photo credit: mripp The future of german car industry via photopin (license) |
Meinerzeit (1985), als ich in 5608 Radevormwald bei der Fahrschule Nitsch den Führerschein gemacht habe, hieß der Blinker noch "Fahrtrichtungsanzeiger" und die Ampel "Lichtzeichenanlage". Man bremste nicht, man "verzögerte". Auf den theoretischen Bögen tauchte zu allem Überfluss ständig auch noch "der Mann mit dem Handwagen" an der Kreuzung auf und wollte Vorfahrt. Ächz!
In diesen prähistorischen Tagen, als man den Flintstones näher war als den Jetsons, da wurde an der "Lichtzeichenanlage" sogar der "Fahrtrichtungsanzeiger" betätigt, wenn man denn ungleich geradeaus fahren wollte. Manchmal geriet man auch in eine Situation, da man einem entgegenkommenden Fahrzeug in einer engen Straße soviel Entgegenkommen entgegenbrachte, dass man es vorbei ließ -- der Fahrer des anderen Wagens grüßte dann freundlich mit der Hand und er lächelte dabei, manchmal gab es alternativ eine kurze Lichthupe und ein Lächeln.
Seitdem hat sich viel geändert.
Der Mann mit dem Handwagen wurde aus den Führerschein-Lernbüchern verbannt, Dinge bekamen griffigere Namen. Man kann mit Apps für die theoretische Prüfung lernen. Aber vor allem der Gebrauch der Blinker wurde von Jahr zu Jahr mehr eingeschränkt, zuletzt radikal. Die Leute fahren in der Moderne einfach in der Gegend herum, bremsen hier und da, halten an und fahren weiter, all das, ohne auch nur einmal mit dem Blinker gezuckt zu haben. Man muss raten, was die Menschen, die vor einem fahren, planen und was sie um- und antreibt. Sind die zum Genuss der Morgen- oder Abendröte unterwegs, suchen sie einen Parkplatz, wollen sie losfahren oder anhalten? Das ist nicht immer ganz ungefährlich, denn: man weiß et ja nich!
Oft kommt mir in den engen Nebenstraßen Wuppertals einer entgegen, da fahre ich mit dem Smart schnell in eine Parklücke und setze den Blinker links und warte, dass ich weiterfahren kann. Der Entgegenkommende starrt zu 80% angelegentlich geradeaus, während er an mir vorbei fährt. Ich habe gerade eine Serie, was diese Situationen angeht.
Irgendwann ist die Rücksicht, die Kommunikation, das Freundliche beim Autofahren abhanden gekommen.
Alles Aut(o)isten.
Wenn das mit dem Selbstfahren mal passé ist in den nächsten Jahrzehnten, dann muss mit dem autonomen Fahren eines ganz sicher nicht zu Grabe getragen werden: der umsichtige und freundliche Autofahrer, der steht nämlich schon jetzt auf der Roten Liste.