Montag, 31. Oktober 2011

ru24 History 26: Frau Hübner (1973-76)

http://bit.ly/uXuddi
Zwischen 1973 und 1975 bin ich in die Städtische Grundschule Radevormwald gegangen. Meine Mom ist damals die ersten Male mitgegangen, kurz drauf durfte und musste ich alleine zur Schule gehen. Mein kurzer Schulweg (290m, keine Straßenüberquerung, Link) führte mich an einer Postfiliale, einer potentiell spannenden Polizeiwache und dutzenden Metern Jägerzäunen vorbei, die je nach Jahreszeit stark nach Carbolineum (Teeröl, Link) rochen, das heute nicht mehr in dem Maße eingesetzt werden darf wie damals. Wäre ich 30 Jahre später geboren worden, hätte mich meine Mom die Winzstrecke wahrscheinlich jeden Morgen und Mittag mit dem SUV gefahren, was heute ja allgemein zum guten Ton gehört (Blogbeitrag).
Meine Grunschullehrerin war Frau Herma Hübner, in meiner Erinnerung sieht sie aus wie ein Ally McBeal-Double - Anfang bis Mitte 30 mit hohen hellbraunen Lederstiefeln, die die knorpeligen Knie freiließen, gelbem Minikleid und Außenwelle. Meine MitschülerInnen hießen Anja, Dorothée, Heike, Arif, Ralph "mit ph" und Georg (Link). Und da 1967 ein sehr geburtenstarker Jahrgang gewesen war, platzte die Klasse mit 40 Schülern aus allen Nähten. Da wurde es auch schon mal laut und es ging recht hoch her. Wenn Frau Hübner meinte, genug geschrien hatte, stellte sie sich in Anwesenheit der Klasse auch schon mal ans offene Fenster neben das Lehrerpult und rauchte sich eine, aber hey: das waren die 70er!
1976 musste die ganze Klasse die Grundschule wechseln, wir gingen dann zusammen noch ein Jahr auf die Lindenbaumschule (Blogbeitrag).
Frau Hübner ist später nach Australien ausgewandert um Schafe zu züchten statt Kinder zu unterrichten, woran wir sicher alle nicht ganz unschuldig waren.
Voll schroff: Ich habe sie seit 35 Jahren nicht mehr gesehen!

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Sonntag, 30. Oktober 2011

Die Zahnpasta kann nix

http://bit.ly/v9bkia
Ob ich denn Zahnpasta mitbringen könne vom Einkaufen?
Klar. Sicher, sicher.
Ich kaufte also nichtsahnend Colgate Total, kam damit heim und erfuhr: Naja, die kann ja nix!
Also, als Kind wollte ich immer Signal-Zahnpasta haben, die war rotweiss gestreift und ich fand es toll, dass etwas aus einer Tube gestreift sein konnte - das Mysterium der gestreifen Paste (Link)!  Hach, in den 70ern war die Welt noch irgendwie unschuldig! Naja, aber außer "Streifen" konnte die mal echt nix!
In den 80ern benutzte ich einfach die Zahnpastas, die meine Eltern heimbrachten (Rent-a-dent  o.ä.) -  bei 5,00 DM Taschengeld die Woche reichte es nur für ein Yps und ein paar Extras.
In den 90ern wollte ich nichts Anderes haben als die blaue TheraMed, die war schließlich Zahncreme und Mundwasser in einem - toll! In den 2000ern galt es noch als Innovation, quasi kostenlos auf dem Weltmarkt zu beziehendes Backnatron in die Paste hineinzupacken, es BAKING SODA zu nennen, die Tube um 20% zu verkleinern und den Preis zu verdoppeln. Aber das ist jetzt wohl nicht der letzte Stand. OK, ich habe seit einer Dekade nicht ferngesehen - oh mein Gott, was habe ich nur alles an Werbungen verpasst!? Es ist wohl wie bei den Spülmaschinen-Tabs: Ich habe noch den Clip von den zwei Schichten im Kopf, vorne hellblau, hinten dunkelblau und in der Mitte eine Rote Kugel. Muahaha! Das muss noch zu Kaisers Zeiten gewesen sein! Das aktuelle "Somat 10" hat - wie der Name schon sagt - sage und schreibe zehn "Funktionen". Klar, dass da gerade auch von Zahnpastas mehr erwartet wird als "Zahncreme und Mundwasser in einem". Selbst Zoo-Kängurus bekommen da ja heutzutage schon Zahnpastas, die mehr können als das: Link.
Ich werde also beim nächsten Einkauf Ausschau halten nach müssen nach "COLGATE ULTRA SHOKK 3D WHITE ANTI-HANGOVER OXI ACTION SPARKLING PASSION FRUIT" oder vergleichbarem zu 7,00 EUR die 80ml-Tube.
*seufz*
Mea Culpa.
Danke Moderne.


P.S.: Meine Prohpylaxe-Frau beim Zahnarzt hat mich vor Jahren auf Meridol eingeschworen. Von "GABA GmbH, Spezialist für orale Prävention". Das klingt jetzt etwas freudlos und prüde, die meinen das aber nicht so.

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Freitag, 28. Oktober 2011

Pandemien in der Panik-Pipeline

http://bit.ly/tPvfg0
Eigentlich ist es bald mal wieder Zeit für eine uns alle bedrohende Seuche.
SARS-Pandemie 2002/2003, Vogelgrippe 2003/2005, Schweinegrippe-Pandemie 2009/2010, EHEC 2011 - was nun? In Deutschland, wo keine fünf Minuten nach dem GAU in dem japanischen AKW Fukushima in den Apotheken die Jod-Tabletten ausverkauft waren, fällt jede noch so exotische Bedrohung sofort auf fruchtbaren Boden. Jeder siebte liest BILD. Fritten in Panik zu versetzen ist schließlich immer ein Top-Geschäft. Die Auflagen der Gazetten steigen, die Pharma-Industrie macht (Reibach)², die BILDungsbürger bunkern Lebensmittel, Wasser, Klappspaten und Gasmasken. Und Abends sitzen sie alle wie ein Mann vor den Volksempfängern, glotzen mit hervorquellenden Augen RTL II und knabbern an ihren mit Chipsfett verschmierten Unterlippen.
Wie wär's denn als nächstes mit Hamster-Mumps?
Aber statt für die nächste, zünftige Seuche Platz zu machen, fuhrwerken zurzeit Frau Mörkl (Physikerin) und ihr Finanzminister (Dr. jur.) medienwirksam mit dem Euro-Rettungsschirm (EFSF) herum und pumpen auch noch die Chinesen an. Ob das eine so gute Idee war, wird sich noch herausstellen, wenn 2035 Berlin in "Klein-Bejing" umbenannt wird, Amtssprache Mandarin. Aber da unsere Politiker nicht nachhaltig arbeiten, können sich andere um dieses Problem kümmern, wenn es soweit ist.
EFSF ist das neue EHEC.

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Dienstag, 25. Oktober 2011

Bürogeplänkel 26 - Die Moderne, das Luder!

http://bit.ly/ocrEUW
Welche geruchlichen Brachialitäten habe ich nicht schon alles überstanden! Da war z.B. im Jahr 2000 die extrem besuchte CeBit-Toilette in Halle 2, Nähe Stand C36 (Symantec). Vor jedem Pissoir, vor jeder Kabine standen mindestens fünf Messebesucher Schlange, eine gewaltige, sich immerfort erneuernde Phalanx der Ausscheidung. Der daraus resultierende Pesthauch hätte mich fast gezwungen, statt meinen Darmtrakt meinen Mageninhalt zu entleeren. Ich floh diesen schrecklichen Ort mit tränenden Augen, würgend und vor allem unverrichteter Dinge.

Dergestalt abgehärtet fing ich in meiner aktuellen Firma an. Trotz einer heftigen Hire-Phase beider Unternehmen (2005), die in meinem Stockwerk die gleiche Toilette benutzen, erreichte der olfaktorische Level trotz zwischenzeitlicher Überbevölkerung niemals mehr als 0,32 CeBit und nach der darauffolgenden Fire-Phase (2007) niemals mehr als 0,2 CeBit.
Doch die Moderne, das Luder, wollte mehr, viel mehr!
Nach der Anbringung eines Handdesinfektionsgerätes gegen die böse, böse Vogelgrippe (oder welche Seuchen-Sau gegen Ende 2009 auch immer durchs Dorf getrieben wurde - Blogbeitrag) hatte es jetzt fast zwei Jahre lang keine technischen Schnickschnack-Neuerungen mehr gegeben.

Heute komme ich auf die Toilette, und mein erster Gedanke ist, dass dort eine preiswerte Prostituierte explodiert sein muss, zumindest dem Geruch nach. Aber es ist die Moderne, die mir so wuchtig und betäubend wie ein Süßkindscher Alptraum auf die Schleimhäute schlägt! Der Grund: "AirWick Freshmatic Compact" mit Geruchs-Sensor. Ein kleiner Automat, groß wie ein Tischlautsprecher, entscheidet jetzt selbsttätig, wann angeblich dicke Luft ist und hält dagegen, als gäb's kein Morgen! "Bratapfel und Zimt" soll das übrigens sein - Muahahaha! Im Grunde kann man schon froh sein, dass AirWick nicht versucht hat, "Kotze" nachzubilden.
Dieses Ding verteilt jetzt seinen irgendwie pinkfarben stinkenden, beißenden, vollsynthetischen Dritte-Welt-Nuttendiesel gnadenlos im ganzen Raum und auf den anwesenden Urinierenden.
Jetzt weiß ich, wie ich diesen brachialen Angriff auf meine Nase am besten beschreibe: Als würde Barbie verwesen.

Ich vergebe 0,7 CeBit.
Danke, Moderne!

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Montag, 24. Oktober 2011

Die Kleinen

http://bit.ly/oFsRgn
Seit ich mit meiner Partnerin zusammenwohne, hat sich gegenüber dem Leben in einem Einpersonenhaushalt durchaus einiges geändert - zum Beispiel die Zusammensetzung der täglich konsumierten Lebensmittel. Bislang wenig beachtetes, so genanntes "Obst" ist nun fester Bestandteil auf dem täglichen Speisenplan.
Ich fremdele noch ein wenig.
Auf dem Küchentisch fest installiert steht nun eine gewaltige, aus Berlin importierte Keramik-Obstschale, satt gefüllt mit Birnen, Bananen, Äpfeln und Diversen.
Und somit hielt auch die Drosophila melanogaster vulgo "Fruchtfliege" oder "Taufliege" Einzug in die neue Wohnung, der die alte Wohnung niemals einen Lebensraum geboten hatte. Wer würde sich aus dem Bio-Grundkurs nicht an diese possierlichen Tierchen erinnern? Ich höre es noch wie heute:
"Propft man nun den Kopf von Drosophila melanogaster auf den Fuß von Acetabularia Wettsteinii, so erhält man eine Schirmalge mit roten Augen - ein beliebter Halloween-Scherz unter Genetikern ... "
Naja, auf jeden Fall wohnen die Kleinen jetzt bei uns. Es sind ungefähr 15 bis 20, man kann sie schlecht zählen oder auseinander halten.
Sie heißen alle Sophie.
Ihr Tummelplatz, Phantasialand, Abenteuerspielplatz ist die Obstschale. Doch ach! Wir, die Großen, essen ja täglich Obst! Mittwochs, am Tag vor dem großen Einkauf, ist die Schale oft leer. Dann sitzen die Kleinen am Aluminiumschirm der Hängelampe über dem Küchentisch und starren mit rotgeweinten Augen in den 40 cm tiefen Abgrund einer leeren Obstschale, ein Bild des Jammers! Vielleicht kauen sie nervös ein wenig an ihren Fingernägelskes, ich kann es nicht genau sagen, ich habe meine Stereolupe noch nicht gefunden. Die Verzweifelten unter ihnen stürzen sich in den Restmüll und nagen an den verderblichen Resten diversen Unrats, ein schreckliches Schicksal!
Sie dauern mich.
Die Kleinen.
Am Donnerstag werde ich bei den Einkäufen für Nachschub sorgen. Ihre Leibspeise sind Nektarinen (oder sind es Aprikosen? Egal: Es sind Pfirsiche ohne Haare), die fangen schon nach zwei Tagen an zu gammeln, quasi ab Werk.


Samstag, 15. Oktober 2011

Queen Mom 9 - Patientenverfügung

http://bit.ly/oPBl3t
Letzte Woche fuhr ich mit Queen Mom gen Supermarkt.
Da ich morgens auf WDR 5 etwas über Patientenverfügungen gehört hatte, wollte ich nur mal fragen, ob meine Mom für den Fall der Fälle vorgesorgt hatte, nämlich über ihr Sterben zu verfügen, wenn sie - was ein gnädigeres Schicksal verhüten möge - an Geräten vor sich hin dämmern sollte.
Auf meine Frage hin schlug mir Schweigen entgegen. Es war nicht nur ein mißtrauisches, ablehnendes Schweigen, sondern es war wirklich und wahrhaftig ein SUPERSCHWEIGEN!!!
Ich habe mir überlegt, wie Queen Mom sich das mit der Patientenverfügung wohl vorgestellt hat:
Die Sparkasse schaltet einen Gang rauf, nachdem mein Girokontostand von knallrot in bodenloses Infrarot gefallen ist. Dezente Hinweise des Geldhauses, wie ein mit Blut auf mein Auto gemaltes Sparkassen-S, das Auffinden des abgeschlagenen Kopfes eines Sparschweins beim Aufwachen in meinem Bett usw., ignoriere ich geflissentlich. Nun schickt die Sparkasse ihre Ninja-Killer. Es ist eine mondlose Nacht. Tiefschwarz vermummte Gestalten mit einem kleinen, gestickten Sparkassen-S auf ihrer Kluft springen behände mit leise flatternden Geräuschen von Dach zu Dach, mir aufzulauern, die Wurfsterne bereits zwischen den Fingern.
Nun endlich werde ich aktiv.
Ich greife zum Hörer.
"Ist dort das Mariä-Kowalski-Krankenhaus?", frage ich flüsternd, während sich auf dem nachtschwarzen Balkon noch schwärzere Schatten verdichten.
"Ich hätte gern den behandelnden Arzt meiner Mutter gesprochen, Dr. Sigurd Hess".
Nach einer Weile werde ich verbunden. Das völlige Ausbleiben von Geräuschen von jenseits des Balkonfensters deutet lautstark auf die Anwesenheit der Meuchelmörder hin.
"Hess!", meldet sich der Arzt.
"Es geht um Queen Mom. Ich bin ihr Sohn. Und ich habe eine Patientenverfügung... Schalten Sie meine Mutter sofort ab!", belle ich. Die Patientenverfügung meiner Mutter und ein teilausgefüllter Erbschein liegen vor mir, meine Girokontonummer ist bereits eingetragen, nur der Todeszeitpunkt fehlt noch.
"Aber Ihrer Mutter geht es gut! Sie ist wegen eines eingewachsenen Zehennagels hier!", lamentiert der Mediziner haltlos.
"Ich wiederhole: SOFORT ABSCHALTEN!", brülle ich.
"Sehr wohl. Faxen Sie mir die Patientenverfügung zu, und wir schalten Ihre Mutter umgehend ab", winselt Dr. Hess devot.
Fast zärtlich tätschele ich das Faxgerät, während es die Patientenverfügung verschlingt.
Eine Minute später kommt der OK-Sendebericht heraus.
"MUAHAHAHAHA!", mein dämonisches Lachen läßt die angespannten Ninjas auf dem Balkon zusammenzucken.
"Ich bin reiiich!", flüstere ich mit irrem Grinsen.
Ich habe es dann gelassen, sie noch einmal drauf anzusprechen.

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Mittwoch, 12. Oktober 2011

@work 2 - Funkmaus

http://bit.ly/qsCC4o
Kundin ruft an, die Maus sei kaputt. Ich frage schon gar nicht mehr, wie der Defekt zustande gekommen ist. Manchmal fahren sie irgendwo mit einem Stapler drüber oder zersägen es aus versehen. Oder der Azubi hatte zu viel Kraft und oder Langeweile. So viel Elend!
"Es ist aber eine Funkmaus", sagt sie.
"Oh. Echt? Am PC?"
"Jaja!"
 Welcher Steckertyp?", frage ich.
"Hä?", fragt sie konsterniert.
"Naja, so ein flacher Grauer oder ein grüner Runder?", versuche ich es einfach zu machen.
"Na Sie machen es aber kompliziert!!!"
Sie kriecht unter den Tisch, es raschelt am Hörer.
"So rund", sagt sie ächzend, sich wieder aufrichtend.
Ich schicke den Ersatzteilauftrag an die Technik. Postwendend kommt er zurück. "Funkmäuse nur an Laptops! Ansonsten kostenpflichtig!" steht da freundlich wie immer.
Ich rufe im Markt zurück, erkläre das Problem.
"Wie? Bezahlen? Aber meine Funkmaus hat doch ein Kabel!", beschwert sich die Kundin.
"???", frage ich.
"Funkmaus heißt das doch, wenn die Maus keine Kugel, sondern ein Lämpchen unten drunter hat", behauptet die Kundin.

Persönliche Notiz: Nur noch 23 Jahre bis zur Rente.

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Samstag, 8. Oktober 2011

Queen Mom 8 - Pätschkes

http://bit.ly/pKGZE0
2005 war ich mit Queen Mom (seinerzeit 79) unter anderem für einen Tag auf La Isla Margarita, Venezuela. In Sichtweite des Hafens La Guardia wurden wir ausgeschifft und mit Shuttlebooten an Land gebracht. 
Am Kai ankerten Schiffe, die mit Tauwerk an eisernen Pollern festgezurrt waren. Die schiefe Sitzgelegenheit dieser Taue nutzten zahlreiche Pelikane, ein skurriler Anblick.
Queen Mom, die mich als Geh-Hilfe nutzte, hielt inne und wies auf die schrägen Vögel.
"Dat die da mit ihren komischen Pätschkes überhaupt sitzen können", sagte se.
Pätschkes! Hach! Da geht einem als Bergischen Jungen echt dat Herz auf, gerade in der Fremde! Un et gibt Momente, da muss man Queen Mom einfach drücken.

Info: Der Diminutiv des Bergischen Landes führt zu so wunderbaren Wörtern wie Wäffelkes, Schläppkes, Äutekes, Schlüsselkes, Herzkes und natürlich Pätschkes - den Patschefüßen von Seevögeln.


Mehr "AIDA mit QM": Blogbeiträge


Freitag, 7. Oktober 2011

Bürogeplänkel 25 - Kohlenhydrate-Diät

http://bit.ly/q5sJiy
Dienstag in der Mittagspause aß ich selbst zusammengerührten Joghurt mit Birne. Obenauf hatte ich Dinkel Crunchy Müsli gestreut. Während ich am PC ein paar Facebookeinträge kommentierte, näherte sich rechts von meinem Kopf ein Löffel. An dem Löffel hing eine komplette Kollegin nebst Bürostuhl.
"Darf ich?", fragte sie.
Ich bejahte huldvoll. Sie nahm einen Löffel, crunchte vor sich hin, nickte begeistert.
"Lecker!", sagte sie und nahm sich gleich noch einen Löffel. "Ich mache gerade eine Kohlenhydrate-Diät", ergänzte sie.
"Äh?" Ich war verwirrt. Zumal die Dinkel Crunchies eine ganz wunderbare Kohlenhydrate-Quelle darstellten. "Seit wann?", fragte ich.
"Seit gestern!", antwortete die Kollegin stolz.
"Du weißt schon, dass das hier Kohlenhydrate sind?", fragte ich.
Murrend, maulend und crunchend rollte die Kollegin auf ihrem Bürostuhl von dannen.
Mittwochs hörte ich die Kollegin den anderen Mitarbeiterinnen stolz berichten, sie habe Abends für sich und ihren Freund eine Pfanne Bratkartoffeln gemacht.
Ah ja...
Aber lecker!
Donnerstags verkündetet sie, dass sie sich bei dem bevorstehenden Ausflug der Bürodamen nach Cochem/Mosel keinesfalls "irgendwie zurückhalten" würde.
Hmm...
Heute rief sie aus der Küche: "Kommt schnell alle her, hier ist das Paradies!", sie war schlecht zu verstehen, denn ihr Mund war so voll mit Donuts und Sahnebällchen, die dort in Krankenhausmengen herumstanden, wie bestellt und nicht abgeholt.
So ganz bei kleinem glaube ich, dass diese "Kohlenhydrate-Diät" für mich genau das Richtige wäre! Sie klingt einfach großartig!

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Dienstag, 4. Oktober 2011

Autowaschanlage

http://bit.ly/nC20cs
Auch wenn man ein kleines Auto fährt, wird es mal arg schmutzig. In meiner Mittagspause bin ich dann zur Tanke gefahren und habe mir die Autowaschangebote mal angesehen. Sieben Waschprogramme rangen um meine Gunst. Bürstenwäsche, Unterbodenwäsche mit Unterbodenkonservierung, Felgenreinigung, Wachsauftrag mit Sonderwachs, Schaumpolitur, Trocknung mit Glanztrockner. Ich wählte das Programm, das ich mir leisten konnte und bekam ein Zettelchen mit einer sechsstelligen Codenummer. Ich trollte mich.

Mit dem Wagen an der Waschstraße stellte ich fest, dass ich nicht der einzige war, der auf die grandiose Idee gekommen war, sein Auto in der Mittagspause waschen zu lassen, ich stellte mich an. Mit dem Codezettelchen in der Linken stiegt ich aus. Die Gelegenheit war günstig: Ich durchstöberte das Wageninnere nach Abfall und warf zwei Hände voll in den nahen Mülleimer.
Den Rest der Wartezeit versuchte ich das Wetter zu genießen (angesagt: Sonne, 27°C, tatsächlich: bedeckt, 12°C).
Als ich an der Reihe war, stellte ich meinen Smart in Position, ging zu dem Bedienpanel mit den Zifferntasten herüber und starrte auf meine Linke mit dem Zettelchen. Die Hand war leer. Blitzartig entschlüsselte der großartige Verstand, der nicht einmal in der Lage war, fünf Minuten auf ein kleines Zettelchen aufzupassen, die Vorgänge. Mein Blick wanderte zu der Mülltonne.
Jubilate!
Angelegentlich scharwenzelte ich zu der Mülltonne und warf einen unauffälligen Blick hinein. Nun, nur hineinzulinsen würde definitiv nicht reichen! Und die Augenzeugen dieses Vorgangs zu eliminieren würde auch kein leichtes Unterfangen werden!
Ich wühlte also in einer Mülltonne. Dabei hatte ich in den 80ern nicht einmal eine Clochard-Hose besessen! Ich fischte sechs unterschiedlich zerknüllte Codezettelchen heraus und ging wieder zum Panel.
381 654 war eine Niete. 729 062 auch. 667 382 übrigens ebenso. Ach ja: 110 299 auch. Und 447 381 überraschenderweise auch.
Ich ging wieder zur Tonne. Die zahlreichen Augenzeugen starrten auffällig unauffällig, als ich mich wieder in den Unrat hinabbeugte und unter Kippen, Asche, runtergerockten Kokos-Duftbäumchen und Getränkeverpackungen weitere Zettelchen hervorkramte.
Die Glückszahl lautete übrigens 772 861.
Danke Gehirn!

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