Montag, 28. Mai 2012

Bio-Ovoid, 300 Sekunden

http://bit.ly/KANqPN
1992 konnte man sich vom Herd aus noch leichten Herzens zu seinem Frühstücksbesuch umdrehen und fragen: "Wer will alles ein Ei?" Dann erfuhr man anhand von Handzeichen und/oder Lautäußerungen, dass man z.B. fünf Hühner-Ovoiden zu kochen hatte. Dann nahm man dieselben aus der ALDI-Packung, ließ sie ins kochende Wasser gleiten und fischte sie allesamt nach sieben Minuten wieder heraus, abschrecken, fertig.

20 Jahre später.
Wer es heutzutage wagt, Gäste zu befragen, ob sie denn ein Ei wünschen, riskiert so einiges. Vor allem: Man fragt "ob" und bekommt Antworten, als hätte man "wie" gefragt...
"Ich hätte meins gerne 3 1/2 Minuten!", sagt Himpelchen.
"Ich möchte meins gerne 4 1/2 Minuten!", sagt Pimpelchen.
"Ich will meins voll hart!", sagt Butzelmann und meint 10 Minuten. Später fragt er nach einem Eierschneider.
Susanne Klickerklacker möchte ihr braunes Bio-Ei fünf Minuten und Inka Sonnensalz (Link) dazu.
Ich nehme mein Ei wie 1992 - sieben Minuten - oldschool, baby.

Vorgehensweise:
Ich empfehle, die Eier wie Lottokugeln an mehreren Stellen mit wasserfestem Edding mit "3,5", "4,5", "5", "7" und "10" zu beschriften und dann beim Kochvorgang stehenzubleiben. Gegebenenfalls gibt es noch Sonderwünsche wie Einpieksen oder "auf keinen Fall einpieksen", Abschrecken oder "auf keinen Fall abschrecken".
Während des Kochens diskutieren die Gäste angeregt, ob "Einpieksen" oder "Abschrecken" überhaupt etwas bringt oder nicht (Link). Alle spielen mit ihren Smartphones herum und suchen nach Argumenten.
Sobald ein Ei fertig ist, schaut der Gastgeber auf die Tabelle, ob er den Ovoiden abschrecken darf (oder nicht) und hastet zum entsprechenden Gast, damit es keine Beschwerden gibt, z.B. dass das 3 1/2-Minuten-Ei von Himpelchen nach weiteren 6 1/2 Minuten (Butzelmann) bitterkalt ist.
Natriumchlorid (Salzmühle, Kräutersalz, Fleur de Sel und Sonnensalz), Pfeffermühle, Maggi (für die alte 80) und Senf (Mittelscharf, Dijon, Honigsenf, Feigensenf) sind kommentarlos bereitzustellen, ebenso eine Kollektion von Eierlöffeln (aus Plastik, Horn, Perlmutt und Porzellan).
Anschließend bilden alle einen Stuhlkreis und diskutieren darüber.
Wenn es dunkel wird, müssen die Gäste leider nach Hause gehen.

Was helfen kann: www.eirechner.de (oder als App).
Und gute Nerven.