Dienstag, 31. Dezember 2013

Buchstabieren für Profis


Ich hatte mal einen Kollegen, der hieß Hülsewig.
Jedes Telefongespräch beendete er jahrein, jahraus mit den Worten: "Mein Name ist Hülse-wig. Wie die 'Hülse' - mit Willi, Ida, Gustav! Hahaha-hahaha!"
Sein joviales Onkel-Lachen klang noch lange nach.
Eines Tages kam es, wie es kommen musste, Herr Hülsewig bekam einen Brief:
Firma
EDV-Buch Dr. Mabuse & Flitzpiepe GmbH
z.Hd. H. Willi Ida Gustav Hülse
Muahaha!
Ich bin schon urst gespannt, was kein Kollege M. Bujara denn irgendwann mal für ein Schreiben bekommt, denn der buchstabiert sich nämlich mal richtig spannend: "Bertha, Udo Jürgens und Ara wie der bunte Vogel."


P.S.: Gerade habe ich mit einer Frau Paetz telefoniert, die buchstabierte sich "Paula, Anton, Emil, Tetzlaff, Zeppelin." Also, um zu wissen, wer Alfred Tetzlaff ist (Quelle), da muss man aber auch schon ein paar Jahre auf dem Buckel haben.


Mittwoch, 25. Dezember 2013

Katz: Katz

One relaxed cat... by bigpresh
One relaxed cat..., a photo by bigpresh on Flickr.

Die halb verwilderte Katze aus Tante Waltrauds Garten, die sie uns ungewohnt wortgewaltig aufgequatscht hatte, wurde auch mit den Jahren nur sehr mäßig zutraulich. Sie ließ sich kaum streicheln und auf den Schoß kam sie schon mal gar nicht. De Vatter indes machte sich richtig einen mit dem widerborstigen Vieh, sodass die Katze ihn quasi vergötterte. Alle anderen waren für sie weiterhin nur "Spacken, die auch da wohnten".
Nun, ich war jung und ehrgeizig und wollte unbedingt auch mal, dass de Katze freiwillig bei mir auf den Schoß kam. Ich begann mit ca. 14, dieses zu wollen und zu versuchen und hatte mit Erreichen der Volljährigleit nur arg mäßige Erfolge vorzuweisen. Es half, wenn de Vatter mit QM drei Wochen Urlaub machte und Katz mindestens zwei Wochen nicht mehr gebürstet worden war. Auch Rinderhack konnte die vornehme Madame mal zu einem Kurzzeit-Aufenthalt auf meinen Knien locken -- om-nom-nom -- weg war sie wieder.
Ich beschloss, dass das dann eben so war.
Eines Tages besuchte mich in meinem Elternhaus Tom, seines Zeichens Tier-Phobiker. Bis zu dem Zeitpunkt hatte ich gar keine Ahnung gehabt, überhaupt jemanden zu kennen, der ganz allgemein Angst vor Tieren hatte.
Wir setzten uns.
Zwei Zehntel Sekunden später saß Katz auf seinem Schoß.
Tom erstarrte zur Salzsäule.
Ich starrte die Katze an.
Katz begann zu schnurren.

Später gab ich dem Vieh Tiernamen.
Man fasst es doch nicht!


Dienstag, 24. Dezember 2013

Wunder der Weihnachtszeit 3


Eigentlich geht ja nichts darüber, sich Heiligabend Mittag noch kurz vor Ladenschluss in den Einzelhandel zu stürzen. Ich mache das seit Jahren und habe es noch nie bereut. Gerade der Satiriker kann hier als teilnehmender Beobachter ganz dufte das Verhalten seiner Mitmenschen an den Definitionsrändern untersuchen.
Doch ach!
Alles ging recht zivilisiert zu, keine Spatengesichter, Hackfressen und auch keine Oberarmkonflikte um den letzten Kanister Glühwein an Rudis Reste-Rampe.
Verdammt...
Ich betrat den EDEKA in der Rathaus-Galerie. Hier waren die einzige Herausforderung drei Omas mit Rollatoren, die 1) nur ein Drittel so schnell gingen, wie man selbst, 2) Gänge verstopften und 3) entweder überraschend stehenblieben oder erratisch abbogen. Das war so eine Art Pac-Man mit langsamen Geistern, aber als Videospielidee auch nicht zu verachten. *vormerk*
Ich bekam alles, was ich kaufen wollte, stand eine Viertelstunde an und war wieder draußen...
Verdammt...
Als ich am Karlsplatz auf den Bus wartete, stand da eine Frau, leicht abgerissen. Sie lachte lauthals, wieder und wieder. Zuerst dachte ich, sie telefoniere mit Woody Allen, aber da war kein Hörer oder Headset. Nein, sie war mal sowas von grandios gut drauf, dass sie unausgesetzt Tränen lachte!
Ich ging die mir bekannten Drogen durch, kam aber am Ende darauf, dass sie wohl einen Weihnachts-Elf geraucht haben müsse, um dermaßen abnorm gut drauf zu kommen.
Wow!
War ich nicht gerade in diesem allerprofansten Moment Zeuge des Wunders der Vorweihnachtszeit geworden?
Wunder schafft die Weihnachtszeit.
Vor dem Dorf, darin verschneit
jeder Hof und jedes Haus,
Vogelbeerbaum, Nacht für Nacht
hundert Lichtlein trägt, entfacht,
die da leuchten weit hinaus.
Achtet seiner Herrlichkeit
niemand auch im Wintergraus,
bläst der Wind doch keins ihm aus,
alle strahlen dicht gereiht -
Wunder schafft die Weihnachtszeit.

(Martin Greif, 1839 - 1911)
Meine Güte!


Mehr "Wunder der Weihnachtszeit": hier.


Dienstag, 17. Dezember 2013

Nichtswürdige Winz-Gebäcklinge

Milchkaffee by manu&emma
Milchkaffee, a photo by manu&emma on Flickr.

Ich sage es mal klar und deutlich: 1984 bekam man bestenfalls mal einen Cappuchino als Alternative zu Kaffee. Wenn man den "Cappu" dann auch noch "auf dem Land" bestellte (z.B. in 5608 Radevormwald oder 5600 Wuppertal), dann bekam der unglückliche Besteller eine Tasse schwarzen Kaffee plus Sprühsahne plus 0,07 g Kakaostäubchen oben drauf. Ein widerliches, nichtswürdiges "Heißgetränk nach Art Cappuchino", das mir mehr als einmal die Schuhe ausgezogen hat! Das Beste daran war mit Sicherheit das Plätzchen, das die Bedienung natürlich "von Hand" auf die Untertasse gelegt hatte, ein "echtes" Danish Butter Cookie aus einer runden Blechdose von Aldi, Lidl & Co. Mein persönliches Highlight waren immer die Kringel oder Bretzelförmigen mit den Zuckerkristallen rundum.
Ich hatte mal eine Freundin, die ließ die Cookies unverständlicherweise aus sog. "hygienischen Gründen" immer liegen - Muahahaha!!! - gerne, ich esse auch zwei! Bald setzte sich aber leider wegen solcher hyperhygienischen Mäkelliesen deshalb der eingeschweißte Spekulatius durch, trotz der prozentualen Übermacht der Jahreszeiten Frühling bis Herbst - man bemühe sich einmal des Gedankens ob dieser Tatsache!
Die Jahreszeiten flogen nur so dahin, und Cafés und Bars schafften sich sündhaft teure Lattepressomaschinen an. Geräte mit Brühgruppen, die auf so wohlklingende Namen wie "Faema E61" hören (Link). Von nun an gab es sogar diverse Espressi (einfach, doppelt, Macchiato), Ristretti, italienischen Kaffee, Milchkaffee, Latte Macchiato und ECHTEN Cappuchino. Und natürlich weitere 45 coffeeinhaltige Nischenspezialitäten, die man gar nicht für möglich halten würde - bis hin zu Heißgetränken aus Kaffebohnen, die schon von einem katzenartigen Viech verdaut worden waren - vor dem Röstvorgang...
Eigentlich hätte jetzt für immer alles ganz wunderbar sein können - die Moderne war angebrochen!
Doch ach! Nun kamen irgendwelche sehr, sehr kranken Schnösel auf die Idee, Amarettinis an den Untertassenrand zu legen.
Amarettinis.
Brrr!
Hallo?
In der Giotto-Werbung von Anno Hassenichtgesehen heißt es: "Giotto: Kleiner dürfen sie wirklich nicht sein!" Eben! Und ein Amarettini ist nur halb so groß wie so eine schon per se völlig beknackte "Minigebäckkugel"!
Ein solches bösartiges Winz-Gebäcktteil zerstäubt beim Zerbeissen zu einer zementartigen Masse, die einen ganzen Backenzahn wirklich vollständig verstopft, so dass man minutenlang total autistisch mit der Zunge dran rumporkeln muss. Geschmacklich bekommt man währenddessen eine vage Vorstellung davon, wie sich degenerierte Schergen der chemischen Industrie "Marzipan" vorstellen. Meistens hat man nach diesem niederschmetternden Erlebnis dann auch noch zwei bis drei weitere dieser nichtswürdigen Winz-Gebäcklinge auf dem Tellerchen liegen - würg!
Danke!
Toll!
Fuck.
Von der Nichtswürdigkeit dieser fiesen Kackteile her würden sie indes wunderbar zu dem 1984er sog. "Cappuchino" passen...
Boah!
Mir wird schlecht.
Hallo?
Geht denn nicht wenigstens wieder ein singuläres "Danish Butter Cookie" wie in der guten, alten Zeit, mein Gott, ja, gerne auch "von Hand"!?
Büttö!!!


Freitag, 13. Dezember 2013

TV-Serie: CRIMINAL MAINZ

Kent Police Crime Scene by kenjonbro
Kent Police Crime Scene, a photo by kenjonbro on Flickr.

Die Serie um die hessischen Profi-Profiler "CRIMINAL MAINZ" läuft bereits in der 9. Staffel (186 Folgen). Grund genug, für mich als Nicht-TV-Glotzer, mich mal mit der Materie zu beschäftigen.
Also: Eine Elitegruppe aus hessischen Profi-Profilern versucht die aller-allergefährlichsten kriminellen Köpfe der hessischen Landeshauptstadt geistig zu durchdringen, sodass sie den Übeltätern immer einen Schritt voraus sind und kommende Taten vereiteln.
So weit die Theorie.
Denn leider bietet die gesamte Landeshauptstadt, selbst wenn man Rüsselsheim, Wiesbaden und Nieder-Olm mit einbezieht, nur 0,17 kriminelle Superhirne pro Dekade.
Die Aufgaben der hochbezahlten Profi-Profiler sind deshalb..., nun, vielschichtig. Mal geht es um einen herrenlosen Hund, mal um einen stehengelassenen Koffer am Hauptbahnhof oder einen brennenden Briefkasten in der Altstadt.
Da das keine der IQ-Bestien der Elitetruppe ausfüllt, sind die Ermittler dazu übergegangen, sich gegenseitig heimlich hochexotische Gifte in den Frühlingsquark zu rühren, Bomben mit komplexen Zündern an den Bürostuhl des Kollegen zu heften oder heimlich den Aktenvernichter zu frisieren, sodass er zur Todesfalle wird. Hier zeigen sich nach und nach die wahren kriminellen Genies! Diese Serie ist einzigartig: Sie zeigt, was passiert, wenn elf hochbegabte Teil-Autisten beginnen, jeder nach seinem Fachgebiet, einen unterschwelligen, niemals vordergründigen Kampf jeder gegen jeden zu führen, wie schon der Vorspann zeigt:

Spezialsonderermittler (SSE) Holm "Hook" Vierschröter betritt das mit Science-Fiction-Technologie vollgestellte Großraumbüro. Auf dem Weg zu seinem separaten Chef-Kabuff zieht er den Haken, der nach der Detonation einer Briefbombe seine Hand ersetzt, grausam quietschend an einer Reihe Metallschränke entlang - ein Running Gag. Das weckt die Kollegen, die die Nacht hier verbracht haben: Spengstoffspezialistin SSE Sonja Wrangel (von ihr war die Briefbombe) und Strahlenspezialist SSE Ursus Major. Nach und nach trudeln die anderen ein, zuletzt der scheue Praktikant, der immer nur eine Folge lang durchhält.

Und Abends, nach einem langen Tag voller Hochpannung, sitzen alle in der Weinstube Lösch in der Jakobsbergstraße und verschlingen lachend und scherzend Meenzer Handkäs mit Musik oder Fleischworscht. Passend zum Essen werden natürlich ausschließlich Weine aus den regionalen Anbaugebieten Rheinhessen, Rheingau und Pfalz gereicht.
Und während der Nachspann läuft, verklappen sie kichernd die Überreste des Praktikanten im Rhein.


P.S.: Ich glaube, ich würde diese Serie wirklich mögen.


Dienstag, 10. Dezember 2013

Aachener Weihnachtsmarkt

Aachener Weihnachtsmarkt by Max Mayorov
Aachener Weihnachtsmarkt, a photo by Max Mayorov on Flickr.

Wer seiner Liebsten oder seinen Lieben zur allerbesinnlichsten Vor-Weihnachtszeit etwa ganz Besonderes bieten möchte, kommt um den Aachener Weihnachtsmarkt fast nicht herum.
Schalalalala--la--la-lala!!!
Hach!
Schon beim Eintreffen in Aachen fällt auf - Mannomann, die Parkhäuser sind ja ganz schön voll! Aber kaum hat man ein paar Runden gedreht, hat man einen Parkplatz. Beim Heraustreten aus dem Parkhaus steht man kurz etwas fassungslos vor dem Straßenschild "Henger Herrjotts Fott" (vornehm: Hinter dem Hinterteil des Heilands, Info), aber nicht rumgestanden, los geht's, wir sind ja nicht zum scheiß Spaß hier!
Am Rande des Weihnachtsmarktes kam uns ein Ehepaar entgegen, sie sahen etwas knittrig und aufgerieben aus, die Knitter-Madame lamentierte mit leiernder Stimme: "Isch hab de Stände gar nisch gesehen!"
Wir kicherten haltlos - was für Vollpfosten! - und stürzten uns ins Getümmel.

Das besagte Getümmel: alles ist schwarz von Menschen. Es wimmelt, schiebt, drängt. Jeder Schritt ist ein Schritt im frontalen Gegenverkehr einer Prozession, eines Martinszuges, man kann es nicht besser beschreiben. Man wird umwimmelt, geschoben, gedrängt. An Glühwein, Reibeplätzchen und gebrannte Mandeln stelle man sich in erkleckliche Schlangen, dann geht es weiter mit dem Wimmeln, Schieben, Drängen. Da man sich ständig entweder aufwändig gegen den Strom vorankämpft oder auch mal energiesparend mit dem Strom schwimmt, kommt man den Buden und Ständen des Weihnachtsmarktes nicht einmal nahe, weil sie sind Inseln im Strom, in dessen Mitte man strampelt oder dahintreibt. Keinen Schimmer, was die da feilbieten in den zusammengezimmerten Hütten außer Glühwein, Reibeplätzchen und gebrannten Mandeln!
Am Ende, nach Stunden, ist man erschöpft im Geiste und die Kledage ist irgendwie knittrig und aufgerieben.
Wir machen uns auf in Richtung Parkhaus.
"Ich habe die Stände gar nicht gesehen!", sagt jemand.
Wir kichern haltlos.
Wir ja auch nicht!

Aber irgendwie sind wir ganz beseelt, sind geradezu aufgeladen von fast schon ekstatischer, allerchristlichster Besinnlichkeit, dass uns der Moloch nicht verschlungen hat wie ein Stück Fettgebackenes.
Schalalalala--la--la-lala!!!
Hach!


Oder elegant auf den Punkt gebracht (Zitat): "Weihnachtsmärkte dienen dazu, unsere Vorstellungen vom Ablauf einer möglichen Zombie-Apokalypse zu konkretisieren", "@MannvomBalkon, Twitter


Mehr Weihnachtsmarkt: Blogbeitrag