photo credit: Schwebebahn - Suspension Railway - Wuppertal via photopin (license) |
21. Juli 2014: Sperrung der B7
Erstmalig in der Geschichte der Bundesrepublik beschließt eine Stadt für eine Großbaustelle eine Bundesstraße für geplante 3 Jahre vollständig zu sperren. Es sollen - wen wundert's in Anbetracht des Hauptstadtflughafens und der Elbphilharmonie - fast sieben Jahre werden.
25. September 2014: Sperrung der Autobahnauffahrt "Katernberg"
Rückblickend wirkt die Sperrung der Autobahnauffahrt "Katernberg" auf der A46 zusätzlich zur Vollsperrung der B7 für 18 Tage wie ein Ausblick auf kommende Sensationen.
ab Februar 2015: Sperrung des Kiesbergtunnels (L70)
Straßen NRW testet hier erstmalig, wie weit man in einer Stadt gehen kann. Geplant sind fünfmonatige Sanierungsarbeiten, um die "abgelaufene Betriebsgenehmigung" des Tunnels wieder zu erneuern. Das die mal abläuft, damit hatte ja niemand rechnen können! Millionen werden in das Projekt gebuttert. Doch ach! Die Mikrofrakturen in den tragenden Strukturen und durch saures Grundwasser zersetzter Stahlbeton machen einen Neubau notwendig (geplanter Baubeginn: 2027). Dafür sind in der stillgelegten Ruine jetzt die Fluchtwege chefmäßig gekennzeichnet und man kann Verkehrsfunk empfangen - wenn einem der Sinn danach steht.
ab August 2017: Ausbau der A46 am Sonnborner Kreuz
Mit ganzen drei Arbeitern und ebenso vielen Dixi-Klos startet der sechsspurige Ausbau der A46 mit Flüster-Asphalt am Sonnborner Kreuz. Der Bauarbeiter Jürgen "Jolle" H. beginnt versehentlich mit der Vollsperrung der Autobahn. "Et war so 'n Reflex, ich war in Gedanken. So läuft dat doch normalerweise in Wupatal", so H. später in einem Interview mit dem Leitmedium BUNTE.
der 30.08.2017
Als am Autobahnkreuz Wuppertal Nord ein Tankwagen, gefüllt mit dem radioaktiven Nervengas "Nukleo-Phosgen H", havariert, ist die Stadt auf beiden Seiten von der A46 abgeschnitten. Das THW rechnet wegen der extrem aufwendigen Dekontamination in doppelten Schutzanzügen mit "etwa 36 Monaten" Vollsperrung. Die Ladung des LKW war angeblich für die "zivile Nutzung in einem Schwellenland" vorgesehen, so Pressesprecherin Imogen Krummrhein-Paziwicky von BAYER.
Herbst 2017
Straßen NRW beginnt wie jedes Jahr, etwa 30 Baustellen auf den Ausfallstraßen rund um Wuppertal aufzumachen - weil sie es können. Doch die Verkehrs-Infrastruktur war bereits am Limit. Die Summe der Baustellen und Engpässe führt dazu, dass man die Stadt nun nur noch über zwei (2) ampelgeregelte Einbahnstraßen erreichen kann. Leider führt keine Straße mehr hinaus. "Eine kleine Planungsschwäche", wiegelt Horst Krempel vom Bauplaungsamt in Radio Wuppertal ab. Der ADAC verteilt derweil Decken und Tee, kapituliert aber bereits nach wenigen Tagen vor der Flut der Menschen, die die Stadt nicht mehr verlassen können. "Wir erleben den Beginn einer humanitären Katastrophe", so Wulfhart Wessels von den 'gelben Engeln'.
Winter 2017/18: Einrichtung von Notunterkünften im Kiesbergtunnel
Immer mehr Ronsdorfer, Radevormalder, Remscheider, sogar Düsseldorfer stranden in der "Stadt ohne Wiederkehr", wie die "Schwebebahnstadt" jetzt in den Medien genannt wird. Wuppertaler, die auswärts arbeiten, verlieren ihre Jobs. Längst ist jede Straße mit parkenden Autos vollgestellt. Auf jeden Wuppertaler kommen nun 1,2 Gestrandete. Nachdem alle Sporthallen überfüllt sind, richtet die Stadt Notunterkünfte im ohnehin leeren Kiesbergtunnel ein. Der hat chefmäßig gekennzeichnete Fluchtwege und man kann Verkehrsfunk hören. Die Medien berichten täglich. Bei dem ARD-Spendenmarathon eine Woche vor Weihnachten 2017 sammelt Günther Jauch 1.785.548 € für die Eingeschlossenen. Am 24.12.2017 wird die kleine Hope Schliepkötter, das erste "Tunnelbaby" geboren. Sie wiegt 3.698 g.
ab März 2018
Die Lage wird zunehmend prekärer. Skrupellose Schlepperbanden schlagen Kapital aus dem Elend der Eingekesselten. Ausreisewillige werden mit Versprechungen geködert, sie für 5.000 EUR pro Kopf die Wupper hinab zu schiffen. Im Morgengrauen werden die Elendsgestalten auf improvisierten Flößen oder bereits leck geschlagenen Ruderbooten zusammengepfercht. In den seit Wochen leeren Augen liegt ein Hoffnungsschimmer. Doch treibend auf den eisigen Fluten der Wupper schaffen es viele nur bis Solingen-Unterburg, dem "Lampedusa des Bergischen Landes", wie es nun in den Medien genannt wird.