photo credit: IMGP6462.jpg via photopin (license) |
1996 sind wir mit einer Handvoll Freunden in ein Ferienhaus nach Mandø gefahren. Mandø ist eine dänische Gezeiteninsel an der Westküste Jütlands, Dänemark. Die Insel war nur bei Ebbe mit dem Auto über einen "Ebbeweg" aus Kies zu erreichen.
Thorsten, unser Fahrer, hatte seinen sehr jungen Golden Retriever dabei. Wir fuhren mit dem Wagen über den Ebbeweg nach Ribe, der ältesten Stadt Dänemarks, eher ein Kaff. Wir rannten eine Weile herum und staunten auch darüber, wie unglaublich sauber es die Dänen doch überall hatten. Nichtmal Kippen auf dem Gehweg! Dieses Manko muss auch dem Hund aufgefallen sein, denn er kackte spontan mitten in die antiseptische Einkaufszone. Thorsten, für den "Cholerik" kein Fremdwort war, schwollen diverse Adern, er hatte keine Hundebeutel dabei und die Einheimischen kuckten schon. Weil er jetzt nen Hals hatte und er der Fahrer war, mussten wir alle wieder fahren. Zarte Hinweise darauf, dass es mit dem Ebbeweg nun während der Flut gerade Essig sei, gingen im Zornesrauschen unter. Also standen wir kurz drauf alle geschlossen am tristen Meeresrand und schauten auf die in der Ferne liegende Insel. Thorsten lehnte am Auto, rauchte Kette und starrte verschlossen wie eine Auster aufs Meer. Wir restlichen vier langweilten uns an diesem denkbar uninteressanten Abschnitt der dänischen Küste. Nur der von der Leine gelassene Hund schien sich prächtig zu amüsieren: Er schlang ein interessantes Aas herunter, spülte mit etwas Meerwasser hinterher. Dann fraß er ein Kilo Blasentang. Im Anschluss fand er einen wirklich nicht mehr frischen halben Krebs und knabberte ihn als Snack. Später gab es von dem grünen Seetang und wieder Meerwasser zum Hinterherspülen.
Irgendwann während dieser Stunden, zeigte sich der Ebbeweg wieder, noch bevor er richtig zu sehen war, führen wir Heim. Die Stimmung war nicht so besonders, Spaghettis würden helfen! Kurzum aßen alle mit gutem Appetit ihre Bolognese. Die übrig gebliebenen Nudeln bekam der Hund, der ein gefühltes Pfund davon einfach weg-inhalierte. Danach lag er, alle Viere von sich getreckt, mit Schluckauf und hervortretenden Augen auf dem Boden. Alle zwei Minuten rülpste er verhalten. Nach einer Weile stemmte er sich hoch, trottete zum einzigen Teppich in der Wohnung und bekotzte ihn chefmäßig wie ein T-Rex. Es zeigte sich dem staunenden Publikum die komplette, beeindruckende Historie der Nahrungsaufnahme -- nur in umgekehrter Reihung.
Thorsten schwoll der Kamm. Kurz schien er "hulken" zu wollen, ließ das dann aber bleiben und machte sich stattdessen an die Beseitigung der Bescherung. Wir gaben ihm aus der Ferne Tipps, was die Situation nicht signifikant verbesserte, aber extrem viel Spaß machte.
Wenn ich heute daran zurückdenke war das mein schönstes Mandø-Urlaubserlebnis.