Montag, 30. April 2012

Heimat 19/History 37 - Hausbesuche (1976)

http://goo.gl/cWxU6 
Dr. Stavenhagen war ein HNO-Arzt nach dem Geschmack meiner Eltern: Er machte auch Hausbesuche.
Er war älter als Gott. Bei seinen Visiten parkte er grundsätzlich diagonal in der Einfahrt. Er war ein schrulliges, geschrumpftes Männlein, glatzköpfig, krumm, übersät mit Altersflecken. Die Augen waren ein trübes Hellblau auf dunklem Elfenbein, die Hände waren knotig. Es hieß, er trage von einer Kriegsverletzung eine Metallplatte im Kopf. Seine Stimme, die er wie eine Luftschutzsirene aus der Nase presste, mochte dies bestätigen.
Er führte einen schwarzen Arztkoffer mit sich, aus dem er ein Stethoskop und den Kopfspiegel fischte, allesamt rissige, mit Klebeband geflickte, angelaufene Artefakte aus vergangenen Tagen. Zumeist blieb es dabei, daß er mir mit einem eklig schmeckenden, hölzernen Spatel im Rachen herumfuhrwerkte, bis ich einen Brechreiz kaum noch unterdrücken konnte. Alternativ legte er mir die gichtige Hand auf die von Fieber heiße Brust, versetzte meinen Körper in Starre, um dann wieder zu verschwinden.
Wir Kinder sahen ihn oft, wir hatten uns auf Mittelohrentzündungen spezialisiert - ein "hausgemachtes" Problem in einer Familie, in der beide Eltern rauchten (mehr Info).

Einmal nasaldröhnte Dr. Stavenhagen mir gegenüber: »Spräch näch so dürch dü Nose!« (eine recht skurrile Situation, die zum Widerspruch einlud, aber er hatte ja Metall im Schädel...). Er überredete meine Eltern, dass meine Polypen entfernt werden müssten. So ging eines schönen Tages in 1978 Queen Mom mit dem elfjährigen ich zu seiner Praxis in der Ispingrader Str., Radevormwald. Die Sprechstundenhilfe war Frau Stavenhagen. Sie war nicht wesentlich jünger als der Gatte und trug als Insignien ihres Alters einen Haarknoten und ein grün-braun-gelb-geblümtes Sommerkleid. Sie saß an einem arg überquellenden Tisch.
Das angrenzende Wartezimmer war quadratisch, es wurde von einem einzigen Nordfenster mit Blick durch Tannen spartanisch belichtet. An der Wand stand ein verstimmtes Klavier. Die ausliegenden Zeitungen waren älter als ich.
Das Behandlungszimmer nebenan lag bis auf den Lichtschein einer 40 W-Schreibtischlampe im Dunkeln. Der Schreibtisch gab dem Wort »überhäuft« eine fantastische, völlig neue Dimension. Ich musste mich auf den Behandlungsstuhl setzen, der aussah wie ein elektrischer Stuhl ohne Elektrik. Der Doktor scharwenzelte unauffällig heran, während er meiner Mutter dies und das zutrötete und schlang angelegentlich einen Lederriemen um mein linkes Handgelenk und die Stuhllehne. Hallo? Kurz drauf war ebenso mein rechter Arm gefesselt. Lächelnd tropfte der Arzt eine Flüssigkeit auf ein Tuch und drückte mir das Ganze ins Gesicht - Äther!
Ich hatte eine sehr intensive, rein grafische, in Graustufen gehaltene Vision von langen, zweidimensionalen Pendeln mit unterschiedlich geformten Pendelmassen (Kreis, Quadrat, unregelmäßiges Vieleck). Sie »kämpften« pendelnd gegeneinander, das eine von rechts, das andere von links. Eines gewann immer wieder gegen alle Anderen, die Verlierer zerbrachen oder stoben davon.
Irgendwann kam ich wieder zu mir. Stavenhagen zeigte mir eine braune Bakelit-Nierenschale, in der blutiger Quabbel schwappte. Strahlend wies er auch auf den blutverschmierten Haken, mit dem er mir das Zeugs aus der Nase gerissen hatte.
Wir gingen, Mutter stützte mich. Im Wartezimmer saßen bleichesten Antlitzes diverse Patienten, sie starrten mich an wie eine Marienerscheinung.
Ich war arg heiser.
»Du hast die ganze Zeit über geschrien wie am Spieß!«, sagte Mom kurz drauf. Das erklärte die Blicke im Wartezimmer.
Ich hatte keinerlei Erinnerung an Schreie.

Hey: Warum sollte man seine Kinder einer zeitgemäßen, nicht-traumatisierenden Medizin aussetzen, wenn man hie und da auch Hausbesuche haben kann?


Mehr: (Blogbeitrag)


Donnerstag, 26. April 2012

ru History 36 - Super-GAU (1986)

http://bit.ly/An5HCe 
Heute vor 26 Jahren.
"Die Katastrophe von Tschernobyl (auch: Super-GAU von Tschernobyl) ereignete sich am [Samstag, den] 26. April 1986 im Kernkraftwerk Tschernobyl nahe der Stadt Prypjat, Ukrainische Sowjetrepublik, als Folge einer Kernschmelze und Explosion im Kernreaktor Tschernobyl Block 4. Sie gilt als die schwerste nukleare Havarie und als eine der schlimmsten Umweltkatastrophen aller Zeiten." (Link)

1986, das war das Jahr 9 vor Internet.
Das gabs für Hans & Franz nämlich erst ab ca. 1995.
Also, wie immer, wenn von "damals" die Rede ist: Et gab ja nix!
Kein Twitter, kein Facebook, kein SPON, kein Wikipedia!
Die Leute hatten ja nicht einmal Handys - geschweige denn Geigerzähler.
Die Informationen, die man bekam, waren widersprüchlich und verwirrend, allerlei Einheiten wie Bequerel, Curie, Sievert etc. (Link) verschleierten mehr, als dass sie aufklärten. Also saß man vor der Glotze oder schaute in die Zeitung. Bei uns zu Hause gab es leider nur die "Bergische Morgenpost". Die "BM" liest Queen Mom bizarrerweise noch heute, natürlich "wegen der 'besseren' Todesanzeigen" - im Vergleich zum Konkurrenzblatt "Remscheider Generalanzeiger" ("RGA")...

Grenzwerte für Spinat und allerlei Gemüse wurden ausgegeben.
Pilze und Wild galten plötzlich als zu belastet, um noch "Nahrung" genannt zu werden. Wir als Familie stellten daraufhin für immer das Pilzesuchen ein, Stockschwämmchen und Hallimasch: ade!
Wildpilze sind noch heute belastet, über ein Vierteljahrhundert später (Link).

In der Schule war der Super-GAU natürlich Top-Thema.
Das war ja alles sehr verstörend.
Da wird man als "Kind der 80er" während des Kalten Krieges mit der absoluten Gewissheit groß, eines Tages in einem Atomkrieg zu sterben - und dann das! Der unsichtbare Fallout erzeugte so eine Art "The Day After"-Light-Stimmung - der Film war drei Jahre zuvor im Kino gelaufen.

Am Tage des größten Fallouts, es war der erste schöne, warme Tag des Jahres, saß ich mit meinem damaligen Schulfreund Frank auf der Terrasse seines Elternhauses. Wir trugen unsere Ray-Ban(!)-Sonnenbrillen und strahlten in den wundervollen, blauen Himmel zurück, anstatt uns im Haus zu verschanzen.
19-jährige Jungs können überraschend  □ trotzig / □ hirnrissig sein (Zutreffendes bitte ankreuzen).

Ich war in Jahrgangsstufe 12 des Radevormwalder Gymnasiums "THG", mein Erdkunde-LK-Lehrer hieß Blocksiepen. Aus aktuellem Anlass hatten wir am Dienstag, den 29. April 1986 eine Doppelstunde lang nur über die Havarie gesprochen.
Am Ende der Stunde sagte Blocksiepen: "Ich nehme einen Geigerzähler aus der Physik mit nach Hause. Wenn die Strahlenbelastung zu hoch sein sollte, dann komme ich nicht!"
Schön!
Am Mittwoch fehlte Blocksiepen, ebenso den Rest der Woche.
Das fühlte sich gefährlich an!
Die Woche drauf fehlte er weiterhin.
DAS fühlte sich wirklich VERDAMMT gefährlich an!!!
In der dritten Woche tauchte Freund Sonne wieder auf und behauptete, eine Grippe gehabt zu haben.
Sicher, sicher.


Mittwoch, 25. April 2012

Workshop: Wie man einen Kolibri fotografiert

http://bit.ly/Jp1ABt
2009 war ich für einen Tag auf der Karibik-Insel Bonaire. An einem spillerigen Schlangen-Kaktus schwirrte ein Kolibri herum, flog von Winz-Blüte zu Winz-Blüte und lutschte den Nektar heraus.
Im Grunde "bin ich ja gegen alles" (ich zitiere eine Kollegin), aber Kolibris finde ich ja supertoll!
Das Vögelchen konnte man nur sehen, wenn es direkt an einer Blüte in der Luft stand. Sobald es seine Position wechselte, verschwand es für das menschliche Auge kurz spurlos. Der Flügelschlag war ein Flirren.
Was für eine Hektik!
In meiner Eigenschaft als Tourist brachte ich meine Spiegelreflexkamera in Position und schoss eine kleine Salve Bilder. Nur doof, dass der Kolibri auf keinem der Bilder zu sehen war...
OK...
Ich stellte die Kamera auf Sportmodus, Bildmodus = Dauerfeuer. Ich schoss ein Dutzend Bilder, auf manchen war immerhin schon ein Stück Vogel zu sehen.
Waaa! Scheiß auf "kurze, kontrollierte Feuerstöße"!!!
Ich legte auf das Vögelchen an wie ein amoklaufender GI auf Victor Charlie: RAT-TAT-TAT-TAT-TAT-TAT-TAT-TAT-TAT-TAT-TAT-TAT-TAT-TAT-TAT-TAT-TAT-TAT-TAT-TAT-TAT-TAT-TAT-TAT-TAT-TAT-TAT-TAT-TAT-TAT-TAT-TAT-TAT-TAT-TAT-TAT-TAT-TAT-TAT-TAT-TAT-TAT-TAT!!!
Dann war der Kolibri plötzlich verschwunden.
Die Kamera kühlte knackend aus.
Unterm Strich hatte ich 44 Bilder, auf denen irgendwie nur ein Kaktus mit Blüten abgebildet war, elf Teilabbildungen (K. hinter Kaktus etc.), vier unscharfe Bilder und zwei halbwegs passable Aufnahmen (s. eingebettetes Bild).
Na, geht doch! :)


Mehr "AIDA mit QM": Blogbeiträge


Dienstag, 24. April 2012

Bußgeld wegen Himpelchen & Pimpelchen

http://bit.ly/I62ZNY
Zeit Online schreibt: "Trotz Bußgelds - Immer mehr Autofahrer mit Handy am Steuer" (Link).
Das könnte am neuen Trend (*würg*) "In-Car-Living" (*kicher*) liegen (Link), denn immer mehr Deutsche verbringen immer mehr Zeit im Auto, pro Arbeitnehmer 330 Stunden im Jahr.
Und es könnte auch daran liegen, dass einen Himpelchen & Pimpelchen ständig wegen jedem Scheiß aufs Handy anrufen.


Samstag, 21. April 2012

ru24 History 35 - Daten-Archäologie

http://bit.ly/JhwdIN 
Im Oktober 1991 hatte ich mit dem Studium an der BUGH Wuppertal angefangen. Im Frühjahr 1992 war es so weit: Ich hatte genug Geld zusammen, um mir meinen ersten PC zu kaufen. Es war ein 468-DX33 mit 4 MB RAM und einer 80 MB Festplatte (Atelco, Wuppertal). Das Gehäuse wog etwa 20 kg und war genau so hoch wie mein Schreibtisch, das Mauspad habe ich dann einfach drauf gelegt. Dazu gab es einen 14" Röhrenmonitor. Gezahlt habe ich damals ziemlich genau 3.000,00 DM.
Windows 3.1 gabs auf sieben 3,5"-Installationsdisketten dazu und zuvor war DOS 5.0 (auf drei 3,5"-Installationsdisketten) zu installieren. Dateinamen waren damals maximal acht (8) Zeichen lang *kicher*. Ich fing an, mich einzulesen. Nach etlichen Try and Error-Episoden optimierte ich angstfrei die Treiberreihenfolge in der AUTOEXEC.BAT.
Meine 3,5"-Disketten (Doom I, The Incredible Machine I, Castle Wolfenstein I, zahllosen Schriftarten und Windows Hintergrundbilder im seinerzeit den Winz-Monitor ausfüllenden Format 640x480 etc.) verwahrte ich sauber beschriftet und mit unterschiedlich farbigen Labels beklebt in einer Box. Die Datenträger hatte ich mit "VGA-Copy/386" (von Thomas Mönkemeier, Link) auf 1,72 MB statt auf 1,44 MB formatiert und die Daten waren mit dem Archivierungsprogramm "ARJ" (von Thomas Jung, Link) über mehrere Datenträger gepackt (sog. "multi-volume archives"). So konnte man leicht die eine oder andere Diskette sparen. Für die schreckliche Befehlszeilen-Syntax von ARJ hatte ich mir Batch-Dateien geschrieben.
Ich glaube, ich war ein kleiner Nerd, damals.
Gut, dass ich an derart verwurstete Daten nicht mehr ran muss, ich wüsste heute gar nicht, wo ich anfangen sollte...

Auf zeit.de wurde jetzt berichtet, dass der Quellcode von "Prince of Persia I" auf wundersame Weise und mit viel fachmännischer Hilfe gerettet werden konnte (Link). (Über) 20 Jahre alte Daten zu retten, zählt also heutzutage schon zur "Daten-Archäologie".
Respekt!
Mal sehen, wie es in 20 Jahren mit den E-Books von heute aussieht...

Da fällt mir ein: Meine Sinclair ZX Spectrum Datasetten, die ich mit meinem ITT Mono-Kassettenrecorder aufgenommen hatte, habe ich auch noch... :)
Und irgendwo fliegen ein paar Kilometer selbst gedrehte Super8-Filme herum, es wird ja immer obskurer!
Schnell, ruft einen "Daten-Paläontologen"!


Dienstag, 17. April 2012

Neulich, in der Nähe eines Nagelstudios

http://bit.ly/J3M4OR
Ich hatte etwas Wartezeit in der Wuppertaler Rathaus-Galerie totzuschlagen. Meine Freundin wollte mal eben zum Fotofix- oder dem EC-Automaten im ersten Stock, so genau hatte ich das nicht mitbekommen.
Ich saß auf einer Bank und wartete. Da gab es ein Nagelstudio. Aber nicht irgendein Nagelstudio! Nein, es war das "professionelle Nagelstudio New York Nails"! Unterzeile: "American Style". In dem verschlagartigen Kabuff saßen ganz reizende asiatische Mädchen mit Kittel und Mundschutz und machen so Frauen die Nägel. Die Kundinnen hatten in der Regel massiv rausgewachsene Haar-Ansätze und offensichtlich ganz andere Probleme als was-auch-immer mit ihren Nägeln. Dabei quatschten sie die Asia-Mädels voll mit dem Zeugs, dass sie bei ihren letzten zwei verpassten Friseur-Terminen nicht losgeworden waren.
Das Ganze war sehr offen angelegt, sonst wären alle in dem Laden sofort ohnmächtig geworden. Dadurch war aber die Luft im Umfeld dieses Beauty-Tempels so dermaßen mit Nagellack- und Nagellack-Entferner-Dämpfen gesättigt, dass ein winziger Funke genügt hätte, und das gesamte Center wäre in die Luft geflogen.
Meine Stirn umwölkte sich sorgenvoll, vor meinem geistigen Auge sah ich einen olympischen Fackelträger an mir vorbeijoggen, eine katholische Prozession mit Kerzen vorbeidefilieren und in nächster Nähe einen Rastamann seine Blubber mit einem Taschenbrenner befeuern.
Meine Freundin kam vom Fotofix- oder dem EC-Automaten zurück. Wir vermieden es, uns noch länger aufzuhalten und verließen das Center durch einen Nebenausgang.
Puh!
Rückblickend, wieder an der frischen Luft, würde wohl schon ein Glühwürmchen mit einer Fehlzündung genügen...


Montag, 16. April 2012

Die lähmendsten Sportarten der Welt

http://bit.ly/J1b84m
Skispringen. Die Fernseh-Übertragung des Neujahrs-Skispringens aus Garmisch-Partenkirchen ist mit Abstand das lähmendste Sportereignis der Welt. Es geht FWUSCHHHHH-Zfit!-Wooooosch ... PADATZ! Und das mit den fünf immer gleichen Kameraeinstellungen gefühlte 500 Mal hintereinander. Alle sehen gleich aus und springen irgendwie gleich weit. Seit 1987 ist man deswegen dazu übergegangen, 500 Mal den gleichen Sprung (Nykänen) vom 01.01.1987 zu zeigen. Der Gewinner wird durch Los bestimmt und ist immer ein Zwerg mit 220 Werbelogos auf dem hautengen, dreifarbigen Leibchen.

Riesenslalom. Ist wie Skispringen ohne richtig abzuheben. Statt FWUSCHHHHH-Zfit!-Wooooosch ... PADATZ! macht es FWUSCH-FWUSCH-FWUSCH-Döng (Fahne)-FWUSCH-FWUSCH-FWUSCH! Ansonsten, siehe Skispringen.

Formel Eins. Wird zu recht auch als "Rennzirkus" bezeichnet. F1 ist die Königin, wenn es darum geht, fossile Brennstoffe in Lärm, Gestank und CO2 umzuwandeln. Hochgerüstete, brüll-laute Gefährte fahren so lange im Kreis, bis alle taub sind oder etwas explodiert. Alle sind in etwa gleich umweltschädlich. Der Gewinner wird deswegen durch Los bestimmt und ist immer ein Clown mit 220 Werbelogos auf dem hautengen, zweifarbigen Leibchen. F1 ist in etwa so zeitgemäß wie die Ausrottung einer Tierart oder das Abholzen der Regenwälder.

Fussball. Ist nur interessant, wenn Papa, als man Kind war, vor der Glotze Bier getrunken und rumgebrüllt hat. Das prägt. Deshalb trägt man noch heute rote, blaue, gelbe oder grüne Schals. Vereins-Simulation: Wenn man aus einem Rommé-Spiel die 110 Karten auf zehn elfer-Häufchen aufteilt, dann aber ständig Karten zwischen den Häufchen austauscht, "für" welches Häufchen bist du jetzt? Antwort: Schaaalke! Facepalm. Mit gesundem Menschenverstand ist das nicht erklärbar. Die Gewinner und der Verlierer dürfen nach dem Spiel atemloses, prägrammatikalisches Gestammel in vorgehaltene Mikros sabbeln und dabei ihre Werbelogos zeigen.

Handball ist Fußball nur mit anderen Mitteln.

Baseball. Inspiriert durch ein Riesenschachspiel mit Menschen statt Figuren, haben die Wissenschaftler des amerikanischen Kernforschungszentrums "Los Alamos" 1942 eine "Protonen-Kollision bei sieben Tera-Elektronenvolt in einem Teilring-System" nachgestellt. Das Regelwerk orientiert sich an den Zuständen in einem Quark-Gluon-Plasma. Eine der wichtigsten Regeln lautet: "Nicht auf das Proton spucken!" (Link)
Außer Kernforschern versteht niemand dieses "Spiel". Dem Publikum gefällt es, denn schließlich gibt es Hot-Dogs, Bier, lecker Cheerleader und man ist an der frischen Luft.


Freitag, 13. April 2012

@work 12 - Komplettausfall

http://bit.ly/It6fFh
Allgemeiner, unternehmensweiter Ausfall des "beliebten" Mailprogramms Lotus Notes.
Kunde ruft an.
"Mein Notes funktioniert nicht!"
"Ja, da gibt es leider einen allgemeinen Ausfall!"
"Warum wurden wir darüber nicht per E-Mail informiert?", fragt er entrüstet.
"Äh, ... weil das Mailen gerade nicht funktioniert?"
Kunde so: *mopper*
*seufz*

Persönliche Notiz: Nur noch 22 Jahre bis zur Rente.


Donnerstag, 12. April 2012

@work 11 - technischer Fortschritt

http://bit.ly/HzkkwA
Was hat es seit 1992 nicht alles für technische Fortschritte gegeben!
Aus einem Festplattenvolumen von 120 MB ist 1 T geworden - Faktor 8.738 (Info).
Aus 4 MB RAM Arbeitsspeicher sind 4 GB RAM Arbeitsspeicher geworden - Faktor 1.000.
Aus einem Prozessortakt von 100 MHz sind 2.20 GHz geworden - Faktor 22.
Aus Windows 3.1 (mit DOS 5.5) wurde Windows 7 - Faktor 2,26 (Spaß).
Hurra!

Doch die Probleme von damals sind so aktuell wie nie: Es druckt nicht. Oder der Drucker verarbeitet die Jobs extrem langsam. Die Geschwindigkeit des Rechners kommt einer Arbeitsverweigerung gleich. Lotus Notes ist erst recht urst ultra langsam. Das Plakatdruckprogramm ist so lahm, dass Getipptes erst Sekunden später auf dem Bildschirm erscheint. Datensicherungen sichern keine Daten. Dokumente verschwinden, Datenbanken rauchen ab, Rechner, Monitore und Drucker "in echt". Es schmort.

1992 bis 2012: Es war ein langer Weg, aber wir sind ihn gegangen. 
Abgesehen von dekorativem Schnickes ist eigentlich alles wie immer.
Die zivilisierte Menschheit doktert seit 20 Jahren an den Symptomen herum und hofft, dass mit der nächsten Hardware und der nächsten Software alles besser wird.

Ich gehe felsenfest davon aus, dass in 20 Jahren der PC und Windows rückblickend als lächerlichste Irrtümer der Moderne angesehen werden.
Und wenn nicht, dann sind wir in 2032 schlimmstenfalls exakt genau so im Arsch wie heute.

Persönliche Notiz: Nur noch 22 Jahre bis zur Rente.


Mehr dazu: (Blogbeitrag)


Mittwoch, 11. April 2012

Frau Buckelbach

http://bit.ly/Is4Nn0
Mit den Mietern, die über einem hausen, kann man Glück haben.
In meiner alten Wohnung hatte ich mal Leute über mir wohnen, die waren nie da - großartig! Danach zog ein minderbemittelter Schwachmat ein, der gerne mal nachts besoffen durch die Straße zog und dabei "Olé, olé-olé-olé - BVB!!!" brüllte. Ich habe mein gesamtes Voodoo-Repertoire aufwenden müssen, dass er mit seiner leprösen Freundin irgendwo anders hin zusammengezogen ist, wohin war ja egal. Mittlerweile haben sie ihre prachtvoll-rustikalen Gene zusammengeworfen - meinen Glückwunsch!
(Wird sicher ein Genie.)

Als wir in die neue Wohnung im dritten Stock nach Wuppertal-Elberfeld zogen, wohnte Frau Buckelbach bereits im Vierten. Frau B. war in etwa in unserem Alter, hatte diverse Rennkatzen und einen 6-jährigen Sohn. Alles gut! Im Treppenhaus grüßten wir, Frau B. grüßte, das übliche, belanglose Zeugs.
Am liebsten hätte ich sie beglückwünscht, dass jetzt zwei wunderbare Hochleistungsnachbarn unter ihr wohnten! Hach!
Die Tage flogen dahin.
4-6-8: Frau B.s vier Rennkatzen galloppierten umher, von ihrem sechsjährigen Sohn war kein Laut zu vernehmen, wahrscheinlich spielte er im Schneidersitz und mit Kopfhörern Konsole, dafür saugte sie achtmal täglich akribisch die gesamte Wohnung.

Erstmalig schellte sie an der Tür, um sich zu beschweren, als wir Spielbergs "Super 8" sahen. OK, da explodiert schon eine ganze Menge.
Wir stellten sofort leiser, nahmen Bässe raus.
Einige Tage später die nächste Beschwerde.
Wir stellten leiser, nahmen die Bässe ganz raus. An den stilleren Passagen musste ich meiner Freundin nun die Dialoge soufflieren.
Kurz drauf die nächste Beschwerde.
Wir gewöhnten uns an, sobald ein Film lauter wurde, aufzuspringen und sofort leiser zu drehen, dann an den leisen Stellen wieder etwas lauter zu stellen, weil man ja plötzlich nichts mehr verstand.
Als wir mal im Kino saßen, zuckten wir beide an einer lauten Stelle zusammen - wir hatten das Gleiche gedacht: "Leiser stellen!"
Einmal Samstags Nachmittags haben wird ein wenig Schnittchen-Jazz gehört., schon flogen oben Gegenstände durch die Wohnung und kurz darauf stand sie wieder auf der Matte, bleich vor Zorn.
Meine gute Erziehung hätte mich an dieser Stelle ruhig mal kurz im Stich lassen können, aber nein...
Machte aber nix: Wann immer wir ihr nun im Treppenhaus begegneten, war ihr Gesicht eine Wasserspeier-Fratze, mit der man hätte Türen abbeizen können.
Gestörte Person.
Brrr!

Nun ist sie ausgezogen.
Hurra!
Hoffentlich wohnt sie jetzt mit ihren ganzen Katzen und dem ausgestopften Kind in einem schalldichten Tonstudio im 6. Untergeschoss eines stillgelegten Wehrmachtsbunkers.
Man muss auch gönnen können.


Bürogeplänkel 31 - Zeitüberschreitung der Anforderung

http://bit.ly/HGMskS
Ich sitze da so im Büro. Die hinter mir sitzende Kollegin spricht mich an.
"Henning?", fragt sie vorsichtig.
"Hmm!"
...
"Bist du da?"
Was wolle?
"Kannst du mich sehen?", frage ich zurück.
"Ja!"
"Na, dann bin ich wohl da!"
...
"Bist du zu Tisch?"
Hä?
"Nein!"
...
"Kann ich dich was fragen?"
Meine Güte!
Das wird hier ja ein ganz klassischer Fall von "Zeitüberschreitung der Anforderung". Ich schaue auf die Uhr. Ups! Ich habe seit vier Minuten Mittagspause. Da hätte sie mal lieber gleich gefragt.
"Bin doch zu Tisch!", sage ich und haste zur Stechuhr.
Kollegin so: *vergrätz*
Tsts!


Sonntag, 8. April 2012

Trendy

http://bit.ly/HmAOwF
Was gibt es nicht alles für Trends!
Googlet man "Trend", erhält man satte 705.000.000 Ergebnisse. Wow.
"Megatrend" bringt es auf 4.780.000 Ergebnisse, "Gigatrend" noch auf 205.000.
"Gigatrend"? - Hallo?
*kicher*
Ich glaube "Teratrend" und "Petatrend" können wir vernachlässigen.
Siehe Vorsätze für Maßeinheiten.

Aber was sind denn diese Trends überhaupt?
Atmen, Essen, Fortpflanzung und Stoffwechsel sind Megatrends, würde ich mal sagen. Schuhe und Kleidung tragen, in Betten schlafen, duschen, Internet etc. sicher auch. Rockt!
Aber hey: Wenns nur darum ginge, würde doch kein Schwein so ne Welle deswegen machen...

Also, schaut man sich das Gebrabbel mal an, was hinter den total trendigen Weblinks steht, dann geht es dabei einzig um das Marketing von Mode, Schuhen, Frisuren, Handtaschen, Technik und Firlefanz.
*gähn*
Für alle zwischen 12 und zweiundzwanzig sicher ganz großes Kino. Und dann entwickelt sich ein persönlicher Stil und gut ist.
Eigentlich...
Aber oh weh: Das würde ja die heilige Kuh Wirtschaft nicht ankurbeln! Wo kämen wir dahin, wenn alle wie in Maos China in Blaumännern herumliefen? Die Welt würde ja voll total untergehen! Es geht ja eben darum, Hekatomben an billig hergestelltem Ramsch über ein Dutzend Zwischenhändler völlig überteuert an den Schwachmaten zu bringen! Und wenn der schon alles hat, dann eben in einer anderen Farbe oder bedruckt mit quergestreiften Gnus - die Deppen stürzen sich wie immer drauf wie auf Manna! Unsere juvenilen Sklaven in der Dritten Welt tackern es in diesem Augenblick seit 16 Stunden ohne Pinkelpause für uns zusammen.

Ist es untrendy, dass mir von dem Mist ganz blümerant wird?
Mit den sogenannten Trends ist das wie mit den sogenannten Promis (Blogbeitrag) - in meiner Lebenswirklichkeit sind beide Begriffe mittlerweile vollständig negativ belegt.
Vielleicht einer der kommenden Megatrends!


Linktipp: den eigenen Slavery-Footprint berechnen lassen.


Samstag, 7. April 2012

Bubble-Tea

http://bit.ly/I9GYir
Eines der Highlights meiner Kindheit in den 80ern war der Slush-Puppie-Stand auf dem Marktplatz in Radevormwald. In einen Becher gestoßenes Eis gab es einen schrillbunten Sirup dazu, das Ganze wurde durch einen dicken Strohhalm genuckelt. Danach war die Zunge blau, rot, grün, gelb. Ich nahm immer das Grüne.
Ha! SO fühlte sich die Moderne an!
Seltsamerweise weiß ich nicht mehr, wonach das Zeug eigentlich geschmeckt hat. Ich denke, es ging ohnehin vordergründig um die Farbe, nicht um den Geschmack. Ich tippe aber mal auf "Waldmeister", eine Geschmacksrichtung, die, wenn man sie denn wieder populär machen wollte, als "evil master of the woods" verkaufen müsste.
Den Slush-Puppie-Stand im Rader Stadtzentrum gibt es schon ewig nicht mehr.

Dafür eröffnen jetzt allerorten Bubble-Tea-Läden.
Bubble-Tea ist ein Milchshake mit Tee und Alginat-Kugeln, die man durch dicke Strohhalme nuckelt.
In Berlin kann man keine 15 Schritte mehr machen, ohne an einem solchen Laden vorbei zu kommen (Link). Jetzt haben die Bubble-Tea-Läden sogar bis in die bergische Provinz nach Wuppertal hinein metastasiert und somit meine Aufmerksamkeitsschwelle überschritten.
Also gut!
De Omma hatte damals immer eine sumpfdotterblumengelbe Packung Sidroga "Blasen- und Nierentee" herumstehen. Das aufgebrühte Teegetränk schmeckte irgendwo zwischen "Irx!" und "Argh!", aber es ging so gerade noch herunter. Ein trendiges Modegetränk wäre das nimmer geworden, selbst nicht auf Englisch ("evil bladder- and kindney-tea").
Aber mit Ommas Blasentee hat der Bubble-Tea wohl wenig bis kaum etwas zu tun...

In Wuppertal-Elberfeld gibts am Neumarkt jetzt gleich zweimal die Möglichkeit, Bubble-Tea zu genießen. Ein Bubble-Tea-Marktstand und ein Bubble-Tea-Laden - keine 100 Meter voneinander entfernt - ringen um Bubble-Kundschaft. Das muss echt unheimlich rocken!
Abgesehen davon, dass die Plempe nichts enthält, was ein Körper braucht (Link), er pro Liter bis zu 2.000 kcal enthält (Link), man neben den Farb- und Geschmacksstoffen noch weitere, unerfreulichere Chemikalien darin finden kann (Link) und die Kügelchen von Kleinkindern eingeatmet werden können (Link), scheint der Tee TOTAL GESUND zu sein (Herstellerseite) - surprise!
Muahaha!
Ja dann!
Kopfüber in die Moderne: Ich werde mir mal einen reinziehen.
Einen Grünen.


Mehr lesen: (hier)


Mittwoch, 4. April 2012

@work 10 - Weia

http://bit.ly/HfHWfb
Kundin ruft an.
"Die Kasse meldet: 'Der Scanner kann nicht angesprochen werden'!", sagt sie.
"Hmm. Haben Sie schon mal einen anderen Scanner an der Kasse ausprobiert?"
"Nee. ... Aber hier liegt ein Kabel herum, das ist überhaupt nicht eingesteckt!"
"Aha..."
"Ja, und das Kabel ist sogar von dem Scanner!"
"Na, das könnte ja tatsächlich erklären, warum der Scanner nicht angesprochen werden kann..."
"Au toll, vielen Dank!"

Weia.

Persönliche Notiz: Nur noch 22 Jahre bis zur Rente.


Dienstag, 3. April 2012

kleiner ru24 Sprachführer Niederländisch

http://bit.ly/HJx9ZE
Am letzten Wochenende mit Freunden in Holland fiel mal wieder auf, wie wenig wir über die Niederländische Sprache wissen.
Ich möchte dem geneigten Leser einen kleinen Sprachführer Niederländisch an die Hand geben, der nächste Urlaub kommt bestimmt!

Beim Arzt:
Durchfall: flotjes
starker Durchfall: sterk flot
Brechdurchfall: uitwerpselen-flotjes
verdorbener Magen: frituur-maag
Sonnenbrand: rood vel
Sommersprossen: poeppuntjes
Kater: grolschje
Hoden: klontjes

In der Stadt:
Tourist-Info: Duitsen-huis
Touristenattraktion: Duitsen-attractie
Boutique: uitverkoop
Apotheke: koffieshop
Blaumeise: dronken meisje

Kulinaria:
Spezialitätenrestaurant: snackbar
Nahrung (allg.): frituur
Currywurst: frikandel
Poffertjes: poffertjes

Straßenverkehr:
Radarkontrolle: Duitsen-valstrik
Park-Knöllchen: Duitsen-valstrik

In der Pension:
Kondome: slagroomzakjes

Konversation:
Hau mee niet de klotzjes in de klontjes!
(beim Kubb-Spiel am Strand oder auf dem Campingplatz)
Ik het sterk flot van de verdomme frituur!
(nach dem Essen)
De dronken meisjes uitwerpselen achter de snackbar!
(zwischen 0.00 Uhr und 24.00 Uhr)
De roode afghaan is eerlijk knallig!
(In der Apotheke)


Tipp: (Link)