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Mittwoch, 14. Dezember 2016

Familien-Aktivitäten am Sonntag

Familienausflug in den frühen 80ern

1980+
Die gesamte Familie macht am Sonntag Nachmittag einen Spaziergang in der Umgebung. Rund um den Wohnort werden im leicht aufgerüschten Kleidungsstil so illustre Orte wie "Ispingrade", "Hälversche Mark" oder "Kaffekanne" aufgesucht. Kein noch so entlegener Winkel der zugigen Höhen und der feuchten Tälern des Bergischen Landes ist auf Dauer sicher. Das Zwangs-Event findet mit einem Minimum an Equipment statt, es kommt niemand überhaupt auf die Idee, Trinkwasser mitzunehmen. Im Hochsommer gibt es vielleicht mal ausnahmsweise pro Kopf ein Sunkist oder eine Capri Sonne. Selbst wenn man zufällig an Ausflugslokalen vorbeikommt, gegessen und getrunken wird zu Hause -- das wäre ja noch schöner, aber Toilette benutzen ist OK. Im Herbst sammelt die Familie geschlossen Hallimasch, Steinpilze und Stockschwämmchen, die es dann zum Abendessen gibt.

1990+
Die gesamte Familie macht am Sonntag Nachmittag eine Art Spaziergang in der Nähe. In zweckmäßiger Kleidung werden wenig befahrene, asphaltierte Straßen aufgesucht, damit Kind 1 skaten, Kind 2 radfahren und Kind 3 mit dem Laufrad laufen kann. Das Event findet mit einigem an Equipment statt, die Eltern haben für den Fall der Fälle noch Flugdrachen, weitere Räder, Skateboards und Pogo-Sticks dabei, sowie einen Verbandskasten (mit dreierlei Motivpflastern), jede Menge Trinkwasser, Limo, kleine Notrationen aus Salami, Käse und Keksen und ein Notzelt. In der Regel trifft man die Eltern bepackt wie Sherpas an, während die Kinder 1 und 2 halbnackt im Straßengraben fangen spielen und Kind 3 etwa 50 m weiter hinten mit Dino-Helm Rotz & Wasser brüllend unbeweglich auf dem Laufrad steht.

2000+
Fast die ganze Familie macht am Sonntag etwas zusammen, außer Kind 1, das muss wegen der Nachprüfung lernen. Es wird voll basisdemokratisch abgestimmt, was gemacht werden soll und jeder hat eine Stimme. Somit werden allsonntaglich die Stadtfeste und Jahrmärkte der Umgebung aufgesucht. Jedes Kind bekommt 25 € Kirmesgeld, das es sich für Cola, Popcorn, Fahrgeschäft 1, Cola, Zuckerwatte, Fahrgeschäft 2, Cola, gebrannte Mandeln, Fahrgeschäft 3 fein einteilen muss. Sobald die Kinder geschlossen einen Zuckerschock haben und vibrieren wie Gitarrensaiten, fahren alle nach Hause und Papa kann endlich wieder an den Computer.

2010+
Wer aus der Familie möchte, fährt am Sonntag mit in eine Stadt oder einen Stadtteil, der verkaufsoffenen Sonntag hat. Kind 2 bleibt zu Hause und zockt im Schneidersitz an der Konsole. In der Mall gibt es etwas für jeden! Die Kinder verschwinden mit ihrem Taschengeld im "Toys “R” Us", Papa im Saturn und Mama im Douglas, nach einer Weile treffen sich alle beim obligatorischen italienischen Eiscafé und bestellen Spaghetti-Eis. Wenn die Kinder einen Brain-Freeze haben, fahren alle wieder nach Hause und alle stellen ihre Neuerwerbungen in die jeweiligen Regale.


Sonntag, 7. Juli 2013

Sonntagmorgen in Wuppertal

http://goo.gl/VHcHT
Sonntagmorgen in Wuppertal.
Et is herrlich, de Sonne scheint, Bombenwetter.
Um 9.00 Uhr verläßt der Jäger das Haus, um Brötchen zu jagen.
Das geht fix, easy hin, easy rein, easy wieder zurück! Rein in den Smart und los!
Nur schade, dass der bekackte Bäcker gar nicht auf hat an diesem Sonntag. Toll, sowas muss man sich als Bäcker erst mal leisten können.
Was für ein Penner!
Also zum Plan-B-Bäcker. Nach 100 m gerate ich an eine Straßensperre. Is klar. Tsts! Die Wuppertaler! Ich wende. Der gewiefte Jäger kennt ja auch die Schleichwege, also, ums Eck, Haken geschlagen, nochmal ums Eck und... Straßensperre. Wuppertal, Wuppertal! Gewendet, Haken geschlagen, ganz anderen Weg, Ampel, Ampel, übern Berg, hintenrum zurück, geparkt. 400 m zum Bäcker gelaufen, indes: Der Voll-Kack-Bäcker Myska muss Sonntags also auch nicht aufhaben, sicherlich aus Gründen. Mittlerweile dürfte die Liebste daheim auf den Jäger des Hauses fluchen und mit einem rasch erkaltenden Milchkaffee vor einem leeren Tellerchen seiner Rückkehr harren.
Der Jäger ruft zu Hause an: "Et gibbt nix, ich bin aber dran! In jedem Dreckskaff gibts 'nen Bäcker mit Sonntagsöffnung [ich denke dabei an meine Heimatstadt] nur hier nicht!", die Liebste seufzt, wie nur Liebste es tun.
Eine Passantin schleppt ein Blech Backwaren am telefonierenden Jäger vorbei, ihn durch ihre bloße Anwesenheit mit Hohn und Spott zu überziehen.
Der Jäger beendet harsch das Gespräch.
"Gibt es in Wuppertal IRGENDWO einen Bäcker, der Sonntags auf hat?", blafft der Jäger überraschend genervt der ihm unbekannten Frau hinterher. Dass die Worte "bekacktes Dreckskaff" und "Scheißbäcker" nicht drin vorkommen, ist das letzte Zugeständnis an gesellschaftliche Konventionen. Eigentlich wäre die Frau eine leichte Beute mit ihrem Blech, geht es dem Jäger durch den Kopf...
"Ist sich Oppél, dorrt rrechts!", sagt die Frau, zeigt nach links und geht weiter.
"Ah! Danke."
Das Smartphone weiß et aber auch nich. Vielleicht "Hoppel?" Da muss ich ausgerechnet jetzt Frau Migrationshintergrund fragen! Nach einer Weile kommt die Google-App drauf: "Meinten Sie 'Oebel'?" Sicher, sicher... Ich renne den halben Kilometer zum Auto, fahre um den Pudding herum (natürlich incl. Ampel, Straßensperre, Ampel und weitere Umwege) - da kommt mir in der Einbahnstraße ein Bus entgegen, der langsam hinter einer zu Fuß gehenden Frau her fährt. Die überaus verwegen heimblondierte Person im weißem Polohemd, 70er-Jahre Pilotenbrille und Cargo-Hosen winkt mich unfreundlich-hektisch zur Seite, ich halte sie erst mal für eine paramilitärische Parkraumbewirtschaftungs-Meduse. So eine ist ja wohl kaum weisungsbefugt, mich irgendwohin zu winken. Ich fahre trotzdem zur Seite, schon wegen dem Bus. Im rechten Außenspiegel sehe ich es dann: Auf der Rückseite des Shirts der Frau steht groß "Ordnungsamt" - na da steht's ja gut. Plötzlich wuselt es überall auf den Bürgersteigen von allerlei Jungvolk von THW, Polizei, Ordnungsamt incl. aller Warnwesten tragenden Schülerlotsen von ganz NRW, schlagartig ist es schwarz von Menschen. Nachdem Bus und Meduse fort sind, komme ich... TADAAA!!! ... an eine Straßensperre.
Hallo?
Fuck!
Wasn???
Ein Warnwesten-Brauseknilch winkt mich in die Winz-Gasse zur Rechten. Es reicht. Ich kurbele die Scheibe herunter.
"Ist das hier hier die scheiß Zombie-Apokalypse?", schreie ich.
"Schwebebahnlauf! Hier geht nichts mehr. Sie müssen umkehren!"
Grundgütiger!
'Schwebebahnlauf' - WTF???
Ich stelle den Smart irgendwie ab, laufe die 600 m zum Oebel, kaufe Brötchen, laufe zurück. In der Zwischenzeit hat man Wuppertal vollkommen abgedichtet. Hermetisch. Ich fahre los. Einbahnstraße, nur rechts abbiegen möglich, Einbahnstraße, ich stehe wieder an der gleichen Straßensperre wie eben. Brauseknilch winkt nach rechts. Habe ich was übersehen? Einbahnstraße, nur rechts abbiegen möglich, Einbahnstraße, ich stehe wieder an der Straßensperre. Brauseknilch winkt.
Hallo?
Fuck!
Wasn???
Es reicht schon wieder. Ich kurbele die Scheibe herunter. Frage das Warnwesten-Jüngelchen an der Winz-Gasse: "Wie zum Teufel soll ich denn aus der Nummer wieder rauskommen?"
"Oh, das weiß ich nicht, ich bin doch aus Düsseldorf!", sagt er.
Toll!!
Düsseldorf! Ja dann ist ja gut! Wenn er aus der scheiß Landeshauptstadt kommt, dann drehe ich doch glatt noch ein paar Dutzend Runden!
Aber irgendwann, nach vier weiteren Rundfahrten ummen Block, ist dann auch mal gut.
Help yourself. Klimaanlage nen Zacken höher gedreht. Ich fahre 50 m gegen eine Einbahnstraße, dann 400 m durch eine Fußgängerzone, dann 300 m über eine Busspur und voilá, da liegt es fast schon in Sichtweite, das gelobte Land, wo Milchkaffee und Squeeze-Flaschen-Sommerblüten-Honig fließen!
Wow.
Das waren jetzt mindestens 4 Punkte in Flensburg.
Die Liebste schließt mich in die Arme wie einen späten Kriegsheimkehrer, es lag wohl auch an ihrem Hunger.

"Fix, easy hin, easy rein, easy wieder zurück" hat an diesem Sonntagmorgen 75 Minuten gedauert.
Respekt, Wuppertal.


Montag, 22. Oktober 2012

WINSEL!!!

goo.gl/l56dx 
ca. 48x jährlich: Bekannte von mir saßen seinerzeit allsonntäglich ungepflegt, mit wirrem Haar und im "Jogger" im Wohnzimmer herum und litten daran, dass Montags das Wochenende wieder vorbei sein würde. WINSEL!!! Gutes Zureden half nichts, der Sonntag war auf jeden Fall ruiniert. Um dies machtvoll zu unterstreichen, lief in der Glotze von 10:00 Uhr morgens bis 23:00 Uhr "RTL". Niemand fand je die Kraft, umzuschalten, es war ja ohnehin alles scheiße.

ca. 48x jährlich: Argh - nun ist es Montag. Nach dem Wochenende schleppt sich das Zombie-Heer der Arbeitnehmer wieder an seine Arbeitsplätze und muss quasi neu angelernt werden. WINSEL!!! Jeder Twitterer, der etwas auf sich hält hat sich bereits am Topthema "Montag" und "kotzen" versucht. Montage, das haben die Tage zu sein, an denen sich der Arbeitnehmer mit soviel Kaffee zu dopen hat, bis sein gottserbärmliches "Mimimimimi" einem kaum mehr hörbaren Wimmern gewichen ist.

ca. 10x jährlich: Es ist Ende September, wir haben Wochenende und wunderbare, laue 25°C. Sofort klagen Himpelchen und Pimpelchen mit weinerlicher Stimme: "Das ist jetzt das letzte, schöne Wochenende des Jahres!!!" Alle Umstehenden verfallen sofort in eine wehmütige Jahresend-Depression (Blogbeitrag). WINSEL!!! Dieser Trick funktioniert an bis zu 15 Wochenenden in Folge, bis es (perfiderweise) wirklich das letzte, schöne Wochenende des Jahres gewesen sein wird. Wichtig ist, dass man allen, die man kennt, die Wochenenden versaut hat.

ca. 2x jährlich: Es ist Ende Oktober, der Goldene Herbst knallt durchs Fenster, da kommt die Hiobsbotschaft: MÖRDERWINTER ANTE PORTAS!!! FROST!!! BLIZZARD!!! SCHNEEMASSEN!!! BLITZEIS!!! Wer am 25.10. seine Winterreifen noch nicht drauf hat, wird eines schrecklichen Todes sterben usw. - WINSEL!!! Interessanterweise ist der Überbringer dieser Nachricht immer ein Lappen, der seine Winterreifen übereifrig bereits am 20.10. hat aufziehen lassen.
(Das Pendant dazu ist die Mär vom NASSKALTEN BÄH-SOMMER)

ca. 1x pro Dekade: Das wars jetzt mit unserem Wohlstand! Jetzt ist nämlich für immer Krise! Der Staat fährt zwar Rekordsteuern ein, die Industrie Rekordgewinne, aber wegen KRISE ist der Dumme mal wieder der Depp. Sportwagen, Diamanten, Zahnersatz, Urlaub, Sprit, Mettbütterchen mit Zwiebeln - alles Luxus demnächst! WINSEL!!! (Krisentipp: Blogbeitrag) Wir können ja froh sein, wenn wir es als Rentner noch körperlich schaffen, nen Einkaufswagen mit unserem gesamten Hab und Gut vor uns herzuschieben.

ca. 10x im Leben: Weltuntergangspropheten sind sich ganz sicher: Das Ende der Welt ist nahe! Atomkrieg, Maya-Kalender am Ende, Jehova läuft Amok oder Rinderwahnvogelgrippeschweinepest (Blogbeitrag) usw. Die Mitmenschen lassen in der Glotze keine Sondersendung aus, werfen sich Jodtabletten, Tamiflu oder Heilerde ein - WINSEL!!! Danach läuft alles ganz normal weiter, außer dass Tante Waltraud nun zwölf Kästen Wasser im Keller gebunkert hat, die mein Bruder ihr anschleppen musste, weil der 'nen Kombi hat.

ru24 rät: Auch, wenn mal wieder alles scheiße zu sein scheint: