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Mittwoch, 29. Juli 2015

Heißgetränkeautomaten

photo credit: Choose wisely via photopin (license)

Im Wort "Heißgetränkeautomaten" steckt ganz hinten das Wort "tomaten", was kein Zufall ist.

Mein erster Heißgetränkeautomat begegnete mir im Foyer der Turnhalle des Gymnasiums in Radevormwald, vielleicht 1981. Für Kinder war dieser schwarz-braune, flächig mit Holzimitat beklebte Klotz in der Größe eines Kleiderschrankes in der Regel nur Deko, denn für uns rangierten eisgekühlte Cola, Fanta, Lift, Sprite und Mezzo Mix haushoch vor allem anderen -- es sei denn, es war Winter. Dann stapften wir mit unseren Moon-Boots in das grausam überheizte Foyer, um uns Kakao -- und nur Kakao zu ziehen. Man warf sein 50-Pfennig-Stück in den Geldschlitz, drückte die KAKAO-Taste, schon brummte und summte das Gerät, wackelte auch ein wenig, ein ockerfarbener, geriffelter Becher plumpste in den Ausgebeschacht, dann Summ-Summ-Summ ergossen sich die diversen Komponenten des Kakaos (Heißwasser mit Milchpulver, Heißwasser mit Kakao und das Ganze retour). Zuletzt: das fertige Getränk. Traditionell umklammerte man die heißen Becher und blies hinein, sodass die Metallrandbrillen dick beschlugen. Aber: Wenn man jetzt Pech gehabt hatte, dann hatte sich der (zu allem Überfluss nur marginal sympathische) Hallenwart fünf Minuten zuvor eine Tomatensuppe gezogen -- und so schwammen jetzt etwa 30 grellorange Fettaugen auf dem Kakao.

Deshalb steckt im Wort "Heißgetränkeautomaten" ganz hinten das Wort "tomaten".


Samstag, 10. Mai 2014

radikaler DIY-Tipp: Rezept für Spaghetti Bolognese



Das dritte Jahrtausend, die Moderne ist im vollen Gange. Doch immer noch keimt in den Personen meines Umfeldes hie und da der Wunsch auf, Allerweltslebensmittel wie Nudeln oder Pizzateig selbst herzustellen.
Warum?
WARUUUM???
Ich musste schon Menschen, die den ganzen Tag damit zugebracht hatten, so etwas Profanes wie Spaghetti aus Hartweizengrieß selbst herzustellen, darüber aufklären, dass ihre DIY-Sättigungsbeilage ganz genau so schmeckt wie das im PIMPI-Markt gekaufte Pendant. Das führte sukzessive zu Schnuten und Flunschen, meist auch länger. Aber warum bringen mich Menschen auch in diese Lage? Soll ich etwa lügen?
Aktuell plant die Liebste, Pizzateig selbst herzustellen ...


radikaler DIY-Tipp – Rezept für Spaghetti Bolognese:

18 Monate vor der Einladung der Gäste: Kuh mit neugeborenem Rind kaufen und regelmäßig füttern/tränken, Stall ausmisten, Fliegenfänger aufhängen, Vorgang monatelang wiederholen. Nach 1/2 Jahr: 16 Liter Milch abzweigen, diese teilentrahmen.
1 Jahr vorher: Teilentrahmte Milch mit dem Enzym Lab versetzen und nach dem Erwärmen auf 34°C das Käsegranulat mit Tüchern aus der Masse fischen und in bereitgestellte Formen geben. Laibe 22 Tage in gesättigter Salzlake lagern, dann (mindestens) zwölf Monate einkellern. Zwischendurch die Laibe drehen, reinigen.
11 Monate vorher: Ende September Weizen in einem tiefgründigen Boden aussäen, auf eine Saatdichte von 400 bis 500 Körnern pro Quadratmeter achten. Standorte mit Niederschlagsmengen bis maximal 500 Millimeter sind geeignet. Dem für die Landwirtschaft zuständigen Aztekengott Xipe Totec ein paar Sklaven opfern. Die Ernte findet dann im Hochsommer des auf die Aussaat folgenden Jahres statt. Korn dreschen. Körner trocknen, im Mörser zerstoßen. Mehl mit Ei, etwas Wasser und Himalaya-Salz vermischen. Masse so lange durchkneten, bis ein glatter, formbarer Teig entsteht. Teig zu einer Kugel formen, mit einem Tuch bedeckt 30 Minuten ruhen lassen. Die Teigkugel mit der Nudelmaschine ausrollen, die Walzenstärke von Mal zu Mal verringern. Mit dem Vorsatz an der Nudelmaschine den wirklich dünnen Teig dann in schmale Nudeln schneiden.
9 Monate vorher: Februar: Tomatensamen in einem kleinen Gewächshaus auskeimen lassen. Juni: die Tomatenschösslinge können jetzt ins Freie gesetzt werden, diverse Pflegearbeiten. Juli: Pflanzen an Stützstangen befestigen, beschneiden. August: düngen! September: Boden um die Tomatenpflanzen mit Vlies abdecken. Oktober: Ernte.
6 Monate vorher: Steckzwiebeln im April pflanzen. Unkraut immer wieder gründlich entfernen. Regelmäßiges Wässern ist bei Trockenheit erforderlich. Die Ernte erfolgt, wenn das Laub der Zwiebeln zu etwa 2/3 gelb verfärbt und umgefallen ist.
3 Monate vorher: Basilikum und Oregano aussäen, regelmäßig gießen, morgens um 5.00 Uhr Schnecken ablesen, Vorgang wiederholen. Oregano auf der Fensterbank trocknen.
1 Woche vorher: Gäste einladen. Exoten und Sonderlinge wie Vegetarier und Gluten-Allergiker sind dringend auszusparen.

Der große Tag: Überschüssige Teile am Rind entfernen, Rest mahlen und kalt stellen. Enthusiasten können noch Talg-Kerzen aus Rindertalg ziehen – für die romantische Note.
Rinderhack und grob gehackte Zwiebeln in der Pfanne anbraten, gewürfelte Tomaten und Himalaya-Salz hinzugeben und vor sich hinköcheln lassen. Getrockneten Oregano mörsern und einstreuen. Nudeln in Himalaya-Salzwasser kochen und abschütten. Gästen Leitungswasser ausschenken (Rotwein wäre nun wirklich zu aufwendig gewesen), Nudeln auf die Teller geben, Soße hinzu. Parmesan frisch vom Stück darüber reiben. Teller mit Basilikumblättern dekorieren.
Bon appetit!

Nach Verabschiedung der Gäste wimmernd zusammenbrechen.
Nudeln wieder im Supermarkt kaufen.


Freitag, 24. Mai 2013

Gnocchi

goo.gl/1og4N
Früher gab es bekanntlich ja nix. Und noch davor gab es mal überhaupt gar nix! Vor der Entdeckung Amerikas gab es in Europa nicht mal Ananas, Avocados, Tomaten, Mais, Chili, Kartoffeln und Kürbisse.
Also, wichtig für alle Zeitreisenden: Keine "Pommes Schranke" oder Mikrowellen-Popcorn vor 1492! Kriegt das in die Birne!
Vermutlich gab es damals auch keine Smacks, Bananen, Erdnussflips und Hubba-Bubba - mein Gott! Vor 1492 müssen die Leute an Steinen gelutscht haben!

Dass es "kaum etwas gab" dauerte tatsächlich bis in die frühen 90er des 20. Jahrhunderts, aber dann ging plötzlich alles ganz schnell: Plötzlich gab es beim Discounter Flusskrebssalat im Kühlregal, mehrere Sorten Balsamico-Essig, Erdnussbutter in glatt und stückig, Parmesan am Stück, Kiwis und Mangos. Feinkostgeschäfte (wie "Feinkost Sackermann" auf der Alleestr. in Remscheid) schlossen in Scharen - sie wurden nicht länger benötigt.
Mit dieser absoluten Gewissheit im Rücken ging ich die Tage zum "Feinkost Albrecht" aka "ALDI", um meine Einkäufe zu verrichten. Auf der Einkaufsliste standen auch Gnocchi.
Exkurs: Die Aussprache dieser Teigware aus Kartoffeln ist in etwa "Niocki" und keinesfalls "Gnotschi" oder "Gnocki".
Ich renne mir im Wuppertaler Aldi also die Hacken wund, schaue bei Nudeln, durchforste das Kühlregal, keine Gnocchi weit & breit. Ich wieder zum Regal, wieder an die Kühltheke - nix. Natürlich auch keine aldiblaue Elfe in Sicht, ich wieder hin und her, voll der Schlauch, frage zuletzt an der Kasse, weil niemand aufzutreiben ist.
"Entschuldigung, wo sind denn die Gnocchi?"
"HÄ? WAT?", fragte die Kassiererin eloquent, unterbricht ihr Scannen.
"Gnocchi", wiederhole ich.
"Hä? Wat soll dat denn sein?", fragt se. De Leute inne Schlange kucken, als hätte ich "Fickööön" gesagt.
Gottogott!
"Na, so Miniklöße aus Kartoffeln...", sag ich.
"Neee!", sagt die Kassiererin und zieht weiter im Sekundentakt Artikel über den Scanner.
Ich gehe etwas ratlos zurück, da rennt mich fast eine Aldifrau um.
"Haben Sie Gnocchi?"
"HÄ???"
Soso...

Na, dann ist ja gut, dass ich nicht nach echten Exotika wie Annone oder Kopi Luwag gefragt habe, man wird ja auf dem Lande sehr leicht für pervers gehalten.