Samstag, 31. Oktober 2015

Rezept: Kürbissuppe

photo credit: Kürbissuppe via photopin (license)
Passend zum Halloween gibt's mein vielfach erprobtes und über Jahre vervollkommnetes Rezept für Kürbissuppe. Schwierigkeitsgrad: simpel, ergibt ca. 6 bis 8 Mahlzeiten. Reste lassen sich einfrieren.
Geschnippel: 20 min, Kochdauer: 25 bis 30 min, Pürieren & würzen: 10 min = insges. < 1 Stunde.

Zutaten
1 Hokkaido-Kürbis (mittelgroß)
1/2 Sellerieknolle
1 große Stange Porree (Lauch)
1 Zehe Knoblauch
ca. 5 Kartoffeln
ca. 5 Möhren
1 Stück Ingwer oder Ingwerpulver
5 TL Gemüsebrühe-Pulver
1/2 Liter hochwertigen Orangensaft mit Fruchtfleich
1/2 Flasche Weißwein trocken
6 Mettenden
1 Dose Kokosmilch (gibt es auch fettreduziert)
Gewürze

Zubereitung
Kürbis waschen, halbieren, entkernen, in Spalten schneiden, die Spalten in Würfel. Sellerieknolle schälen, würfeln, ebenso Porree in Scheiben schneiden, die Möhren und Kartoffeln schälen und in Stücke schneiden. Den Ingwer schälen und sehr klein würfeln (damit er beim Pürieren auf jeden Fall dran kommt). Knoblauch pressen.

Rama zum Braten (o. vgl.) in einem großen Topf erhitzen und das gesamte Gemüse ca. 5 Minuten lang bräunen.
Die 5 TL Gemüsebrühe-Pulver hinzugeben, zusätzlich Salz, Pfeffer.
Mit Weisswein und O-Saft ablöschen. Keine weitere Flüssigkeit hinzugeben.
Mettenden auf beiden Seiten ca. 15x mit der Gabel einpieken (bei zu viert eingeschweißten Würsten diese zum Einpieksen in der Packung lassen, danach auspacken), Würste oben auf das Gemüse legen und alles zusammen ca. 25 bis 30 Minuten bei niedrig gestellter Energiezufuhr bei geschlossenem Deckel köcheln.

Topf von der Herdplatte nehmen, Würste herausnehmen. Dose Kokosmilch hinzugeben, weitere (optionale) Gewürze: Kräuter der Provence, Curry, Paprikapulver, Chili, Kürbisgewürz (z.B. von HERBARIA), Prise Zucker zum Abrunden.
Die Suppe minutenlang manisch mit dem Pürierstab bearbeiten.
Die Konsistenz der Suppe ist nun sehr dick, denn so ist's recht! Wem sie gar zu sämig ist, der darf sie verdünnen, sollte mir aber bitte nicht unbedingt davon erzählen.

Man kann das feine Süppchen mit in der Pfanne gerösteten Kürbiskernen und einem Schuss Kürbiskernöl garnieren, wenn einem der Sinn danach steht. Zwiebelbaguette? Aber sicher.


Freitag, 23. Oktober 2015

Automobiles 24: Fußgänger, eine Straße überquerend

photo credit: Kriss Crossing via photopin (license)

Als Kind brachte meine Mutter mir bei, die Straße immer sehr zügig zu überqueren. Das "Überfahren werden" wirke sich nämlich mindestens "arg ungünstig" wenn nicht gar "hoch drastisch" auf das eigene Wohlbefinden aus. Hierbei wurden die "3K" als Schlüsselworte verwendet: "Krankenhaus, Krüppel, Krematorium". Das korrellierte übrigens mit den noch in den 70ern herumfahrenden Autos, die so dermaßen unverformbar waren, dass man damit hätte Häuser einreißen können.

In den folgenden Jahren passierte so Einiges.
Neuwagen punkteten mehr und mehr mit aktiver und passiver Sicherheit. Sog. "Hirschfänger" an Autos wurden verboten. Die Unfallzahlen gingen allgemein zurück. Die nach 1987 geborenen wurden zudem zeitgleich mit der von Manfred Krug beworbenen "Advocard ist Anwalts Liebling"-Werbung groß -- sie wurden immer selbstbewusster. Und: Je mehr der Wohlstand der bundesrepublikanischen Haushalte zunahm, umso mehr Mütter hatten nun ein Auto, mit dem sie ihre Brut in die Schule karren und von dort wieder abholen konnten. Wenn immer man an einer 30er-Zone einer Schule vorbeifährt, sieht man so alles mögliche, vor allem SUVs, aber keinesfalls zu Fuß gehende Schüler. Nach Hause chauffiert, spielten die Blagen dann zur Entspannung im Schneidersitz auf Spielkonsolen Fußball, denn draußen spielen wurde ja dank der Medienhetze der Privatsender immer gefährlicher: "Überall Perverse. Man hört ja so viel." Zu allem Überfluss wurde 2011 die Wehrpflicht abgeschafft.

Letztens schlichen vor mir nach 1997 geborene mit der Behäbigkeit einer Kontinentaldrift über die Straße. Ich stellte den Motor ab. Während ich gemütlich ein Snickers aß, weil es mal wieder "etwas" länger dauerte, und nach meinem Kindle kramte, kam ich drauf: Bei dieser Generation war "Rennen" oder "schnelles Gehen" überhaupt nicht mehr im Repertoire der bipedalen Fortbewegung enthalten. Sie konnten nicht schneller.


Mehr davon: (Blogbeitrag) (Blogbeitrag)

Donnerstag, 22. Oktober 2015

ru24: Die Zukunft ist JETZT!

photo credit: Back To The Future Car via photopin (license)

Gestern, am 21.10.2015, kam Marty McFly im zweiten Teil von "Zurück in die Zukunft" zusammen mit Doctor Emmett Brown mit dem fliegenden DeLorean in Hill Valley an. Der berühmte Zeitreisende Marty McFly fragte bei Rundumschlag24 an, ob er mich, Henning, als "Menschen der Zukunft" interviewen dürfe -- aber sicher!

Marty McFly: "Hallo Henning -- Mensch der Zukunft!"
Henning M.: "Ja, 'hallo' erstmal! :D"

Marty McFly: "Humm. Was bedeutete denn 'Doppelpunkt großes D'?"
Henning M.: "Haha! Das erfährst du noch früh genug."

Marty McFly: "Oh, gut. Dann zur ersten Frage: Mann aus der Zukunft, wie steht es mit Fusionsenergie im Jahre 2015?"
Henning M.: "Fusionsenergie... Also, der "Mr Fusion" Kleinfusionsreaktor, der Doc Browns DeLorean jetzt antreibt, ist in meinem Jahr 2015 noch genau so Zukunftsmusik wie in unserem gemeinsamen 1985. Alle möglichen Institute doktern dran herum, aber immer heißt es 'in fünf Jahren wissen wir mehr'. Wir haben ja in all den Jahren ja nicht einmal ein Atommüll-Endlager finden können, vielleicht ab 2050 (Quelle). Man weiß nur jetzt schon eines ziemlich sicher, dass es keinesfalls in Bayern liegen wird."

Marty McFly: "Ach! Und Raumfahrt? Haben wir eine Station auf dem Mond und auf dem Mars?"
Henning M.: "Leider nein. Nach der Einstellung des Space Shuttle-Programms in 2011 gibt es keinen Ersatz und wer jetzt ins All will, muss wohl mit den Russen fliegen."

Marty McFly: "Russen...? (*räusper*). Wie steht es mit Weltfrieden?"
Henning M.: "Muahahaha!!!"

Marty McFly: "Ja. Das war deutlich. ... Das liegt sicher an diesen Libyern!
Henning M.: "Ich glaube, die mischen gerade als einzige nicht mit."

Marty McFly: "So? (*räusper*). Was ist denn mit diesem Internet-Ding, von dem alle reden?"
Henning M.: "Dieses 'Internet-Ding' ist eine ganz feine Sache! Kommunikation, Unterhaltung, Shopping. Leider erfuhr die Welt vor ziemlich genau einem Monat, dass der Britische Geheimdienst GCHQ mit 'Karma Police' die größte Überwachungsmaschinerie der Welt betreibt. Seit 2007 werden hier alle alle angesurften Internet-Seiten jeder greifbaren IP-Adresse des gesamten Worldwide Web gespeichert, die Online-Daten zu Profilen zusammengefasst (Quelle). Das war den Medien nicht einmal eine Seite-2-Meldung wert. Keine Sau interessiert das."
[Der ru24-Musikvorschlag dazu: (Youtube)]

Marty McFly: "(*räusper*). Da hätte es 1985 aber einen Riesenaufstand wegen gegeben!! Wie konnten denn die Menschen binnen drei Jahrzehnten so dermaßen stumpf werden? Neue Drogen?"
Henning M.: "Nein. Damit die Leute nicht randalieren oder allgemein auf dumme Ideen kommen, gibt es jetzt alle Nasen lang verkaufsoffene Sonntage. Das klappt ziemlich super."

Marty McFly: "Hä? (kleinlaut) Und fliegende Autos?"
Henning M.: "Nope. Elektroautos. Kanzlerin Merkel kündigte eine Millionen Elektroautos in Deutschland bis 2020 an (Quelle). Und sa-gen-haft: Es fehlen zur ersten Million nur noch 982.000! Hey... Lichtblick: Elon Musk von Tesla Motors hat seine Patente der Welt geschenkt (Quelle) Wow. Jetzt könnte ja sogar Mercedes ein Elektroauto bauen! Naja, zumindest angeblich "bald" (Quelle). BMW kündigte bereits sogar einen elektrischen SUV an. Und einen Tesla Motors Konkurrenz machenden Elektrosportwagen (Link)."

Marty McFly: "Die Computer des Jahres 2015 müssen unfassbar schnell sein, oder?"
Henning M.: "Keinesfalls. Wir haben Windows. Allerdings sind Rasenmäh- und Staubsaugerroboter auf dem Vormarsch."

Marty McFly: "Aha...? ... (*räusper*). Was ist mit Holografie?"
Henning M.: "Nee. Die steckt noch immer in den Kinderschuhen. Aber in den nächsten Jahren könnte es was werden damit, sogar zum Anfassen. (Quelle)."

Marty McFly: "Och? Und wie steht es mit der Gleichberechtigung der Frau?"
Henning M.: "Nein."

Marty McFly: "Eh, gibt es ein Heilmittel gegen Krebs?"
Henning M.: "Nein."

Marty McFly: "Also, ich habe mir die Zukunft ganz anders vorgestellt."
Henning M.: "Ich auch."

Marty McFly: "Danke für das Gespräch. Sag mal, was ist das denn da eigentlich für ein kleines, leuchtendes Teil in deiner Hand, mit dem du ständig herumspielst? Ein Handschmeichler?"


Bitte vormerken: Der nächste Termin zum Faktencheck ist der 12. Oktober 802.701, da kommt dann der Zeitreisende aus "Die Zeitmaschine" bei den Elois und den Morlocks an (Link).




Dienstag, 20. Oktober 2015

76

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Wenn ich zum ersten Mal ein neues Restaurant betrete, bestelle ich ein Gericht, zum Beispiel die Nummer 76. Schmeckt es mir wirklich ganz vorzüglich, dann werde ich, so lange dieses Restaurant existiert, immer wieder die 76 essen. Warum sollte ich einen Reinfall mit der 56 erleben oder Pech haben mit der 33?
Mal ehrlich: Alles Andere wäre doch verrückt! :D
Die Liebste, die über solches autistisches Gebaren nur den Kopf schüttelt, ordert jedes Mal etwas anderes, sagt aber dann in 2/3 der Fälle: "Ich hätte besser auch das bestellt, was du hast".

Es gibt Schokoriegel, die sind einfach perfekt.
Snickers ist seit 1930 im Handel. Mars ist von 1932. Kitkat gibt es seit 1975. WTF sollte man daran ändern? Mal ehrlich: Alles Andere wäre doch verrückt! Sollte man meinen. Leider scheint die Lebensmittelbranche hier völlig anderer Meinung zu sein. Also tauchen in unserem Bürokiosk ständig diese geschmacksverirrten Look-Alikes auf: Snickers "Intense Choc", KitKat "Dark Chocolate", Corny Müsliriegel mit Bananengeschmack (wuäh!), Twix "White" oder "Cappuchino" und leider völlig daneben: "Hanuta Milch + Crispies" -- das können sich die Herrschaften von Ferrero wirklich sonstwo hinstecken!
Natürlich bleiben diese Krampen immer bis zuletzt übrig im Kiosk. Am Ende wird man vor der Neubefüllung des Kiosks quasi gezwungen, diesen Schwachsinn angewidert und unter Protest herunterzuwürgen.
ICH WILL DIE SECHSUNDSIEBZIG!!!


Donnerstag, 15. Oktober 2015

Bürogeplänkel 59 - Das Lob der Vorgesetzten

photo credit: More empty cubes via photopin (license)

Ein Freund von mir klagte mir sein Leid: Er arbeite nun schon seit über 15 Jahren im gleiche Unternehmen, mühe sich täglich redlich ab, seinen Job zu erledigen, sei aber für seine -- wie er findet -- permanent gute, manchmal überragende Leistung nur ein einziges Mal gelobt worden.
Nun, das Lob war leider nur auf Rückfrage ausgesprochen worden.
Und es war auch noch mit Einschränkungen versehen gewesen.
Auch war es nicht der Vorgesetzte gewesen, der das Lob ausgesprochen hatte, sondern nur dessen Sidekick.
Klar gab es in dieser langen Zeit schon E-Mails an die Belegschaft mit dem Betreff "Hey, das war ja ziemlich OK!", aber manchmal muss Lob einfach eine persönliche Note haben, damit man nicht innerlich kündigt.
Deshalb kramt dieser, mein Freund in seiner Verzweiflung, wenn die Nacht am dunkelsten ist, manchmal dieses winzige, so unbedacht wie halbherzig ausgesprochene, zudem auch noch mit Einschränkungen versehene Lob hervor, hält es wie einen Schatz zwischen seinen Handflächen und wärmt sich an dessen schwächlichen, vage bernsteinfarbenen Glanz.
Er hat ja nichts Anderes.

In dem Unternehmen, in dem ich arbeite, ist es völlig anders!
Wenn ich mit einer Sprengstoffweste ins Büro meines Vorgesetzten gestratzt käme und mit irre rollenden Augen verlangte, dass ich für meine Arbeit auch mal gelobt werde, dann würde ich nach kaum drei bis vier Stunden zähen Verhandlungen mit dem Verhandlungsführer eines Anti-Terror-Teams mein Lob schon noch bekommen! Muahahaha!
Also vom Verhandlungsführer der Antiterroreinheit.
Mein Vorgesetzter müsste erstmal googlen, was dieses "Lob"-Ding überhaupt sein soll.


DIE ZEIT-Artikel zu dem Thema: (Link)
Mehr zum Thema: (Blogbeitrag)


Sonntag, 11. Oktober 2015

ru24 History: P.M. Erstausgabe (1978)

Originalfoto

Im Oktober 1978 erschien, herausgegeben von Gruner + Jahr, erstmalig "P.M. - Peter Moosleitners interessantes Magazin" (Wikipedia). Die "Was-ist-Was-Bücher" meiner Kindheit hatten mich entsprechend eingenordet, sodass ich, jetzt 11-jährig, die perfekte Zielgruppe war. Etwas Besseres als ein Magazin, welches "neugierig auf morgen" im Untertitel trug, konnte es für mich gar nicht geben --  denn neugierig auf morgen war ich ja auch. Peter Moosleitner - was für ein feiner Mann!
In der Erstausgabe gab es Artikel über "den Dinosaurier in uns", "Haremsfrauen", "Liebe der Tiere" und das "Super-Flugzeug" Fairchild A10.
"Wie das erste Titelbild schon verheißt, hatte P.M. einfach alles, was ein [11-Jähriger] interessant findet: Dinos, Frauen, Technik, Sex." (Quelle)
Wie ich beim Lesen erfuhr, hatte das Erdkampf-Flugzeug Fairchild A-10 (Wikipedia), "Warzenschwein" genannt, unter der Titan-gepanzerten Pilotenwanne eine mit 30 mm Uran-Hartkern-Geschossen bestückte siebenläufige und rotierende Gatling-Gun, die 4.200 Schuss in der Minute abfeuern konnte. Mit dieser GAU-8A-Avenger-Kanone konnte man Panzer in Konfetti verwandeln! Grundgütiger, wenn das mal nicht heißer Scheiß war! Natürlich ging ich am nächsten Tag in Radevormwald zum Kaufhaus Nickel, fuhr mit der Rolltreppe nach unten in die Spielzeugabteilung und kaufte mir von meinem Taschengeld den zum Artikel passenden Revell-Flugzeugbausatz dazu (Abb.). Wann immer ich in den letzten fast 40 Jahren eine Fairchild am Himmel gesehen habe, dachte ich "Hey!"

Nach dieser Erstausgabe habe ich P.M. sofort abonniert und etwa 10 Jahre lang gelesen, später allerdings nur noch mit dem Gefühl, dass sich die Themen ständig im Kreis drehten.

Heutzutage grenzt sich P.M. gegen seriöse Wissenschafts-Magazine mehr und mehr mit esoterischen und pseudowissenschaftlichen Inhalten ab (Link).


Mehr über die Zukunft von Damals: Blogbeitrag


Freitag, 9. Oktober 2015

Macht es Sinn, dass ich das alles erinnere?

photo credit: [mobile] Things That Come Up on the TV via photopin (license)

Mehr und mehr Menschen schauen sich US-Serien im englischen Original an.
Was für tapfere Menschen!
"This doesn't make any sense!" und "I remember our days at Groom Lake" sind durchaus valide englische Sätze, die man so oder ähnlich zu hören bekommt, es sei denn, der Sprecher ist aus Texas und man versteht kein Wort.
Kurioserweise schwappt seit Jahren -- zusätzlich zu den ganzen Anglizismen, die sich in unsere Sprache eingesneakt haben, auf leisen Casual Socks & so ganz ohne Action Cam -- auch noch die englische Grammaktik zu uns herüber, but hello!

Denn anders ist es nicht zu erklären, dass selbst die Kommentatorin auf WDR5 heute morgen davon gesprochen hat, dass dieses und jenes "Sinn mache". Gleich mehrfach!
Aufgemerkt: Im Deutschen kann man Sinn nicht herstellen, ihn nicht machen, fabrizieren. Etwas kann sinnstiftend sein oder sinnvoll, sinnig, auch sinnlos sein, aber "Sinn machen" geht nicht, was im Grunde aber 90% der Bevölkerung natürlich nicht davon abhält, solches zu sagen.

"Ich erinnere meinen Urlaub", schrieb letztens ganz unbefangen eine Freundin auf Facebook. "I remember". Das ist englische Grammatik. Aufgemerkt: Bei uns sagt man zurzeit noch "Ich erinnere mich an meinen Urlaub".

Doch keine Sorge: Wenn mich nicht alles täuscht, wird beides schon bald als Möglichkeit im Duden stehen. Vermutlich macht es dann auch keinen Sinn mehr, das zu erinnern.
Ein Hoch auf den rigiden Franzmann, dessen Sprachpolizei die Härteste der Welt ist.


Freitag, 2. Oktober 2015

Bürogeplänkel 58: passiv-aggressiver Hase

Originalfoto
Gründonnerstag war dieses Jahr am 2. April. Da bekam die gesamte Belegschaft des Unternehmens, in dem ich arbeite, einen "Milka Lila Schmunzelhasen" geschenkt.
So weit, so undramatisch.
Die Lebenszeit dieses, meines Schokoladenhohltiers lag bei mir etwa 0,2 Sekunden unter der einer Schneeflocke in der Hölle.
Thema durch.
Fisch gelutscht.
Der Rest ist Grüner Punkt.
Heute haben wir den 2. Oktober. In den Lebensmittelgeschäften des Landes gibt es bereits seit Wochen jeden erdenklichen hochkalorischen Weihnachtsschnickschnack, unter anderem natürlich längst auch die "Milka Weihnachtsmänner" zu kaufen.
WIESO ALSO steht seit geschlagenen sechs Monaten bei einer Kollegin dieser scheiß "Milka Lila Schmunzelhase" noch immer an ihrem Arbeitsplatz herum? Ist es nicht schlimm genug, dass ich täglich arbeiten gehen muss? Nein, wenn ich reinkomme oder rausgehe aus dem Büro, grinst mich also auch noch dieses Teil höhnisch an! Ach ja: Es hilft auch nichts, dass ich die Kollegin mehrfach auf ihren aus der Zeit gefallenen Hasen anspreche, sie nur so: "Hahaha!", als hätte ich sie zum scheiß Spaß darauf hingewiesen! Leute: Kriegt man so ein Teil geschenkt, dann isst man es auf, verdammt noch mal. Oder verschenkt es. Aber nein, Madame lässt es ein halbes Jahr lang herumstehen wie bestellt und nicht abgeholt.
Was bedeutet das?
Küchenpsychologisch analysiert ist es eine passiv-aggressive Masche, die Kollegin will damit durch die Blume (des Hasen) sagen:
"Von euch, Schergen der Geschäftsleitung, nehme ich mal gar nichts an! Ich lasse mich weder von euch und schon gar nicht von euren Almosen einwickeln! Seht her, ich sammle euren billigen Flitter hier gut sichtbar für alle und speie es euch das jeden Tag ins fahle Antlitz!"
Liebwerte Kollegin: Mach das Ding weg (Fristsetzung: 09.10.), oder ich helfe dir dabei.


Donnerstag, 17. September 2015

ru24 Special: PARIS (von â bis z)

photo credit: Tour de Eiffel via photopin (license)

Ampel, Fußgänger-: Erscheint an der Fußgängerampel das grüne Männchen, dann laufen alle Einheimischen in hellen Scharen über die Straße. Beim roten Männchen ebenso.

Bäckereien: Der Boulanger ist auch im dritten Jahrtausend immer noch der Ort, an dem der Franzose seine Knüppelbrote ersteht. Die schleppt er dann bündelweise unterm Arm mit nach Hause, nicht aber, ohne schon an einem herumzunagen. Doch ach! Viele Boulanger sind schon lange eine „Boulangerie et patisserie artisanale“ (Beispiel), ein lichtdurchfluteter Back-Olymp der Herrlichkeiten!!! Hier geben sich Quiche, Eclairs, Macarons und unfassbare andere Leckereien ihr Stelldichein.
Dagegen sind „Butzenbacher Landbrot“ und „Nussecke“ echt finsterstes Mittelalter.

Französische Sprache: Data, der zweite Offizier des Raumschiffs Enterprise (Star Trek TNG), nennt sie „die obskure Sprache Französisch“ und wer wollte diesem messerscharfen Verstand widersprechen (außer Picard)? Wenn man in Paris Métro (U-Bahn) fährt und die geschrieben Stationen auf dem Stationsanzeiger mit dem vergleicht, was da als Station in den Lautsprecherdurchsagen genuschelt wird, dem fällt auf: Man multipliziere einfach die Anzahl der geschriebenen Silben mal „musche“ (sprich: wie in „Garage“). Also aus der Station „Denfert-Rochereau“ der Linie M6 wird die Ansage „musche-musche-musche“. Das verstehen dann wirklich nur Franzosen. Das Ohr des Franzmannes ist also per se aufs Obskure getrimmt. Was nimmt es Wunder, dass der wiederum Touristen nicht versteht, auch, wenn sie sich redlich bemühen mit dem Radebrechen? Der Grund ist, weil sie sich redlich bemühen! Wer also meint, vor seinem Frankreich-Urlaub unbedingt noch einen Sprachkurs belegen zu müssen, kann ruhig auch die VHS-Kurse „Niederländisch“ oder „Portugiesisch“ besuchen, gerne auch „Makramee“, ist eh Latte.

Gastronomie = Unmengen winziger Bistro-Tische dicht an dicht und doppelt so viele schmale Stühlchen. Hier kommt man schon kaum zu seinem Platz, wenn alles noch unbesetzt ist. Die Läden selbst sind zwischen März und Oktober oft leer, da die Kundschaft sich draußen auf den winzigen Sitzgelegenheiten entlang des Bürgersteiges herumdrückt. Hier lässt man sich gerne nieder, denn man wird gesehen und es ist ja auch immer was los: Es hupt und bremst und qualmt und quietscht und flucht. Preislich liegt quasi alles bis 0,25 Liter bei 4,80 €, außer heißer Milch, die kostet 4,20 €. Ist der Laden urst verkehrsgünstig gelegen, d.h., man kann von der Front des Bistros gleich auch noch eine Seitenstraße einsehen und/oder es kommt mit Pauken & Trompeten die Müllabfuhr, dann kostet der Milchkaffee in der ersten Reihe "premier smog" auch mal 5,20 €. In manchen Läden sind diese Plätze zudem ausschließlich für handverlesene Stammkundschaft reserviert.
Nachdem man dir dein einziges Getränk gebracht hat, lässt die Bedienung dich den Rest des Abends links liegen. Vorteil: Man kann einen billigen Abend Wange an Wange mit dem tosenden Straßenverkehr verbringen. Nachteil: Man verbringt einem billigen Abend Wange an Wange mit dem tosenden Straßenverkehr.
Wenn Raum gleichbedeutend ist mit Luxus, dann sind nach Geschlechtern getrennte Toiletten alberner Zierrat. Also gibt's für die Gäste und das Personal nur ein einziges Scheißhaus, eine Klobrille existiert nicht und Hygiene ist Kür, nicht Pflicht.

Hustler: Touristenmagneten ziehen Touris an und diese wiederum Hustler [eng.: Gauner, Abzocker, Falschspieler]. Von dem einen und von dem anderen gibt es in Paris eine ganze Menge. Wovor man sich in Acht nehmen sollte: Scharen von Romas, die versuchen, Gutgläubige zu einer Unterschrift zu bewegen (im Nachhinein hat man alles doppelt). Besonders am Montmartre bedrängen Gruppen von farbigen Herren Touristen, indem sie ihnen ungefragt Bändchen an den Zeigefinger flechten und dann dafür abkassieren. Das ist unangenehm und macht schlechte Laune. Entlang der Seine verfolgen einen Clowns, die einem ununterbrochen unangenehm ins Ohr pfeifen – WTF? Und auf dem Weg zwischen den Trödelmärkten von Saint Ouen treiben fliegende Händler (Stichwort "acht Uhren am Unterarm") und Hütchenspieler (ernstlich!) ihr Unwesen.
Ansonsten sollte man seine Wertsachen immer fein im Auge behalten.

Kaffee: Bestellt man „un café“, bekommt man einen Espresso. Wer einen „café crème“ bestellt, bekommt einen Milchkaffee. Den gibt’s in klein (hat Espressogröße) und groß (kleine Tasse). Einmal habe ich versucht, einen Filterkaffee mit Milch zu bestellen und bekam eine knallvolle Tasse schwarzen Kaffee und ein Kännchen kalte Milch dazu. Haha, ihr lustigen Franzosen! (weiterführender Link)

ÖPNV: Am besten holt man sich einen Wochenpass für die Öffentlichen, dazu benötigt man ein Passbild. Das bringt man am besten von zu Hause mit. Ansonsten gibt es ein bissi nach Pipi riechende Passbildautomaten, die einem in genuscheltem Französisch verklickern, was jetzt gerade mal nicht allzu biometrisch war am aktellen Versuch. Wenns mal wieder länger dauert: Snickers. Zur Anfertigung des Passes z.B. unten im Gare du Nord muss man eine halbe Stunde Schlange stehen, die Frau hinter dem Schalter ist eine Hardcorebürokratin -- aber dann lüppt es immer & überall mit dem Ticket.
Während deutsche Busfahrer warten, bis alle sitzen, drückt sein französisches Pendant sofort noch während des Einsteigens der Fahrgäste beherzt aufs Gas, sodass alle herumpurzeln, vor allem Deutsche, die gerade versuchen, ihr Portemonnaie zu verstauen.

Pariser: Den männlichen Bewohner von Paris erkennt man an der Baskenmütze, der Gitanes im Mundwinkel, dem Glas Pastis und am Akkordeon. Zumindest bis etwa 1950. Pariserinnen von heute sehen alle aus wie Sophie Marceau ("La Boum - die Fête"), die Haarlänge variiert. Leider sind die Bewohner der Hauptstadt nicht synchronisiert, sodass Kommunikation unmöglich ist.

Parks: Dem Franzmann ist es anscheinend erst Park, wenn es mindestens zwei Symmetrieachsen hat, Schnirkel-Schnörkel-Hecken, Golfrasen und diverse Springbrunnen, krustig von barockem Zierrat. Aus der Luft sieht das Ganze aus wie ein (idealerweise quadratisches) Ornament (hier). Müll, Vandalismus, Rasen-betreten-verboten-Betreter und grillende Ghule wie z.B. in Berlin sucht man auf diesen ondulierten & geföhnten Golfrasen-Naherholungs-Kacheln vergebens, dafür sorgt die konsequent durchgreifende Parkaufsicht.
Im Jardin du Luxembourg hat man all diese Pracht und Fülle indes auf die Spitze getrieben – hier gibt es zusätzlich zu allem Überfluss auch noch kostenlose (Liege)stühle, Teiche mit Enten, Boule- und Schachspieler, Mini-Segelboot-Verleih und Büdchen, die warme Quiche veräußern – c'est  bon!

Sehenswürdigkeiten:
Arc de Triomphe: Grundgütiger, das Teil ist so groß wie ein kleiner Mond! Was ich nicht wusste, ist, dass man da oben drauf herumlaufen kann, hier heißt es die 284 Stufen gegen eine grandiose Aussicht abzuwägen. Champs Elysées: Trotz des weithin bekannten Liedes gleichen Namens: Bitte weitergehen, hier gibt’s nichts zu sehen (außer Touris und mördermäßig überteuerte Läden). Disney Land Paris: Für alle, die im Ausland hauptsächlich zu McDonald’s gehen. Hier gibt’s sauberen, turbokapitalistischen Spaß für die ganze RTL-Familie. Eiffelturm: Mon dieu, rockt der! Das gute, alte Stück kann völlig kostenlos besucht werden, wenn man nicht hoch hinaus will. Und die Aussicht wäre ohnehin doof, Paris, so ganz ohne Eiffelturm… Zum Beginn der Dämmerung an den Champs du Mars (Marsfelder) mit diversen artisanalen Patisserieprodukten auf einer Parkbank zuerst der Beleuchtung und dann dem Funkeln des Riesen zu harren, das ist hoch-romantisch. „Stadt der Liebe“ at ist’s best! (Tipp vom frisch Verheirateten.) Louvre: Meine Herren! Schon von außen einschüchternd groß. Die Ausstellungsfläche beträgt 60.000 qm, das sind 15 Fußballfelder. Im Inneren kann man hartnäckige Verklumpungen von Menschen dabei beobachten, Selfies mit der Mona Lisa (einer überschätzten Renaissance-Dame) zu schießen. Marché aux puces in Saint Ouen (puce = Floh): Hierbei handelt es sich um einen, nur von Sa-Mo geöffneten, x Hektar großen (Hallen-)Trödelmarkt, hauptsächlich für Altes & Antikes. Wenn man es an den Hustlern, Hütchenspielern, fliegenden Händlern und arg ambulanten Maiskolbengrillern vorbei geschafft hat, eröffnen sich ungeahnte Wunderwelten. Hier gibt es alles: Von der original Elvis-LP bis hin zu ausgestopften Giraffen in diversen Größen. Auch wenn man nichts kauft: Sagenhaft! Notre Dame: Der Eintritt ist frei, wer allerdings schon einige größere sakrale Gemäuer von innen gesehen hat, findet hier wenig Überraschendes. Spaß macht die ziemlich laute Bandansage in zwölf Sprachen, man solle leise sein. Für 5,00 € kann man die Schatzkammer besichtigen: schon besser! Links am Gebäude endet die Ansteh-Schlange für die 402 (keuch!) Stufen zum Turm – leider ein Muss, schon wegen der berühmten Wasserspeier und des Ausblicks wegen. Père Lachaise: Dieser Friedhof ist „eine Oase der Ruhe, nicht nur der Letzten“ (lesenswerter Artikel) und er sprengt jede Dimension! Man sollte mindestens einen halben Tag dafür einplanen – wenn einem der Sinn nach solchem steht. Hier ruhen Chopin, Edith Piaf, Jim Morrison, Oscar Wilde, Sarah Bernhardt usw., aber: Ohne arg detaillierten Plan ist das die Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Place de la Concorde: riesiges Brachland mit einem (1) ägyptischen Obelisken und zwei (2) Springbrunnen eingeklemmt zwischen den Tuilerien (dem Pariser Central Park) und den Champs Elysées. Sacré-Cœur de Montmartre: Sollte man schon wegen des „œ“ besuchen. Am Fuße des Bauwerks gibt es ein altes Karussell (sehr pittoresk), auf dem Weg den Berg hinan wird man hart von (siehe ->) Hustlern angegangen, Montmartre selbst ist sehr schön, leider touristisch völlig über-erschlossen. Versailles: Der Sonnenkönig wohnte urst pompös aber auch außerhalb: Das ist ein Tagesausflug.

Stoppschild: In Paris gibt es ganu so viele Stoppschilder wie Eiffeltürme, nämlich eins (1). Wer es schafft, das zu überfahren, der darf es behalten. (Link)

Straßen-Verkehr: In Paris ist kein Ort weiter als 500 m von einer U-Bahn-Station entfernt. Dennoch fahren die Pariser mit beachtlichen Mengen Motorrollern und verbeulten Autos mit mit Gaffer-Tape angeklebten Außenspiegeln in der Gegend herum. Sobald ein Fahrer einen Parkplatz findet, dann parkt er beherzt auf Gehör ein, auch, wenn das gar nicht nötig wäre, weil genügend Platz ist: der berüchtigte automobile "french kiss". Französische Autos sehen oft aus wie alte Golfbälle – nicht nur vorne und hinten.
Ein Faszinosum sind die riesigen Kreisverkehre der Städte: Sie sind gefühlt achtspurig, haben bis zu acht Zu- und Ausfahrten, dafür kommen sie ohne eine einzige Linie auf dem Asphalt aus. Das sich dem deutschen Touristen bietende Ballett aus tollkühnen Radfahrern, beherzten Moped-Piloten, wagemutigen Autofahrern und LKW-Schwerlast-Akrobaten ist Schwanensee in der praktischen Anwendung.
Passiert doch einmal ein Auffahrunfall, dann beschauen sich die beiden Monsieurs direkt vor Ort hoch entspannt das Malheur. Hat ihr verschrammtes Gefährt signifikant gelitten oder macht eine Beule mehr den Braten nun auch nicht mehr fett? Meist trennt man sich einvernehmlich.

Touristen: 30 Millionen von ihnen wimmeln jährlich durch Paris. Manchmal verfangen sich ihre Selfie-Sticks oder sie erzeugen aus der Ferne gesehen stachelschweinartige Strukturen mit ihren Selbstbildnis-Stangen (Abbildung). Zu einem großen Teil sind es hoch enthusiastische Asiaten, die versuchen, Selfies mit sich selbst vor [ALLEM] aufzunehmen (auch wenn ihr(e) Partner(in) daneben steht). Der Rest ist eine bunte Mischung aus südländischen Paaren ("sie" wabert mit Mörder-High-Heels über das Katzenkopfpflaster von Montmartre), erwachsene Disney-Enthusiasten mit Mickey-Ohrenmütze, die sich damit zum Vollhorst machen, Leute mit angeleinten Kindern und sonstige Vögel (moi).

Währung: Frühstück für zwei: 32,00 €, ein kleines Bier 4,80 €. Aufgemerkt: In Paris zahlt man mit dem französischen Euro. Dadurch wirkt vieles sehr teuer – eine Illusion.

Wohnen: Wer denkt, dass Wohnen in Köln teuer ist ("suche 4-Zimmer-Wohnung für bis zu 1.500,00 €"), der würde für die paar Piepen in der Stadt der Liebe vielleicht ein unrenoviertes Dachgeschosszimmer im 6. Stock (ohne Aufzug) eines Altbaus bekommen. Kalt.
Wen wundert's also: Wenn es sich nicht gerade um Gebäude mit Säulenportikus oder Boulevards handelt, ist Paris eng. Die Bürgersteige der Seitenstraßen sind schmal. Dort finden dennoch die Tische der beengten Bistros, schmalen Bars und winzigen Restaurants Platz, zudem Mülltonnen und Passanten in beide Richtungen. Der Pariser, der es gewohnt ist, schmal zu leben, tigert hier lässig übers Trottoir.

Zebrastreifen: Mehr Zebrastreifen als in Paris geht nicht. Leider sind sie ausschließlich Dekoration. Wenn du als Passant beim Überqueren der Straße (egal ob mit oder ohne Zebra-Deko) keinen Augenkontakt zum Heranrasenden hast: Lauf! Forrest! Lauf!


20 Dinge, die man als Tourist in Paris auf keinen Fall machen sollte (ext. Link)

Montag, 31. August 2015

Wie schreibt man eigentlich ...

Neulich bei EBAY

Wie schreibt man eigentlich ...

PACKET? Packen, packt, gepackt, Päckchen -- aber Paket. Menno! Das ist ja voll gemein! "Packet" ist nur richtig, wenn man es als veraltetenden Imperativ zu "packen" am Satzanfang verwendet: "Packet ihr Kinder, ihr Männer und Frau'n". Na, geht doch! :D

STRUCKTUR? "Struck" ist ein Stadtteil von Remscheid und Peter Struck war von 2002 bis 2005 Bundesminister der Verteidigung. Trotzdem: "Struktur".

MASCHIENE? Wenn Mütter mal wieder die "Ma-Schiene" fahren... Merke: Fremdwörter schreibt man in der Regel nicht mit "ie". Die falsche Maschinen-Schreibweise ist allerdings nützlich, wenn man Schnäppchen bei EBAY & Co. machen will: Link (zurzeit über 30.000 Treffer!) Tipp: Wenn es alle falsch machen, wird es eh bald in den Duden aufgenommen.

KORREGIEREN? Korrektur, Korrektorat aber korrigieren. Auch gemein. Aber "korregieren" ist zu korrigieren. Immer.

JALUSI: Das französische Element des Wortes Jalousie ist nicht zu unterschätzen! Aber "Jalusi"? Auch hier sind aufgrund hoch-kreativer Schreibweisen außergewöhnliche Schnäppchen bei EBAY möglich! (Link)

PYAMA? Na "fast". Das pakistanische Wort pājāmā (Sprache: Urdu) kam über das Englische ins Deutsche, da kann ja auch in Bezug auf die Schreibweise kein Auge trocken bleiben. Also dann lieber "dünner Schlanfanzug" schreiben statt Pyjama. Tipp:  ran an die "Pyama"-Schnäppchen bei EBAY! Link (zurzeit immerhin 122 Treffer)

EINZIGSTE? Der Klassiker! Aufgemerkt: Wenn man schon der einzige ist, kann nichts und niemand noch "einziger" sein. Nein, auch nicht "aller-allereinzigster". Mit "einzig" ist es übrigens wie mit "tot" und "schwanger", wo Steigerungen auch nicht gesteigert sinnstiftend sind.


Freitag, 28. August 2015

ru24 future 3: "Nationalismus-befreite Zone BRD" (2032)

photo credit: Hellersdorf: Kein sicherer Hafen für das NPD Flaggschiff! via photopin (license)

Flankiert von jubelnden Bildungsbürger-Familien jeder Hautfarbe treten in einem Sturm aus Konfetti am Morgen die letzten 1.000 unerwünschten Bundesbürger ("UBUs") ihren finalen Gang auf Deutschem Boden an, im Volksmund "Walk of Shame" genannt.
Während die Bigband der Bundeswehr feierlich "Kein schöner Land in dieser Zeit" spielt, werden die Personalausweise und Reisepässe der UBUs geshreddert, derweil werden sie in die "Liste unerwünschter Ausländer" aufgenommen. Zum 500. und letzten Mal hält Aylin Yilmaz, die Bundesministerin für Integration, ihre viel zitierte Rede: "Das Krebsgeschwür Natonalismus und Fremdenfeindlichkeit: eine Medizin". Die Tausend UBUs blöken und sabbern währenddessen verhalten an ihren fröhlich bunten Ballknebeln vorbei und rasseln mit ihren lustig umplüschten Handschellen, einige haben sich in ihre Thor Steinar-Hosen gepisst.
Im Hintergrund laufen sich die beiden Boeing 777-300ER bereits warm. Für den langen Flug nach Feuerland an der Südspitze Südamerikas werden die Maschinen in Miami nachtanken müssen.

Spätestens zu den sächsischen Asylheim-Krawallen in Heidenau im Sommer 2015 ist es den Meisten klar geworden, dass ein kleiner Teil der Deutschen Bevölkerung völlig UNDEUTSCH denkt und agiert: NPD-, REP-, PEGIDA-, Pro-Wasauchimmer-Wähler, ganz allgemein "der braune Mob". Sollte sich ein Land von einer winzigen Minderheit seiner Bewohner -- bildungsfern, zur Hälfte vorbestraft -- alles gefallen lassen? Oder sollte man vielleicht proaktiv den Spieß umdrehen? Denn statt "Ausländer raus!" sollte es doch wohl lieber "Unerwünschte Deutsche raus!" heißen. Was für ein zündender Gedanke! Es sollte noch lange Jahre dauern, bis eine Bundesregierung den Mut und die Weitsicht haben würde, ein Gesetz zu verabschieden, welches die Rechtsgrundlage dazu schaffen sollte, "Undeutsche" unwiderruflich aus Deutschland abzuschieben. Die Verhandlungen mit Chile verliefen überraschend reibungslos.

In Deutschland des Jahres 2032 müssen nun weder Synagogen noch Moscheen noch Asylantenheime von Polizeikräften beschützt werden. Die vom Krebsgeschwür des Rechtsradikalismus befreiten Landschaften, in denen Menschen nun unbehelligt vom radikalisiertem Pöbel frei leben können, blühen auf.


(Man wird ja wohl noch träumen dürfen.)


Mittwoch, 26. August 2015

zu24 history: DIE DEUTSCHE POST -- ein Abgesang (1972 bis heute)

Originalfoto

Mein Elternhaus lag schräg gegenüber vom Hauptpostamt Radevormwald. Erste Erinnerungen daran sind vielleicht von 1972. Hier gab es postgelbe Briefmarkenautomaten mit einer kurzen Metall-Kurbel, für Kinder durchaus interessant, daran herumzukurbeln. Vorne am Gebäude gab es eine postegelbe Telefonzelle mit einem grauen, superklotzigen, ultramassiven Wählscheiben-Münzfernsprecher darin. Das hier eingeworfene Geld konnte man im Gerät auf einer Rampe hinter Glas sehen, sobald eine Einheit abtelefoniert war, rutschten auch die Münzen entsprechend nach. Ein Faszinosum für Kinder! Im Vorraum des Gebäudes gab es links zwei weitere Telefonkabinen für Auslandstelefonate (incl. hoch-coolen ausländischen Telefonbüchern), rechts ging ein schlauchförmiger Raum mit hunderten von Postfächern ab. Im Hauptraum der Post gab es (damals noch) Schalter, dahinter so sorgfältig wie bedächtig arbeitende Schalterbeamte, die nie-nie-niemals aus der Ruhe zu bringen waren. Schon als Kind fiel mir auf, dass Postbeamte merkwürdig über-sorgfältig mit dem auszugebendem Postbank-Geld umgingen, gleichzeitig aber, als könne man sich daran infizieren, immer leicht angewidert dabei schauten. Vielleicht war das die viel zitierte "professionelle Distanz"? Wow! Aber an diesem wunderbaren dottergelben, waldgrünen und dunkelbraunen Ort konnte man Briefe, Pakete und Päckchen aufgeben und abholen, Geld ein- und auszahlen, Briefmarken sogar bögenweise kaufen, Sammlerzubehör erstehen, ins Ausland telefonieren oder angerufen werden. Es konnten Telegramme versandt und empfangen werden! Auch hochmoderne Faxsendungen schienen eines Tages im Bereich des Möglichen zu sein! Zudem war dies hier der Hort der bienenfleißig ausschwärmenden Postboten, die allesamt waren wie die Legende Walter Spahrbier!
1979 wurde in Deutschland auch noch offiziell der hochmoderne Faxdienst eingeführt! Yay!
Die Deutsche Post -- ein Disneyland der Möglichkeiten!

Nun, in den nächsten zehn Jahren bis zur ersten Postreform passierte nicht mehr viel, außer vielleicht, dass das ganze Ambiente hier etwas einstaubte, dort etwas abblätterte. 1993 wurde für das wiedervereinigte Deutschland die fünfstellige Postleitzahl eingeführt, Stichwort "Fünf ist Trümpf". Ein Jahr später wurden im Rahmen der zweiten Postreform die mittlerweile vereinzelten Bereiche der Post privatisiert. Es entstanden die Deutsche Telekom AG, die Deutsche Post AG und die Deutsche Postbank AG -- der Anfang vom Ende.

"Auf Rendite und globale Expansion orientierte börsennotierte Konzerne wie Deutsche Post und Deutsche Telekom sind nicht mehr an kleinen Dorfpostämtern, Briefkästen mit Sonntagsleerung oder Telefonzellen in Erzgebirge oder Eifel interessiert." (Quelle)

Deutsche Telekom AG

1996 machte Manfred Krug (Link) Werbung für die T-Aktie. Krug war knorke und irgendwie konnte mit der Telekom-Aktie ja auch nicht wirklich etwas schief laufen. Tatsächlich aber fiel die "Volksaktie" von einem Wert von über 100,00 EUR (2000) auf 8,41 EUR (2002). Manfred Krug distanzierte sich später deutlich von seinem Werbetreiben und entschuldigte sich beim Kleinaktionär dafür, dass er beim Verbrennen von dessen Ersparnissen geholfen hatte (Link).
Heute hat die Telekom drei Standbeine: 1) Rentner, die nicht ahnen, dass so etwas wie "Telefonanbieter wechseln" überhaupt möglich ist. 2) Kunden, die den Anbieter gerne wechseln würden, sich aber nicht trauen, weil sie zu Recht wochenlange Ausfälle, Reibereien & Wahnsinn fürchten. 3) Das dritte Standbein der Telekom sind Telefondrückerkolonnen, die Kunden am Telefon zu "günstigeren Tarifen" animieren, die sie aber immer grundsätzlich teurer zu stehen kommen als ihr augenblicklicher Tarif. Ich gutgläubiger Depp bin auch mal darauf reingefallen. Zwei mal. Unappetitlich wird es, wenn man z.B. meiner greisen, über 80-jährigen Tante für ihr Fahrradgeschäft, welches sie mit einem 30 Jahre alten Tastentelefon und einer 40 Jahre alten, mechanischen Schreibmaschine betreibt, zusätzlich zu ihrer vor Jahren bereits aufgeschwatzten 2 MBit-DSL-Leitung noch einen "IT-Sofort-Service" für ihre nicht existenten PCs & Router aufdrängt -- weil sie es nicht schnallt.
Das ist schäbig.

Deutsche Post AG
Mit dem neuen Millennium fing es an: immer weniger Briefkästen mit immer weiter verringerten Leerungszeiten. Gegen den Widerstand der Bevölkerung begann man, das Filialnetz einzudampfen und mit Partnerunternehmen wie McPaper, Supermärkten oder Bierbüdchen zusammenzuarbeiten. Wurden anfangs nur Postfilialen in der finstersten Provinz geschlossen und durch Postagenturen ersetzt, so war es ab 2010 dann klar: Die letzten 400 verbleibenden Postfilialen würden auch noch geschlossen werden.
Von den einst stolzen 58 Postfilialen alleine in Wuppertal existiert heute keine mehr. Für den Kunden ist das eine grausame Zumutung: Die gelbe Post in Wuppertal findet nämlich nun in "Kathi's Postshop" & Co. bei prekären bis nicht existenten Parkplatz-Situationen statt, das "Amt" wurde einfach reingequetscht in ein rappelvolles Büdchen mit Minimal-Belegschaft. Und wenns mal wieder länger dauert: die Snickers dazu kann man gleich am Tresen nebenan kaufen. Im Ruhrgebiet findet man die Post nun sicherlich auch in der einen oder anderen Trinkhalle oder als Beigeschäft auf einem Schrottplatz.
Auch dies: schäbig.

Deutsche Postbank AG
Ach ja: Die heiklen Geldgeschäfte kann man als Postbank-Kunde in diesem quasi-öffentlichen Ambiente gleich mit abwickeln, "Bitte halten Sie Abstand" bedeutet in "Kathi's Postshop", "Günni's Bierbude" und "Atze's Schrott-Spot" im Durchschnitt 13 cm. "Postbank: Schließlich ist es Ihr Geld".
Brrr!

Die Deutsche Post -- in 20 Jahren Privatisierung vom leicht angestaubten Disneyland zum lausigen Drückerkolonnen- und Trinkhallen-Beigeschäft. 


Nachsatz
Wenn meine "neoliberalen Freunde" (Spaß!) wieder einmal "mehr Privatisierung" fordern (wie zurzeit u.a. in Griechenland der Fall, Liste), dann sollte man ihnen recht hart dafür aufs Mündchen schlagen. Mehrfach. Kaum etwas zeigt das Scheitern der Privatisierung von Staatsbetrieben eindrucksvoller als die Deutsche Post.


Freitag, 7. August 2015

Bürogeplänkel 57 - Bürohitze

photo credit: News Flash--Heat Bad for Productivity via photopin (license)

Es ist Sommer im Büro. Jedes Jahr ist mal Sommer im Büro. Sommer ist, wenn es draußen wie drinnen heiß ist, was eng mit der Variable "Jahreszeit" korreliert. Büro ist da, wo Menschen auf engem Raum zusammenhocken und lieber woanders wären, besonders im Sommer.
"Isso", könnte man jetzt sagen, und das Thema wäre durch.
Wenn es denn so einfach wäre ...

Offenbar gehöre ich zu einer Minderheit, die morgens im Büro aufscheint, sich hinsetzt, arbeitet, pausiert, arbeitet, um dann Abends wieder nach Hause zu fahren. Der überwiegende Rest betätigt sich zurzeit hauptberuflich als Büroklima-Klageweib.

Möglichkeiten der Klage und des Geweses:
1) sich minütlich eine Haarsträhne aus dem Gesicht pusten. Ächzen.
2) Etwa alle zwei Minuten Ächzen, als habe sich während einer Hitze-Ohnmacht ein altbabylonischer Dämon namens "Zuul" des Körpers der Ächzenden bemächtigt.
3) alle fünf Minuten etwas am Ambiente regeln: Fenster auf/zu/auf Kipp, Schalousien rauf/runter, Ventilator an, auf 3, 2, 1, aus, dabei ächzen
4) alle zehn Minuten etwas über die Luft sagen: "stickig", "stückig", "dick", "schlecht", "wabert", "wie im Backofen", etc., Alternative: "es zieht" (is klar). Egal was: Ächzen!
5) Wespen. Vier mal pro Stunde: Soviel Zeit muss sein -- zwischen Wääääh! und Kraisch! kommt auf der Flucht vor den urst höllegefährlichen Killerinsekten auch während des unkontrollierten Herumwästerns in der Luft das Ächzen nicht zu kurz.
6) alle halbe Stunde: Per E-Mail den Betriebsrat fragen, ab wann es hitzefrei gibt und warum die Firma nicht genug gegen die Variable "Jahreszeit" unternimmt.

Hey! Da bekommt man den Arbeitstag schon mit rum.

Problem: Ich möchte hier einfach nur sitzen und -- notfalls -- arbeiten. An die Hitze denkt man nach einer Weile dann nicht mehr, es sei denn, die lieben Kolleginnen erinnern einen alle 27 Sekunden daran.
Ächz!


Mehr zum Thema "Wespe im Büro": Link
Mehr Blogbeiträge zu dem Thema "Hitze": Link, Link


Dienstag, 4. August 2015

Kundenbindungssysteme

photo credit: Kasse machen via photopin (license)
Bei einer großen, deutschen Baumarktkette kann man zurzeit wieder "punkten": hier heißt es für den Baumarktkunden "Sammeln, was das Zeug hält" -- leider hält es nicht sonderlich, das Zeug. Aber wenn man jetzt nur biberfleißig weitersammelt, dann kann ja schließlich alles passieren ...
Kundenbindungssystem -- das ist, wenn erwachsene Menschen an den Kassen dieser Welt kleine Aufkleber, diverse Punkte, Gummi-Saugnapf-Nopsies oder Disney-Kärtchen sammeln.
Für den Endkunden zahlt sich die Sammelwut richtig dolle aus, denn er bekommt ja kleine Aufkleber*, diverse Punkte, Gummi-Saugnapf-Nopsies oder Disney-Kärtchen dafür.
*) Für Töpfe, Pfannen, Messer und Gläser, die man dann aber trotzdem selbst bezahlen muss.

Und was bekommen Einzelhandel und Tankstellen im Gegenzug für ihre Glasperlen, mit denen sie die tumben Eingeborenen locken?
Unser Geld.
Unsere Treue
(= kein Preisvergleich mit anderen Anbietern).

Unsere Daten.
Hey! Respekt! Denn mehr ist da ja schon kaum mehr möglich!

[Da bleibt ja im Grunde nur noch "Blut", "Seele", oder dass wir unsere Erstgeborenen "Aldi-Zeeman" (Junge) oder "Penny-Shell" (Mädchen) nennen.]

Was ist nur los mit dem Belohnungssystem unseres Primatenhirns, dass wir immer wieder auf so einen Bullshit hereinfallen? Wir alle sollten uns mal ein bisschen schämen und es in Zukunft einfach sein lassen, dieses ganze kleinteilige Gedöns mit den scheiß Gummipunkten, das nur EINEN EINZIGEN Gewinner kennt. Vielleicht sollten die Eingeborenen auf die Glasperlen, die pockenverseuchten Pferdedecken und auf die scheiß Gummipunkte einfach mal pfeifen.
Ich fange spätestens nächsten Monat damit an ...


Mittwoch, 29. Juli 2015

Heißgetränkeautomaten

photo credit: Choose wisely via photopin (license)

Im Wort "Heißgetränkeautomaten" steckt ganz hinten das Wort "tomaten", was kein Zufall ist.

Mein erster Heißgetränkeautomat begegnete mir im Foyer der Turnhalle des Gymnasiums in Radevormwald, vielleicht 1981. Für Kinder war dieser schwarz-braune, flächig mit Holzimitat beklebte Klotz in der Größe eines Kleiderschrankes in der Regel nur Deko, denn für uns rangierten eisgekühlte Cola, Fanta, Lift, Sprite und Mezzo Mix haushoch vor allem anderen -- es sei denn, es war Winter. Dann stapften wir mit unseren Moon-Boots in das grausam überheizte Foyer, um uns Kakao -- und nur Kakao zu ziehen. Man warf sein 50-Pfennig-Stück in den Geldschlitz, drückte die KAKAO-Taste, schon brummte und summte das Gerät, wackelte auch ein wenig, ein ockerfarbener, geriffelter Becher plumpste in den Ausgebeschacht, dann Summ-Summ-Summ ergossen sich die diversen Komponenten des Kakaos (Heißwasser mit Milchpulver, Heißwasser mit Kakao und das Ganze retour). Zuletzt: das fertige Getränk. Traditionell umklammerte man die heißen Becher und blies hinein, sodass die Metallrandbrillen dick beschlugen. Aber: Wenn man jetzt Pech gehabt hatte, dann hatte sich der (zu allem Überfluss nur marginal sympathische) Hallenwart fünf Minuten zuvor eine Tomatensuppe gezogen -- und so schwammen jetzt etwa 30 grellorange Fettaugen auf dem Kakao.

Deshalb steckt im Wort "Heißgetränkeautomaten" ganz hinten das Wort "tomaten".


Montag, 27. Juli 2015

ru History - Flaunt It (1986)



Die Band Sigue Sigue Sputnik wurde 1983 von Tony James gegründet, einem ehemaligen Generation X-Gitarristen von Billy Idol. Den Namen der Band hatte man nach Marketing-Gesichtspunkten von einer Moskauer Streetgang übernommen, über die die Zeitung Herald Tribune in einem Artikel Anfang 1980 geschrieben hatte. Als Bandmitglieder hatte man Anfangs die bis dahin noch unbekannte Annie Lennox im Auge, konnte sich aber nicht mit der Idee einer Frontfrau anfreunden, auch Andrew Eldritch war im Gespräch, dieser musste sich aber um seine immer bekannter werdende Band Sisters of Mercy kümmern. Zuletzt fanden sich als Bandmitglieder einige unbekannte Vögel ein, die James nach Optik gecastet hatte, nicht nach Befähigung -- Hauptsache schrille Klamotten, Tattoos, Piercings und schroffe Haare (Bandbild).

1986 erschien das erste Album "Flaunt It" (Cover), übersetzt: "Wer hat, der hat", ein Kracher!
Nachdem ich die erste Auskopplung Love Missile F1-11 bei "Formel 1", moderiert von Peter Illmann, gesehen hatte, rannte ich gleich in den Plattenladen, um die die LP zu bestellen. Ich bin bis heute der einzige Mensch, den ich kenne, der sich die Scheibe damals gekauft hat. Ähem.
"Sigue Sigue Sputniks erste Single „Love Missile F1-11“ ist mit nichts zu vergleichen, was die letzten 30 Jahre an Rock & Roll hervorgebracht haben. Gewehrfeuer und Explosionen, Fragmente von Mozart, verrückte, donnerartige Gitarren-Breaks, rückwärtslaufende Vocals und tonnenweise Hall, dies alles in einem Song, der sich alle paar Sekunden verwandelt und dem Zuhörer nicht den Hauch einer Chance lässt, sich zu langweilen. Songzeilen wie "a U.S. bomb cruises overheard / there goes my love, rocket-red" spielen auf Sex und Atomkrieg an." (englischspr. Quelle)
Als Besonderheit hatte man auf dem Album die Räume zwischen den Songs als Werbeblöcke versteigert, sodass unter anderem "L'Oreal Studio Line"-Werbung oder speziell in Deutschland ein Clip für "Tempo, das neue deutsche Monatsmagazin" zwischen zwei Liedern zu hören ist.
Bei den Briten brauchte es etwas mehr als das: Um die Scheibe zu promoten, machte SSS ein Video dazu, in dem sich explodierende Raketen mit fetten, onanierenden Männern abwechselten, und hey! Das skandalverwöhnte Londoner Publikum war auch gleich begeistert und zog nach der Vorführung des Videos auf der Record-Release-Party zufrieden ab, obwohl die Show noch im vollen Gange war. Endlich: Nun hatte die Band ihren Ruf weg und wurde von den britischen Medien oft nur noch „Sick Sick Sputnik“ genannt.
Der Song hielt sich 1986 in Deutschland 15 Wochen auf Platz 3 der Singlecharts, in UK 9 Wochen. (Wikipedia)
"In ihrem Bestreben, die ultimative Rock & Roll-Fantasy zu erschaffen, waren Sigue Sigue Sputnik überaus erfolgreich. Zum einen ist es (das Album) voller gefährlicher futuristischer wie comicartiger Bildwelten, aber zum anderen, wenn man genau genug hinhört, hat es überraschenderweise trotzdem oft etwas zu sagen." (a.a.O.)
Auch die zweite Auskopplung aus dem Album, "21st Century Boy", war erfolgreich.

Samstag, 25. Juli 2015

Wir sind TEPCO

photo credit: Berlin Bundestag (unsharp) via photopin (license)

Die beliebte Firma TEPCO, das japanische Energieversorgungsunternehmen, welches für die Fukuchima-Katastrophe verantwortlich zeichnet, hat letzte Woche verkündet, dass die Atomenergie für Japan noch immer die kostengünstigste Art der Energiegewinnung ist. Und hey! Die Rechnung geht sogar auf, wenn man die Entsorgung des strahlenden Mülls und etwaige, ein bissi lästige Mega-Katastrophen und deren Beseitigung völlig außen vor lässt (und somit die wahren Kosten nicht internalisiert).
Respekt: Die Jungs von TEPCO haben echt Samurai-Eier!


Wie ist es denn bei uns?

Kleidung: Da wird die usbekische Baumwolle unter grässlichen Bedingungen angebaut, bewässert mit Grundwasser, dessen Spiegel sinkt und sinkt, derweil die Anbauflächen verzalzen, ganze Landschaften verkarsten. Zur Ernte knechtet die usbekische Regierung notfalls auch Studenten als Zwangsarbeiter. Die Baumwolle schafft es nach Pakistan, wird von Kindern gefärbt, von Kindern gesponnen, gewebt, in wackligen Sweat-Shops in 16-Stunden-Schichten, in denen man nichtmal pissen gehen darf, zu Kleidung verarbeitet, den weiten Weg zu uns gekarrt um dann in solchen Arschloch-Läden wie PRIMARK als T-Shirt zu 3,00 EUR zu verenden. Auch hier geht die Rechnung nur auf, wenn man die Arschloch-Kosten nicht internalisiert: Wenn man hier Beträge für landschaftenweite Umweltzerstörung, Sklaverei in gleich mehreren Staaten und den CO2-Ausstoß in das Shirt mit einbeziehen würde, dann könnte man es vielleicht gerade für unter 40,00 EUR bekommen. Aber so wirft die kleine PRIMARK-Bitch es vielleicht nach dem ersten Tragen weg -- warum waschen? War ja speibillig!
Und nie, nie, niemals würden meine hochwerten Kolleginnen Kleidung tragen, die bereits ein anderer Mensch zuvor getragen hat.

Fortbewegung: Noch heute gilt es in Deutschland als angesehenes Hobby, fossile Rohstoffe in Lärm, Gestank und CO2 zu verwandeln, was in etwa so zeitgemäß ist, wie Walfang, Elefantenjagd, Rauchen auf der Säuglingsstation oder Formel 1. Die Leute fahren noch im dritten Jahrtausend ernstlich mit ihren Hobby-Traktoren(!), Autos und Motorrädern (Blogbeitrag) "einfach so" in der Gegend herum, fahren SUV, amerikanische Dodge RAM, Hummer (am besten gelb lackiert mit Protzo-Klotzo-Alufelgen -- Muahaha!) oder basteln sich Sportauspuffanlagen unter ihre Karren, als wäre der scheiß Lärm, den ihre Ruhestörung auf Rädern damit emittiert, etwas Wunderbares und Wünschenswertes. Auch hier: Arschlochkosten bitte dringend internalisieren! 

Lebensmittel: Wir kaufen Wein aus Kalifornien, Chile und Australien, Birnen aus Argentinien und Knoblauch aus China -- weil es bei Penny im Angebot ist, wir essen jeden Tag Fleisch vom Discounter und wissen im Grunde alle, wie die Haltungsbedingungen für die armen Schweine (und Hühner und Puten und Rinder) sind, nur die Videos dazu können wir nicht ertragen. In Indonesien wird der Regenwald gerodet, um ihn mit Palmölplantagen in riesige, landschaftsweite Monokulturen zu verwandeln (lesenswert: Spiegel), in denen nichts mehr lebt, damit die Lebensmittelindustrie der Erste-Welt-Länder das Palmöl überall reinpanschen kann, weil es preiswerter ist als Rapsöl -- wieder nur, wenn man die Arschlochkosten nicht internalisiert.

Wo ist ein Staat, der endlich mal die Arschlochkosten mit Straf-Steuern und Straf-Zöllen für uns internalisiert?, denn wir alle zusammen benehmen uns wie dumme Kinder im Süßigkeitenladen.
Wir sind Deutschland.
Wir sind TEPCO.
Ich auch.


Lesetipps:
Leo Hickman - Fast nackt
Sarah Schill - Anständig leben


Mach mit:
http://slaveryfootprint.org/


Donnerstag, 16. Juli 2015

ru24 Wissen: Pluto

Pluto by LORRI and Ralph, 13 July 2015“ von NASA/JHUAPL/SWRI - solarsystem.nasa.gov. Lizenziert unter Gemeinfrei über Wikimedia Commons.
Als ich ein Kind war, konnte ich mir mit dem Merksatz "Mein Vater erklärt mir jeden Sonntag unsere neun Planeten" die Reihenfolge der Planeten in unserem Sonnensystem merken: Merkur, Venus, Erde, Mars, Jupiter, Saturn, Uranus, Neptun und Pluto. Mit zehn bis zwölf bestaunte ich die Bilder, die die Voyager-Sonden zur Erde funkten: "Mit Voyager 1 und Voyager 2 (1977–1979) gelangen erstmals Vorbeiflüge am Jupiter und den Jupitermonden – und nach erfolgreichen Swing-by-Manövern die erforderliche Beschleunigung, um zum Saturn, Uranus und Neptun zu gelangen." (Link)

Die vergleichsweise hypermoderne Sonde "New Horizons" (Link) wurde am 19. Januar 2006 exklusiv zum Planeten Pluto gestartet. Doch bei einer "Neudefinition des Begriffs „Planet“ am 24. August 2006 durch die Internationale Astronomische Union (...) wurde Pluto der Planetenstatus aberkannt und den Zwergplaneten zugeordnet." (Link) Das ist ja ein wenig so wie bei dem Film: "Der Engländer, der auf einen Hügel stieg und von einem Berg herunterkam" (Link), nur umgekehrt: Die Sonde, die zu einem Planeten aufbrach, um dann neun Jahre später Fotos von einem Zwergplaneten zu machen.

Die reaktorbetriebene Sonde New Horizons wiegt so viel wie ein Konzertflügel. Auf den langen, ereignislosen Teilen der Reise zwischen 2007 und 2015 war sie in einen Winterschlaf versetzt worden. Damit die Mission wenigstens binnen eines Jahrzehnts abgewickelt werden konnte, hat man sie sehr stark beschleunigt. Am 14. Juli 2015 erreichte die Sonde den Pluto und passierte ihn mit einer Geschwindigkeit von 14,5 km/s. Das ist etwa das 20-fache der Kugel eines Militär-Gewehrs. Während des Vorbeiflugs an Pluto und seinen fünf Monden Charon, Nix, Hydra, Kerberos und Styx hielt sie mit allem drauf, was sie hatte und sammelte so viele Daten, dass es 1,5 Jahre dauern wird, diese komplett an die Erde zu funken.

Als ich 25-jährig im Juni 1992 das erste Mal in Schottland war, war es übrigens sehr ähnlich: Ich war im Überland-Bus eingeschlafen und als ich plötzlich am Arsch der Welt wieder aufwachte und etwas desorientiert aus dem Fenster schaute, kamen wir gerade am Eilean Donan Castle (Link) vorbei, der "Highlander-Burg". Reflexartig riss ich die Kamera hoch und machte ein Bild von dem Gemäuer, damals noch analog. Etwa drei Wochen später konnte ich den entwickelten Film bei Foto Kausemann in Radevormwald abholen -- tatsächlich war es überraschend passabel geworden.

Übrigens: Der neue Merksatz für die -- jetzt nur noch -- acht Planeten lautet : "Mein Vater erklärt mir jeden Sonntag unseren Nachthimmel".


Mittwoch, 8. Juli 2015

ru History: Schlimme Schlager meiner Kindheit (1972, 1979)

photo credit: THE PIRATES - Die geheimen Sportsocken (27. Februar 2010) via photopin (license)


Die Schlager meiner Kindheit waren die Schlimmsten.
Ich möchte das als aufpeitschenden, ersten Satz mal so stehen lassen.
In den Siebzigern war Englisch noch voll ausländisch, die Zeiten von "Casual Socks" (ext. Link) lagen noch in weiter Ferne. Frauen trugen "Schlüpper", Männer trugen Feinripp-Unterbuxen und verteilten nach der Rasur großzügig "Irisch Moos" auf ihrem Gesicht -- et gab ja nix. Selbst das Wort "Hit" war in "Schlager" übersetzt worden, der natürlich deutschsprachig war. Musik war eine gänzlich analoge Angelegenheit, schon deshalb hörten die Leute viel mehr Radio als heute -- am Arbeitsplatz, im Auto, zu Hause. "Die Hitparade" im ZDF mit Dieter Thomas Heck war Pflichtprogramm. Eigentlich spielte überall Schlagermusik.

Ich möchte hier meine ganz persönliche Negativ-Liste schlimmer Schlager der 70er (ext. Quelle) vorstellen:

Roberto Blanco - Der Puppenspieler von Mexiko (1972)
Refrain: "Der Puppenspieler von Mexico, war einmal traurig und einmal froh". Das ist mal ein schönes Beispiel für eine einwandfrei ausgeprägte manisch-depressive Persönlichkeitsstörung -- Chapeau! Das Lied selbst (ext. Quelle) existiert womöglich nur, weil "froh" sich irgendwie auf "Mexiko" reimt. Wäre Roberto Blanco Österreicher -- dann wäre vielleicht vieles ganz anders gekommen:
"Dem Marillenpflücker aus dem Tschad, war's einmal wohl, mal war's ihm fad."

Karel Gott - Babicka (1979)
Karel Gott, die "goldene Stimme aus Prag" genannt, machte in den 70ern Musik für Leute, die um die Jahrhundertwende herum geboren waren. Außer "Biene Maja" (1976). Der überzeugte Kommunist hat zu der Zeit wohl kaum jemals ein Lied geträllert, zu dem man nicht landauf, landab in den Altenheimen abgehottet hätte. Mit "Babicka" (ein Lied über seine Omma) hat er gewieft seine Zielgruppe bedient.
Ich danke auf jeden Fall Gott dafür, dass er nicht auch noch die Titelmelodie von Captain Future gesungen hat.

Michael Holm - El Lute (1979)
Dieser im sonnigen, vordemokratischen Spanien angesiedelte Schlager gehört zur Gattung der sog. "Tränenzieher" und basiert auf einer wahren Begebenheit (ext. Quelle). Der Text soll emotional labile Personen zu Tränen rühren. Alle anderen rührte der Text zum Not-Auswurf der gerade zurückliegenden Mahlzeit. "Er hat nie das Licht der Sonne gesehen, sie nannten ihn El Lute. Was er wollte, war nur ein Zuhaus' und mehr Brot, und ein Ende von Hunger und Not". (ext. Quelle)
Gottogott.

Manuel & Pony und Anke Engelke - Das Lied von Manuel (1979)
Dieser perfide Tränenzieher aus dem Schlager-Höllenjahr 1979 ist der Beweis, dass Menschen sich ändern können, zumindest, was Anke Engelke angeht (Youtube). Der Liedtext handelt zusammengefasst vom kastilischen (spanischen) Manuel, den niemand im Plattenbau leiden kann. Doch Manuel singt, um Geld für die herzkranke Hannelore zusammenzukriegen, damit diese in den USA not-operiert werden kann. Dann können Manuel plötzlich alle voll leiden. (Text)
Das vom Kastratenchor wieder und wieder gekreischte "Maria Dolores!!!" ist hochfrequent und plombenlösend. Deshalb ist dieses Lied mein akustische-Folter-Geheimtipp für Guantanamo und überall sonst, wo gefoltert wird.
Gottogottogott.

Jonny Hill - Ruf Teddybär Eins-Vier (1979)
Setzten alle bisher hier genannten Interpreten auf eine wie auch immer geartete Art von Exotik (Mexiko, oder weitaus niedriger aufgehangen, Tschechoslowakei & Spanien), setzte Hill in diesem schlimmen Tränenzieher alles auf die Behindertenkarte (Youtube), was ihm prompt eine Goldene Schallplatte einbrachte. Hill, der 1940 in Österreich als Feri Gillming (!) das Licht der Welt erblickte, ist auch bekannt für den Hit "Auf einem Seemannsgrab blüh'n keine roten Rosen".
Gottogottogottogott!


Um ein Haar hätte ich den Schlimmsten aller Schlager-Schocker vergessen (will meinen: für immer erfolgreich verdrängt):

Andrea Jürgens - Und dabei liebe ich euch beide (1978)
Wozu brauch es eines Kastratenchors, wenn man eine Elfjährige singen lassen kann? Dieses Lied ist zu hart für Guantanamo! Bis zu diesem hochnotpeinlichen und gleichzeitig hochfrequenten Tränen- & Plombenzieher der Extraklasse hatte ich mir als Kind über eine Trennung meiner Eltern niemals zuvor Gedanken gemacht. Danke Andrea für die schlaflosen Nächte!
Schlimmes Video: Youtube.
Dagegen ist so ein Roberto Blanco doch echt human.


Montag, 6. Juli 2015

Musik machen



Ihr Lieben, ich fröne gerade einem neuen Hobby: Musik machen am PC (mit Reason 8.3).
Die Ergebnisse sind -- für den, der mich kennt -- erwartungsgemäß. :)


Freitag, 3. Juli 2015

Sommer!


photo credit: 30th January - 338 via photopin (license)

Der zu Recht weithin unbekannte Barockdichter Johann Möchtegott Klöbel formulierte es in seinem so genannten Meisterwerk "Klebrig's Erwachen" (1655) seinerzeit so:
Ein Ohr noch im verschwitzten Laken,
das and're thut in den Himmel ragen.
Von draußen lästig's Geschab' der Grille,
Es fähret fort die Amsel mit Getrille'
Es dampfen Wälder, Wiesen, Seen,
Mir dampfen itzo schon die Zeh'n.
Oh, Sommer, in deinem klebrigen Bette,
Erwach' ich neben meiner Käthe.
Und bei uns?
Asphalt fließt in Zeitlupe die Straßen hinab, AKWs droht die Abschaltung.
Tümpel, Talsperren, Flüsse verdunsten blubbernd, gekochte Fische und Unken schwimmen an der Oberfläche, an den Rändern fläzt sich der Abkühlung suchende Mob.
In Beerdigungsinstituten ist mehr los als in Sonnenstudios.
Aufgedunsenen Bankangestellten angetan mit Schlips, Kragen und Jackett wird zum ersten mal in ihrem Leben Mitgefühl von ihren Kunden entgegengebracht. Zu Unrecht, wie ich finde.
Zäpfchen werden im Eisfach aufbewahrt.
Getränke verdunsten bereits im Mundbereich.
Im Getränkemarkt herrscht Endzeitstimmung - erst der Kampf um den Parkplatz, dann ist das Mineralwasser ausverkauft, sogar das Teure (Fachinger), die Kassenschlange Rotgesichtiger verschwindet irgendwo hinter dem von Hitze flirrenden Horizont.
Dehydrierte Menschen, nur angetan mit einem allzeit wringbaren Höschen kleben träge in ihren verdunkelten Wohnungen und wanken zwischen der Dusche, die längst statt kaltes nur noch lauwarmes Wasser spendet und einem durchweichten Sitzmöbel hin und her.
Ein Radiosender, der Rudi Carells "Wann wird's mal wieder richtig Sommer?" spielte, bekam binnen 8 Minuten 114 Bombendrohungen, beim BKA war man zu schwach, dem nachzugehen.
Der SPIEGEL schrieb, daß durch den temperaturbedingten höheren Testosteronspiegel die Leute zweimal mehr Sex hätten als sonst. Ein Bekannter, darauf angesprochen, ereiferte sich daraufhin angewidert: "Bäh, das wär' ja jetzt voll wie Schlammcatchen!"

Donnerstag, 28. Mai 2015

ru24 Wissen - Ein zu Dreivierteln ertränktes Neozoon erobert einen Kontinent

photo credit: Thrush and worm via photopin (license)

Ein Neophyt, ist eine Pflanze, die seit 1492 mithilfe des Menschen bewusst oder unbewusst in ein Gebiet gelangt sind. Prominente Beispiele in Deutschland sind der Riesen-Bärenklau (Herkulesstaude), das Indische Springkraut, aber auch die Minze oder der Rettich (komplette Liste). Mit dem Neozoon verhält es sich vergleichbar, nur auf die Tierwelt bezogen. In Deutschland ist es z.B. der Waschbär, der in Großstädten lebende Halsbandsittich, die Regenbogenforelle und der asiatische Marienkäfer (Blogbeitrag), um wenige zu nennen (komplette Liste).
"Neozoen sind (...) jene Tiere, die nach 1492 [der Entdeckung Amerikas] direkt oder indirekt durch den Menschen in eine andere Region gelangten." (a.a.O.)
Überraschenderweise gab es in Nordamerika seit rund 100.000 Jahren keine Regenwürmer (Lumbricus terrestris) mehr. Diese waren mit der letzten Eiszeit samt & sonders ausgestorben. Als es mit dem Ende der Eiszeit wieder Wälder gab, fehlte es komplett an dem Gewürm, welches bis dato das am Boden herumliegende Laub gefressen hatte. So entstanden in den Wäldern dicke Laubschichten, in denen Vögel nisteten und die die Bäume im Winter vor Frost schützten.
Nun wird der Regenwurm in Nordamerika wieder heimisch. Als Neozoon breitet er sich rund um Seen und Teiche herum aus, nur im Kriechgang zwar, dafür aber beständig. Verbreitet wird er durch glücklose Angler, die, wenn sie nichts gefangen hatten, das zu dreiviertel ertränkte Gewürm (aus dem Anglerzubehör) einfach achtlos hinter sich auf den Boden werfen. Dort beginnt sich Earthworm Jim nun negativ auf das Boden-Ökosystem der Laubwälder auszuwirken (Quelle).
Ein zu Dreivierteln ertränktes Neozoon erobert einen Kontinent.
Sachen gibt's.


Montag, 25. Mai 2015

Baumarkt

photo credit: shades via photopin (license)

Zwingen mich die Umstände, einen Baumarkt zu betreten, dann habe ich auch gleich schon "son Hals". Ja, es ist etwas Persönliches.
"Ein Baumarkt ist in der Regel ein großflächiger Supermarkt, der sich auf Materialien für Heimwerker spezialisiert hat. Bekam man früher beispielsweise Werkzeuge und Nägel ausschließlich beim Eisenwarenhändler, Farben und Tapeten im Farbenfachgeschäft, Holz beim Holzhändler und Baustoffe im Baustoffhandel, so kann man heute in einem Baumarkt fast alles an einem Ort bekommen." (Wikipedia)
Genau das ist nämlich das Problem.
Wenn de Vatter früher ein Dösken Spax-Schrauben und ein paar Eisenbeschläge brauchte, dann ist er zu "Bodo Schilkowski" in der Stadt gegangen. Der hatte da einen Eisenwarenladen. Da hat er sich an den Tresen gestellt und Bodo, angetan mit einem grauen Kittel hat ihn bedient. Ein Schwätzchen war auch noch drin. Es wurden nur Waren verkauft, die auch etwas taugten. Manchmal musste Bodo noch in den Keller gehen, aber der hatte immer alles vorrätig. Es war auch nicht gerade billig, aber die Qualität stimmte und nach fünf Minuten hatte de Vatter seinen Kram zusammen und ist wieder gegangen.
Wenn de Vatter früher renovieren wollte, dann ist er zu "Ewald Hombrecher" in der Nachbarschaft gegangen und hat Wandfarbe gekauft, Abtönfarbe und auch noch die Tapetenrollen dazu. Ewald hat ihm gesagt, wie viel er von was braucht und der hatte per se auch nur Farben und Tapeten im Haus, die auch etwas taugten. Et war auch nicht billig zu nennen, das Ganze, aber nach kaum zehn Minuten hatte de Vatter alles und trollte sich.
Wenn de Vatter was mit Elektrik machen wollte un mit dem antiken Krempel, den er im Keller herumfliegen hatte, nicht mehr weiterkam, dann ist er zu "Hartmut Biesenbach" in der Stadt gegangen. Der hatte da ein Elektrogeschäft. Da hat er sich an den Tresen gestellt und Hartmut hat ihn dann bedient. Der bürgte noch für die Qualität seiner Ware. Preiswert war anders, aber nach fünf Minuten hatte de Vatter alles zusammen und ist wieder abgezogen.

Was bietet stattdessen die Moderne?
Bigger is better. Der neueste Baumarkt in Wuppertal hat 18.100 m², das sind scheiß 1,81 Hektar! In Läden groß wie 2,53 Fußballfelder rennt man sich nun also die Hacken wund. Die Abteilungs-Tresen sind in aller Regel verwaist, oder, falls irrtümlich "bemannt", von Kunden belagert wie mittelalterliche Burgen. Trifft man irgendwo "unterwegs im Markt" glücklicherweise einen Mitarbeiter an, ist der mit 75%iger Wahrscheinlichkeit von einer ganz anderen Abteilung und kennt sich keinesfalls aus, mit 25%iger Wahrscheinlichkeit ist er nur irgendein Konsument im zufällig gerade zum Baumarkt farblich passenden Polohemd. Man sucht sich seinen Krempel also wohl oder übel selbst zusammen, Es bleiben jede Menge Fragen offen. Schade dass man keine Snickers dabei hat, weil es mal wieder etwas länger dauert. Vieles, was man findet -- wenn man es denn findet -- wirkt wie in großer Eile aus minderwertigen Materialien in asiatischen Sweatshops zusammengekloppt, es sei denn, es steht "Made in Germany" drauf, dann ist es aus Rumänien. Der 15%-Coupon aus der Zeitung, den man dabei hat, gilt nur für Malerei-Zubehör, nicht für Malerfarben. Am liebsten würde man ja jetzt alles stehen lassen -- wenn man den Scheiß nicht brauchen würde. Man bezahlt einen überraschend hohen Betrag und flieht.
Zu Hause stellt man dann spätestens beim dritten Überstreichen der Wand fest, das Alpinaweiß zwar die bestbeworbene aber bei weitem nicht die Farbe mit der besten Qualität ist -- eigentlich logisch, wenn man drüber nachdenkt.

Was ich stattdessen großartig fände:
Ein Back-to-the-roots-Fachmarktzentrum, das nicht nur so heißt, sondern wo Bodo (im grauen Kittel), Ewald und Hartmut immer hinter ihren jeweiligen Tresen stehen, ihre Kunden richtig beraten, bedienen und mit ihrem guten Namen für die Qualität der Waren stehen. Dann darf's gerne auch mal etwas mehr kosten und ich verzichte auch total freiwillig auf für Erwachsene ohnehin völlig unwürdige Sammelpunkte, Payback- und Rabatt-Coupon-Schnullewupp & -Schnickes wie bei OBI & Co.