Mittwoch, 24. Juni 2009

Automobiles 3/Familie 1 - Alles eine Sache der Aufteilung


Goin Places
Originally uploaded by fensterbme
"Three are family" hieß es in einem Lied irgendwann in den 90ern.
Quasi umgehend verwirklicht sich der frischgebackene Vater einen Traum: den Kombi, vielleicht einen anthrazitfarbenen, fünftürigen VW Passat Variant. Die Mutter, die zumeist Elternzeit nimmt, bleibt daheim. Und weil sie auch mobil sein muss, gibt's für sie einen kleinen Dreitürer, vielleicht einen feuerwehrroten Opel Corsa.
Alles gut.
Und dann beginnt das richtige Leben. Paps fährt seine 12,6 km zur Arbeit, stellt den Passat auf den Firmenparkplatz. Dort hat der Wagen satte 8,5 Stunden Zeit, tickend abzukühlen, dann fährt Papa wieder heim. Es sei denn, er kloppt Überstunden, was zurzeit aus einer Reihe von Gründen keine üble Alternative ist. Mama fährt vormittags einkaufen, zuerst zum ALDI, dann zum LIDL, dann zum DM, jedesmal der gleiche Akt: Sie packt das Trageschalen-Baby Alice, öffnet ihren Corsa, klappt den Beifahrersitz um, befestigt ächzend und fummelnd die Schale mit dem Gurt auf dem Rücksitz, klappt den Sitz wieder zurück, schließt die Tür, geht ums Auto herum, stapelt die Waren in den Winz-Kofferraum - was nicht mehr passt, stopft sie sonst wohin, sie bringt den Einkaufswagen weg, steigt ins Auto und fährt zur nächsten Location. Irgendwann stapeln sich die Einkäufe auf jeder freien Fläche nebst Boden.
16 Monate später kommt der kleine Ben auf die Welt. Bald muss Mama Alice in die Kita fahren, Ben gurrt daneben in der Trageschale. Das Anschnallen beider Kinder dauert für die Geübte kaum fünf Minuten in gebückter Haltung. Wird die Kita bestreikt, sind die Einkäufe noch etwas schwieriger, weil Mama muss wegen der vergrößerten Familie mehr einkaufen, hat aber durch den zusätzlichen Kindersitz noch weniger Platz im Auto als zuvor. An manchen Tagen sieht sie schon nur vom Wagen Be- und Entladen total abgekämpft aus.
Wie viel einfacher hätte Mama es, wenn sie den Kombi haben könnte, der sowieso nur rumsteht und Papa den Corsa nehmen würde!
Leider geht das natürlich nicht.
Mama hatte es schon versucht. Aber der Papa hat Angst, dass die Kollegen in der Firma ihn dann für eine Weichflöte halten. Nicht dass er das zugeben würde, nein, aber die Mama kennt ihren Pappenheimer mittlerweile ganz gut. Und dann ist da auch noch das Negativbeispiel Cordula und Axel. Die hatten es nämlich eigentlich "vernünftig" gemacht mit der Aufteilung der Wagen. Leider ist der Axel nach weniger als einem halben Jahr impotent geworden, hat sein Haar verloren, der schäbige Rest des Haars verfilzte und sein Blick wurde stumpf. Wenig später roch Axel scharf nach Ammoniak.
So lange, bis das Männchen wieder mit dem Kombi in die Firma fahren durfte.

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