photo credit: EOSfoto.nl Kölner Dom & Hohenzollernbrücke via photopin (license) |
"Ovends danze un springe, morjends de Botz net finge."
11.11.
Mit Erreichen des 11. Novembers eines beliebigen Jahres beginnt in Köln die "fünfte Jahreszeit", der →Karneval.
4711
Suspekt.
Der Kaufmann Wilhelm Mülhens bekam der Legende nach die Rezeptur für sein Wunderwasser im Jahre 1792 von einem Mönch zur Hochzeit geschenkt. Suspekt. Es wird (erst) seit 1799 hergestellt und schmeckt wie Terpentinersatz. Dennoch wurde es zur inneren Anwendung vertrieben. Als 1810 die französischen Besatzer die Offenlegung aller medizinalen Rezepturen verlangten, schwenkte man bei Mühlhens flugs auf die äußere Anwendung um und vertrieb 4711 von da an als Duftwasser (Wiki). Suspekt. Da die alteingesessene Parfumfabrik Farina viel berühmter war, stellte man bei Mülhens allerlei Herren mit dem Namen "Farina" ein, um sich einen Firmennamen zu verpassen, der hinreichend stark dem des stärksten Konkurrenten ähnelte. Suspekt. Es kam zu einer Reihe von Prozessen, 1881 wurde es gerichtlich endgültig untersagt, den Namen Farina zu benutzen.
5000
Vor dem 1. Juli 1993, also vor der Umstellung der Postleitzahlen in Deutschland von vier auf fünf Stellen (Stichwort: "Fünf ist Trümpf"), gab es ein "5000 Köln". Seufz.
Adenauer
"Wat nix is, dat is nix."
Konrad, die alte Knitterbirne, war zwischen 1917 und 1933 Oberbürgermeister der Stadt Köln (Link), damals noch so glatt wie ein Ei (Bild). 1933 stand Köln nach der sog. "Machtergreifung" ein Besuch Hitlers ins Haus. Adenauer hatte sich gedacht: "Wat nix is, dat is nix." Schon aus Frack hatte er deshalb an der Deutzer Brücke angebrachte Hakenkreuzfahnen vor dem braunen Besuch wieder abnehmen lassen. Das hat ihn zwar den Job gekostet, aber hey: Rockt!
→ Ford → Schäl Sick
Archäologie
Archäologisches Minenfeld.
Ein Spatenstich in Köln führt unweigerlich zu archäologischen Funden. Es finden sich antike Früh-Kölsch-Kronkorken und olle Kamellen in großer Zahl, tiefer aber auch römische Münzen, Legionärsgräber, Tempelanlagen. Durch die Letztgenannten (plus Fliegerbomben) verzögern sich die Bauarbeiten in der Domstadt um ein erkleckliches Maß. Da hilft nur noch →klüngeln weiter.
BAP
Huck kutt mer vuur, als wenn et jestern woor.
Die Kölschrock-Band BAP war in den frühen 80ern eine zeitlang republikweit fast Mainstream, von überall tönten "Verdamp lang her " (Album "für usszeschnigge!", 1981) und "Kristallnaach" (Album "Vun drinne noh drusse", 1982). Die beiden Alben allein wurden je etwa eine Million mal verkauft. Die Texte indes sind für das unbewaffnete Ohr in etwa so verständlich wie Niederländisch und enthalten Textzeilen wie "Huck kutt mer vuur, als wenn et jestern woor" ("Es kommt mir vor, als wenn es gestern war"). Nur die ganz Harten konnten bei den Songs mitsingen.
BAP haben vom Beginn ihrer Karriere an mehr als 5,9 Millionen Tonträger verkauft, sie gehören somit zu den erfolgreichsten Interpreten in Deutschland. Bandleader Wolfgang Niedecken, der auch Soloprojekte macht und nebenbei noch Maler und Autor ist, wurde für sein soziales und politisches Engagement 2013 mit dem Bundesverdienstkreuz 1. Klasse ausgezeichnet.
Vor dem BAP-Konzert isst sich der Kölner ein Hämmche, kippt ein paar Schabau zum Vorglühen, besprenkelt sich maßvoll mit Odekolong und verlässt das Haus in Richtung →KVB.
Bläck Fööss, Brings, Cat Ballou, Höhner, Kasalla, Paveier etc.
Nur für Fans.
Was Pavlovs Hund sein Glöckchen sind dem Kölner seine Mundart-Musikgruppen. Besonders zwischen dem →11.11. und Aschermittwoch schrammeln sie sich die Finger blutig. Dazu tobt dann der angeschickerte Mob schunkelnd und bützend ab, während der graue Himmel mit Kamelle und Konfetti gesprenkelt wird. Da muss man schon Fan sein -- oder Kölner.
Büdchen
Gekühlte Pittermännchen immer reichlich vorrätig.
Köln kann mit seinen ca. 1.000 Büdchen als Hauptstadt der Kioske bezeichnet werden.
Der Kiosk (kölsch sprich: "Büdschn") ist die Lebensader Kölns. Hier sind gekühlte Pittermännchen immer reichlich vorrätig. "An den kölschen Feiertagen, wie →11.11., →Karneval oder CSD fahren einige Büdchen 24 Stunden-Schichten. (...) Einige Kioskbesitzer sind (...) die lokale Zeitung der Nachbarschaft. Aber vielmehr noch sind sie Vertrauensperson, der man die Wohnungsschlüssel anvertraut, Päckchen oder Einschreiben, oder Neuigkeiten aus dem Privatleben. Man trinkt dort einen Kaffee oder →Kölsch, trifft Nachbarn aus dem →Veedel und der „Kölsche Klaaf“ (Klatsch) nimmt seinen Lauf." (vgl.: hier)
Dom
Der Dom ist der BER Kölns.
1164 werden die Gebeine der →Heiligen Drei Könige aus Mailand nach Köln gebracht. Köln und sein (alter) Dom werden zu einem der bedeutendsten Pilgerorte Europas. 1248 ist die Grundsteinlegung am neuen gotischen Dom nach französischem Vorbild. Alle an der Gelddruckmaschine "Dom" beteiligten scheffeln die grobe Kohle ohne Ende: Ablass, Spenden, Verkauf von Devotionalien, →Reliquien und frömmelnden Schnulli. Im Jahr 1560 werden die Bauarbeiten -- TROMMELWIRBEL -- "aus finanziellen Gründen" eingestellt. WTF?! Dann passiert 300 Jahre lang nichts, außer, dass zwei Bauarbeiter um ein gotisches Dixi-Klo herumscharwenzeln und die Kölner "Et hätt noch immer jot jejange" nuscheln. 1794: Der wilde Franzos kommt in Form von napoleonischen Truppen vorbei und verheizt das Chorgestühl, der Sakralbau wird derweil als Pferdestall und Lagerhalle zweckentfremdet. Der Dom ist jetzt knapp vor "Ruine". 1841: Auf Veranlassung von König Friedrich Wilhem IV. von →Preußen (Berlin) und mit Promi-Werbung von Außerhalb (Goethe/Weimar) gründen die Kölner den "Zentralen-Dombau-Verein". 1842 legt der preußische König den Grundstein für den Weiterbau. "Et kütt wie et kütt" brabbeln die Kölner, die mit Aktionismus seit jeher "nix to donn" haben. 1880 ist der Dom (dank fremder Hilfe) nach 632 Jahren dann mal endlich fertiggestellt.
Hätte man die Kölner machen lassen, wäre die Domplatte heute eine Geröllwüste mit ein paar stehenden Strukturen nach Akropolis-Vorbild.
Domplatte
Touristensammelstelle.
"Mitten in die zugebaute Innenstadt drängelt sich ein Dom, arrangiert wie von unten durch 'ne Betonplatte geschossen." (Dietmar Wischmeyer)
"Domplatte", das ist die umgangssprachliche Bezeichnung für die den Kölner →Dom seit 1970 umgebende 7.000 m² große Fußgängerplattform (Wikipedia). Hier wuseln Touris aller Coleur direkt busladungsweise herum, Skater schießen durch die Zwischenräume und Straßenkünstler wie Akrobaten, Pflastermaler und "lebende Denkmäler" konkurrieren mit Straßenmusikanten, die meist nicht so gut sind, aber dafür umso lauter aufspielen, gerne auch mit plärrender Verstärkeranlage.
Dreigestirn, Kölner
Kölscher Knochenjob für Jungfrau, Prinz und Bauer.
"Der Kölsche Jung an sich hat zwei Träume. Einmal dabei sein, wenn der →FC deutscher Fußballmeister wird. Und einmal im Leben Dreigestirn werden" (lesenswerter Artikel).
Das Kölner Dreigestirn besteht aus Jungfrau, Prinz und Bauer und es sind allesamt Herren. Während ihrer etwas über einmonatigen Regentschaft sind sie die pop-up-Popstars des Kölner →Karnevals und der "Spaß" kostet sie pro Kopf etwa 50.000 €. "Unglaubliche 370 Auftritte stehen auf dem Programm, an Wochenenden und in der heißen Phase um Weiberfastnacht bis zu 14 am Tag. Von ihren Familien sehen sie sechs Wochen lang nichts." (s. a.a.O.) So geht das dann vom Festsaal ins Altersheim, von dort in einen Hotelsaal, auf ein Partyschiff, in die Kaserne, ab zur Stadthalle, wieder in den nächsten Festsaal usw. -- von Morgens um 10.00 Uhr bis Nachts um 2.00 Uhr, tagein, tagaus, Woche für Woche. Und buchstäblich überall ist Humba!-humba!-Täteräää!!!, "dreifaches Kölle Alaaf!" und rheinischer Frohsinn galore incl. "Drink doch ene met" und natürlich →Kölsch und schunkeln und bützen bis der Arzt kommt und drei Dutzend Jecken, die ein Selfie mit dem Dreigestirn machen wollen.
Das sind die kommenden tapferen Kandidaten für diesen Höllenritt: Link.
Stay tuned: Teil 2 erscheint am 16.11.
"Mitten in die zugebaute Innenstadt drängelt sich ein Dom, arrangiert wie von unten durch 'ne Betonplatte geschossen." (Dietmar Wischmeyer)
"Domplatte", das ist die umgangssprachliche Bezeichnung für die den Kölner →Dom seit 1970 umgebende 7.000 m² große Fußgängerplattform (Wikipedia). Hier wuseln Touris aller Coleur direkt busladungsweise herum, Skater schießen durch die Zwischenräume und Straßenkünstler wie Akrobaten, Pflastermaler und "lebende Denkmäler" konkurrieren mit Straßenmusikanten, die meist nicht so gut sind, aber dafür umso lauter aufspielen, gerne auch mit plärrender Verstärkeranlage.
Dreigestirn, Kölner
"Eimol Prinz zo sin en Kölle am Rhing.
En nem Dreijesteen, voll Sonnesching.
Dovun han ich schon als kleine Fätz jedräump.
Einmol Prinz zo sin, söns häs de jet versäump."
(Wicky Junggeburth)
Kölscher Knochenjob für Jungfrau, Prinz und Bauer.
"Der Kölsche Jung an sich hat zwei Träume. Einmal dabei sein, wenn der →FC deutscher Fußballmeister wird. Und einmal im Leben Dreigestirn werden" (lesenswerter Artikel).
Das Kölner Dreigestirn besteht aus Jungfrau, Prinz und Bauer und es sind allesamt Herren. Während ihrer etwas über einmonatigen Regentschaft sind sie die pop-up-Popstars des Kölner →Karnevals und der "Spaß" kostet sie pro Kopf etwa 50.000 €. "Unglaubliche 370 Auftritte stehen auf dem Programm, an Wochenenden und in der heißen Phase um Weiberfastnacht bis zu 14 am Tag. Von ihren Familien sehen sie sechs Wochen lang nichts." (s. a.a.O.) So geht das dann vom Festsaal ins Altersheim, von dort in einen Hotelsaal, auf ein Partyschiff, in die Kaserne, ab zur Stadthalle, wieder in den nächsten Festsaal usw. -- von Morgens um 10.00 Uhr bis Nachts um 2.00 Uhr, tagein, tagaus, Woche für Woche. Und buchstäblich überall ist Humba!-humba!-Täteräää!!!, "dreifaches Kölle Alaaf!" und rheinischer Frohsinn galore incl. "Drink doch ene met" und natürlich →Kölsch und schunkeln und bützen bis der Arzt kommt und drei Dutzend Jecken, die ein Selfie mit dem Dreigestirn machen wollen.
Das sind die kommenden tapferen Kandidaten für diesen Höllenritt: Link.
Stay tuned: Teil 2 erscheint am 16.11.