Käptn Peilo leidet etwas unter der sommerzeitbdingten Umstellung der Uhr, bildet er sich zumindest ein. Käptn Peilo ist ja auch schon über 40. Erst kommt er nicht aus'm Bett, dann drömmelt er unter der Dusche herum. Und zum Rasen auf dem Weg zur Arbeit hat er keine Lust, das wäre ja auch total gefährlich, so müde wie er ist.
In der Firma, zeitnah ist anders, öffnet er sein Fach und entnimmt den Zeiterfassungs-Chip. Er geht zur Uhr, macht *blip*. Mit dem Zeiterfassungs-Chip geht's zurück zum Fach, den Chip wieder aufhängen. Doch - weh! - der Chip entgleitet seinen müden Händen und fällt ... in den offenen, blauen Müllsack, den die Putzfrau dort kurz hat stehen lassen.
Käptn Peilo erstarrt.
Er linst unauffällig in den Sack, Müll, Melm und Mocke haben gemeinschaftlich den Chip verschlungen! Wenn das jetzt jemand gesehen hat, ist er geliefert! Doch die Kolleginnen machen ausnahmsweise ihre Jobs. Käptn Peilo atmet auf. Er nickt versonnen der kleinen Frau zu, die an ihm vorbeihastet.
Was nun?
Doch soeben hat sich das Problem insofern gelöst, weil nämlich die kleine Frau die Putzfrau ist, die mit dem Müllsack von dannen hastet.
Käptn Peilo zuckt ratlos die Schultern.
Das war wieder ein Fall von "zu viel Realität am Morgen".
Dienstag, 30. März 2010
Montag, 29. März 2010
Familie 13 - Frühlingsspaziergang
Diesen Text hat ein mir nahestehender Nihilist verfasst:
Es ist Sonntag der 28.03.10, kalendarisch sollte es nun Frühling sein.
Zwischen Regenschauern ist der Himmel auch mal kurz für etwa drei Minuten auf der Fläche eines Fußballfeldes blau. Es ist eine Art von Blau, die nur ein Idiot für Himmel auswählen würde.
Da sind dutzende Elternpaare, die ihre Klone ausführen. Der Klon das Vaters stolpert mit einem Kickboard vorne weg, der Klon der Mutter wird im Kinderwagen geschoben. Der Vater blickt missmutig zum Himmel, er wäre jetzt gerne zu Hause und würde Fußball oder etwas vergleichbar Hirnloses in der Glotze sehen.
Die Mutter blickt missmutig und starr geradeaus, sie würde jetzt lieber ihrem Putzzwang erliegen und im ganzen Haus die Fußleisten polieren, das hat sie seit fast zehn Tagen nicht gemacht, ist also längst mal wieder fällig.
Der vorneweg laufende Klon des Vaters blickt missmutig, weil man ihn aus der Sitzstarre vor der Glotze in diese merkwürdig riechende, feuchte Umwelt gezwungen hat.
Der Klon der Mutter, noch im frühen Larvenstadium, schaut missmutig aus dem Kinderwagen, seine Augen blitzen in einer Art von Blau, die nur ein Idiot für Augen auswählen würde.Dann beginnt es wieder zu regnen. Nicht stark genug, dass man sofort die Flucht ergriffe, nur so stark, dass es einem in den Nacken tropft und von der Nase.
Alle schauen noch etwas missmutiger.
Es ist Sonntag der 28.03.10, kalendarisch sollte es nun Frühling sein.
Sonntag, 28. März 2010
Statistik
Ich habe es im Netz aufgeschnappt: »Über 51% aller männlichen Briten haben sexuelle Fantasien, in denen David Beckham vorkommt.« (Quelle)
Hallo?
Hätte der Satz gelautet: »Über 51% aller männlichen Briten haben sexuelle Fantasien, in denen Victoria Beckham (geb. Spice) vorkommt« - dann wäre ich schon von den Socken gewesen und hätte gedacht: »Ach? Echt? Wieso?«
Aber David Beckham?
Der Schutzheilige aller Metrosexuellen?
Man sollte diese Fantasie mal von der praktischen Seite beleuchten: Dieser Metrosexuelle wird danach mindestens 2 Stunden lang das Bad des fantasierenden Herrn blockieren, dabei dessen ganzen Augenbrauenstift aufbrauchen, die Augenfaltencreme und dazu seinen sündhaft teuren Concealer! Den Arschrunzelentferner lässt er vielleicht sogar mitgehen! Und dann wird er auch noch 300 Mücken für ein Taxi wollen.
Mindestens.
Aber nachdem ich jetzt mal ein größeres Kontingent von Little Britain (Link) gesehen habe, scheinen mir die 51% gar nicht mehr so völlig unwahrscheinlich.
Vielleicht gibt es sogar eine große Dunkelziffer... ;)
Samstag, 27. März 2010
Heimat 16/History 9: Herr Hermes (1979)
Lamberton Scammell cups topmarked with Hermes or Mercury in a circular medallion
Originally uploaded by EraPhernalia Vintage
Der mit weitem Abstand wohl faulste Lehrer meiner gesamten Schullaufbahn hieß Hermes, wie der Götterbote.
Es war auf der Realschule Radevormwald (Link), die 5. und 6. Klasse, ich war 11 bzw. 12. Hermes war mein Klassenlehrer und ganz nebenbei ein gefürchteter Choleriker.
Er betrat wie immer leicht verspätet das Klassenzimmer.
Er hatte buchstäblich nichts dabei außer seiner Kleidung, immerhin.
»Hat mal einer einen Kuli?«, fragte er, jemand reichte ihm einen.
Hermes öffnete das Klassenbuch und redigierte erst einmal 10 Minuten darin herum. Dabei schnauzte und herrschte er all die an, die dort Einträge wegen Fehlens, Rügen, fehlender Hausaufgaben etc. bekommen hatten – ein unbeherrschter, ja fast wahnsinniger Gott. Einmal hat er eine Mitschülerin wegen Schulschwänzens dermaßen angebrüllt, dass das Kind, das neben ihr saß, vor Angst zu weinen anfing.
Nach diesem Ritual ließ er sich im Erdkundeunterricht von einem Schüler ein Seydlitz-Erdkundebuch geben und fragte: »Was haben wir das letzte Mal gemacht?« – Alle nuscheln durcheinander, mit angespannter Mine sucht Hermes im Buch.
»Hm, dann malt mal die Klimakarte auf Seite 68 ab, ich bin gleich wieder da« – und verschwand. Hermes saß jetzt ernstlich eine halbe Stunde lang im Lehrerzimmer herum, las die Tageszeitung und trank Kaffee. Minuten vor Unterrichtsende tauchte er wieder auf, kontrollierte die Zeichnungen und gab den Rest als Hausaufgabe auf.
Alternativ hatte er den Video-Raum geblockt, wo irgendetwas annähernd zum Thema Passendes geschaut wurde, notfalls seine Urlaubsbilder (kein Scherz).
Nach einer solchen sogenannten »Unterrichtsreihe« kam der gefürchtete Hermes-Nullachtfünfzehn-Test:
»So, alles vom Tisch, nur 2 Blätter und ein Stift!« – Klasse: »Ächz!«
Er nahm das Erdkundebuch eines Schülers, blätterte darin herum und stellte nach Gusto irgendwelche Fragen. Die Antwort musste dann niedergeschrieben und sofort mit dem anderen Blatt zugedeckt werden. Wenn jemand beim Nachbarn spickte, explodierte Hermes in einem gewaltigen Ausbruch, viele bekamen dann vor lauter Stress gar nichts mehr auf die Reihe.
Ein beliebter Schülerwitz aus dieser Zeit zum Thema »Hermes« lautete: »Frage 8: Wie heißt der chinesische Bauer auf Seite 75?«
Nach 10 Fragen wurde alles noch einmal durchgegangen, indem er die Antworten vom Klassenbesten nahm und daraus sehr frei die Fragen reformulierte (dieser Schüler konnte nichts korrigieren). Die Blätter wurden eingesammelt und von der sogenannten Lehrkraft sofort korrigiert, d.h., er verbrachte die nächste halbe Stunde damit, mit seinem Rotstift Striche und Noten auf die Blätter zu kritzeln. Dann verteilte er schäumend die Werke, indem er die Namen aufrief, und man sich seinen „Test” einzeln vorn am Lehrerpult abholen musste. Wenn alle »Tests« auf diese Art und Weise verteilt waren, nahm er sein rotes Notenbüchlein, las alphabetisch die Namen der Schüler vor und ließ sich vom jeweiligen Schüler die Note sagen, die er dann in sein Büchlein eintrug. Dieses Vorgehen stellte sicher, dass damit auch eine ganze Unterrichtsstunde verballert wurde. Wer sehr mutig war, konnte beim Angeben der eigenen Note ein »Minus« unterschlagen und hoffen, dass es Hermes nicht auffiel.
In diesem Stil durfte er auch Mathematik, Musik und andere Fächer unterrichten.
Verjährt so eine Scheiße eigentlich?
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Freitag, 26. März 2010
Heimat 15/History 8: Frau Verhoye (1981)
Rock'n'Roll Realschule Teil 1
In der siebten Klasse der Realschule (Link) bekam ich Französischunterricht. Die Französischlehrerin war Frau Verhoye (sprich: Weh-roo-áh!) und sie ließ bereits bei der ersten Unterrichtsstunde auf sich warten.
Etwa fünf Minuten nach Unterrichtsbeginn hastete sie in den Raum. Sie war blondiert und touppiert, sie trug ein Kostüm und hochhackiges, farblich zur Kledage passendes Schuhwerk.
"Vite! Vite!", rief sie affektiert, als sie in den Klassenraum stürmte. Ihre allererste Amtshandlung bestand grundsätzlich darin, sich in dem Spiegel über dem Waschbecken zu schminken. Wir Kinder waren fasziniert und nahmen Haltung an, denn Anno 1981 stand man noch stramm hinter den Stühlen, sobald das Lehrpersonal den Raum betrat. Frau Veroye fuhr ein goldenes Mercedes Cabrio und war mit einem belgischen Schokoladenfabrikanten verheiratet - eine, die es geschafft hatte...
"Bonjour chers étudiants!", singsangte sie nasal.
"Gu--ten Mor--gen Frau Weh--roo--ááh!", brüllten wir.
"Asseyez-vous", sagte sie als nächstes.
Wir lernten mit der Zeit dass wir anschließend im Chor "Nous nous asseyons!" zu brüllen hatten. Etwa 25 Jahre später erfuhr ich durch Zufall, dass das "Wir setzen uns" heißt.
Mit der Zeit erlernten manche von uns die Grundzüge der obskuren Sprache Französisch. Und weil Frau V. absolut immer zu spät zum Unterricht kam, lernten wir quasi en passent, dass "Vite! Vite!" = "Schnell, schnell" bedeutet.
Die Jahreszeiten flogen nur so dahin, ich entdeckte mein fehlendes Talent = Nullbock, wählte Französisch ab und wandte mich dem naturwissenschaftlichen Zweig zu, der meinen Neigungen eher entsprach. Kurz drauf schrieb ich die einzige EINS meiner Schullaufbahn: In Biologie bei einem Sexualkunde-Test.
In der siebten Klasse der Realschule (Link) bekam ich Französischunterricht. Die Französischlehrerin war Frau Verhoye (sprich: Weh-roo-áh!) und sie ließ bereits bei der ersten Unterrichtsstunde auf sich warten.
Etwa fünf Minuten nach Unterrichtsbeginn hastete sie in den Raum. Sie war blondiert und touppiert, sie trug ein Kostüm und hochhackiges, farblich zur Kledage passendes Schuhwerk.
"Vite! Vite!", rief sie affektiert, als sie in den Klassenraum stürmte. Ihre allererste Amtshandlung bestand grundsätzlich darin, sich in dem Spiegel über dem Waschbecken zu schminken. Wir Kinder waren fasziniert und nahmen Haltung an, denn Anno 1981 stand man noch stramm hinter den Stühlen, sobald das Lehrpersonal den Raum betrat. Frau Veroye fuhr ein goldenes Mercedes Cabrio und war mit einem belgischen Schokoladenfabrikanten verheiratet - eine, die es geschafft hatte...
"Bonjour chers étudiants!", singsangte sie nasal.
"Gu--ten Mor--gen Frau Weh--roo--ááh!", brüllten wir.
"Asseyez-vous", sagte sie als nächstes.
Wir lernten mit der Zeit dass wir anschließend im Chor "Nous nous asseyons!" zu brüllen hatten. Etwa 25 Jahre später erfuhr ich durch Zufall, dass das "Wir setzen uns" heißt.
Mit der Zeit erlernten manche von uns die Grundzüge der obskuren Sprache Französisch. Und weil Frau V. absolut immer zu spät zum Unterricht kam, lernten wir quasi en passent, dass "Vite! Vite!" = "Schnell, schnell" bedeutet.
Die Jahreszeiten flogen nur so dahin, ich entdeckte mein fehlendes Talent = Nullbock, wählte Französisch ab und wandte mich dem naturwissenschaftlichen Zweig zu, der meinen Neigungen eher entsprach. Kurz drauf schrieb ich die einzige EINS meiner Schullaufbahn: In Biologie bei einem Sexualkunde-Test.
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Mittwoch, 24. März 2010
Lifestyle 33 - Murmel abfräsen lassen zu 6,50
"Dienstag ist Herrentag" bei meinem Frisör. Ein Herrenhaarschnitt ohne Häckes kostet bei meiner Frisörin aus diesem Grund 6,50 EUR incl. MwSt.
Irgendwann beschloss ich, statt des radikalen Standards "Murmel abfräsen" mal was ganz Anderes, Neues zu versuchen - ich ließ die Haare über die normale Schmerzgrenze hinaus wachsen und ging dann zum Dienstleister meines Vertrauens, um mir eine richtige Frisur verpassen zu lassen. Meine Frisörin lobte mein Ansinnen über den grünen Klee, schnippelte angelegentlich und zuweilen recht minimalistisch hier und da herum, gab mir noch Styling-Tipps und kassierte mich mit einem Lächeln ab ... 12,50 EUR - aha! Soso.
Aber ich hatte eine echte Frisur!
Am nächsten Morgen blickte ich von Aufstehen direkt in den Badezimmerspiegel: Ich sah aus wie Götz Alsmann - allerdings mit 3 Scheiteln (Bild). Nach dem Frottieren nach dem Duschen sah ich aus wie Urban Priol (Bild). Dann fing das Gefrimmel mit Gel und Bürste und dieser ganze Mist an, in zwei Dritteln aller Fälle sah ich aus wie ein ergrauter, indischer Seifenopernstar!
Aaah!
In heiligem Zorn habe ich mir die Murmel wieder abfräsen lassen zu 6,50 und gut ist.
Irgendwann beschloss ich, statt des radikalen Standards "Murmel abfräsen" mal was ganz Anderes, Neues zu versuchen - ich ließ die Haare über die normale Schmerzgrenze hinaus wachsen und ging dann zum Dienstleister meines Vertrauens, um mir eine richtige Frisur verpassen zu lassen. Meine Frisörin lobte mein Ansinnen über den grünen Klee, schnippelte angelegentlich und zuweilen recht minimalistisch hier und da herum, gab mir noch Styling-Tipps und kassierte mich mit einem Lächeln ab ... 12,50 EUR - aha! Soso.
Aber ich hatte eine echte Frisur!
Am nächsten Morgen blickte ich von Aufstehen direkt in den Badezimmerspiegel: Ich sah aus wie Götz Alsmann - allerdings mit 3 Scheiteln (Bild). Nach dem Frottieren nach dem Duschen sah ich aus wie Urban Priol (Bild). Dann fing das Gefrimmel mit Gel und Bürste und dieser ganze Mist an, in zwei Dritteln aller Fälle sah ich aus wie ein ergrauter, indischer Seifenopernstar!
Aaah!
In heiligem Zorn habe ich mir die Murmel wieder abfräsen lassen zu 6,50 und gut ist.
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Dienstag, 23. März 2010
ru24: History 7: Gefunden & Verloren, Teil II (1985)
Nachdem ich also an diesem Tag (Blogbeitrag) über 33% meines Gesamtkarmas verballert hatte, verlief das Treffen mit der reizenden Urlaubsbekanntschaft Ilka ziemlich mau, vorsichtig gesagt. Urlaub und Realität sind unterschiedliche Orte. Abends war ich einfach nur froh, den Heimweg antreten zu können. Ich schaute bei Ilka noch in den Straßenatlas ihres Vaters, versuchte mir den Rückweg einzuprägen, heraus aus dem Moloch Köln. Unsere Verabschiedungen beinhalteten keine Wir-bleiben-in-Kontakt-Formeln.
Mit meinem haselbraunmetallicfarbenen Opel Kadett D machte ich mich auf den Heimweg.
Dass Innerorts in Köln 80 km/h gefahren wird, schockierte mich ebenso wie die Tatsache, dass man Land-Eier mit GM-Nummernschild einfach abdrängte - besorgniserregend!
Nach nicht einmal 5 Minuten war ich im Moloch Köln verloren gegangen.
Ich fuhr von Tankstelle zu Tankstelle und fragte nach dem Weg. Gemäß dieser rund ein Dutzend Weisungen irrlichtete, mäanderte ich durchs Kölner Stadtgebiet.
Kein einziges Schild wies in eine mir nur vage bekannte Richtung!
Meine anfängliche Irritation wich Besorgnis.
Die Stadtteile derweil wurden finsterer, menschenleerer. Kaltes Licht weniger intakter Laternen brach sich im regenfeuchten Asphalt, als ich eine spartanisch illuminierte BP ansteuerte, eine tranfunzelde Insel inmitten stygischer Finsternis. Ich betrat den Verkaufsraum - palim! Links an der Wand standen 5 Stühle, darauf saßen 5 bekopftuchte Türkinnen mit Körbchen auf dem Schoß und strickten. Keine von ihnen schaute auf. Zum Klappern der 10 Nadeln brabbelte im Hintergrund ein Fernseher. Hinter dem Verkaufstresen stand ein etwa 50-jähriger Türke. Ich grüßte freundlich und sagte mein Sprüchlein auf von wegen "Richtung Wuppertal" und so. Der Mann schaute durch mich hindurch, regte sich nicht, schien mich nicht einmal zu ignorieren. Ich glaube, er hat nicht einmal gezwinkert.
Ich floh diesen Ort.
Meine anfängliche Besorgnis wich Verzweiflung.
Urbanes Schwarz hüllte mich ein wie ein Grabtuch.
Ich fuhr und fuhr und fuhr, angetrieben von bleihaltigem Normalbenzin und dem drängenden Wunsch, irgendwann mal wieder zu Hause zu sein. Später, viel später entdeckte ich ein blaues Autobahnschild in Richtung Gummersbach, ein elender Ort zwar, diese meine entlegene Kreisstadt (daher das GM auf meinem Kennzeichen), mindestens eine Stunde Fahrtzeit von meinem Zuhause entfernt, aber allemal besser, als gänzlich verlorenzugehen.
Ich fuhr über 60 km nach Gummersbach, von da aus 35 km über Land durch Marienheide, Wipperfürth und Hückeswagen zurück nach Hause.
Als ich aus dem Wagen ausstieg, zitterten meine Knie, doch: Oh, süße Heimat - es roch leicht nach Gülle und feuchtem Grün!
Land-Ei war wieder zu Hause.
Dass Innerorts in Köln 80 km/h gefahren wird, schockierte mich ebenso wie die Tatsache, dass man Land-Eier mit GM-Nummernschild einfach abdrängte - besorgniserregend!
Nach nicht einmal 5 Minuten war ich im Moloch Köln verloren gegangen.
Ich fuhr von Tankstelle zu Tankstelle und fragte nach dem Weg. Gemäß dieser rund ein Dutzend Weisungen irrlichtete, mäanderte ich durchs Kölner Stadtgebiet.
Kein einziges Schild wies in eine mir nur vage bekannte Richtung!
Meine anfängliche Irritation wich Besorgnis.
Die Stadtteile derweil wurden finsterer, menschenleerer. Kaltes Licht weniger intakter Laternen brach sich im regenfeuchten Asphalt, als ich eine spartanisch illuminierte BP ansteuerte, eine tranfunzelde Insel inmitten stygischer Finsternis. Ich betrat den Verkaufsraum - palim! Links an der Wand standen 5 Stühle, darauf saßen 5 bekopftuchte Türkinnen mit Körbchen auf dem Schoß und strickten. Keine von ihnen schaute auf. Zum Klappern der 10 Nadeln brabbelte im Hintergrund ein Fernseher. Hinter dem Verkaufstresen stand ein etwa 50-jähriger Türke. Ich grüßte freundlich und sagte mein Sprüchlein auf von wegen "Richtung Wuppertal" und so. Der Mann schaute durch mich hindurch, regte sich nicht, schien mich nicht einmal zu ignorieren. Ich glaube, er hat nicht einmal gezwinkert.
Ich floh diesen Ort.
Meine anfängliche Besorgnis wich Verzweiflung.
Urbanes Schwarz hüllte mich ein wie ein Grabtuch.
Ich fuhr und fuhr und fuhr, angetrieben von bleihaltigem Normalbenzin und dem drängenden Wunsch, irgendwann mal wieder zu Hause zu sein. Später, viel später entdeckte ich ein blaues Autobahnschild in Richtung Gummersbach, ein elender Ort zwar, diese meine entlegene Kreisstadt (daher das GM auf meinem Kennzeichen), mindestens eine Stunde Fahrtzeit von meinem Zuhause entfernt, aber allemal besser, als gänzlich verlorenzugehen.
Ich fuhr über 60 km nach Gummersbach, von da aus 35 km über Land durch Marienheide, Wipperfürth und Hückeswagen zurück nach Hause.
Als ich aus dem Wagen ausstieg, zitterten meine Knie, doch: Oh, süße Heimat - es roch leicht nach Gülle und feuchtem Grün!
Land-Ei war wieder zu Hause.
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Donnerstag, 18. März 2010
ru24: History 7/Mysterium 5: Gefunden & Verloren, Teil I (1985)
Anno 1985 lernte ich im Urlaub auf Teneriffa ein Mädel kennen: Ilka. Sie war ganz wunderbar, ich wohl auch - wie man das ja oft mit 16 und 18 noch ist. Wir beschlossen, uns nach dem Urlaub mal wiederzusehen.
Sie wohnte in 5000 Köln, ich in 5608 Radevormwald.
Monate später telefonierten wir, machten etwas aus für den kommenden Samstag, 15:00 Uhr.
"Wir können uns am SATURN treffen. Den SATURN kennste doch?", fragte sie.
"Klar. Sicher!", log ich. Ich glaube, jeder im Umkreis von 100 km kannte den Kölner SATURN, den größten LP-Laden westlich vom Pecos - nur ich nicht. Es war übrigens der erste Saturn-Hansa-Markt, der 1962 am Kölner Hansaring im Hansahochhaus eröffnet worden war (Link).
Unglückseligerweise kannte ich mich in der benachbarten Metropole mal so gar nicht aus.
Am großen Tag setzte ich mich in meinen haselbraunmetallic-lackierten Opel Kadett D. Die Fahrtzeit hatte ich mit einer Stunde ziemlich knapp bemessen. Kein Navi, kein Handy (et gab ja nix!), keine Karten, keinen blassen Schimmer, nur ausgestattet mit dem jugendlichen Überschwang eines 18-jährigen fuhr ich auf die A1 in Richtung Köln, eine Strecke von rund 50 km. Irgendwann wechselte ich von der A1 auf die A57 - mit "Köln Zentrum" wähnte ich mich "gefühlt" auf der sicheren Seite. Spontan fuhr ich bei einem weiteren Hinweis zu "Zentrum" ab. Entscheidungen standen an, ich fuhr gemäß Münzwurf links. Eine Weile geradeaus. Ich fuhr nach Münzwurf rechts. An einer Baustelle bog ich unorthodoxerweise mal irgendwo ab, dann fuhr ich wieder geradeaus.
Hatte vorher mein Wissen, wo ich war, NULL betragen, so hatte man mich jetzt zusätzlich mit verbundenen Augen im Kreis gedreht.
Und die Zeit drängte ein bissi!
Fünf vor drei!
Ich beschloss also, jemanden zu fragen. Am rechten Straßenrand stand eine Person an einer Bushaltestelle, ich fuhr heran, kurbelte die Scheibe herunter und setzte an, nach dem SATURN zu fragen...
"Hey, Henning, du bist aber pünktlich!", sagte Ilka begeistert und stieg ein. Ich stand vor dem SATURN, es war 14:56 Uhr.
Ich glaube manchmal, dass ich an diesem Tag über 33% meines Gesamtkarmas verballert habe.
[Fortsetzung]
[Fortsetzung]
Samstag, 13. März 2010
Neu bei Ebay
Der "Papst-Golf" wurde in 2005 für fast 190.000 Euro bei Ebay verkauft. Seitdem wartet der Sammler seltener Dinge nahezu vergeblich auf weitere Devotionalien aus dem Hause Ratzinger - abgesehen vielleicht von Verkauf des "Papst-Geburtshauses" in 2006. Nun hat der offenbar sehr zu Jähzorn neigende "Papst-Bruder" (Quelle) im Zuge der zurzeit in katholischen Einrichtungen aufgedeckten Ungeheuerlichkeiten zugegeben, seine Domspatzen geohrfeigt zu haben.
Donnerstag, 11. März 2010
Aus anderem Holz geschnitzt
Jetzt haben die Iren eine handvoll dieser Radikal-Spacken verhaftet, »die den Tod des schwedischen Künstlers Lars Vilks geplant haben sollen«:
»Der Schwede hatte 2007 eine Zeichnung von Mohammed als Hund veröffentlicht. Der dänische Karikaturist Kurt Westergaard war Anfang des Jahres nur knapp einem Mordanschlag in seinem Haus in Århus entgangen. Er gilt seit den Protesten Anfang 2006 gegen seine Karikatur mit dem Propheten als Terrorist für die Zeitung Jyllands-Posten als permanent bedroht.« (Quelle)
Dieser Mohammed, selbst war schon aus einem anderen Holz geschnitzt als wir in unserer christlich geprägten Kultur uns so einen Heiland vorstellen. So mit »andere Wange hinhalten«, Stuhlkreise bilden und »ey, du, lassen wir da mal drüber reden, du« war da vermutlich nicht allzu viel zu wollen. Als Mohammed vom Mekka nach Medina gezogen ist, hat er das mit einem Kriegs-Heer getan und jemand der das Kriegsbanner trug, schritt ihm voraus.
Dass jetzt irgendwelche Ultra-Spinner in ihren scheußlich möblierten Absteigen sich noch immer die radikale Rübe darüber zerbrechen, wie sie die Karikaturisten dahinmeucheln können - das zeigt auch, dass auch radikale Muslime aus einem ganz anderen Holz geschnitzt sind als unsere Hardcore-Christen. Denn die sind ja viel zu sehr damit beschäftigt, Chorknaben zu ficken, stimmt ja.
Achso.
Mittwoch, 10. März 2010
Heimat 14/History 6 - allerchristlichst (1971 & 72)
Der meinem Elternhaus am nächsten liegende Kindergarten war der Katholische Kindergarten St. Marien in der Blumenstraße. Ich war seinerzeit zwar nicht katholisch, dafür meine Mutter praktisch denkend, sie meldete mich dort an.
Et war 1971, et gab ja nix anderes.
Vor allem aber gab es Gebete, Gesang, Vorlesungen aus der Kinderbibel, das komplette Indoktrinationsprogramm, für das man so genannte Sekten so verachtet, als so genannter Christ.
Gefügig gemacht wurden wir mit bösen Blicken, Drohungen, Strafen. Die Strafen für Fünfjährige waren perfide und lähmend: Erbsen-Bohnen-Linsen-Sortieren zum Beispiel. Man bekam eine große Schüssel voller Hülsenfrüchte und musste diese nach Sorten trennen. Wenn man fertig war, wurde vor den Augen des kleinen Zwangsarbeiters alles wieder durcheinander gerührt. In der Ecke stehen war auch eine "beliebte" Strafe, die RAF-Sympathisanten nannten das zu der Zeit "Isolationsfolter" und bezogen sich auf Stuttgart-Stammheim. Besonders unbeliebt war das "Bibellesen": Man bekam eine reine Text-Bibel in die Hand gedrückt und musste eine längere Zeit darin "lesen", mit 5 ein echtes Problem.
Irgendwann kam unserer Gruppenleiterin auf die großartige Idee, uns Kinder "den Heiland am Kreuz" malen zu lassen. Der Vorstellungshorizont von Fünfjährigen zum Thema römischer Folterinstrumente war ein klitzekleines bissi begrenzt. Ich malte also ein Männlein am Gerüst, Punkt, Punkt die Augen und fetter Bogen SMILE!!! den Mund - fertig!
Dann habe ich auch noch Ärger dafür bekommen.
Et war 1971, et gab ja nix anderes.
Vor allem aber gab es Gebete, Gesang, Vorlesungen aus der Kinderbibel, das komplette Indoktrinationsprogramm, für das man so genannte Sekten so verachtet, als so genannter Christ.
Gefügig gemacht wurden wir mit bösen Blicken, Drohungen, Strafen. Die Strafen für Fünfjährige waren perfide und lähmend: Erbsen-Bohnen-Linsen-Sortieren zum Beispiel. Man bekam eine große Schüssel voller Hülsenfrüchte und musste diese nach Sorten trennen. Wenn man fertig war, wurde vor den Augen des kleinen Zwangsarbeiters alles wieder durcheinander gerührt. In der Ecke stehen war auch eine "beliebte" Strafe, die RAF-Sympathisanten nannten das zu der Zeit "Isolationsfolter" und bezogen sich auf Stuttgart-Stammheim. Besonders unbeliebt war das "Bibellesen": Man bekam eine reine Text-Bibel in die Hand gedrückt und musste eine längere Zeit darin "lesen", mit 5 ein echtes Problem.
Irgendwann kam unserer Gruppenleiterin auf die großartige Idee, uns Kinder "den Heiland am Kreuz" malen zu lassen. Der Vorstellungshorizont von Fünfjährigen zum Thema römischer Folterinstrumente war ein klitzekleines bissi begrenzt. Ich malte also ein Männlein am Gerüst, Punkt, Punkt die Augen und fetter Bogen SMILE!!! den Mund - fertig!
Dann habe ich auch noch Ärger dafür bekommen.
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Sonntag, 7. März 2010
Familie 12 - zu Hause heulen
Im Remscheider Allee-Center, einem Einkaufszentrum, näherte sich mir Geheule. Es kam von einer schwer mit Konsumgütern bepackten Familie. Der Familenjüngste, ein Bretzelbub von etwa 3 Jahren, brüllte wie am Spieß, hochroten Hauptes. Er war schon völlig verrotzt.
Mittwoch, 3. März 2010
ru24: www 12 - Jetzt bin ich doch irritiert...
Auf Wikipedia, dem modernen Orakel von Delphi, steht wahrhaftig schon, was 2010, 2011 und 2012 passieren wird. Speziell für Apokalyptiker ist ja das Jahr 2012 recht interessant, der 21. Dezember: Da endet die "rund 5125 Jahre dauernde 13-Baktun-Ära des Maya-Kalenders" - was auch immer...
Und dann gibts ja auch noch das Weltenende à la Emmerich: "2012". Georg Seeßlen schrieb wundervoll treffend in der "ZEIT" über das Machwerk: "Es ist vor allem ein dummer Film - und eine brachiale Anthologie des kinematographischen Desasters. In der Geschichte eines erfolglosen Schundromanproduzenten und gescheiterten Ehemanns, der, um seine Familie zu retten, in der Apokalypse zum Helden wird, gibt es Erdbeben, Flutwellen, Flugzeugabstürze, Schiffsuntergänge, Feuerbälle, einstürzende Neubauten. Und auf der anderen Seite Familie, Durchhaltewillen, Opferbereitschaft. (...) Dumm sind die pathetischen Dialoge, dumm ist die Konstruktion von Weltenbrand und Familiengeschichte (...)."
Hoho!
Was mich jetzt aber doch nachdenklich macht: Bei Amazon wird "2012" [Blu-ray] ab dem 25. März 2010 in einer urst robusten "Limited Steelbook Edition" angeboten (Link).
Die steckt sicher den einen oder anderen Weltenbrand locker weg.
Jetzt bin ich doch irritiert...
Und dann gibts ja auch noch das Weltenende à la Emmerich: "2012". Georg Seeßlen schrieb wundervoll treffend in der "ZEIT" über das Machwerk: "Es ist vor allem ein dummer Film - und eine brachiale Anthologie des kinematographischen Desasters. In der Geschichte eines erfolglosen Schundromanproduzenten und gescheiterten Ehemanns, der, um seine Familie zu retten, in der Apokalypse zum Helden wird, gibt es Erdbeben, Flutwellen, Flugzeugabstürze, Schiffsuntergänge, Feuerbälle, einstürzende Neubauten. Und auf der anderen Seite Familie, Durchhaltewillen, Opferbereitschaft. (...) Dumm sind die pathetischen Dialoge, dumm ist die Konstruktion von Weltenbrand und Familiengeschichte (...)."
Hoho!
Was mich jetzt aber doch nachdenklich macht: Bei Amazon wird "2012" [Blu-ray] ab dem 25. März 2010 in einer urst robusten "Limited Steelbook Edition" angeboten (Link).
Die steckt sicher den einen oder anderen Weltenbrand locker weg.
Jetzt bin ich doch irritiert...
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Montag, 1. März 2010
ru24: Trost für Singles: Entglorifizierung
How to get the stripes in the tube? - Wie kommen die Streifen in die Tube?
Originally uploaded by alles-schlumpf
All jenen, die der Grund dafür sind, dass die Anzahl der Anwesenden auf Geburtstagen, Parties usw. immer ungerade ist, sei das Folgende ans Herz gelegt:
Himp L. Chen's Hypothese: Je weniger man über eine Beziehung weiß, umso vollkommener wirkt sie. Wenn einem eine Beziehung geradezu perfekt erscheint, dann weiß man im Grunde nichts darüber.
B. Utzelmanns Umkehrschluß aus H. L. Chen's Hypothese: Je mehr man über eine Beziehung weiß, umso unvollkommener erscheint sie einem.
Millhouse's fachmännischer Trost: Aus der Ferne betrachtet sind Beziehungen immer supi, je näher man kommt, umso weniger möchte man mit den Betreffenden (noch näher: Betroffenen, ganz nah: Opfern) tauschen. Wenn man den Eindruck hat, dass das bei einer bestimmten Beziehung nicht gilt, dann weiß man einfach nur zu wenig darüber.
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