon und EC-Karte unordentlich ins Portemonnaie, versuche diesen unwirtlichsten aller Orte zu fliehen.
Vermutlich sollte ich nur noch zu Aldi gehen, wenn mein allzu übergroßes Ego mal wieder einen empfindlichen Dämpfer benötigt.
Albrecht Domina Gold.

P.S.: Wirklich megabrutal ist der ALDI Remscheid-Bergisch Born, Bornefelder Straße/Am Eichholz, ich habe es dreimal in Folge getestet: Die besorgen es dir mal so richtig!

Top-Tipp:
"Ich beschädige im Supermarkt inzwischen mit Absicht den Barcode an ein bis zwei Artikeln, damit ich an der Kasse Zeit zum Einpacken gewinne." @wawerka, Twitter
So könnte es klappen.


Samstag, 12. Oktober 2013

Queen Mom 27 - Beißer

http://goo.gl/GWMEzG
Als ich am Ende meines Besuchs meine Mutter im Altenheim verabschiedete, winkte mir aus der Ferne etwas hektisch Heike zu, eine der für sie zuständigen Altenpflegerinnen. Da Radevormwald ein Dorf ist, kannte ich Heike sehr gut "von früher". Ich ging rüber. Heike schaute mich an, nahm mich etwas zur Seite und fragte: "Hältst du mich für den Beißer?"
Hmm?
"Äh? Wie bei 007? Nee... ."
"Deine Mutter hat letztens beim ins-Bett-bringen behauptet, ich hätte ihr in den großen Zeh gebissen!"
Muahahaha!

Die Woche drauf fragte ich Muttern natürlich bei nächster sich bietender Gelegenheit: "Na, und, hat dir die böse Schwester mal wieder in den Zeh gebissen?"
Queen Mom war not amused. Sie faßte mich festesten Blickes ins Auge, drückte meine Hand und sagte sehr bestimmt: "Ja, hörma, wat sollet denn sons anders gewesen sein, als dat se mich innen Zeh gebissen hat?"
Tatsächlich.
Verrückt: So kann man sich in Menschen täuschen ...


Donnerstag, 19. September 2013

Queen Mom 26 - Kakao

http://goo.gl/XmrGbd
Mittwochs im Johanniter-Altenheim Radevormwald. Ich sitze bei de Mutter im großen Aufenthaltsraum. De anderen alten Damen un de drei Herren starren Löcher inne Luft, wer nich ganz bei Trost is, macht gluckernde Geräusche.
Ne Pflegekraft kommt rum.
"Naaa, Frau M., möchten Sie heute Abend zum Essen ein Glas Milch?", fragt sie sehr deutlich und recht laut.
"Ich möchte lieber nen Kakao!", sagt Queen Mom salbungsvoll.
"Kakao gibts doch nur freitags!", sagt Frau Weißkittel.
Nee, is klar: de Ommas 3.500 Öcken im Monat latzen lassen, aber Kakao gibt's nur freitags.
Jetzt schaltet sich Frau L. vom Nachbartisch ein.
"Ich will aber auch nen Kakao!!!"
"Aber ich sach et doch gerade zur Frau M.: Kakao gibt's nur freitags, Frau L.!", sagt die Pflegekraft, sich ihr zuwendend. "Und was möchten Sie heute Abend trinken?"
"KAKAO!!!"



Dienstag, 17. September 2013

DIY-PGP im Neuland

http://goo.gl/iJnhkX
Dank des Helden Edward Snowden wissen wir nun, wie der Hase läuft. Der Datenhase läuft nämlich zum MI6, damit die Briten unsere E-Mails oder Auslandsgespräche erstmal feist zwischenspeichern können.
Man könnte fragen: Was the fuck wollen denn die Briten mit unseren E-Mails, haben die nicht genügend britische E-Mails zum Lesen? Ich denke aber, sie machen das, weil sie es können. Die NSA liest natürlich auch mit, irgendwie müssen die Amis ja ihre 7,8 Zentillionen Dollar an Steuergeldern verpulvern.
Man könnte wieder fragen, aber lassen wir das.
Und ganz, ganz vielleicht liest irgendein deutscher Geheimdienst auch noch ein bissi mit. Und obwohl das für uns Deutsche alles "Neuland" ist (Merkel), haben deutsche Geheimdienste im letzten Jahr nicht 100 oder 120 E-Mails mitgelesen, sondern z.B. Anno 2010 bereits 37 Millionen, Link.
Und was macht der Bürger kommenden Sonntag? Statt Piraten wählt er Neuland-Merkel, die von nix gewusst haben will. Nur mal so: Die deutschen Geheimdienste sind dem Kanzleramt direkt unterstellt. Ich sage es mal unmissverständlich: Merkel lügt.
Aber was kann man tun, wenn einen die Politik alleine lässt? Also, wie kann man den Geheimdiensten das Leben schwerer machen?
Man muss halt selber ran:

1) Leet: Man kann seine E-Mail-Texte vor dem Versenden in "Leet" umwandeln. Was Leuten Probleme beim Lesen macht, finden Schnüffel-Algorithmen erst mal recht schwierig zu entziffern. Zum Ver- oder Entschlüsseln einfach (hier) in das entsprechende Kästchen geben und los! (Der Text wird zu: m4n k4nn 531n3 3-m41l-73x73 v0r d3m v3r53nd3n 1n \"l337\" umw4nd3ln. w45 l3u73n pr0bl3m3 b31m l353n m4ch7, f1nd3n 5chnüff3l-4l60r17hm3n 3r57 m4l r3ch7 5chw13r16 zu 3n7z1ff3rn. zum v3r- 0d3r 3n75chlü553ln 31nf4ch (h13r) 1n d45 3n75pr3ch3nd3 kä57ch3n 63b3n und l05!) Oder:

2) Enigma: Man kann seine E-Mails mit einer Enigma umwandeln, sowas hat schließlich jeder deutsche Haushalt noch irgendwo herumstehen. Notfalls geht es auch (mit wesentlich weniger Flair) mit einer Simulation. Denn: Enigma-Verschlüsselung hat gegen die Briten schon mal ne Zeitlang ziemlich gut geklappt... Zum Ver- oder Entschlüsseln einfach (hier) den Text in das obere Kästchen eingeben und los gehts!
(Der Text wird zu: FTSFEZGAJQOCSILEUIUPFNOGJEWMHKEWBRSRBRFYRFNJCEFJDPI
WOITKDJVZVACYOIMEOZVSNJOBKPMTVYXAIBBVYBAOMJSACRKUZKW
NKCXPJABYWYUZTGPPNYVSACFEEVYGTRFMOUOGRISIDJSBHUFMVK
ENDDMHGLPUEBYTBSNIQQIUYJFKDYGNELVPCMLKGGPXWDDUGPUM
RMYPNDOSNYHZOIOSSLRZOZHKNPMHNACNURMDGBJWVWSPGQKRO
NEKPPUFYHAHXVCQSMXFQBRGWGKVRDSEOKHIXHGCFMNOUTUWJQ
NFEPNCAUILJVRXZXIOVIGY)

3) Muahaha: Wenn man den Enigma-Output zusätzlich noch in Leet umwandelt, bekommt man DAS: "f75f3z64jq0c51l3u1upfn06j3wmhk3wbr5rbrfyrfnjc3fjdp1w017kdjvzv4cy01m3
0zv5nj0bkpm7vyx41bbvyb40mj54crkuzkwnkcxpj4bywyuz76ppnyv54cf33vy67
rfm0u06r151dj5bhufmvk3nddmh6lpu3by7b5n1qq1uyjfkdy6n3lvpcmlk66pxwdd
u6pumrmypnd05nyhz01055lrz0zhknpmhn4cnurmd6bjwvw5p6qkr0n3kppufyh
4hxvcq5mxfqbr6w6kvrd530kh1xh6cfmn0u7uwjqnf3pnc4u1ljvrxzx10v16y"
Die Neurotischen unter euch haben bereits bei der Enigma Walzen ausgetauscht, Start-Buchstaben der Walzen geändert und "the steckers" getauscht, sie können nach der Verschlüsselung bei dem Ergebnistext noch Leerzeichen einfügen, damit es wieder wie ein Text aussieht.
Das ist Do-It-Yourself-PGP (DIYPGP)! :)
Eat this, ihr Schnüffler!!!
(Ich habe den Test gemacht, das Rück-Entschlüsseln klappt prima, der Text ist dann aber leider in allgemeiner Großschreibung, ein Bandwurm ohne Leer- und Sonderzeichen sowie Umlaute und Zahlen müssen als Wörter geschrieben werden, sonst fehlen sie *hüstel*)
Hey! Man kann eben nicht alles haben! Haha!
Was bleibt?

4) Bundespost: Die ultimativ relativ sichere Art der Datenübertragung seit 1490.


Mehr über eure vermeintlich sicheren Web-Services und Verschlüsselungstechniken: Artikel


Protipp: 
1m5uwmpbjldhwy1l7z5d3mp4r6cxq7nvczfnbnlh6wrf3fn143nyyqn3dz7xyucpq6
wvpx7mmvvzwwfhjz64u5bvlf0dndp3c0xlqbqdfxmljkjlwb0cdvrdyjjzw70lzl7h0v
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Samstag, 14. September 2013

'nine fourteen' im Netto Wuppertal-Elberfeld

http://goo.gl/KdnW4Y
Eigentlich bin ich an der Supermarkt-Schlange erst zweimal von aufgeregten Fremden angesprochen worden. Das erste Mal war am 11.09.2001. Der Mann vibrierte förmlich hinter mir herum, tappte mir dann auf die rechte Schulter. Noch während ich mich umdrehte, sprudelte er mich voll: "Gottogott, haben Sie heute schon ferngesehen? Gehen Sie sofort nach Hause und schauen Sie fern!!!"
Ich tat wie mir geheißen, der Rest ist Geschichte.
Das war 'nine eleven' im Penny Radevormwald (Blogbeitrag).

Heute war ich im Netto in Wuppertal. Ich hatte zwei Hokkaido-Kürbisse auf dem Band und Salzstangen. Der Typ hinter mir vibrierte förmlich. Dann platzte es aus ihm heraus: "Ey, heute ist David Hasselhoff bei Big Brother!!!", Freund Sonne hatte etliche Alkoholika für das Großereignis auf dem Band.
Ich überlegte kurz.
"Hä, ich dachte, der is tot?"
"Neee!!!", sagte der Mann vehement.
"Ach so, das war ja Patrick Swayze!", fiel es mir wieder ein.
"Ey, Mann, der is sowas von cool, der David Hasselhoff!"
"Top Typ!", sagte ich mit Daumen hoch und verließ den Laden.
Das war 'nine fourteen' im Netto Hochstr., Wuppertal-Elberfeld.


Montag, 9. September 2013

Zen-Moment im Badezimmer

http://goo.gl/FexWEP
Das Bad: Weißgekachelter, lichter Hort der Körperpflege. Die Räumlichkeit wird gereinigt, weil es mal wieder "an der Zeit ist". Leider findet sich schon nach kurzer Zeit nach der aktigen Säuberung hier ein Flusen, dort ein Haar, garstiger Staub. Alsbald hat sich punktuell ein undefinierter Schmier festgesetzt, durchs Fenster gewehter Samen verteilt sich großzügig. Und so geht das im schnellen Galopp voran, bis es im weißgekachelten, lichten Hort der Körper-Reinigung so schangelig aussieht wie bei Hempels hinterm Einbau-Kühlschrank!

Und hie und da im Leben kommt ein Augenblick der unfassbaren Klarheit. In diesem Zen-Moment vermag man der Realität einen Schleier fortzureißen, um einen Lidschlag lang einen Blick hinter die Beschaffenheit Dinge zu erhaschen.
Meinen Zen-Moment hatte ich im Bad: Erleuchtend befiel mich eine Klarheit, küsste mir auf die Augen, auf dass ich in der Finsternis des Seins das Offensichtliche erkennen möge: Völlig weiße Badezimmerbodenfliesen sind mal sowas von scheiße!
Stattdessen sollte man fürs Bad Bodenfliesen herstellen, in deren Glasur gleich das Folgende mit eingebacken ist:
  • Haare (bunte Mischung)
  • singulärer Zehennagelabschnitt (verfärbt, Herr)
  • singulärer Fingernagelabschnitt (Herr)
  • verendete Motte
  • Hautschuppen
  • grauer Staub
  • Flusen (bunte Mischung)
  • Häutungsrückstände von Silberfischchen.
Und schon könnte man den Blick im Bad schweifen lassen immerdar und schwelgen - und müsste vor allem nur halb so oft putzen.


Freitag, 6. September 2013

Wutbürger

http://goo.gl/r9hTbI
In der Regel kann man die Bürgerschaft aufteilen in Bitbuerger (15 %), Mitbürger (70 %) und Wutbürger (15 %).

Der Bitbuerger (Kunstwort aus Mitbürger und einer Biermarke) ist Getränkemarkt-Kunde, müllt Altglas-Container voll, schaut im Bieranzug RTL II und sediert sich mit reichlichen Gaben Alkohol, bis er vor der Glotze einschläft, Motto: "Heute ein König!" Eine Bundesregierung weiß: Hält man die Steuern auf Alkohol niedrig, hat man von dieser Bevölkerungsgruppe keinen Stress zu erwarten (das bisschen Häusliche Gewalt geht locker im Hintergrundrauschen unter, da gibts Veilchen eben mal nicht nur am Valentinstag). Deshalb schraubt die jeweils aktuelle Regierung immer wie verrückt an der Tabaksteuer, niemals aber an den Steuern für Alkohol, diese gelten seit der Weimarer Republik als unantastbar.

Der Mitbürger an sich geht arbeiten, einkaufen, trennt Müll, zieht Kinder auf und geht immer wählen, ändert damit aber wie gewohnt einen Scheiß.

Der Wutbürger sieht sich selbst als aufgeklärt im Sinne Kants: "Aufklärung ist der Ausbruch des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit." Also, statt sich "alles gefallen zu lassen" (O-Ton), beginnt der Wutbürger mit allen Mitteln, sein Umfeld und seine Umwelt an sich anzupassen, statt umgekehrt. Er fängt an, sich als "Anwohner" zu gerieren. Im Grunde kann man ja gegen jede Veränderung protestieren, sobald man den Dreh heraus hat. Atomkraft, Windkraftanlage (Blogbeitrag), Neubau einer JVA (Blogbeitrag), einer Forensik (Blogbeitrag), oder eines IKEA - oder was gerade so ansteht - die Moderne ist ja durchaus reich an Wandel. Wutbürger wollen längst weitaus mehr "als nur die Farbe der Brücke" mitbestimmen (Artikel), so zum Beispiel die Leverkusener, die sogar bei der "Form der Autobahnauffahrt" ein Wörtchen mitreden wollen (Muahaha!!!), auch wenn sie nicht den blassesten Schimmer haben.
Mittlerweile sind wir so weit, dass wichtige Bauvorhaben verunmöglicht oder wenigstens durch die Mitmachbürger-Blitzbirnen blockiert werden, wie z.B. Hochwasserschutzmauern (siehe bitte diesen Artikel - Gottogott!!!) - weil die Wutbürger es können.

Heute wäre es schlicht nicht mehr möglich, einen Eiffelturm zu errichten (verschandelt die Aussicht, macht Geräusche im Wind, wirft Schatten, zieht Blitze an etc.), desgleichen den Kölner Dom (verschandelt die Aussicht, Gefahr durch Steinschlag, wirft Schatten, zieht Blitze an etc.), die Wuppertaler Schwebebahn (verschandelt die Aussicht, rattert wie Sau, quietscht wie Hulle, geht viel zu nah an Wohnungen vorbei, bedroht den lokalen Einzelhandel etc.) usw. usf.
Das ist unser aller leuchtende Zukunft: Nichts geht mehr - rien ne vas plus.
Was bleibt ist Mittelmaß, zu läppisch, um dagegen zu protestieren.


Jetzt mal in echt: Meiner Meinung nach sollte man Eltern, die mit ihrer schwindligen Brut zu Anti-Windkraft-Demos gehen, zwangssterilisieren, die Bälger dem Jugendamt zuführen.
Und der Rest soll sich um seinen eigenen Scheiß kümmern, Gott du Gerechter!


Mittwoch, 28. August 2013

Photogeschwurbel

http://goo.gl/YwVnVy
Seit einiger Zeit gibt es bei Facebook eine Gruppe "Photogeschwurbel" (Name geändert). Hier treffen sich Photointeressierte (alles mit ph) aus Wuppertal und Umgebung zum Austausch von Photowissen und gelegentlichen Treffen bis hin zu Phototouren und Coachings. Am besten hat man eine digitale SLR für 800,00 EUR aufwärts, besser investiert man mit allem Schnickes an Zubehör bis zu dem 5-fachen. In der Gruppe posten die Vögel (bzw. Phögel) dann ihre Photos mit ph:

Da ist zum Beispiel „Gerhard K.“, der fotografiert am liebsten grausam nichtssagende Gebäude wie die „Sparkassenfiliale Remscheid-Hasten“ oder „marodes Stadthaus Wuppertal-Cronenberg“. Und weil das alles so lähmend uninteressant ist, fummelt er einen fetten HDR-Effekt drauf, bis die Bilder vor Unnatürlichkeit quietschen - als würde man sie durch digitales Bonbonpapier betrachten.
Tipp: Leider wissen das wohl nur Profis: HDR rockt, aber nur, wenn man es nicht sieht.

Da sind die Frauen „Sabine H.“, „Wiebke S.“ und „Ingrid V.“, sie knipsen tapfer was das Zeug hält, am aller-aller-aller-liebsten Gräser mit unscharfem Hintergrund (selektive Unschärfe). Aber wenn es dann darum geht, dass sie ihre Bilder zeigen, dann zieren sich die Damen. Da basteln sie vor der Veröffentlichung im Forum lieber tapfer pastellfarbene Rahmen um die Bilder oder verbauen bis zu sechs ihrer Fotos zu einer Art lavendelfarbener Gräser-Fotoalbumseite, ganz so, als sei ein einzelnes, „nacktes“ Bild es nicht wert, überhaupt gezeigt zu werden.
Tipp: Seid selbstbewusster.

Dann ist da „Martha R.“, die weniger Wert auf das Fotografieren an sich, aber mehr Wert auf trickreiche Bildbearbeitung legt. Da sie von Letzterem leider genauso wenig Schimmer wie von Ersterem hat, postet sie in einer Tour ihre ihre drastischen Fehlversuche wie gewagten Fragen: „Wie kriegt man das hin, dass Gesichter noch unnatürlicher aussehen als mit dem Photoshop Plasticky-Plugin (bei alle Knöpfe auf 10)?“
Tipp: Das alles interessiert doch kein Schwein. Ansonsten gilt das Gleiche wie für HDR, Madame.

Der Rest postet Fotos von übersichtlich bekleideten 17-jährigen M(o)/(ä)dels – Kunststück! Da kommen in aller Regel gelungene Bilder bei herum, es sei denn, man verreißt die Kamera auf den auf der Couch sitzenden, gelbe und unregelmäßige Zähne zeigenden Nackmull.
Tipp: Manchmal ist weniger mehr, aber in diesem Falle ist es gegebenenfalls umgekehrt.

http://goo.gl/mbDOlm (Billoknipse)
Dann kam der große Tag, der erste Photowalk! Es ging zur Henrichshütte nach Hattingen. Ächzend und schwer beladen wie die Sherpas trafen die Photo-Walker am Parkplatz des Industriedenkmals ein. Um ihre Hälse hingen riesige Spiegelreflexkameras mit megalomanischen Tele-Objektiven, auf den original-Tragegurten stand in der Regel CANON oder NIKON. Um noch einige, wichtige Kamera-Zentimeter dazu zu bekommen, waren auf die großen Zoom-Objektive trutzige Sonnenblenden gesteckt worden - trotz sehr übersichtlichen Sonnenscheins. Die ohnehin wulstigen Chassis der Kameras waren mit Zusatz-Batteriegriffen versehen, die nochmal die Klobigkeit des Ganzen um bis zu 45% zu steigern wussten. Nicht kleckern - KLOTZEN!!! Objektivrucksäcke und Profi-Stative waren Pflicht, nicht Kür. Im Grunde waren alle (bis auf wenige) schon vom Equipment her bereit, jahrelang als Kriegsberichterstatter im Gebirge verlorenzugehen. Nur ein paar Looser und Hungerleider trauten sich ernstlich, mit ihren Billoknipsen oder sogar mit dem Handy hier aufzulaufen - tsts!!! Grundgütiger - die haben ja Nerven...
Nach dem Ablichten diverser Nasen und des ehemaligen Stahlwerks traf man sich im Restaurant. Ihre schwarzen, gummierten Riesenkameras legten alle vor sich auf die SEHR lange Artus-Tafel. Gottogott: Es sah aus wie ein grotesker Schwanzvergleich im Lack-und-Leder-Swingerclub - irgendwie eklig.

Kaum zerstreuten sich die Massen, posteten kurz darauf die Ersten in der Facebook-Gruppe "Photogeschwurbel" ihre an dem Tag geschossenen Bilder:
Gerhard K. hatte einen schmerzhaften HDR-Effekt auf jeden rostigen Tank gelegt, den er hatte ablichten können.
Sabine H., Wiebke S. und Ingrid V. hatten total hübsche Fotos von Gräsern vor rostigen, unscharfen Tanks gemacht. Dann hatten sie vage fliederfarbene Rahmen drumherum gebastelt oder Fotoalbumseiten draus gebaut. Voll total nett! Echt!
Martha R. hatte ihre 1.200-EUR-Kamera auch irgendwo hin gehalten, ihre Ergebnisse hatte sie mit diversen Photoshopfiltern zu Antoni Gaudís LSD-Träumen verunstaltet und noch ein Dutzend schlecht ausformulierter Fragen dazu gestellt, die kein Schwein interessierten.
Die Übrigen hatten an der Henrichshütte heimlich ihre 17-jährigen Töchter oder Nichten ausgepackt und diese teilentkleidet vor industriellem Verfall posieren lassen - you can't go wrong with that!


Dito: (Blogbeitrag)


Mittwoch, 21. August 2013

Wer die Wahl hat...

Wie fröhlich bin ich aufgewacht…
Noch vier (4) Monate bis Weihnachten und ein (1) Monat bis Bundestagswahl – et bleibt einem nix erspart, würde de Mutter jetzt sagen.
Aber wen sollen wir wählen in einem Monat?

CDU wählen. „Die Deutschen“ fühlen sich von Merkel gerade auch zum Thema „Europa“ super repräsentiert (wer the fuck da auch immer befragt wird). Aber welche Europa-Politik wird da eigentlich betrieben? Merkels McKinsey-Berater (die den Laden bereits fast völlig übernommen haben) predigen ihren inhumanen Neo-Liberalismus, dessen Umsetzung in den Krisenländern an den Rändern Europas Merkel dann erzwingt. Das führt dort zu Steuererhöhungen, Senkung der Löhne, Gehälter & Renten und zu Massenentlassungen –  das alles bei gleichzeitigem Abbau der Sozialleistungen. Die Reichen bleiben unangetastet, die Mittelschicht blutet aus und die Unterschicht verelendet. Hey! Endlich kämpfen Europäer wieder um ihr nacktes Überleben und leben in Angst – läuft! „Lasst die Griechen kriechen“ geht jetzt wegen des großen Erfolges auf Europa-Tournee.
Komisch, dass viele Bewohner von sog. "Krisenländern"  die Deutschen deswegen hassen, wo "wir" doch die "Heilsbringer" sind. Ausblick auf kommende Sensationen: „Les Miserables“ (= die Elenden) ist bald Realität für den Großteil aller Europäer.
"Zig Millionen Deutschen gefällt das" (offenbar).

SPD wählen. Während einer Phase des Abschwungs möchte keine Partei neu an die Regierung kommen, erst recht nicht die SPD – bissi moppern, Ball flachhalten, abwarten & Tee trinken. Erst wenn es wirtschaftlich wieder bergauf geht, dann kann man sich den Aufschwung auf die roten Fähnchen schreiben – Wähler sind schließlich Idioten. Um also auf gar-gar-gar keinen Fall eine regierungsfähige Mehrheit zusammen zu bekommen, hat die SPD den Peer aus der Grabbelkiste geholt. Der spult jetzt mit seinem Kondolenz-Team launig sein Programm ab und ist ungefähr so unwählbar wie Bert aus der Sesamstraße – works as designed!
Für die Wahl 2017 holt sich die Bundes-SPD dann Hannelore Kraft. Die wirkt gegen die hölzerne Merkel wie eine echte, lebendige Person und ist so wählbar wie sonstwas.

Grüne wählen. Gut, dass es die Grünen gegeben hat. In den 80ern bis zur Jahrtausendwende. Im Jahr 2000 konnten sie als Koalitionspartner keine einzige grüne Position beim sog. "Atomkompromiss" durchsetzen und den Atomausstieg hat die Merkel gemacht. Jetzt sind irgendwie alle Parteien grün. So richtig etwas Essentielles will mir zu dem ehemaligen Turnschuh-Verein nicht einfallen.
Vielleicht das hier: Link.

FDP wählen. „Als Privatperson FDP wählen?“ Wie zynisch kann man denn sein? Im Anbetracht des weltweit um sich greifenden, menschenverachtenden, zur Verelendung der Massen führenden Neo-Liberalismus wäre für einen normalen Bürger „die Liberalen wählen“ genau so, als ertränke man im Hotelpool und bestellte während dieses Vorgangs beim Poolboy noch eine Extra-Karaffe Wasser.

Die Linke wählen. Geschwister, zur Sonne, zur Freiheit. Seit dem Rechtsruck der SPD zu einer "Partei der Mitte" (Schröder) warte ich auf eine Alternative zur alten SPD, links von der Mitte. "Das politische Vakuum zwischen der Masse der Bevölkerung und den offiziellen Parteien muß gefüllt werden. Das kann nur eine Partei, welche die sozialen Bedürfnisse der arbeitenden Bevölkerung gegen das kapitalistische System verteidigt." (Quelle)
Gegebenenfalls wird es ja noch was, eines Tages.

Piraten wählen. Ja, sie haben Startschwierigkeiten, weil sie den Laden von Anfang an basisdemokratisch aufziehen wollten. Aus diesem Grund sind sie für viele offenbar eine Lachnummer - denkt da bitte nochmal drüber nach. Denn wenn man sich mal die Mühe machen würde, sich das Parteiprogramm der Piraten anzusehen, dann blickt man in goldene Gestade: Link.
Weiter so!

Wie es kommen muss:
"Wichtig ist, was hinten rauskommt" (Dr. Helmut Kohl, CDU):  Nach arg unwürdigem Hin und Her kommt es im Winter 2013 zu einer Großen Koalition. Die hölzerne Merkel bekommt Peer Teer als Sidekick – was für ein ALTERNATIVLOS LAUNIGES GESPANN!

Wir können uns alle mal warm anziehen.


Wunderbares Podcast zum Thema Neo-Liberalismus (WDR5):
Der ökonomische Putsch - oder: Was hinter den Finanzkrisen steckt


Freitag, 16. August 2013

Zigeunersauce und Co.

http://goo.gl/QLvx7P
Ein Verband von Sinti und Roma findet plötzlich und unerwartet das Wort "Zigeunersauce" diskriminierend (Link).
Huch!
Auch das beliebte "Zigeunerschnitzel" schneidet nicht gut ab, obwohl es aus deutschem Qualitäts-Schweinefleisch mit CMA-Gütesiegel ist. Als Alternative wird vom Verband "Paprika-Sauce" ins Gespräch gebracht.
Na, von mir aus!
Ich würde es "Puszta-Sauce" und "Puszta-Schnitzel" nennen, aber mich fragt wieder mal eh keine Sau...
Vermutlich soll jetzt auch noch gegen den EIS-NEGER vorgegangen werden??? (*kicher*)
Schokoliertes Soft-Eis wird auf der hiesigen Kirmes (Blogbeitrag) schon seit der Existenz von Softeismaschinen fett als EIS-NEGER verkauft. Das ist zwar im Dritten Jahrtausend tendenziell über-beherzt, aber man trägt es (das Herz) dabei sicherlich am rechten Fleck! So isset halt im Bergischen Land!
Natürlich könnten sie ihr Eisprodukt auch als "Soft-Schokolino" verkaufen.
Ja, geht auch, von mir aus.
Den "Schokoschaumkuss" aka "Mohrenkopf" aka "Negerkuss" haben wir ja auch überlebt.
Ich denke, ich werde meiner muslimischen Kollegin Tülay am Montag vom Bäcker mal lecker "Schweineöhrchen" mitbringen.
Da geht noch was.


Donnerstag, 15. August 2013

wie Leute

goo.gl/uMFIm1
Als ich heute Morgen zur Arbeit kam, habe ich eine Banane auf meinen Schreibtisch gelegt - so weit, so unspektakulär. Nach eine Weile kam "Sophie" dazu. Sophie ist eine rotäugige Drosophila melanogaster vulgo "Fruchtfliege". Die setzte sich in den Dunstkreis der Banane und huldigte still ihrem sie um das 30-fache überragenden, titanischen Obstgott. Nach einer Weile setzt sie sich mal oben drauf (wie Ahab auf den Wal), um bald wieder von der Tischoberfläche aus rotesten Auges auf das schon leicht braunfleckige Objekt ihrer Begierde zu starren. Vielleicht nuckelt sie zwischendurch etwas an einem kleinen, braunen Fleck. Jetzt sind noch ein paar hinzugekommen. Da ich die Banane heute nicht mehr essen werde, werden die Sophies wohl in einen Schlafsack eingerollt im Schatten des fruchtigen Ayers Rock auch die Nacht verbringen - furchtlos und alles andere als fruchtlos!

Ein bisschen erinnert mich das daran, dass Leute (sog. "Luftfahrtfans") ernstlich auf Flughäfen herumhängen, sogar dort übernachten, einzig weil am nächsten Tag erstmalig auf deutschem Boden z.B. eine Boeing 787 "Dreamliner" landen soll (Bericht). Vielleicht ist es ja sogar ein gelber Flieger von „Banana Airlines“... . Sie jubeln und klatschen, schießen 1.700 vollkommen nichtssagende Fotos, wenn das Ding dann endlich mal am Himmel erscheint. Und dann setzen sie alles daran, dem Riesenteil so nahe wie möglich zu kommen, starren rotesten Auges auf das Objekt ihrer Begierde, möchten gerne wenigstens mal am Vorderreifen lecken.

Leute sind wie Fruchtfliegen.


Mittwoch, 14. August 2013

@work 21 - Ich fühle mich schon viel sicherer

http://goo.gl/flWDuZ
Kunde ruft an, ich am Telefon, schon beruflich.
K: "Hören Sie, wir können die Glottermupf-Liste* zu Zlotl-Zlotl* nicht ausdrucken, bitte helfen Sie mir!"
*) Wegen solcher und vergleichbarere Dinge werde ich ständig angerufen, ich schwöre. Das ist hier teilweise wie bei den "Men in Black"!
Ich: "Nun, ich habe eine spezielle Anwendung, die rufe ich auf und schaue dort nach, Moment bitte!"
Ich öffne diese "spezielle Anwendung" seit einem halben Jahr zum ersten Mal wieder. Mein Anmeldename fällt mir ein, den hatte man mir seinerzeit (vor 13 Jahren) einfach "so" aufs Auge gedrückt: HKMUEHLI (ja, ich weiß: kicher, kicher). Als Passwort will mir gerade so recht nichts einfallen, ich versuche HKMUEHLI1, es kommt ein Errorcode 6 - was auch immer das bedeutet. Ich versuche HKMUEHLI2, auch Errorcode 6. Ich bin sehr glücklich. Ich versuche HKMUEHLI3, es kommt ein Errorcode "ZONK!" - ich bin raus, gesperrt.
Ich könnte vor Glück einen Regenbogen kotzen!
"Hören Sie, ich kämpfe gerade mit der Anwendung, ich rufe Sie gle-heich zurück!", flöte ich und lege auf.
Ich suche mir eine Kollegin, die mich bei der Anwendung "zurücksetzen" kann. Nun ist Anmeldename = Passwort. Ich melde mich an: HKMUEHLI, HKMUEHLI.
Jetzt verlangt es die Eingabe eines neuen Passwortes, sicher, sicher.
Ich versuche HKMUEHLI1.
Es meldet: Passwort darf nicht mit den letzten 8 übereinstimmen.
Is klar.
Ich könnte vor Freude... !
Ich versuche auf gut Glück STEARINE.
Es meldet Errorcode 7.
Ich versuche STEARINE1.
Es meldet: Passwort darf nicht mit den letzten 8 übereinstimmen.
Ach so, hatte ich STEARINE schonmal in den vergangenen13 Jahren - Helau!
Ich versuche mein allererstes Auto-Nummernschild (vom gebenedeiten Kadett D): GM-ER 765.
Es meldet (schon aus Frack) Errorcode 13 - wasauchimmer. Vielleicht der Bindestrich...
Ich versuche MAJORAN1.
Es meldet Errorcode 7.
Ich nehme MAJORAN10 und komme rein! Na, das ging ja flott!
Nur schade, dass ich in zwei Monaten, wenn ich den Kack wieder aufrufe, keinen Schimmer mehr habe, was mir das System hier aufgezwungen hat und der ganze Mist von vorne losgeht. Am besten schreibe ich mir das Passwort auf ein Post-It, das ich unter meine Tastatur klebe...
Ich rufe den Kunden zurück, der ist aber in der Zwischenzeit nach Hause gegangen.


Wie wäre es mit noch mehr Restriktionen bei der Passwortvergabe? Z.B. "ein Wort, das bei Google Null Treffer bingt" wie "zrltgter", oder Buchstaben, Zahlen und Sonderzeichen im Verhältnis 1:1:1 wie "z;1#ltg6~e%77"?
Da geht noch was.
Damit irgendwann auch der Letzte alle seine Passwörter auf dem Zettel unter der Tastatur hat.
Hey! Da fühle ich mich gleich schon viel sicherer!


Montag, 12. August 2013

TW 4 - QM und TW sind sich einig

http://goo.gl/h9cZth
De Mutter is ja nu schon ne Weile im Altenheim.
Sonntags fährt de Bruder mit de Tante Waltraud hin, Mittwochs nehm ich de Tante mit zu Besuch bei de Mutter.
Alles gut!
Nu will de Bruder mal in Urlaub fahren. De Tante wurde et alsbald gewahr! Du Drama: Wie kommt man denn jetz Sonntags zum "Lieschen" (wie se ihre royale Schwester Queen Mom nennt)?
Ein dämonischer Plan reifte in ihr...
Ich fahr also letzten Mittwoch mit de Tante zum Altenheim.
Wir kommen an, gehen rein, rollen de Mutter raus zur Birke, setzten uns auffe Bank.
"Hörmal, wenn der Frank jetzt in Urlaub ist, fährst du mich dann Sonntags zur Mutter?", fragte de Tante.
Well played, Tante...
"Tantchen! Dat sind hin und zurück über 50 km und eineinhalb Stunden nur reine Fahrtzeit für mich. Nimm doch bitte einfach en Taxi!"
De Tante verstummte. Mir war schon klar, dass ich mit der "Taxi-Nummer" nicht durchkommen würde.
Fünf Minuten später.
"Meinste nicht, dass du mich fahren kanns, am Sonntag?"
"Tantchen! Da heuerste einfach noch Tante Walburga un Tante Edith an, dann fahrt ihr zusammen mitm Taxi wie normale Leute, das sind dann Hin-Rück nur vier Euro pro Tante!"
"Ah-hmm?", machte TW geheimnisvoll, wie nur sie es kann.
Fünf Minuten später.
"Also, du meinst wirklich nich, daste mich fahren kanns, Henning?"
Gottogott! Lies es von meinen Lippen ab!
"Nei-hein! Ta-ha-xi!"
Jetzt schaltete sich QM ein, sie ergriff die Hände ihrer Schwester, blickte tief in ihre Augen.
"Traudel! Du bisst doch nich reich! Nimm bloß kein teures Taxi!"
De Tante nickte ergriffen.
De antiken Damen waren sich einig, wat "verrückte Ausgaben" anging.

Verdammt: Plötzlich war ich Dr. Mabuse in einer Parallel-Welt, in der "Lebenszeit" wertlos und "Spritgeld" ein exotisches Fremdwort waren. Gegen ein Taxi ist ein keine Widerworte gebender Sohn & Neffe natürlich einfach unschlagbar spottbillig.


Donnerstag, 8. August 2013

Vatter 3: Einkäufe (2002)

http://goo.gl/UWjyKb
2002: Freitags Nachmittags um 17:10 Uhr kommen meine Eltern, Anfang bis Mitte 70, auf die glorreiche Idee, ihre Wocheneinkäufe zu erledigen. Die gesamten Einkäufe der Woche wurden halt immer schon Freitag Abends gemacht, warum dat ändern, nur, weil man seit Meppen in Rente ist?
De Vatter setzt en weißen Mazda 323 Stufenheck (Bild) rückwärts ausse Garage. Dann geht er zurück, um dat Garagentor zu schließen, weil, dat kann man nich aufstehen lassen, da is immer son Kros. De Mutter hatte hinter der Haustür gewartet und durche Glasbausteine gekuckt, damit se "de Abgase nicht einatmen muss", schließt dann de Haustür gründlichst hinter sich ab, kontrolliert dat noch mal ("man hört ja so viel" aka "die klauen wie die Raben") schreitet würdevoll, ja majestätisch zum Auto un steigt ein. Se hat schon seit Jahrzehnten dat Haus nicht mehr ohne Begleitung verlassen.
De Vatter fährt los in Richtung des Radevormwalder Schloßmacherviertels. Nach 500 m sind se schon da. Se drehen ne Runde über en Parkplatz – kein freier Platz weit un breit, schon gar nich vor ALDI, et herrscht Hochbetrieb. Se drehen gleich noch ne Runde und ne Weitere. Parkplatz: Fehlanzeige. De Vatter wird wat mucksig. Er umklammert dat Lenkrad wie en Bomberpilot. Int Parkhaus könnense auch nich, da isset zu eng, da is de Vatter schonmal angeschrammt. De Mutter versucht de Situation zu entschärfen, indem se auf blühende Kirschbäume (hinten vorm Lidl) hinweist und ihm dabei mitm Finger minimal kontraproduktiv vor den Augen herumfuchtelt.
"Kuck ma Rudi, da hinten, wat isset herrlich! – Hanä! Wat ne Pracht!!!"
De Vatter knirscht mit den Zähnen, dreht noch ne Runde, Schweiß tritt auf seine Stirn.
"Et blüht aus allen Knoppslöchern!", begeistert sich de Mutter.
De Vatter is, sagen wer mal, minder enthusiastisch.
Man dreht noch ne Runde, et ist en Verkehrsgewühl vom Allerfeinsten.
"Kuck mal, so Punker! Man sollet nich für möglich halten!", lacht de Mutter kopfschüttelnd un etwas aufgesetzt, wobei se dat 'u' in Punk wie et 'u' in Ute ausspricht.
De Vatter indes verläßt en Parkplatz, hat genug, fährt wortlos heim.
"Mein Gott!", sacht de Mutter. Kurz drauf: "Vielleicht hat de Waltraud noch wat Milch, die se uns leihen kann!", schiebt se wat kleinlaut hinterher.
De Vatter zuckt mit den Schultern, wischt sich de schweißfeuchte Stirn, fährt den Wagen zurück in de Einfahrt, steigt aus, öffnet dat Garagentor.
De Mutter geht schnell rein, "wegen de Abgase".
Se ruft ihre Schwester Waltraud an.
"Da müssen wir aber morgen Mittag noch wenigstens zum Langenfeld fahren, wegen de Kartoffeln", sacht de Mutter, als de Vatter wieder drin is.
Der knurrt wat, schenkt sich ein Bier ein.
Bislang hat er noch nix gesagt.

De Tante Waltraud bringt später nach Ladenschluß noch zwei Beutel Milch vorbei, gottseidank, weil se wohnt ja zwei Häuser weiter. Die bei ihr abzuholen, auf die Idee wär in 100 Jahren keiner gekommen, weil: is so.


Samstag, 3. August 2013

ru24 Wissen: Amsel


Fleeing Blackbird
Originally uploaded by bogenfreund
In Australien gilt die 1890 ausgewilderte Amsel als Schädling.
Für einen ersten Satz finde ich das schon einmal aufpeitschend genug.
In Europa hatte sich die Amsel – der Nationalvogel Schwedens übrigens – noch um das Jahr 1800 herum ausschließlich im Fichtendickicht verschanzt. Das war nicht so dumm, denn sie stand damals noch auf dem Speisezettel, vornehmlich gebraten. Nun ist die Amsel von der Bauweise her eher ein schneller Snack, wenn's beim Dorfschulzen mal wieder länger dauerte. Mit der Zeit geriet das Amselbraten wieder aus der Mode, es fand sich Nahrhafteres, wie z.B. "gefüllte Perlhuhnbrust mit Waldpilzfarce". Das war quasi der Startpfiff für die sich im Geäst verbergende Amsel, testweise vorsichtig hervorzulugen. Sie steckte den Schnabel aus dem Fichtenwald und begann, den Stadtrand zu inspizieren. Die Städte waren ohnehin gerade dabei, sich ein Mikroklima zuzulegen, dito Parkanlagen, Armen- bzw. Schrebergärten und künstliche Beleuchtung, das traf sich also gut. 1820 kam es zu einer ornithologischen Sensation: Das erste Amselpärchen brütete in Bamberg quasi urban. 1830 zog Augsburg nach, 1850 Stuttgart, 1875 Chemnitz, 1880 Berlin (im Tiergarten). Um 1900 wimmelte es überall in den Stadtgebieten von ihnen, die Städte waren plötzlich sprichwörtlich "schwarz vor Amseln". Seitdem trällern sie von Dachfirsten, grofeln auf 0,80 m breiten Grünstreifen nach Gewürm und moppern, wenn ihnen etwas nicht passt.

Wenn ich morgens zur Arbeit fahre, passiert es mindestens zweimal, dass eine Amsel haarscharf vor meinem Wagen die Straße überquert. Das sieht ungefähr so aus: eine Landstraße inmitten der grünen Hügel des Bergischen Landes. Mal ist rechts Wald und links eine Talsperre, mal ist es andersherum. Oder etwas anders. Schwarzweißgefleckte Milchkühe, ein paar Strommasten, Gras. Die Straße ist frei von Fahrzeugen. Blätter rascheln, Gras wiegt sich im Wind. Ein Blatt fällt auf die Straße. Nach wie vor passiert nichts. Man hört ein Auto näherkommen. Es kommt näher. Noch näher. Sehr nah. Da ist es! Eine Amsel kreuzt die Fahrbahn, das Auto braust knapp an ihr vorbei. Der Fahrer flucht, weil ihn fast eine Amsel gerammt hätte. Dann passiert wieder zwei Minuten lang gar nichts, außer, dass wieder ein Blatt auf die Straße fällt. Bis zum nächsten Wagen. Die dazu passende Amsel macht sich im Gesträuch schon einmal warm.


Mittwoch, 31. Juli 2013

Vatter 2: Heiliger Zorn

http://goo.gl/AHglyH
De Vatter sammelte Briefmarken. In den 80ern waren alle paar Wochen Briefe mit den Neuerscheinungen in der Post. De Vatter nahm dann Alben, Lupe und Pinzette zur Hand und sortierte am Wohnzimmertisch sitzend de Marken ein. Seine Sammlung "postfrischer" Briefmarken der BRD war lückenlos (hier).
Irgendwie hatte er "im Hinterkopf gehabt" (seine Redewendung), dass das Sammeln von Briefmarken nicht nur beschäftigt, bildet und beruhigt, sondern auch als Geldanlage "irgendwie rockt" (er wird es anders formuliert haben).
Eines Tages beschloß de Vatter, das zu prüfen. Er nahm den Taschenrechner zur Hand und addierte in buchstäblicher Kleinstarbeit seine postfrischen Marken auf. Nach Stunden, Tagen kam er auf so etwas wie 2.207,85 DM.
Mit den Alben in einer großen Tüte fuhr er in ein Spezialgeschäft für Numismatiker (Münzsammler) und Philatelie (Briefmarkensammeln).
Der Ladeninhaber blätterte die ihm zum Kauf offerierten Alben mit gekonntem Desinteresse und in Teilen professionell angewidert durch und bot meinem Vater dann aus "reinem Gutmenschentum" 600,00 DM.
Dem Vatter schwoll 'ne Ader. Er sammelte seine Kleinodien etwas überhastet ein und verließ knappen Grußes recht steifbeinig das Etablissement.
Zu Hause angekommen überfiel ihn ob dieser vermeintlichen "Geldanlage" sein berühmter "Heiliger Zorn". Er kündigte das Sammler-Abonnement und klebte von nun an (bis zum 01.07.2002) hoch-exotische Briefmarken auf jede noch so banale Korrespondenz - weil er es konnte. Oft waren zwei Marken und eine leichte Überfrankierung nötig, um den aktuellen Frankaturwert zu erreichen, hier trafen sich "Kirchentag 1967 in Hannover" und der "100. Geburtstag von Joachim Ringelnatz" (1983) zu einer zornigen Collage, um an einem Prisma-Kreuzworträtsel-Wettbewerb teilzunehmen.
Die einst so vollständige Sammlung ist nun ein Leerdammer.

Manchmal, wenn mich "Heiliger Zorn" überfällt, dann weiß ich, von wem ich das habe.


Donnerstag, 25. Juli 2013

George [500. Blogbeitrag - Jubilate!!!]

http://goo.gl/SYYZDo
Das so called "Royal Baby" ist ja die Sensation des Sommer-Lochs. Wen interessiert schon ernstlich die systematische Ausspähung der Weltbürger durch NSA & Co.?
Sascha Lobo fasst diesen Umstand auf Twitter treffend zusammen:
"Google fotografiert bald Fassaden."
Volk: Apokalypse! Mindestens! –
"Ihr steht alle unter Totalüberwachung."
Volk: Oooh, ein Königsbaby.
Leute sind Idioten.
Und tatsächlich gibt es leider nichts lähmend Langweiligeres als anderer Leute Babys: Spucke, Kaka, scheeler Blick, zermürbendes Geschrei, wenn man Glück hat viel Schlaf. Wäre ein richtiger Mensch ein Buch, dann wäre ein Neugeborenes bestenfalls ein an drei Stellen unleserlich bekritzelter DIN-A6-Einkaufszettel.
Dieser schlichten Tatsache zum Trotz haben wochenlang Hilfs-Schergen der britischen Skandalpresse ebenso wie auch bucklige Untertanen vor dem St Mary's Hospital in Paddington ausgeharrt, in dem et Kate ihr Kindelein gebären sollte.
Dann war es endlich so weit: "Hochschwangere" (Gottogott) Kate rein ins Hospital, warten, warten, Stern von Bethlehem etc., etc., geschlechtsloses Kind da, ganz große Sache! Dann wurde das Geschlecht des Kindes bestimmt. La-la-la. Die Ausharrenden aßen drei bis vier Snickers - falls es mal wieder etwas länger dauert. Im Hospital wurde ein Geschlechtsbestimmungs-Dokument aufgesetzt, ratifiziert, gerollt, versiegelt, ein reitender Bote zum Buckingham-Palast geschickt, Füße abtreten, durch 450 Gangmeter laufen, wieder Füße abtreten, vor der Queen auf den Boden werfen, Dokument überreichen, warten. Die Queen legt urst huldvoll Zepter und Reichsapfel beiseite, nimmt das Pergament entgegen, bricht das Siegel, entrollt das Schreiben, liest, verharrt, begreift, zuletzt nickt sie. Der Bote verläßt mit 32 Kratzfüßen rückwärts den Audienzsaal, rennt durch 450 Gangmeter, springt auf seinen Nobelgaul, reitet zurück zum St Marys. Stau. Diverse rote Ampeln. Angekommen, abgespungen. Der Pöbel läuft zusammen, auf dem Boden rascheln Snickers-Papierchen wie Herbstlaub, die Menge umdrängt den Atemlosen.
"Es ist ein Junge!", haucht der Berittene.
Aufbrandender Jubel!
Später: "Tiefschwangere" Kate verläßt im Regen mit dem Winz-Tronfolger das Hospital.
Ganz, ganz, ganz großes Kino!!!
Nun leakte das Königshaus Tage später auch noch zu allem Überfluss den Namen des royalen Zwergen: George.
Herrgott!
Puh.
Genug des Wirbels um Prinz George. Von mir aus ist jetzt erst mal 16 bis 17 Jahre Sendepause. Und dann kann die "Sun" oder ein anderes Drecksblatt die britische Nation und die Welt darüber informieren, dass George, Gina & Lucy gleichzeitig miteinander im Bett waren.
Aber bitte erst dann.


P.S.: Ich möchte ernstlich die Wörter "Thron" und "Szepter" wieder so schreiben, wie ich es gelernt habe und nicht "Tron" (ist ein Disney-Film) und "Zepter" - bäh!


Samstag, 20. Juli 2013

Ein Leben in vollen Zügen II

http://goo.gl/lAhrM
Ach ja, die Bahn.
Fliegen und Auto kann doch jeder, aber mit der Bahn zeitnah am Ziel anzukommen, das ist eine der letzten Herausforderungen der Moderne. Machen wir uns nichts vor: Wer das Abenteuer sucht, der ist hier goldrichtig. Auch Blogger kommen arg auf ihre Kosten...
Folgendes kann zu eklatanten Verspätungen führen: Signalfehler, Triebkopfstörung, "Jahreszeit", Wildschaden*, allg. Unbill, Rangierfehler, ausgefallene Klimaanlage, Diebstahl von Kabeln oder "der Zonk". Die Probleme lassen sich im Laufe einer Zugfahrt beliebig aus der Schaffnermütze ziehen und so zu hoch signifikanten Verzögerungen auftürmen.
Doch selbst unser aller freundliches Zugpersonal scheint sich häufig selber nicht ganz klar zu sein, wohin der aktuelle Zug jetzt eigentlich genau fährt: "Meine Damen und Herren, herzlich willkommen im Zug nach..." (es folgt an dieser Stelle eine gefühlt mehrminütige Pause, in der man, sofern man nur bösartig genug ist, glaubt, leises Beraten über ein mögliches Reiseziel hören zu können.) "... Köln über..." (Erneut eine längere, hitzige Diskussion) "...Hannover, Bielefeld und Hamm. Unser Zug hat Berlin mit einer Verspätung von 25 Minuten verlassen. Grund dafür war..." (weiteres Raunen) "...ein kaputter Zug." (Gastbeitrag von Matthias Klesse - toll!)
Weitere Hürden für Reisende:
1) Umgekehrte Wagenreihung: Schweinchen Schlau weiß (laut "Wagenstandsanzeiger"), dass es bei Buchstaben F am Bahnsteig warten muss. Da kommt die Durchsage, dass der Zug in "umgekehrter Wagenreihung" einläuft. Klartext: Jeder steht falsch (also spiegelverkehrt) am Bahnsteig. Helau! Die anschließenden Szenen beim Einfahren des Zugs haben etwas von einem barocken Schlachtengetümmel.
2) Zugteilung: Die "Zugteilung" ist der Blinddarm der DB. Wenn alles andere geklappt hat, dann wird eben der Zug, in dem man sitzt, "geteilt" - natürlich kauert man in der Hälfte, die in Richtung Sackbahnhof Pusemuckel unterwegs ist.
3) Zugteilung mit umgekehrter Wagenreihung: Der Blinddarmdurchbruch der DB - Besser geht's nicht! Da bleibt kein Wunsch unerfüllt und kein Auge trocken. Egal, wie sehr man am Bahnhof beim Einsteigen versucht, alles richtig zu machen, letztendlich hockt man GRUNDSÄTZLICH im falschen Zugteil - Richtung Sackbahnhof Pusemuckel.

Wie man das Ruder noch herumreißen kann
1) Reiseplanung 1: Es sollte quasi egal sein, wann man am Ziel ankommt. Eine zeitliche Punktlandung mit der Bahn ist ohnehin wie ein 4-er im Lotto. Sagt den Menschen, die ihr besucht: "Wir kommen irgendwann Samstag und wir nehmen ein Taxi zu euch." Denn wenn es eh egal ist, wann man ankommt, dann kann man sich bei jeder weiteren Verzögerung kichernd zurücklehnen und wieder zum Buch greifen, während alle anderen im Abteil hektisch in ihre Handys plappern: "WÄWÄWÄ!!! Wir kommen nochmal 20 Minuten später!"
2) Reiseplanung 2: Keinesfalls sollte man umsteigen müssen. Man sollte sich schon im klaren sein, dass der Zug, in den man umsteigen müsste, unwiederbringlich abgefahren ist. Zweimal umsteigen wäre blanker Wahnsinn.
3) Reiseplanung 3: Sitzplatzreservierung ist das A und O. Man sollte immer, immer, immer einen Sitzplatz reservieren. Wer mal eine vierstündige Zugfahrt auf dem Gang zugebracht hat, weiß solches zu schätzen. Und im Falle des "geteilten Zuges" sitzt man ganz automatisch im richtigen Teil.
4) Vor der Abfahrt 1: Checkt das Internet. Die Bahn hat nämlich viel Humor: Gibt man bei der Ticketbestellung seine Handynummer an, bekommt man für die Hinfahrt eine SMS, dass der Zug sieben Minuten Verspätung hat. Bei der Rückfahrt ist der Zug einfach "aus Gründen" (Überschwemmung der deutschen Ostgebiete) eine Stunde früher abgefahren, dazu gab's dann keine SMS. Sicher, sicher.
5) Vor der Abfahrt 2: Wenn man am Bahnhof ankommt, sollte man immer, immer, immer auf elektronische Anzeigen schauen, wann & wo der Zug tatsächlich einfährt. Was auf dem Ticket steht, ist ach so oft nur Schall und Rauch, Blendwerk für Narren und Unerfahrene. Da wird das Warten auf den Zug schnell ein "Warten auf Godot".
6) Sitzt man im falschen Zugteil eines Zuges, der vor der "Teilung" steht, geht man im Inneren des Zuges bis zum letzten Wagen des eigenen Zugteils, um dann, wenn der Zug hält, mal eben über den Bahnsteig die 20 m zum anderen Zugteil herüberzuhuschen und sofort in die nächste sich bietende Tür einzusteigen. Wenn man es anders macht, geht es schief!

Läuft! :)


*) "Wildschaden" ist ein Euphemismus für "Huch, wir haben gerade "eine größere biologische Einheit" überfahren, de Krippo soll ma am Zuch mitm Schnelltest kucken, ob et Wildschwein, Suizidaler oder Wookie war!" Sind lustige, bunte Streifen am ICE, dann war's ein Clown.