Samstag, 31. Oktober 2009

Lifestyle 22 - Ein schrecklicher Irrtum der Moderne


2007-11-01 Dignity
Originally uploaded by [ henning ]
1979. Herbst in einem tibetischen Kloster. Perfekte Laubblätter trudeln durch die kalte Bergluft. Ein geschorener Novize harkt mit gleichförmigen Bewegungen das Laub auf. In der Ferne, im Hintergrund, sprengt Chuck Norris einen Berggipfel.
Alles ist perfekt!

Das tibetische Kloster des kleinen Mannes: der Friedhof. Entspannender Ort, Hort der Ruhe und Gelassenheit, Skulpturenpark und meditativer Wandelpfad in einem.
In meinem Urlaub hatte ich den großartigen, goldenen Herbsttag abgepasst, um auf dem Kölner Melaten-Friedhof (Map) Fotos von Skulpturen zu machen.
Ich fand sofort den Friedhof, ich fand auf der Stelle einen Parkplatz. Mächtig mysteriös! Beim Betreten des Friedhofs durch ein Seitenportal fiel mir auf, dass Eichhörnchen, Amsel und Meise Hörschutz trugen.
Das alles hätte mich schon stutzig machen müssen!
Dann traf mich das Lärmen von mindestens sieben, strategisch über den Friedhof verteilten, benzinbetriebenen Laubbläsern wie eine biblische Plage!
Was früher schnell und effizient schrapp-schrapp-schrapp mit Laub-Rechen gemeistert wurde, erledigt man heute mit dem Ungetüm namens Laubbläser: Schallemmissionen im Bereich zwischen 106 und 115 dbA = Lärm der Gattung "Babygeschrei bis Presslufthammer" (Quelle) und die Abgase von mindestens zwei Trabants P601 sollen darüber hinweg täuschen, dass so ein Ding in etwa so effizient ist wie die Marx Brothers beim Regieren eines Landes.
Die Friedhofsgärtner, früher Laubrecher, jetzt Laubbläser, angetan mit Blaumann und Hörschutz, bliesen indes unbeeindruckt das Laub ein wenig erratisch vor sich her, lärmten und stanken.
Lärm, der Tote auferwecken könnte! (Danke an Matthi für das sprachliche Bild!)
Der Friedhofsbesuch war in etwa so entspannend wie eine Wurzelbehandlung.

2009. Herbst in einem tibetischen Kloster. Perfekte Laubblätter trudeln durch die kalte Bergluft. Ein geschorener Novize bläst unter markerschütterndem Getöse mit einem benzinbetriebenen Laubbläser das Laub mit gleichförmigen Bewegungen von hier nach da und wieder zurück.
Meditiert wird hier nur noch, während Sprit nachgefüllt wird.


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Donnerstag, 29. Oktober 2009

ru24 Wissen 7: Nahuatl


Xochipilli
Originally uploaded by Rodolfo Cartas
Herbst.
So sagt es Max Goldt:
"Der Frühling piepst wie eine Digitaluhr, der Herbst ist die Glanzzeit bewährter Mechanik. Leise summendes Fieber und seidenes Glück liegen Atem an Atem über den fruchtig erregten Gemeinden. Die Apotheker stellen fünfzig Jahre alte Pilzmodelle ins Schaufenster. Jeder normale Mensch bekommt Lust, die Sütterlinschrift zu erlernen...." (Quelle)
... oder wenigstens eine neue, exotische Fremdsprache? Doch ach! Der Megatrend "Mandarin" ist ja bereits sowas von ausgelutscht - gähn!
Hmm? Wie wäre es mit Nahuatl, einer indianischen Sprache aus der Sprachfamilie der uto-aztekischen Sprachen, die in Mexiko verbreitet ist?
Beim Stöbern in den unendlichen Weiten des Wissens der Welt bin ich bei der Recherche nach der korrekten Schreibweise für (das schöne Nahuatl-Wort) "Guacamole" (Blogbeitrag) bei Wikipedia auf folgende hammermäßig agglutinierende (Link) Eigenart der Nahuatl-Sprache gestoßen:
"Durch das Aneinanderfügen mehrerer Wortstämme und Affixe können sehr lange Wörter gebildet werden, die man in europäischen Sprachen durch lange Sätze mit vielen Wörtern ausdrückt. So heißt zum Beispiel nehualmoyecastemojmolunijtzinutinemisquiöni (Tetelcingo-Nahuatl): "Ihr ehrenwerten Menschen könntet gekommen sein und euch eure Nasen gestoßen haben, so dass sie bluten, aber tatsächlich habt ihr es nicht getan. Auf Grund dieser langen Wörter sowie einiger für Europäer ungewohnter Lautkombinationen (insbesondere das sehr häufige tl) wurde und wird die Sprache oft als angeblich „unaussprechbar“ bezeichnet. Dies ist jedoch auf die Unkenntnis eines andersartigen, nicht europäischen Sprachkonzepts zurückzuführen". (Quelle)
Na klar.
Und das sehr lebensnahe Beispiel kann man ja in etlichen Situationen anwenden, sobald man mal ein paar Jungs begegnet, die Tetelcingo-Nahuatl drauf haben.

Übrigens: Das Türkische ist auch eine agglutinierende Sprache, aber die Türken wissen im Gegensatz zu den Nahuatl-Sprechern, wann Schluss ist:
"göz („Auge“) → gözler („Augen“) → gözleri („Augen“ 3. Person singular) → gözlerim („meine Augen“) → gözlerimi („meine Augen“ auf etwas richten) → gözlerimin („meiner Augen“ Bsp. gözlerimin rengi → „Die Farbe meiner Augen“) → gözleriminse („falls es meinen Augen gehört“)." (Quelle)
Wieder was gelernt, Mann.

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Wer mag eigentlich Clowns?


IMG_0424zc
Originally uploaded by \<
Alle roten Nasen lang werben so allerlei flohgeplagte und verarmte Zirkusse in der Provinz mit wirklich grauenvollen Clownsplakaten, die sich designmäßig (= extremst mäßiges Design) wahrscheinlich aus den Fünfzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts herübergerettet haben.
Und jetzt mal in Echt: wer zum Teufel mag eigentlich Clowns? Kreaturen, so zeitgemäß wie ein Einlauf oder Schröpfköpfe. Lustig ist irgendwie anders. Da macht auch der dämonische Ronald McDonald keine Ausnahme. Auch die Gilde-Keramik-Clowns (Link, *schudder*), die man für ein kleines Vermögen in gut sortierten, völlig geschmackfreien Zonen kaufen kann, z.B. der Schnulli-Abteilung des Möbelhauses, sind noch zu peinlich, um Giftmüllfässer für den Meeresboden damit zu beschweren.
Und das mit der Zirkus-Plakatwerbung ist so, als würde eine Krankenhaus-GmbH mit einem offenen Beinbruch für ihre Notaufnahme werben.
Jetzt ist mir wieder schlecht.

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Mittwoch, 28. Oktober 2009

Erstdiagnose [eine Dr. House-Folge]


Dr. House in HD
Originally uploaded by 3www
Eine Patientin wird ins Princeton-Plainsboro Teaching Hospital eingeliefert. Sie ist komatös, erbricht Daunenfedern und aus ihren Ohren läuft eine blaue Flüssigkeit.
Man jubelt Dr. Gregory House, dem Leiter der Abteilung für Diagnostische Medizin, den Fall unter, indem man ihn zwischen 6 weitere Krankenakten mischt, die allesamt eindeutig 'Mumps' sind.
Sein Team lungert bereits um das Whiteboard herum, als er hereinhumpelt und die Akte in den Raum schleudert. Am Tisch sitzen die zierliche und relativ blonde Dr. Allison Cameron (Immunologin), der afroamerikanische Dr. Eric Foreman (Neurologe) und Dr. Robert Chase (Intensivmedizin), seines Zeichens Weichei und Schleimer.
Man beginnt mittels Differenzialdiagnose, die Krankheitssymptome zu analysieren. House schreibt kryptisches Zeugs auf das Whiteboard.
„Ich tippe auf LDL, MXO oder HKF!“, sagt Allison.
House knurrt.
„Es könnte oder Afrikanische Trypanosomiasis sein oder primäre Amöbenmeningoenzephalitis durch Naegleria fowleri“, sagt Foreman.
„Quatsch! Nur weil Sie Neger sind!“, brüllt House.
„Ich tippe auf Weisswurst-Himpelchen oder Stolze-Schrey-Komatsu-Pennyman!“, meint Chase.
House rollt mit den Augen.
„Testen Sie die Patientin gegen Lupus, Pseudohermaphroditismus, Takayasu-Arteriitis, Autoimmunhämolytische Anämie und Mumps, machen Sie eine CT und einen MRT, geben Sie Breitbant-Antibiotika und 300 mg Clofaziminum, zack-zack!“, bellt House.
„Sie behandeln sie mit Clofaziminum, einem Lepramittel?“, fragt Allison.
„Ja!“, sagt House und wirft eine Vicodin ein.

Trotz der Therapie kommt die Patientin kurz zu Bewusstsein und kann befragt werden. Ihr Zustand scheint sich zu bessern. Sie hat ihr Haus seit 30 Jahren nicht verlassen und ernährt sich ausschließlich von fundamental-christlichen Bioladen-Bringdiensten. Dann fängt eine Maschine neben dem Bett der Kranken wie verrückt an zu piepsen und die Patientin wird auf der Stelle defibrilliert. Danach ist sie wieder ohne Bewusstsein.
„In normales Sinus zurückgeschockt“, sagt ein schwitzender Foreman stolzgeschwellt.
„Das war ihr Handy, nicht das Patienten-Monitoring...“, erkennt Allison.
„Es geht ihr aber schon viel besser!“, sagt Chase, der sich erst mal die Haare wieder schön macht.

House lungert in einer Besenkammer in einem Nebenraum der Leichenhalle herum und schaut eine Krankenhaus-Soap auf einem winzigen Fernseher. Er wirft sich eine Vicodin ein, als seine Chefin Dr. Lisa Cuddy durch den Türspalt lugt. Sie muss ihn stundenlang gesucht haben.
„Was machen Sie da, House?“
„Ich denke nach!“
„Sie drücken sich vor dem Amulanzdienst!“
„Mach ich nicht!“, sagt er mit der Intonation eines Fünfjährigen, glotzt seiner Chefin in den opulenten Ausschnitt.
„Ich habe hier ein Rezept für 250 ml Opiumtinktur...“
„Ich liebe Ambulanzdienst! Geben Sie mir das Rezept!“
„Ich bin keine Idiotin. Nach dem Dienst!“
Cuddy geht, House starrt ihr auf den Hintern.
House behandelt 30 Patienten, acht von Ihnen entfernt er Gegenstände aus dem Rektum und gibt später damit an.
Dann schießt er sich ins Reich der Träume.

Bei der Patientin fallen Leber, Niere, Milz und zwölf Meter Darm aus, die Flüssigkeit, die aus ihren Ohren läuft, verfärbt sich türkis. Man muss nun alle 30 Minuten ihren Magen auspumpen, weil sich immer mehr Daunenfedern bilden. Das Bewusstsein hat sie nicht wiedererlangt.
„Es bringt sie um!“, erkennt Foreman.
„Was?“
„Die Behandlung!“
„Setzen Sie das Clofaziminum ab!“, murrt ein knittriger, zittriger House, ziemlich auf Turkey von dem Opium.
„Es war von Anfang an kein Lepra!“, sagt Foreman.
„Ich weiß. Aber jetzt können wir etwas absetzen, nämlich das Clofaziminum“, erklärt House.
Alle schauen bewundernd.

Krankenhauskantine. Zum Lunch trifft sich House mit seinem besten Freund Dr. James Wilson, dem Leiter der Onkologie, der dringend zum Frisör gehen müsste. Wilson ist ein gutmütiger Trottel und House völlig ausgeliefert. Als Wilson nach einem komplizierten Kreuzverhör durch House versehentlich zugibt, am heutigen Abend sein drittes Date mit einer Frau zu haben, lenkt House Wilson ab, indem er ihm Himbeerpudding auf die Krawatte schmiert und streut Androcor, einen Erektionshemmer, in dessen Latte Macchiato.

An nächsten Tag. Die Patientin muss unters Messer, man entkernt sie großräumig. Während Allison die 15 Kilo Organe den ganzen Tag und die ganze Nacht unter dem Mikroskop beobachtet, Foreman ihr dabei hilft und Chase sich die Haare schön macht, steht House am Bett der Patientin und wirkt unrasiert. Nach und nach tröpfeln seine Helferlein in den Raum und geben zu, außer Gekröse nichts gefunden zu haben.
„Schalten Sie sie in 12 Minuten ab“, sagt House und humpelt aus dem Krankenhaus.
Zweiminütige Zeitlupensequenz zu Klarinettenmusik: Allison, Foreman und Chase schauen total betroffen und streifen sich ihre OP-Mützchen ab.

House verlässt im Dunkeln das Princeton-Plainsboro Teaching Hospital durch den Haupteingang, dort trifft er auf Wilson, der immer noch dringend zum Frisör gehen müsste.
„Na, wie war dein Date?“, fragt House gekonnt harmlos.
„Wir haben gescrabblet“, klagt Wilson.
House grinst hintergründig.
„Was war dein bestes Wort?“
„11 Punkte für GNU.“
House erstarrt, humpelt hektisch zurück zu dem Patientenzimmer.

„Schalten Sie sie wieder ein!“, brüllt er.
Hektisch legt Allison 22 Schalter um.
„Es ist Afrikanische Trypanosomiasis!“
„Wie ... ?“, fragt sie.
„Am Nagel ihres Großen Zehs kann man noch eine Riefe sehen. Ich bin gerade erst dahinter gekommen, ein typischer Gnu-Huf-Abdruck!“
„In Princeton? Bei ihr zu Hause?“
„Ja und? Geben Sie ihr zwei Aspirin plus C intravenös.“

Abschluss-Szene: House und Foreman.
„Afrikanische Trypanosomiasis war meine erste Diagnose!“
House wirft eine Vicodin ein.
„Heul’ doch.“

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Montag, 26. Oktober 2009

ru24 Tipp: Sparen mit dem Aldi-Roulette


Bitte schön schreiben
Originally uploaded by NiceBastard
Nach Kanzlerin A. Merkels drastischen Brandrede zu Lage der Nation empfehlen sich ebenso drastische Maßnahmen der Bevölkerung, nicht zu verelenden. Ach! Aber gerade in Zeiten der Krise ist das Verlangen nach Genuss um so stärker! Dieser ru24-Tipp bietet Exotik, Spannung und kulinarische Extravaganz zum ganz kleinen Preis: das Aldi-Roulette!
Anleitung: Man kaufe jede Konserve, die es bei Aldi gibt 1x. Daheim läßt man eine Wanne ein (ohne Schaum) und gibt die Dosen hinzu. Nach etwa 20 Minuten lösen sich die Etiketten. Die blanken Dosen in den Vorratsschrank stellen. Warten. Es kommt der kleine Hunger. Wahllos drei der Inkognito-Dosen greifen und öffnen - voilá!
Aldi-Roulette!
Jetzt der Phantasie ganz, ganz freien Lauf lassen! Weitere Zutaten nach belieben. Hier entstehen im Zufallsgenerator Gerichte, die französischen Nouvelle-Cuisine-Chefköchen den Geifer auf die gebleckten Lippen treiben würden!
„Bœf conservée pour le chien an gefrosteten Himbeeren mit Spargel in einem Spiegel aus heißen Feigen“, „Goldgelbe Seelachs-Finger an Camembert Melba in Erbspürree“, oder „Porc conservée pour la chatte an den extrafeinen Erbsen“. WICHTIG: Erwischt man Tierfutter, dann um Gottes Willen IMMER die französische Bezeichnung verwenden!
So kehrt quasi im Handstreich wieder Glanz in die von der Krise gebeutelten Heime zurück!
Profis stellen noch eine Schiefertafel auf und schreiben den Namen des Gerichts mit Kreide drauf, einen Phantasiepreis daneben, ganz wie in der Kneipe oder dem Restaurant!

Noch ein Preisgestaltungs-Tipp, es ist immer der gleiche Fraß:
– X mit Erbsen ... 12 EUR, – X an Erbsen ... 15 EUR, – X an den Erbsen ... 19 EUR, easy!
Goldene Zeiten.

Sonntag, 25. Oktober 2009

Stunde vor oder Stunde zurück?

Man muss schon sehr viel Sonne im Herzen getankt haben, um es mit der Gelassenheit einer Hindu-Kuh über sich ergehen zu lassen: Wieder einmal werden die Uhren umgestellt, obwohl man nirgendwohin geflogen ist, obwohl man mit seinem Hintern an der Couch kleben geblieben ist. Seit 1980 jetzt, zum 30. Mal (!) fragt man sich: Stunde vor oder Stunde zurück?

Man hat also sonntags am "Umstellungswochenende" bis 9.00 Uhr (also 10.00 Uhr 'in echt' – hihi!) geschlafen, meißelt sich kurz die verhärteten Sekrete aus den Augenwinkeln und rennt einmal kreuz und quer durch die Bude, alle Uhren umstellen: Wecker, Anrufbeantworter, Küchen-, Badezimmer-, Wohnzimmeruhr, Videorecorder/DVD-Recorder, Armbanduhr und Handy.
Ich weiß gar nicht, warum sich so viele Leute über die Zeitumstellung aufregen! Ist doch toll, ein Sonntag mit einer Stunde mehr, die man dann mit einer Menge technischer Spielerei am Interieur wieder verballern kann!
Und was schreiben und schrieben die Medien nicht alles: Dass das alles völlig sinnlos ist. Dass die ursprünglich erhofften Spareffekte ausgeblieben sind. Dass die Kühe weniger Milch geben und dass mehr Autounfälle passieren. Seit 30 Jahren! Ein "guter Grund" wird auch immer gleich mitgenannt: Man passt sich an die umliegenden europäischen Staaten an. Man erlaube mir, dass ich zum Lachen in den Keller gehe! Wenn das der Grund ist und niemand außer den Briten die Eier hat, da nicht mitzumachen, dann wird das bis zum Sankt Nimmerleinstag so weitergehen!
Helau!

Ich steige also Sonntag Vormittag in mein Auto, fahre los. Irgendwo in den verfluchten Hügeln des Bergischen Landes stelle ich in einer Kurvenschikane fest, dass meine Borduhr noch die Sommerzeit hat und fange an, daran herumzustellen. Aha! Mazda hat sich was ganz Besonderes einfallen lassen. Um ein Haar fliege ich aus drei verschiedenen Kurven. Verdammt! Das ist ja total gefährlich!
Was das Ganze jetzt bringen soll, außer mich umzubringen, kann wohl niemand sagen.
Ich muss da ganz zwingend an dieses schwarzweiße, körnige Vietnam-Foto mit dem fallenden GI denken, das mit "WHY?" unterschrieben ist.

P.S.: Die nächste Sommerzeit beginnt übrigens am 28. März 2010. (Link)

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Samstag, 24. Oktober 2009

Hilferuf!


Extraterrestrial visitor
Originally uploaded by Markusram
Nun ja. Normalerweise würde ich jetzt spotten.
Normalerweise.
"1992 veröffentlichte das amerikanische Meinungs-Forschungs-Institut Roper eine Umfrage, nach der 3,7 Millionen Amerikaner Opfer einer Entführung [durch Außerirdische Besucher] gewesen seien". (Quelle)
Aber in letzter Zeit häufen sich bei mir die seltsamen Begebenheiten:
1) Ich fülle in der Küche Kaffee in die Kaffeetasse, nehme sie mit zum Rechner im Arbeitszimmer und setze mich. Ich schreibe etwas, kommentiere das eine oder andere bei Facebook. Dann schaue ich nach der Tasse - sie ist LEER! Verdammt! Sie hat kein Leck und ich bin wirklich alleine in meiner Wohnung, ehrlich! Ich habe keine Erinnerung daran, etwas getrunken zu haben! Verärgert gehe ich sie nachfüllen: wieder das Gleiche!
2) Arbeitstag. Ich stehe 7.32 Uhr auf, trübes Oktoberlicht funzelt in meine Wohnung, ich wanke unter die Dusche, wasche mich. Ich stelle das Wasser wieder ab, komme in mein Schlafzimmer zurück und es ist 7.57 Uhr. Hey! Verdammt, ich habe doch nicht die ganze Zeit geduscht!
Ich habe keine andere Erklärung dafür: Ich bin das Opfer einer Mikro-Entführung geworden!

Kann es helfen, wenn ich, während ich meinem Kaffee trinke oder dusche, ein Alufolienhütchen gegen Gedankenkontrolle durch Aliens trage?
Und wenn das alles wirklich unumgänglich ist, dann erkläre mir bitte mal einer, wo & wie ich diese sexuellen Experimente beantragen kann!

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Freitag, 23. Oktober 2009

ru24 Wissen 6: Amerikaner


Bunte Amerikaner
Originally uploaded by Astrid Walter
Wenn ich früber "bei de Omma" einen Amerikaner gegessen habe, dann hat Oma mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit im Zuge meines Mampfens gesagt: "Lecker, mit Hirschhornsalz!".
Als Kind habe ich mir immer einen Mann vorgestellt, der ein Geweih raspelt und das Produkt an Bäcker verkauft.
Haha! Was man sich als Kind so alles vorstellt! Haha!
Tatsächlich hatte ich 100%ig recht:
Überraschung Nummer 1!
"Hirschhornsalz wurde früher durch trockenes Erhitzen („trockene Destillation“) von geraspelten Hirschgeweihen gewonnen." (Link)
Hirschhornsalz ist
"ein Backtriebmittel (Lebensmittelzusatzstoff E 503) und besteht hauptsächlich aus Ammoniumhydrogencarbonat (E 503ii) NH4HCO3 (2 Teile) neben Ammoniumcarbonat (E 503i) (NH4)2CO3 (1 Teil) und etwas Ammoniumcarbamat NH4CO2NH2." (Link)
Und jetzt kommts:
Überraschung Nummer 2!
"Man nannte die Kuchenstücke deshalb zunächst Ammoniakaner (...). Irgendwie hat sich dann der Begriff 'Amerikaner' eingeschlichen." (Link)
Das ist doch was, oder?
Wer jetzt (trotzdem) Hunger drauf bekommen hat, findet (hier) ein Rezept.


Donnerstag, 22. Oktober 2009

Lifestyle 21 - Kosmopoliten im Grunch-Fieber


Making Guacamole
Originally uploaded by blmurch
Im Spätsommer des Jahres war ich zu einem „Grunch“ eingeladen. Das ist - wie ich in Erfahrung bringen konnte - die Zusammenziehung aus Grillen und Brunch, natürlich. Auch möglich wäre ja theoretisch ein Racstück (Raclette zum Frühstück), Dicknick (Dinner als Picknick) oder Frühdue (man kann es sich sicher schon denken).
Kaum in der Wohnung des gastgebenden Pärchens angekommen, irrte mein Blick über die zum Verzehr ausgestellten Nahrungsmittel. Brr!
Was waschechte Kosmopoliten im 3. Jahrtausend so alles anbieten: Allerlei Avocadopasten (u.a. Guacamole), Bulgursalat (sieht aus wie verdurstete Graupensuppe), some kind of Petersiliengeshredder (ich hoffe, daß es Petersilie war), diverses Eingelegtes, gesprenkeltes Brot, undefinierbare rote Pampe. "Das Wort „Guacamole“ stammt von dem Nahuatl-Wort „ahuacamolli“, was so viel wie „Avocadosauce“ bedeutet." (Link)
"Gibt es hier nichts Völkisches?", fragte ich mit meiner Führerstimme.
Die Gastgeberin signalisierte einer mir Unbekannten: "Der Onkel macht bloß Spaß".
Na ja. So richtig nicht.
Als wäre ich mit meinem Panzerspähwagen vorgefahren und hätte, eine Reitgerte unter den Arm geklemmt, schneidig "Karrrtoffelsalat mit Würrrstchen, aberrr zack-zack!" bestellt! Kartoffelsalat wirkt möglicherweise zwar altbacken, aber gegen Speisen, die vielleicht in Papua Neuguinea während Mannbarkeitsritualen durch die Nase gelöffelt werden, ist er eine Erleichterung. Auch wenn Essiggürkchen drin sind. Durchaus.
Vielleicht bin ich ja gegen vietnamesischem Senfgras-Salat mit Koalabruststreifen und Lamakäse mit Kumquat-Dressing allergisch.
Die Zusammenstellung auf meinem Teller sah zuletzt aus wie die Hobby-Malpalette eines Hals-Nasen-Ohren-Arztes, der sich farblich von seinem Job inspirieren läßt. Ein fahler Fleck in grüngrau. Ein Fleck in freundlichem rostrot, einer in kräftigem steingrau, drei oder vier Oliven gefüllt mit – ja was zum Teufel eigentlich? (vom Geschmack her faule Perlzwiebeln, ich hatte Abends um 10 noch Aufstoßen davon), ein Stück Brot mit bunten Einsprengseln, vielleicht kleinen Käfern, ein Häuflein grüner Schnipsel. Türkisches Sigara Börek habe ich ja noch erkannt, Allah sein Dank. Ich war ganz erleichtert!
Dergleichen ambitionierte Gäste brachten später selbstgebackene Muffins mit, die in der Tradition der exotischen Polywürzung keinen Wunsch offen ließen (Kardamom mit Ingwer plus ein Geheimgewürz von dem indischen Kumpel von Peter von Frosta).
Was the fuck ist gegen Marmorkuchen einzuwenden!?
Wieder daheim habe ich erst einmal eine Schinkenstulle gegessen um meinem Körper zu signalisieren: alles wird wieder gut.
Fast hätte er mir geglaubt.

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Dienstag, 20. Oktober 2009

Heimat 4 - Niederhagelsiepen


2pac
Originally uploaded by REDRUM (AYS)
Ich entdeckte die Schändung bei einem Spaziergang!
Doch erst einmal: Man erreicht Niederhagelsiepen (Link) vom "Stadtkern" Radevormwalds aus, indem man in Richtung "Ispingrade" fährt, dann am Schild "Kaffekanne" (tatsächlich ein Ortshinweisschild) links abbiegt, den Motor abstellt und die Kupplung durchtritt. Man schlägt dann mit Tempo 90 in einem Salzkasten der Stadtwerke ein, mitten in Niederhagelsiepen. Dreieinhalb windschiefe Fachwerkhäuser schmiegen sich in einer Senke in eine Kurve. Das ganze Ensemble jetzt nur "pittoresk" zu nennen wäre eine Untertreibung, so, als hätte man seinerzeit Lolo Ferrari (Link) lediglich "drall" genannt. Von dem einzelnen Haus in der Innenseite der Kurve erzählt man sich, daß der Besitzer einmal irgendwann nach Kriegsende eine Ausschreibung gemacht habe, daß derjenige, der einen Rechten Winkel im Haus finde, 1.000,- DM Belohnung bekäme. Gegen Abend wird er ein Geschwader mit Geodreiecken bewaffneter Mathe-LK-Nerds (Link) herausgeworfen haben, die allesamt ein Schnütchen/Schüppchen zogen.
Die Anwohner Niederhagelsiepens sind mittlerweile aufgrund des Juchzens einiger weniger geriatrischer Wanderer dermaßen in Ekstase geraten, daß sie nur noch protzige Blumen pflanzen, drei mal täglich vor dem Haus kehren und ihre schiefen Habitate ebenso oft mit Leselupen nach Fliegendreck absuchen. Sicher geht man auch Sonntags in die Kirche.
Sicherlich.
Und: Niederhagelsiepen ist auch im Winter "gaaanz HERRLICH!" - O-Ton Mutter...
Inmitten all der Pracht nun - die Schändung!
Da hat doch wahrhaftig ein Kid auf den besagten Salzkasten in der Kurve "2PAC" gesprüht. Ausgerechnet Tupac Amaru Shakur (Link), der 1996 gemeuchelte Gangsta-Rappa! Der Umgebung nach wäre doch ein "PB16" (für seine aktuelle, geriatrische Heiligkeit, Link) weitaus angemessener gewesen.
Benedikt XVI. hilf!
Tsts!

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Montag, 19. Oktober 2009

Lifestyle 20 - jenseits der getrockneten Weintraube


Avignon - Bakery
Originally uploaded by funadium
Das Rosinenbrötchen erscheint mir als eines der letzten Kleinode unserer Zeit. Lachs und Hummerschwanz gibt's ja bereits bei Feinkost Albrecht, vulgo ALDI. Aber das Bäckerei-Rosinenbrötchen ist die letzte Bastion des hochpreisigen Genusses: stolze 0,56 bis 0,80 EUR (pro Stück). Doch: Was ist eigentlich der Unterschied zwischen einem Milchbrötchen und einem günstigeren Rosinenbrötchen?
Man errät es vielleicht selbst.
Ich will mich jetzt mal als Rosinenzähler (Kunstwort aus Korinthenkacker und Erbsenzähler) betätigen: Ein Rosinenbrötchen enthält ganze 20 Rosinen und ist dafür im Durchschnitt 0,09 EUR teurer als ein Milchbrötchen. Das ergäbe aber hochgerechnet auf eine 250 g-Tüte Aldi-Rosinen einen Preis von 2,82 EUR, ich war so frei, das mal zu ermitteln. Eine solche Tüte ALDI-Rosinen kostet aber tatsächlich nur 0,29 EUR.
WTF? Wo ist jetzt mein Denkfehler?
Aber mal was Anderes: Was macht Claudia Bertani von Ferrero eigentlich im Winter, wenn sie nicht mit den Argusaugen der Kennerin die Kirschen einzeln am Baum beobachten muß? Wenn "Mon Cheri" mal gerade ausnahmsweise keine Pause macht? Also wenn man gerade dabei ist, die Hochleistungs-Kirschen industriemäßig in Likör zu ertränken und die Kirschenleichname in Schokolade einzusperren?
Vielleicht kümmert sich dann die hochqualifizierte Fachfrau um die Trocknung von Jahrgangs-Piermont-Rosinen, die dann, aber auch nur dann, wenn sie sich qualitativ in allerhöchsten Gefilden bewegen, von blinden puertoricanischen Fischerfrauen zu je 21 Stück (da ist man nicht knauserig) in Handarbeit in Milchbrötchenrohlinge gepopelt, pardon appliziert werden.
Diese extreme Qualität hat halt ihren Preis.
Mit getrockneten Trauben hat das schon lange nichts mehr zu tun. Aber das ist ja wie bei den "byzantiner Königsnüssen", "Kabua-Kakao" oder "Carmagnola-Minze"!
Ach so.

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Samstag, 17. Oktober 2009

Wer wird Millionär?


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Originally uploaded by lfoflo
Bei "Wer wird Millionär?" auf RTL mache ich ja gerne schon mal mit. So am Fernsehen bei anderen Leuten, nicht in echt. Der Herr Nöckel aus Bielefeld ist gerade dran. Die Fragerei fängt ja immer ganz leicht an, z.B. Frage 4:
"Wie heißt der Zauberlehrling Potter mit Vornamen?"
a) Lee Harvey
b) Miroslav
c) Pol
d) Harry
Dann wird es immer ein bißchen schwerer, bis alle mit aufgeblähten Wangen und Fragezeichen über den Köpfen vor dem Fernseher sitzen, dann kommt ohnehin eine Werbeunterbrechung. Eine Nation rennt geschlossen auf die Toilette, betätigt gleichzeitig die Spülung, was sich möglicherweise negativ auf die Erdrotation auswirkt, schmiert dann in der Eile mit ungewaschenen Händen Schinkenbrote mit Gürkchen (die Gürkchen werden natürlich mit Klofingern aus dem Glas gefischt, was auf Dauer das Essigwasser eintrübt), klemmt sich eine Pulle Vita-Malz unter den Arm und plumpst abgehetzt wieder in den Fernsehsessel.
Dann kommen doch noch weitere 17 Werbungen, umsonst die Eile. Klopapier, Gürkchen, Autowerbungen. Letztgenannte nehmen etwas überhand, als würde man sich ständig Neuwagen kaufen. Der Herr Jauch ja vielleicht, der ist Millionär, vielleicht auch bald der Herr Nöckel, aber doch nicht die Leute mit den Schinkenstullen und dem Dunkelbier!
Nach endlosen Minuten, nur noch Reste der Schinkenbrote hängen quasi unentfernbar für manikürte Fingernägel zwischen den Zähnen, ist der Herr Nöckel aus Bielefeld wieder dran. Der wußte dann aber nicht, daß der Mond des Pluto d) "Charon" heißt, er hatte erst auf b) "Miranda", dann auf a) "Umbriel" getippt, schwaches Bild, der Herr Nöckel, dafür hat er noch ganz gut abgesahnt.
Vielleicht kauft er sich jetzt einen Neuwagen, ach nee, der konnte die viele Werbung ja gar nicht sehen, der war ja im Studio.

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Donnerstag, 15. Oktober 2009

Lifestyle 19 - Wuschel-Puschel


Toilettenpapier
Originally uploaded by loop_oh
Hatten sich Archäologen früher gefragt, warum neben römischen Latrinen allzeit große Ziegelscherbenhaufen anzutreffen waren (die Römer hatten die Steine als Toiletten'papier' verwendet - wirklich!), da wurde es schon März 1970. In unserer Treppenhaustoilette von der Größe einer Besenkammer hing auf der Klopapierrolle mit der hölzernen Spindel eine Rolle Industrieklopapier. Grau, mit braunen Holzspänen drin. Die Klappe des Abrollers war verchromt, da konnte man sich lustig drin spiegeln. Die Oberfläche des Papiers fühlte sich an wie Krepp, Material, aus dem man kugelsichere Westen herstellen und mit dem man Metall schleifen konnte. Ich saß oben auf der schwarzen Brille und ließ die Beine baumeln. Unaufhaltsam zog erst zweilagiges Papier in reinweiß ein, dann dreilagiges Papier auch mal gelb oder rosa mit blauen Blümchen und Prägestruktur in dem sich hochrüstenden Haushalt des auslaufenden 2. Jahrtausends.
Aber selbst das wirkt ja mittlerweile m neuen Flausch-Zeitalter von Cha-Cha-Cha-Charmin Deluxe oder Hakle Lady wie römische Ziegelscherbenhaufen!
Auf ciao.de (Link), das immer gut ist für Wirrköpfe und dramatisch Gelangweilte, ihren faden Senf zu allem hinzuzugeben, beglücken uns zu dem Thema die Wuschel-Puschel-Spezialisten mit ihren Enddarm-Erfahrungen. So urteilt der User "petitPrince" über Charmin "... die Kur für den Po..." (buahahaha!) und, Teufel auch, ich komme nicht umhin, "wutzruebe" zu zitieren: "Man kann sich sogar eine Farbe auswählen, denn Charmin gibt es in weiß, sonnengelb und meeresblau... Und auf der Plastiktüten-Verpackung - übrigens mit praktischem Tragegriff - grinst mich der Bär aus dem TV-Spot an... Süüüß!!!"
Also, ich finde, samtene Läppchen sind das einzig Adäquate, um sich den edlen Hintern de 3. Jahrtausends zu wischen, die 16er Box zu 12,99 EUR, in den Farben Amethyst, Topas und Aquamarin, mit einem ganz doll süüüßen Comic-Adeligen mit Monokel drauf.
Jetzt mal in echt: merken petitPrince oder wutzruebe eigentlich noch was?
Merke: Für manche ist es der Enddarm, für andere die flauschverwöhnteste Wuschel-Puschel-Körperöffnung der Welt!

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Mittwoch, 14. Oktober 2009

Lifestyle 18 - Immerdabeigadgets


iPhone 3Gs
Originally uploaded by Reintji
Wir alle erleben gerade die letzten Tage, in denen es noch passieren kann, dass man mit einer Anzahl Menschen unterwegs ist und niemand ein Gadget (Link) dabei hat, mit dem er mal eben online was googlen kann. Ein Freund von mit trägt als Light-Variante zumindest eine Offline-Version von Wikipedia aus 2006 mit sich herum und wird so zu Mr Knowitall. Im Maredo, auf die allgemein in den Raum gestellte Frage, wo die ihr Fleisch eigentlich her haben, rezitierte er gleich mal ein paar gefühlte Din-A4-Seiten.
Wesentlich beeindruckender finde ich folgende Geschichte: Eine Freundin fährt mit der Familie in Urlaub, man besichtigt eine Kirche. Ein besonderes Glockenspiel in dieser Kirche wird aber nur drei oder vier mal jährlich gespielt, also gerade eben natürlich nicht. Mit seinem iPhone 3GS geht der jüngere Bruder der Freundin ins Netz, fischt weitere Informationen zu den Glocken heraus und spielt auch noch die Audio-Datei vom Glockenspiel in Aktion dabei ab.
Respekt!
Herkömmliche Simple-User sind im richtigen Leben ohne ein Immerdabeigadget bislang noch aufs Raten angewiesen. Mit einer Freundin kam ich neulich irgendwo in Wuppertal unterwegs auf das Thema Abkürzungen. Gerade im Computerbereich benutzt man ja jede Menge davon, ohne auch nur den blassesten Dunst zu haben, wofür die Buchstaben eigentlich stehen: PCMCIA, RSA, ISDN etc. An ISDN hatten wir uns festgebissen. Die Freundin meinte, das wäre eine deutschsprachige Abkürzung. Theoretisch. Wir einigten uns darauf, dass das D für Deutschland, Digital oder für Danone stehen könnte.

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Dienstag, 13. Oktober 2009

Lifestyle 17 - B.M.T.


A sub a day
Originally uploaded by martin.rodvand
Heute Abend war ich mit einer Freundin im Subway in Remscheid auf der Alleestraße. Subway ist ja der Laden, in dem man etwa doppelt soviel Fragen zur Zubereitung seines Essens beantworten muss, wie man bereit ist, zu beantworten.
Fünf gebackene Brotsorten, wahlweise getoastet, 13 Fleischsorten, drei Käsesorten, 8 Beläge, 7 Saucen und die Wahl zwischen 15 oder 30 cm. Zusätzlich ergeben sich Fragen, ob man das Innenleben des Brotes warm oder kalt möchte, Salz und Pfeffer drauf möchte und ob ein eigens in der Filiale vorgehaltener Schamane aus Papua-Neuguinea noch etwas drübermurmeln soll. Rein rechnerisch macht das 1.113.840 Variationen (hab's selbst gegooglet).
Heute Abend habe ich versucht, dem Subway-Kreuzverhör elegant zu entgehen, meine Bestellung lautete also: "Ich hätte gerne das Sub des Tages mit diesem Brot als Menü - und ich beantworte alle Ihre Fragen mit 'ja'."
Ich war sehr zufrieden mit mir.
Das Mädchen hinter dem Tresen lächelte fein und fragte: "Also einmal den Italian B.M.T.?"
"Genau." Ich hörte erstmalig im Leben von einem "Italian B.M.T.", aber ich gestattet mir nicht einmal zu atmen, geschweige denn zu blinzeln.
Und dann stellte sie trotzdem alle 73 Fragen - grrr!
"Was heißt denn B.M.T.?", fragte ich, schon aus Prinzip, während sie dabei war zu basteln.
"Äh", sagte das Mädchen und errötete.
Der Knabe hinter dem Tresen sprang ein: "Das ist eine U-Bahn-Haltestelle! ... Glaube ich."
"???", sagte ich.
"Ja, irgendwie so!", begeisterten sich die juvenilen Verhörspezialisten.
Als es ruhiger wurde in dem Laden, berieten sich die beiden hinter den Tresen und steckten ihre Nasen in allerlei Kladden.
Als wir gehen wollten, hatten sie es herausgefunden: B.M.T. steht für "Biggest, Meatiest and Tastiest", geht aber wohl auf die frühen Tage des Unternehmens zurück und bedeutet in New York "Brooklyn Manhattan Transit".
Vielleicht kann man mit diesem hochgradig speziellen Wissen mal wenigstens beim Jauch abräumen?

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Montag, 12. Oktober 2009

Lifestyle 16 - Der Müsli-Mixer mixt Müsli


user-generated frühstück
Originally uploaded by mackz
Müsli finde ich gut. Es ist nicht so ganz leicht, ein Gutes zu finden, eines, das zu einem passt. Aber so weit, dass ich mir bei mymuesli.com (Link, nette Idee, wie ich finde) eins mixen lasse, bin ich nun doch noch nicht. Beim Penny gab's jetzt ein Angebot: Eine riesige 2.000g-Tüte 10-Früchte Müsli von Schneekoppe. Da kann man eigentlich so richtig nichts falsch machen. Ich hab's also mal nach Hause geschleppt, so aus Reflex.
Nun, ein Müsli ohne Haselnüsse ist nix. Also habe ich noch eine Tüte Haselnüsse reingeschüttet. Dann habe ich es in seinem Schälchen so um die 20 Minuten in Milch aufquellen lassen, denn: Außer bei Popcorn (Link) bin ich definitiv kein Malmer (Link). (Übrigens: Leute, die ihr Müsli mit O-Saft essen, fressen auch kleine Kinder.) Dann habe ich angefangen, es zu essen. Es war echt OK. Nur wurde ich während des Essens nachdenklich: 10 Früchte? Was für Früchte sollen denn das alles sein, Herrgott?
Rosine. Klar. Banane. Check! Apfel? Hmmm? Und sonst?
Dann fand sich in meinem Mund plötzlich ein Ding wieder, von der Größe und Konsistenz her war es ganz sicher ein Ohr!
Von wegen 10 Früchte! Ich hab's trotzdem gegessen, der Hunger trieb's hinein.
Spaßeshalber habe ich mir mal bei mymuesli ein schlichtes Henning-Müsli zusammengestellt: Basis: Fünf Körner & Vollkorn-Cornflakes, Zusatz: Rosinen, Haselnusskerne, Bananen, Sonnenblumenkerne, Leinsamen. Das würde mich 5,95 € die 575 g kosten, das entspricht 10,35 € das Kilo, Versand kommt hinzu.
Hmm.
Ich glaube, ich mix' es mir erstmal selbst.

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Sonntag, 11. Oktober 2009

Lifestyle 15 - Crispy, das zeitgemäße Nahrungsmittel


Crunchips
Originally uploaded by Abllo™
Crunchy dies. Crispy & Crisp das. Clusters. Joghurts mit Knickecken, in denen ganze Schutthalden dem Knusper-Knusper-Knäuschen harren. Crunchy crispy korean chicken. Wir warten aufs Crispkind. Pfannis Feuerstein-Püree mit Knusper-Geröll. Croutinos & Croutons. Man findet kein Ende.
Zeitgenossen, die ihre Cornflakes 5 Minuten in Milch einweichen oder Vollmilchschokolade lieber essen als mit krisseligen Körnchen versetzte Malm-Produkte stehen auf der Liste der bedrohten Arten. Aber wer den ganzen Tag malmt, malmt vielleicht auch des nächtens im Schlaf – diese Zeitgenossen leiden am sogenannten Bruxismus.
Wo das ganze tumbe Malmen von Knirsch-Produkten letztendlich hinführt, zeigte uns sehr eindringlich und völlig ungeschönt schon seinerzeit die Werbung. Eine etwas gruselige Heimsuchung durch verhaltensgestörte Jugendliche:
Uuuh-aaah, suddenly all your friends are here. (crunch!)
Fresh people, Crunchips, mmh, that's clear. (gacker!)
Uuuh-aaah-uuuh-aaah, Crunchips, Crunchips,
So crispy and crunchy - fresh people sing:
"Crunchips gives your li-hife a swing!"
Fresh people! Crunchips! ... Uuh yeeah.
(Das ist das Englisch, das uns die Werbefritzen zutrauen.)
Also: Eine mit Chipstüten bewaffnete, ethnisch kamerawirksam durchwachsene Horde fällt bei einem Opfer ein. Es wird ausschließlich gemalmt, eine überwürzte Kartoffel-Fett-Pampe hinuntergewürgt, wie irre gekrümelt, die fettglänzenden Finger an den Polstermöbeln abgeputzt und dabei dämlich gelacht (gackergacker!), aber kein Wort gesprochen. Dann ist der Spot/Spuk gottlob zu ende. Aber tatsächlich geht es weiter. Ist alles aufgemalmt, ist die Bude plötzlich leer. Die sogenannten Freunde! Es sieht aus wie Sau, leise hört man das Wimmern des Heimgesuchten, der in einer völlig vollgekrümelten Ecke hinter einem fettigen Sessel kauert und einen verwahrlosten Eindruck macht.
Doch ist der Trend noch aufzuhalten? Zitternd warte ich auf das Erscheinen der ersten Zahnpasta mit Knusperstückchen, zum Beispiel "Colgate Crispy Mineral" oder "Odol Med 3 Clusters". Dass die Namen dieser Produkte sich völlig natürlich anhören, ist doch schon ein Zeichen!
Und was ist, wenn sich in modernen Desingner-Nahrungsmitteln demnächst ganz von alleine krispalline Strukturen bilden?
Daß es so weit noch nicht ist: ein fettes Merci Krokant dafür.

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Samstag, 10. Oktober 2009

www 5 - Internet gucken

Max Goldt schlug bereits im Jahre 2000 in seiner Kolumne vor, den schon zu diesem Zeitpunkt ziemlich bescheuerten Begriff "im Internet surfen" gegen "Internet gucken" auszutauschen.
Irgendwann so um den Dreh herum war ich noch mit einem 28er- oder 56er-Modem unterwegs, das hatte eher was von "Internet is wie wennse parks", das behäbige Schreiten eines arg betagten Dreizehenfaultiers.
"Surfen"? - Nee!
Heute ist mir unbegreiflich, wie ich das noch bis vor zwei Jahren ausgehalten habe. Nämlich mit der Gelassenheit einer Hindu-Kuh mit langsam austrocknenden Augen auf den Aufbau einer Internetseite zu starren, die sich Element für Element vervollständigte, in der unteren grauen Leiste anzeigend: "noch 63 Elemente". Immer in der Hoffnung: jetzt bitte nicht auch noch Flash! Manchmal brachte es etwas, zum Klo zu gehen.
Heute bin ich mit meinen 6 MBit hinreichend schnell unterwegs, doch surf' ich, oder was? Je mehr ich drüber nachendenke, umso anachronistischer und umso mehr 90 finde ich diesen Begriff.
Was ich im 3. Jahrtausend im Web 2.0 mache, ist nämlich tatsächlich "Internet gucken oder hören" (z.B. auf youtube & lastfm), recherchieren (googlen & wikipedia) und "Internet machen" (z.B. hier auf blogspot & flickr), aber "surfen"?
Quatsch.

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Freitag, 9. Oktober 2009

ru24 Wissen 5 - Berliner Ballen


Berliner Pfannkuchen
Originally uploaded by *Noema*
Ich bin in dem festen Glauben aufgewachsen, dass Berliner Ballen überall auf der Welt "Berliner Ballen" heißen. Wie denn auch sonst? Irgendwann erfuhr ich, dass Berliner Ballen in Berlin "Pfannkuchen" heißen.
Tsts!
Heißt "Lübecker Marzipan" in Lübeck etwa "Kalbsleberwurst"?
Tsts!!!
Dass die Berliner das "Berliner" ruhig weglassen können, ist mir klar, nur "Ballen" tät's ja auch, man ist ja in Berlin, aber direkt "Pfannkuchen"? Ist das nicht ein wenig schroff? Und: Wie heißen Pfannekuchen dann in Berlin? Ich hoffe nicht "Crêpe", das wäre ja eine Kette ohne Ende! Ich hätte auch Freund Matthi aus Berlin fragen können, doch mit ein wenig gegoogle habe ich es selbst herausgefunden: "Pfannekuchen" heißen in Berlin schlicht "Eierkuchen".
"Berliner Ballen" heißen so nur im Ruhrgebiet und Umgebung.
Was für ein Schock!
In großen Teilen Norddeutschlands, von Mecklenburg über Schleswig-Holstein und Niedersachsen bis nach Westfalen und dem Rheinland sowie in Teilen der Pfalz, in Teilen Baden-Württembergs (vor allem im Westen), im Saarland und in der Deutschschweiz werden sie „Berliner“ genannt. In Aachen heißen sie „Puffel“. "In den südlicheren Teilen Deutschlands, insbesondere Bayern, in Teilen Baden-Württembergs (vor allem im Osten) und in Österreich spricht man von „Krapfen“ (...) In Hessen, Rheinhessen, Westthüringen und Schlesien kennt man sie als „Kreppel“ bzw. „Kräppel“. (Quelle)
Und Pfannekuchen?, fragen Himpelchen und Pimpelchen sofort.
(Gemeint sind Eierspeisen aus Ei, Milch und Mehl, die in der Pfanne gebacken werden)
Die heißen halt
Eierkuchen, regional auch Pfann(en)kuchen, Eierpfannkuchen, Palatschinken, Flädle, Eierpuffer und sogar Omelettes (in Analogie zur Eierspeise Omelett), Crêpes (aus dem Französischen) und Plinsen (nach slawisch bliny). (Quelle)
Alles klar.
Und Brötchen?
Ein anderes mal, ihr Schrippen.
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Donnerstag, 8. Oktober 2009

Geschichte im Rückblick



Originally uploaded by PercyGermany™
Vor 20 Jahren skandierten die Menschen im Osten: "Wir sind das Volk, wir sind das Volk!" und Müller-Westernhagen sang: "Freiheit, Freiheit, ist das Einzige, was zählt". Pink Floyd ließ live unter dem Aufschrei "Break down the wall" ihre "The Wall" einstürzen. Ich saß am Abend der Wiedervereinigungsfeier 1989 mit Freunden in einer Wuppertaler Kneipe namens "Agathe", hatte ein Fladenbrot und einige Milchkaffee und Geschichte tat das, was sie immer tat: Sie zog irgendwie an uns vorbei.
Zwanzig Jahre später gab es wieder "die Kappelle rum-ta-ta".

Zeit für ein Resumée:
1) Die von Helmut Kohl damals vollmundig versprochenen "blühenden Landschaften" für die fünf neuen Bundesländer gibt es heute tatsächlich - auf den Industriebrachen der stillgelegten Werke. Der aufmerksame Wanderer findet dort Sumpf-Labkraut, Kohldistel, Wiesen-Glockenblume und Gemeines Hornblatt, Krauses Laichkraut, Weiße Seerose, Großer Wiesenknopf und die Kuckucks-Lichtnelke.
[plus 1 Punkt]
2) Zu wählen gab es damals im Osten die SED, die Sozialistische Einheitspartei Deutschlands. Man ging zur Wahl, machte sein Kreuz, am System änderte das nichts, alles blieb beim Alten, die Lage verschlechterte sich zusehends. Jetzt in der Demokratie geht man zur Wahl, hat die Freiheit, sein Kreuz zu machen wo immer man will, am System ändert das nichts, alles bleibt beim Alten, die Lage verschlechtert sich zusehends.
[0 Punkte]
3) Eingesperrt in der DDR, träumte der Bürger von der Reisefreiheit des Westens. Nun in der BRD hat man die Freiheit zu reisen wohin man will, leider fehlt dazu das nötige Kleingeld, man zeltet vielleicht ein paar Tage im Jahr auf der Insel Rügen - Herrgott, das ist ja genau wie damals!
[0 Punkte]
4) In der DDR hatte man genügend Geld, konnte sich aber quasi nichts dafür kaufen. In der BRD gibt es Ware im Überfluss, die Werbung weckt Begehrlichkeiten, leider ist am Ende des Geldes noch so wahnsinnig viel Monat übrig, so dass es unterm Strich auf das Gleiche hinausläuft. Man hat aber die Freiheit, jede Menge Kredite aufzunehmen.
[0 Punkte]
5) Es gibt aber auch Verbesserung: Die Städte des Ostens wie Dresden und Leipzig sind nun dank Soli herausgeputzte, architektonische Juwelen. Leider verfallen Duisburg, Dortmund und Gelsenkirchen stattdessen rasch.
[0 Punkte]

Fazit: naja.
Und mit Herrn Müller-Westernhagen habe ich ohnehin noch nie 100%ig übereingestimmt.

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Dienstag, 6. Oktober 2009

Lifestyle 14 - Für die lichten Momente des Lebens


Drink Sensibly
Originally uploaded by What What
Gestern Abend war ich mit Muttern im Penny einkaufen. Normalerweise, wenn's mal wieder länger dauert, empfiehlt die Werbung den Verzehr eines Snickers. Doch im Penny wäre das Mundraub. Deshalb scharwenzelte ich angelegentlich durch die Gänge, schaute hier und da, schnürte an der Zeitungsecke vorbei, mäanderte die Reihen entlang, ganz nach dem Zufallsprinzip. Derweil sammelten sich die ebenso zufällig zusammengesammelten Einkäufe auf meinen Armen, denn die ferne Mutter benutzte "unseren" Einkaufswagen gleichzeitig als Rollator. In der Spirituosenecke erblickte ich Erfreuliches. Dort entdeckte ich nämlich "St. Hubertus-Tropfen Kräuterlikör", 0.5 l, 35.0% Vol. zu 6,95 EUR. Der Burner war der Slogan:
Für die lichten Momente des Lebens
Wenn der durchschnittliche Bitbuerger, pardon, Mitbürger also mal aus seinem Dauer-Delir hochschrecken sollte, in diesen wenigen, lichten Augenblicken kann "St. Hubertus-Tropfen Kräuterlikör" sicherlich helfen.
Ein "nice to know".

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ru24 Wissen IV: Dinkel vs. Reis 1:0

Gestern stand ich beim real,- vor einem 6,00 x 2,50 m großen Regal voller Reis. Reis, Reis, Reis, lose und im Kochbeutel. Normal, schnellkochend und quick&dirty. Bio-, Duft-, Patna-, Jasmin-, Wild-, Langkorn-, Parboiled-, Basmati-, Kleb-, Rundkorn- und Milch-Reis, sowie Packungen mit wüsten Mixturen der Vorgenannten. Es gab Preisspannen von 0,69 EUR bis 3,69 EUR für die gleiche Menge. Ich las mir das Kleingedruckte auf den Packungen durch, wozu ich 5 Minuten brauchte, schlauer wurde ich nicht.
Die Qual der Wahl zog sich etwas in die Länge.
Später, wieder zu hause, habe ich im Internet recherchiert. Ich fasse meine Erkenntnisse bezüglich "Reis" mal zusammen:
1) Weißer Reis: ist poliert, die vitaminhaltige Schicht wurde abgeschliffen, damit er fein aussieht. Vitamine & Mineralien: alle zum Teufel!
2) Parboiled-Reis: Weiß und trotzdem vitamin- und mineralienhaltig. Mit Druck und Wärme werden die guten Dinge ins Innere des Korns verpresst. "Durch Trocknung (...) werden die Nährstoffe eingeschlossen, erst danach wird der Reis poliert."
3) Naturreis: "(...) enthält außer dem Nährkorn und dem Keimling, auch noch das Silberhäutchen und die direkt darunter liegende Aleuronschicht. Wertvolle Nährstoffe (...) bleiben dadurch erhalten."
4) Wildreis: "(...) das schwarze Korn der Indianer, ist aus botanischer Sicht kein Reis, sondern eine Wasserpflanze und wird vom Kanu aus geerntet." (Quelle)
Haha! Vom Kanu aus, na klar...
Doch zurück in die REALität des riesigen Reisregals beim real,-. Die Falten in meiner Stirn vertieften sich. Ich dachte schon an Knödel als Alternative zur angedachten Sättigungsbeilage. Zuletzt fiel mein Blick auf eine Packung Dinkelkörner. Aufschrift: "DINKEL - Die heimische Alternative zu Reis". Ich griff mir das dadurch etwas völkisch daherkommende Paket, vor allem aber, weil es nicht 60 verschiedene Sorten Dinkel gab, sondern nur diese eine. Kurz nur mußte ich an eine schmerzhafte Episode in meinem Leben denken (Link).
Dinkel kocht sich wie Reis im Kochbeutel und war als Beilage übrigens mehr als nur OK.
Als ich am frisch gekochten Dinkel roch, war es erst einmal merkwürdig: "Riecht wie Kopfkissen", dachte ich, bis mir einfiel, dass ich seit Jahr & Tag auf einem Dinkelspelzenkopfkissen schlafe.
Ach so.

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Samstag, 3. Oktober 2009

Fumm-fumm-fumm, Windrad fumm herum

Der Anwohner an sich lässt sich nieder, grenzt sein Heim mit Mauer, Zaun und Videoüberwachung gegen Verbrechen, Pöbel und Nachbarn ab und möchte, dass dann alles immer so bleibt wie es ist. Schon Jahreszeiten stellen ja eine unerwünschte Veränderung dar. Wenn dann gar eine Windkraftanlage in 1 km Nähe errichtet werden soll, läuft der Anwohner Amok.
Wie jetzt?
Bei uns?
Veränderung droht. Radioaktivität kann man wenigstens nicht sehen oder hören, aber Windkraft? Da kann's schon mal leise 'fumm-fumm-fumm' machen, gar 1) bei bestimmtem tiefen Sonnenstand 2) zu einer bestimmten Jahreszeit und 3) bei klarem Wetter für 8 Minuten und 22 Sekunden flackernde Schatten geben. Hui! Und weil die Kinder aus dem Haus sind und man außer Unkraut jäten ja sonst nix zu tun hat, ist Advocard auf einmal Anwalts Liebling und es werden zusätzlich schwachsinnige Leserbriefe an die Zeitungen geschrieben - um den selben Pöbel aufzuhetzen, den man sich jahrzehntelang erfolgreich von der Pelle gehalten hat.
Windkraftanlagen sind ja auch schlimm! Wie die die Landschaft verschandeln, fast so krass wie die Strommasten! Was die für Geräusche machen, wenn man sich doll drauf konzentriert, extra den Fernseher ausgemacht hat und deswegen gerade nix zu tun hat! Oder man des Nachts nicht schlafen kann, weil man nachmittags ein zweistündiges Nickerchen gemacht hat und dann in die nächtliche Stille auf das leise 'fumm-fumm-fumm' horcht, am Hörgerät alle Knöpfe auf 10. So etwas kann schon zermürben. Könnte aber eventuell eine Kopfsache sein. So ganz eventuell.
Das reicht schon für eine Bürgerinitiative. Und schließlich gibt es auch immer mehr junge Eltern mit Kindern, die gegen Windkraft sind. Die gehen dann mit ihren Kids zur Demo, seht ihr, wir tun was für eure Zukunft! Die Kids werden es danken, da haben sie nämlich was zu reden, später mal im Atombunker.
Dass der Strompreis für die Kilowattstunde bei so was wie 2,00 EUR liegen würde (25x teurer als Windkraftstrom!), wenn man A) die Nebenkosten eines GAUs vom Tschernobyl-Kaliber z.B. für das greise AKW Krümmel in die Stromkosten mit einrechnen würde, das sagt den Demonstrierenden ja niemand. Dass wir derzeit statistisch gesehen alle 60 Jahre weltweit mit so einem GAU rechnen müssen. Und B): Dass die Kosten für die Überführung (Stichwort: "Castoren") und vor allem Endlagerung des ganzen strahlenden Chamottes der AKWs natürlich hinten herum ... *Trommelwirbel* ... Vater Staat und somit der Steuerzahler zahlt!
Aber so etwas will niemand wissen, denn so darf man auch nicht rechnen, das wäre ja pfui!
Außerdem soll ja alles so bleiben wie es ist – basta!
Nun sind wir alle wieder CDU, da braucht sich die Atomlobby ohnehin keine Sorgen mehr zu machen.
Da wird mir ganz warm ums Herz.

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Freitag, 2. Oktober 2009

WM


Minigolf
Originally uploaded by magnusfranklin
Irgendwo auf einem Minigolfplatz, vielleicht „Diepmannsbachtal“ in Remscheid-Lennep: Der Schläger ist krumm und abgenutzt, das Metall kommt schon oben aus dem Griff heraus, der schäbige Ball sieht aus, als habe er ein Wochenende in einem Betonmischer voller Kies verbracht und ist so hart wie ein acht Stunden altes Aufbäckereibrötchen. Die Bahnen haben schon bessere Tage gesehen, aber, nun ja, wir sind ja zum Spaß da und die Bedingungen sind ja für alle die Selben.
Für alle? Ach! Plötzlich erscheinen Lichtgestalten! Ausgestattet mit Koffern und der Aura unfasslicher Professionalität betreten die Könner das Parkett, nehmen Elemente aus Cases, schrauben daraus ihre Schläger zusammen und beratschlagen lässig, welcher der 24 Bälle, die sie in einem speziell gefütterten 6x4-Sortier-Köfferchen dabei haben, für diese oder jene Bahn geeignet scheint. Vorher beseitigt ein Handfeger flott div. Fliegendreck. Für den kleinen Simple-User wie mich ist es nun an der Zeit, sich zu trollen.
Mittlerweile gibt es auch Profis im Tischkickern (kein Spaß!). Als Accessoires werden hier z.B. ein spezieller Sand verkauft, der dem Spielfeld Grip gibt und so die bessere Beherrschung des Balles erlaubt, sowie eigene Handgriffe mit Frottee-Überzieher.
Googlete man Anno 2003 nach "Grillmeisterschaft 2003", bekam man noch 960 Treffer (ich habe mir das seinerzeit notiert). Im Oktober 2009 bekommt man auf "Grillmeisterschaft 2009" 3.470 Treffer: fast ein 4fach-Wachstum des Professionellen! Es gibt Barista-WMs und Barkeeper-WMs, WMs im Stapeln von Bechern („Speed Stacking“), im Lösen des Zauberwürfels („Speedcubing“) usw.
Und was ließe sich nicht noch alles professionalisieren oder als WM verwursten!
Tanken der Semiprofessionellen mit Punktabzug bei Resttröpfchen, Schnellduschen der Profis mit Shampoo als Pflicht und Condishioner als Kür, Zehennagelknipsen auf Distanz der Landesmeister, ja Herrgott und das ist ja alles erst der Anfang!
Ich hatte ja keine Ahnung!

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Donnerstag, 1. Oktober 2009

Fahrbahnmarkierungsmaler


Stripe
Originally uploaded by onesevenone
Wenn bei uns im Bergischen Land irgendwo die Straßen neu asphaltiert werden, dann stellen die Bauarbeiter "Markierung fehlt"-Schilder auf. Als würde einem nicht von selbst auffallen, dass der Mittelstreifen fehlt. An diesen Schildern fährt man dann Jahr & Tag vorbei, ohne dass sich mal jemand dazu herablässt, den streifenlosen Umstand zu beheben. Die Jahreszeiten fliegen nur so dahin. Eines Tages, knapp vor dem Tag des jüngsten Gerichts, fährt man die Strecke wieder einmal ab und stellt fest: Hey! Streifen! Die "Markierung fehlt"-Schilder braucht niemand wieder abzubauen, sie sind längst nur noch Erinnerung, orangerote Rostflecken im Gras.
Ich stelle mir vor, dass das alles so lange dauert, weil nur wenige Hochqualifizierte in dieser unserer Republik des Fahrbahnmarkierungsmalens überhaupt mächtig sind, rare, begehrte Genies. Begnadete Künstlernaturen wie sie nun einmal sind, sind sie allzeit von einem Schwarm spärlich bekleideter Musen (Groupies) umgeben. Die Palette in der Linken, den Pinsel in der Rechten visiert das Genie über den Daumen die noch unmarkierte Straße an. Aller Verkehr wurde weiträumig umgeleitet. Ausgeblichenes Absperrband schlänzelt im Wind, am Waldrand äst ein Reh, die Witterung ist beständig, gottlob. Mit dem Pinselhieb des Könners wird er das Weiß auf die Straße bringen.
Wird.
Die Vorbereitung auf diesen ersten Hieb, einer kreativen Entladung gleich, einem schöpferischen Urknall, benötigt nun einmal Zeit. Nur Idioten würden den Begnadeten drängen und damit den Augenblick zerstören, quasi den Moment der Inspiration unter dem schnöden Absatz des Profanen zertreten.
Die mit Federboas behangenen Musen harren am Straßenrand aus und halten die Luft an.
Irgendwo erbricht sich leise ein Eichelhäher ins Gebüsch.

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