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Sich mit ungefähr 40 Personen einen Kühlschrank zu teilen, ist ein Abenteuer. Kurz zusammengefasst kann man sagen "entweder, es verrottet spektakulär oder es verschwindet spurlos (peu à peu oder von jetzt auf gleich)".
Als vor etwa 10 Jahren in dem Unternehmen, in dem ich arbeite, die Parole ausgegeben wurde, dass jedes sich im Kühlschrank befindliche nicht-personalisierte Lebensmittel quasi Freiwild für alle ist, brachen interessante Zeiten an. Für mich und viele meiner Kolleg(inn)en eröffnete sich hiermit quasi über Nacht ganz legal ein Blick über den Tellerrand! Zeitgleich begannen die Mitarbeiter notgedrungen, ihre Lebensmittel mit einem Edding zu beschriften -- doch nur ein Name ist ein verhältnismäßig schwacher Schutz gegen die Mächte der Finsternis!
Muahaha!
1) Die Leserlichen. Man kann seine Nahrungsmittel noch so augenfällig und überaus lesbar beschriften, röng-döng! ist meine überaus streichfähige, dänische Butter wieder leer. Einmal fluchte ich gotteslästerlich über diesen Umstand, da rief Martina zu mir rüber: "Och, deine Butter benutze ich immer!" Eine andere Kollegin erscheint täglich an meinem Arbeitsplatz und signalisiert mir mit wild improvisierter Pantomime (während ich telefoniere), dass sie auch gerne etwas von meinem hoch-streichfähigen Streichfett abhaben möchte. Seufz. Türlich, türlich, sicher Digger.
2) Die Virtuellen. Selbst nach all den Jahren gibt es Lebensmittel, die unsichtbar, quasi virtuell beschriftet sind, zum Beispiel Joghurts mit Verdauungs-Schnickschnack und linksdrehendem Gedöns: Wer es wagt, diese unpersonalisierten Magen-Darm-Booster illegal zu sich zu nehmen, der! wird! ausfindig! gemacht! und hat dann eine Woche lang Schuldwoche, weil Andrea oder wer auch immer nicht so feudal wie sonst Pupsi machen kann.
3) Die Unleserlichen. Was steht da auf den lecker aussehenden Frikadellenbällchen? Heißt im Büro jemand wirklich التشكيل? Haha! Mitnichten! Wahrscheinlich soll das aberwitzige Gekrakel "für alle" heißen. Somit kann diese Leckerei vollkommen reuelos verzehrt werden! Hurra! Jetzt noch etwas Ketchup von "Olm", oder was das auch immer heißen soll! Was soll ich sagen: Am Ende heult wieder einer.
4) Die Über-Leserlichen. Eine Kollegin hat seit Jahren immer ihre denkbar überdeutlich nach DIN ISO 3098 beschriftete Pepsi Light im Firmenkühlschrank stehen. Jeden Tag fehlen etwa 100 ml und ziemlich viel von der Kohlensäure. Macht da jemand seit Jahren täglich den Pepsi-Test? DAS war selbst für Kenner der Materie etwas unheimlich. Sollte man eine Video-Überwachung unstallieren oder die Ghostbusters rsp. einen Exorzisten rufen? Dieser Umstand ließ sich erst beheben, als sie ihre Flasche rüber an ihren Arbeitsplatz genommen hat. Da hat die Limo zwar Zimmertemperatur, ist aber vorhanden und schäumt sogar.
5) Der Fluch. Und dann sind da noch die Verfallsdatum-Nazis von der wöchentlichen Kühlschrankrevision. WFT ist gegen eine Butter einzuwenden, die einen bis 30 Tage über das verdammte sogenannte "Mindesthaltbarkeitsdatum" ist, aber noch einwandfrei schmeckt? Auch wenn mein Name drauf stand, ist sie nun auf dem Weg zur Deponie. Verflucht sollt ihr sein! Aber التشكيل's seit zwei Wochen rot schimmelnden Spargel im Glas oder den in fauliger Pestilenz vor sich hinrottenden Buko, den lasst ihr im Kühli stehen, weil der ungeöffnet mindestens haltbar ist bis 12/2017, ihr Vögel?
Was also hilft? Der ru24-Tipp für den Firmenkühlschrank:
Ein geschickt mit einem Radierstift getilgtes Mindesthaltbarkeitsdatum ist die Grundvoraussetzung im Kampf gegen die MHD-Schergen. Gegen Mitesser hilft nur mehr Exotik: Wie wärs mit indonesischer Nacktschneckenbutter? Oder mit dem springlebendig wirkenden, sardischen Schafskäse "Casu Marzu" (Link)? Notfalls helfen auch Koala-Frikadellen! Lieber als Unmensch gelten als hungrig bleiben!
Muahaha!
Der Kollegin mit der schwindsüchtigen Pepsi möchte ich zurufen: Versuch doch mal peruanische "Inca Cola" (Link), oder nicht ganz so exotisch "Uludağ Cola" (Link, gibt es hier an jedem türkisch geführten Kiosk) dann ist vermutlich Ruh. Und wenn nicht, dann ist es etwas Persönliches.