Samstag, 10. September 2011

ru24 History 25: This is the end of the world as we know it (2001)

Das dritte Jahrtausend hatte angefangen und ich war noch nie in den USA gewesen. Somit beschlossen Freund Thomas und ich, mal eine Woche nach New York zu fliegen, zumal die gute, alte Deutsche Mark so gut wie lange nicht stand. Und in ein paar Monaten sollte der Euro eingeführt werden, wer konnte schon sagen, wie es dann werden würde. Die Urlaubsplanung schleppte sich zögerlich hin, dann gaben wir uns einen Ruck: Wir verabredeten uns bei mir zu Hause für die - Tadaaa!!! - endgültige Planung unserer New York-Reise.
Es war ein Dienstag.
Es war der 11.09.2001.
Ich hatte frei an diesem Tag und fuhr nach Wuppertal. In der Rathausgalerie gab es einen Plattenladen, ich grofelte angelegentlich durch die Auslagen. Der Tresenmann war überhaupt nicht bei der Sache, er starrte die ganze Zeit durch die Schaufenster auf einen im Einkaufszentrum installierten Fernseher, auf dem irgendein aus der Hüfte gefilmter SF-Film mit Hochhäusern lief - tsts. Ich hätte währenddessen den ganzen Laden ausräumen können.
Zuletzt kaufte ich eine CD und trollte mich.
Da ich abends Besuch bekam, fuhr ich auf dem Weg zur Wohnung noch einen Schlenker bei PENNY vorbei und kaufte etwas Bier und was zum Knabbern. An der Kassenschlange tappte mir jemand auf die Schulter, ich drehte mich um. Der Mann war mir völlig unbekannt.
"Haben Sie DAS gesehen?", fragte er mit bebender Stimme, er war irgendwie blass und fahrig.
Ich schaute aus den Panorama-Fenstern des Marktes hinaus auf die Kaiserstraße, aber da war nichts - wie immer.
Ich drehte mich wieder zu ihm um und grunzte fragend.
"Gehen Sie nach Hause und schalten Sie den Fernseher an! DAS IST WAHNSINN!!!", fabulierte er.
Ich nickte, beschloss aber, den Mann für nicht ganz zurechnungsfähig zu halten.
Dann fuhr ich heim, es war ca. 18.00 Uhr.
Jacke an, Tasche um und Sixpack in der Linken drückte ich einer Eingebung folgend auf die Fernseh-Fernbedienung.
Der SF-Film mit den Hochhäusern lief noch immer.
1) Flug AA 11 schlägt im Nordturm des WTC ein.
2) Flug UA 175 verschwindet im Südturm.
3) Gehe zu 1)
Und in meinem Kopf spielten REM unaufhörlich "This is the end of the world as we know it".
Als Thomas wie immer auf die Sekunde genau um 20.00 Uhr an der Tür schellte, hatte ich noch immer die Jacke an und die Tasche um, stand noch immer an der gleichen Stelle, die Fernbedienung in der Rechten. Das Bier stand auf dem Boden neben mir.
Wir tranken warmes Bier und starrten auf den Fernseher.
Die Bilder waren die Gleichen.
1) Flug AA 11 schlägt im Nordturm des WTC ein.
2) Flug UA 175 verschwindet im Südturm.
3) Gehe zu 1)
Keine Überraschung: Wir haben unsere NY-Reise an diesem Abend nicht geplant.
Tags drauf, am 12.09.2001, stöpselte ich mein Antennenkabel aus dem Fernseher und warf es weg. Kabel und GEZ habe ich gekündigt/abgemeldet.
Bis heute bin ich clean und ich habe seitdem nichts vermisst.

Im Dezember 2001 rief der damalige Bürgermeister New Yorks, Rudolph Giuliani, die Touristen der Welt auf: Wenn ihr etwas für die Stadt tun wollt, kommt uns besuchen!
Wir kamen.


P.S.: Die CD, die ich mir am 11.09.2001 in dem Laden mit dem unaufmerksamen Verkäufer geholt hatte, entdeckte ich Monate später, noch im Verkaufs-Tütchen steckend, bei den anderen CDs.
Sie war Mist.

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