Samstag, 10. Mai 2014

radikaler DIY-Tipp: Rezept für Spaghetti Bolognese



Das dritte Jahrtausend, die Moderne ist im vollen Gange. Doch immer noch keimt in den Personen meines Umfeldes hie und da der Wunsch auf, Allerweltslebensmittel wie Nudeln oder Pizzateig selbst herzustellen.
Warum?
WARUUUM???
Ich musste schon Menschen, die den ganzen Tag damit zugebracht hatten, so etwas Profanes wie Spaghetti aus Hartweizengrieß selbst herzustellen, darüber aufklären, dass ihre DIY-Sättigungsbeilage ganz genau so schmeckt wie das im PIMPI-Markt gekaufte Pendant. Das führte sukzessive zu Schnuten und Flunschen, meist auch länger. Aber warum bringen mich Menschen auch in diese Lage? Soll ich etwa lügen?
Aktuell plant die Liebste, Pizzateig selbst herzustellen ...


radikaler DIY-Tipp – Rezept für Spaghetti Bolognese:

18 Monate vor der Einladung der Gäste: Kuh mit neugeborenem Rind kaufen und regelmäßig füttern/tränken, Stall ausmisten, Fliegenfänger aufhängen, Vorgang monatelang wiederholen. Nach 1/2 Jahr: 16 Liter Milch abzweigen, diese teilentrahmen.
1 Jahr vorher: Teilentrahmte Milch mit dem Enzym Lab versetzen und nach dem Erwärmen auf 34°C das Käsegranulat mit Tüchern aus der Masse fischen und in bereitgestellte Formen geben. Laibe 22 Tage in gesättigter Salzlake lagern, dann (mindestens) zwölf Monate einkellern. Zwischendurch die Laibe drehen, reinigen.
11 Monate vorher: Ende September Weizen in einem tiefgründigen Boden aussäen, auf eine Saatdichte von 400 bis 500 Körnern pro Quadratmeter achten. Standorte mit Niederschlagsmengen bis maximal 500 Millimeter sind geeignet. Dem für die Landwirtschaft zuständigen Aztekengott Xipe Totec ein paar Sklaven opfern. Die Ernte findet dann im Hochsommer des auf die Aussaat folgenden Jahres statt. Korn dreschen. Körner trocknen, im Mörser zerstoßen. Mehl mit Ei, etwas Wasser und Himalaya-Salz vermischen. Masse so lange durchkneten, bis ein glatter, formbarer Teig entsteht. Teig zu einer Kugel formen, mit einem Tuch bedeckt 30 Minuten ruhen lassen. Die Teigkugel mit der Nudelmaschine ausrollen, die Walzenstärke von Mal zu Mal verringern. Mit dem Vorsatz an der Nudelmaschine den wirklich dünnen Teig dann in schmale Nudeln schneiden.
9 Monate vorher: Februar: Tomatensamen in einem kleinen Gewächshaus auskeimen lassen. Juni: die Tomatenschösslinge können jetzt ins Freie gesetzt werden, diverse Pflegearbeiten. Juli: Pflanzen an Stützstangen befestigen, beschneiden. August: düngen! September: Boden um die Tomatenpflanzen mit Vlies abdecken. Oktober: Ernte.
6 Monate vorher: Steckzwiebeln im April pflanzen. Unkraut immer wieder gründlich entfernen. Regelmäßiges Wässern ist bei Trockenheit erforderlich. Die Ernte erfolgt, wenn das Laub der Zwiebeln zu etwa 2/3 gelb verfärbt und umgefallen ist.
3 Monate vorher: Basilikum und Oregano aussäen, regelmäßig gießen, morgens um 5.00 Uhr Schnecken ablesen, Vorgang wiederholen. Oregano auf der Fensterbank trocknen.
1 Woche vorher: Gäste einladen. Exoten und Sonderlinge wie Vegetarier und Gluten-Allergiker sind dringend auszusparen.

Der große Tag: Überschüssige Teile am Rind entfernen, Rest mahlen und kalt stellen. Enthusiasten können noch Talg-Kerzen aus Rindertalg ziehen – für die romantische Note.
Rinderhack und grob gehackte Zwiebeln in der Pfanne anbraten, gewürfelte Tomaten und Himalaya-Salz hinzugeben und vor sich hinköcheln lassen. Getrockneten Oregano mörsern und einstreuen. Nudeln in Himalaya-Salzwasser kochen und abschütten. Gästen Leitungswasser ausschenken (Rotwein wäre nun wirklich zu aufwendig gewesen), Nudeln auf die Teller geben, Soße hinzu. Parmesan frisch vom Stück darüber reiben. Teller mit Basilikumblättern dekorieren.
Bon appetit!

Nach Verabschiedung der Gäste wimmernd zusammenbrechen.
Nudeln wieder im Supermarkt kaufen.