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Samstag, 4. Juni 2016

Seuchenvögel

photo credit: Winter Viruses and How to Beat Them via photopin (license)
Wie jeden Mittwochabend schob ich mich letzte Woche durch den Radevormwalder Penny-Markt. Ich grofelte gerade vorne durch die Obstauslagen (man muss ja immer reichlich von dem Zeug für die Fruchtfliegen mit nach Hause nehmen), als ich das Gekläffe hörte.
Irritiert blickte ich mich um und sah eine junge Mutter, die in ihrem Einkaufswagen zwei hart verrotzte Gören in den Laden schob. Der etwa Fünfjährige stand im Wagen, der circa Dreijährige saß in dem Kinderklappsitz. Die beiden Virenschleudern husteten bellend wie die Seehunde und niesten wie die Sittiche, das natürlich alles, ohne je eine Hand vor den Mund zu halten. Durch ihre unterschiedliche Anbringungshöhe und das ständige, leuchtturmartige Schwenken ihrer rotzverklebten Köpfe, verteilten sie ihre Gaben fast schon überoptimal. Wenn das der Ausbruch einer tödlichen Seuche war, dann war das Ende der Welt sehr nah! Noch niemals zuvor hatte ich mir so sehnlich einen Chemturion-Anzug (Abb.) oder wenigstens das Outfit eines mittelalterlichen Pestarztes (Abb.) gewünscht!
Ich versuchte etwas linkisch immer mindestens 12 m strategischen Abstand zu halten, dabei schmiss ich etwas abgelenkt wahllos Lebensmittel in meinen Wagen. Mit der anderen Hand googlete ich die Nummer einer deutschen Seuchenschutzbehörde, aber natürlich fand ich in der Aufregung nur das amerikanische CDC & seinen europäischen Ableger ECDC. Das europäische Zentrum für Seuchekontrolle in Solna, Schweden hatte gerade das West-Nil-Fieber im Angebot, wenn ich es richtig interpretierte. Das half jetzt auch nicht weiter!
Zwischendurch sah ich aus der Ferne, wie die Mutter ihren beiden Seuchenvögeln aus einer Wasserflasche zu trinken gab, sie quasi nachlud -- vielen Dank dafür! Das sputumhaltige Kläffen und feuchte Rotzen verfolgte mich durch den ganzen Laden. Wenn die Mutter ihre Seehunde von der Leine gelassen hätte, dann wäre im Penny sicherlich eine Panik ausgebrochen.
Eine Ein-Mann-Panik.

Erst zu Hause, die Patienten Null waren bereits über alle Berge des Bergischen Landes, entdeckte ich das für die kleinen Schleudern in Deutschland zuständige Robert-Koch-Institut (RKI), gut versteckt auf der sechsten oder siebten Google-Trefferseite, aber da war es natürlich schon zu spät.

Mein linkes Auge juckt.
Habe ich heute leicht überhöhte Temperatur?
Von der Inkubationszeit her passt es.

Gottogott.


Sonntag, 13. Oktober 2013

Albrecht Domina Gold

http://goo.gl/RJZExd 
Normalerweise habe ich als Kunde im Supermarkt genug Zeit, meine Waren aufs Band zu legen, und zwar in einer Reihenfolge, die sinnstiftend ist: die schweren Sachen nach vorne, die leichten, zerbrechlichen oder zerdrückbaren Dinge wie Eier, Obst, Salat nach hinten. Dann kann ich flott nach vorne gehen, um die kassierten Waren in den Einkaufswagen zu verstauen. Das klappt ganz hervorragend bei Penny, REWE und bei Schnarchnasen-Edeka sowieso - nirgends muss ich heutzutage länger an der Kasse stehen als dort, wo sie Lebensmittel lieben - Muahahaha!
Der Killer indes ist Aldi.
Bei Feinkost Albrecht haben sie einen dermaßen brachialen Durchsatz an der Kasse, dass ich schon meinen Plunder nicht mal vernünftig aufs Band gelegt bekomme - auch, wenn gar niemand hinter mir steht. Während ich hinten noch ächzend Lebensmittel aufs Kassenband werfe, wird vorne schon in Hochgeschwindigkeit kassiert - blip-blip-blip, Ware häuft sich, staut, bäumt sich regelrecht auf. Ich stürze herbei, um den vorderen Kassenbereich zu räumen, muss aber erst den Beutel entfalten oder die Kiste aufklappen, was die Situation arg verschärft - solches ist hier nicht vorgesehen. Der Käufer als Störfaktor in einem ansonsten perfekt optimierten System. Die seelenlose Kassiererin scannt nun bereits alle 0,75 Sekunden einen Artikel, schiebt, stapelt. Der Kunde (moi) gerät in Schweiß, versucht, die Melone nicht auf die Bio-Eier fallen zu lassen, zermalmt stattdessen die Romana-Salatherzen. Deckel springen von Joghurtbechern, die Kanten von Milchbeuteln rammen sich in Nektarinen. Kekse splittern in ihren Packungen. Ich packe und schnaufe, sehe meine Einkäufe im Einkaufswagen schon komplett vor die Hunde gehen. Die Kassiererin erhöht, ohne dass Notwendigkeit dazu bestünde, den Durchsatz noch einmal, scannt nun alle 0,6 Sekunden einen Artikel. Mir plumpst der Fleischsalat auf den Boden. Während ich mich bücke, um das Desaster zu begutachten, dreht die Kassiererin des Teufels nochmals auf, scannt jetzt pro Sekunde zwei Artikel - nicht, weil sie müsste, sondern weil sie es kann. Zu reinen Schemen verzerrte Waren flirren über den Scanner wosch-wosch-wosch, ich als Kunde verkomme derweil zum sklavischen Dienstleister einer blau bekittelten Domina an Kasse #3, die mich gerade Kraft ihrer Profession fertig macht.
Übergangslos mit dem letzten *blip* nennt die Scanner-Domina ihren Preis.
Ich räume und ächze, zücke dabei gleichzeitig auch noch die Karte, alles geht zu schnell, als dass ich noch folgen könnte oder gar darüber nachdenken, ob der genannte Preis auch nur annähernd OK ist. Schon habe ich EC-Karte und Bon in Händen, eine Grußformel verklingt, da wird schon der nächste Kunde brachial und überschnell abgewickelt. Der drängt in Panik, wie von Furien gehetzt, an den Platz, an dem ich noch beliebe mich aufzuhalten.
Die Hälfte der Nektarinen sind Matsche, dito die Salatherzen, die Kekse sind ein Gekrümel.
Den Rest des Schadens kann ich lahmer Depp ja zu Hause begutachten.
Ich ramme Bon und EC-Karte unordentlich ins Portemonnaie, versuche diesen unwirtlichsten aller Orte zu fliehen.
Vermutlich sollte ich nur noch zu Aldi gehen, wenn mein allzu übergroßes Ego mal wieder einen empfindlichen Dämpfer benötigt.
Albrecht Domina Gold.

P.S.: Wirklich megabrutal ist der ALDI Remscheid-Bergisch Born, Bornefelder Straße/Am Eichholz, ich habe es dreimal in Folge getestet: Die besorgen es dir mal so richtig!

Top-Tipp:
"Ich beschädige im Supermarkt inzwischen mit Absicht den Barcode an ein bis zwei Artikeln, damit ich an der Kasse Zeit zum Einpacken gewinne." @wawerka, Twitter
So könnte es klappen.


Samstag, 14. September 2013

'nine fourteen' im Netto Wuppertal-Elberfeld

http://goo.gl/KdnW4Y
Eigentlich bin ich an der Supermarkt-Schlange erst zweimal von aufgeregten Fremden angesprochen worden. Das erste Mal war am 11.09.2001. Der Mann vibrierte förmlich hinter mir herum, tappte mir dann auf die rechte Schulter. Noch während ich mich umdrehte, sprudelte er mich voll: "Gottogott, haben Sie heute schon ferngesehen? Gehen Sie sofort nach Hause und schauen Sie fern!!!"
Ich tat wie mir geheißen, der Rest ist Geschichte.
Das war 'nine eleven' im Penny Radevormwald (Blogbeitrag).

Heute war ich im Netto in Wuppertal. Ich hatte zwei Hokkaido-Kürbisse auf dem Band und Salzstangen. Der Typ hinter mir vibrierte förmlich. Dann platzte es aus ihm heraus: "Ey, heute ist David Hasselhoff bei Big Brother!!!", Freund Sonne hatte etliche Alkoholika für das Großereignis auf dem Band.
Ich überlegte kurz.
"Hä, ich dachte, der is tot?"
"Neee!!!", sagte der Mann vehement.
"Ach so, das war ja Patrick Swayze!", fiel es mir wieder ein.
"Ey, Mann, der is sowas von cool, der David Hasselhoff!"
"Top Typ!", sagte ich mit Daumen hoch und verließ den Laden.
Das war 'nine fourteen' im Netto Hochstr., Wuppertal-Elberfeld.


Donnerstag, 8. August 2013

Vatter 3: Einkäufe (2002)

http://goo.gl/UWjyKb
2002: Freitags Nachmittags um 17:10 Uhr kommen meine Eltern, Anfang bis Mitte 70, auf die glorreiche Idee, ihre Wocheneinkäufe zu erledigen. Die gesamten Einkäufe der Woche wurden halt immer schon Freitag Abends gemacht, warum dat ändern, nur, weil man seit Meppen in Rente ist?
De Vatter setzt en weißen Mazda 323 Stufenheck (Bild) rückwärts ausse Garage. Dann geht er zurück, um dat Garagentor zu schließen, weil, dat kann man nich aufstehen lassen, da is immer son Kros. De Mutter hatte hinter der Haustür gewartet und durche Glasbausteine gekuckt, damit se "de Abgase nicht einatmen muss", schließt dann de Haustür gründlichst hinter sich ab, kontrolliert dat noch mal ("man hört ja so viel" aka "die klauen wie die Raben") schreitet würdevoll, ja majestätisch zum Auto un steigt ein. Se hat schon seit Jahrzehnten dat Haus nicht mehr ohne Begleitung verlassen.
De Vatter fährt los in Richtung des Radevormwalder Schloßmacherviertels. Nach 500 m sind se schon da. Se drehen ne Runde über en Parkplatz – kein freier Platz weit un breit, schon gar nich vor ALDI, et herrscht Hochbetrieb. Se drehen gleich noch ne Runde und ne Weitere. Parkplatz: Fehlanzeige. De Vatter wird wat mucksig. Er umklammert dat Lenkrad wie en Bomberpilot. Int Parkhaus könnense auch nich, da isset zu eng, da is de Vatter schonmal angeschrammt. De Mutter versucht de Situation zu entschärfen, indem se auf blühende Kirschbäume (hinten vorm Lidl) hinweist und ihm dabei mitm Finger minimal kontraproduktiv vor den Augen herumfuchtelt.
"Kuck ma Rudi, da hinten, wat isset herrlich! – Hanä! Wat ne Pracht!!!"
De Vatter knirscht mit den Zähnen, dreht noch ne Runde, Schweiß tritt auf seine Stirn.
"Et blüht aus allen Knoppslöchern!", begeistert sich de Mutter.
De Vatter is, sagen wer mal, minder enthusiastisch.
Man dreht noch ne Runde, et ist en Verkehrsgewühl vom Allerfeinsten.
"Kuck mal, so Punker! Man sollet nich für möglich halten!", lacht de Mutter kopfschüttelnd un etwas aufgesetzt, wobei se dat 'u' in Punk wie et 'u' in Ute ausspricht.
De Vatter indes verläßt en Parkplatz, hat genug, fährt wortlos heim.
"Mein Gott!", sacht de Mutter. Kurz drauf: "Vielleicht hat de Waltraud noch wat Milch, die se uns leihen kann!", schiebt se wat kleinlaut hinterher.
De Vatter zuckt mit den Schultern, wischt sich de schweißfeuchte Stirn, fährt den Wagen zurück in de Einfahrt, steigt aus, öffnet dat Garagentor.
De Mutter geht schnell rein, "wegen de Abgase".
Se ruft ihre Schwester Waltraud an.
"Da müssen wir aber morgen Mittag noch wenigstens zum Langenfeld fahren, wegen de Kartoffeln", sacht de Mutter, als de Vatter wieder drin is.
Der knurrt wat, schenkt sich ein Bier ein.
Bislang hat er noch nix gesagt.

De Tante Waltraud bringt später nach Ladenschluß noch zwei Beutel Milch vorbei, gottseidank, weil se wohnt ja zwei Häuser weiter. Die bei ihr abzuholen, auf die Idee wär in 100 Jahren keiner gekommen, weil: is so.


Sonntag, 22. Juli 2012

Queen Mom 18 - Dat Mädchen weiß et doch nich

bit.ly/M44ySi 
Mit de Mutter beim Penny.
Hinter de Kasse sitzt ne neue, ganz junge Kassiererin und tippelt de Artikel ein. De Mutter hat wieder Obst noch un nöcher eingekauft. De Kassenkraft hebt ne Pomelo auf.
»Wat ist dat?«, fragt se Queen Mom.
Mom schnaubt.
»Pomelo«, sach ich.
»Quatsch!«, sacht de Mutter, als hätte ich 'Feigenkaktus' gesacht.
De Kassierin guckt von mir zu ihr, dann blättert se inner Kassenliste.
»Grapefruit!«, sacht de Kassenkraft un tippt et prompt ein.
»Humbug!«, sacht de Mutter un zieht nen Flunsch. Dann kommt en Tütken mit Nektarinen.
»Und dat?«, fragt et Mädchen.
»Ja wie?«, entfährt et Queen Mom fassungslos.
»Pfirsich!«, sagt de Kassiererin zu sich selbs un gibt et auch ein.
De Mutter macht en glucksendes Geräusch.
»Wenn Haare dran sind, sind et Pfirsiche, sons sind et Nektarinen!«, sach ich.
De Kassenkraft guckt von mir zu Muttern, dann frimmelt se wieder mitter Kassenliste rum.
De Schlange hinter uns geht bis Meppen.
De Mutter stößt mich mim Ellenbogen an. Dann kommt aufm Band en Tütken mit Pfirsichen.
»Nektarinen!«, sagt de Kassiererin un tippt et ein.
De Mutter gurrt um Fassung ringend.
»Dat waren jetz abba Pfirsiche!«, sach ich.
»Nu bring dat Mädchen nich durcheinander!«, sacht de Mutter laut, dat et auch alle hören.
Sicher, sicher.
Is klar.
Un zu mir raunt se: »Is egal, et Obst kost hier eh alles dat selbe un dat Mädchen weiß et doch nich!«


Mittwoch, 29. Februar 2012

Wanderdüne? Autsch!!!

http://bit.ly/xVLYwV
Ich renn wie Harry durch den Supermarkt auf der Suche nach Artischockenherzen. Ich hatte das Konservenregal zweimal abgeschritten und auch die überteuerte Delikatessenecke, die fast hauptsächlich aus KATTUS-Produkten bestand, alles Fehlanzeige.
Natürlich war weit und breit auch keine Einzelhandelsfachverkäuferin auszumachen, natürlich.
Ich meine - hey! - Artischockenherzen, da hat die Natur sowas wie gaumenweichen Fensterkitt in unappetitlicher Farbe hervorgebracht, aber ich brauchte sie für ein Rezept, wo sie aus unerfindlichen Gründen ausdrücklich gefordert wurden. Na gut...
Ich gehe also zur Kasse, da sitzen ja Einzelhandelsfachverkäuferinnen herum.
"Hallo, ich bin auf der Suche nach Artischockenherzen!", sprach ich Kasse 5 an.
"Moment, ich ruf Ihnen den Azubi!", sagte die Kassiererin und flüsterte in ein Schwanenhalsmikrofon.
Ich harrte der Dinge die da kommen sollten.
Nach einer Weile näherte sich aus Höhe der Fleischtheke ein bekittelter Jüngling in der Geschwindigkeit einer nicht allzu schnellen Wanderdüne.
Ich besah mir das eine Weile.
"Meine Güte!", sagte ich zu der Kassiererin, "Der hat ja echt nen Zahn drauf!"
Bissi "Azubi-Bashing"... (hihi!)
Kasse 5 sah zu mir hoch.
"Der ist gehbehindert", sagte sie trocken.
Autsch!
*xtreme bodenversinking*
Ich wieder mit meiner großen Klappe.


Samstag, 11. Februar 2012

TW 1/Queen Mom 15 - Ernstfall

http://bit.ly/zx31Mr
Ich hab Spätdienst. Deshalb bin ich erst um 19.30 Uhr bei de Mutter, um unsere Einkäufe der Woche zu machen.
Queen Mom grofelt beim PENNY wieder 20 Minuten durch de Obst-Auslagen, um vier Bio-Äpfel und eine Avocado zu kaufen. Ich mache parallel meine eigenen Einkäufe.
Plötzlich kommt de Mutter (gemäß ihrer Möglichkeiten) hektisch angerannt, winkt.
"Wat ist?", frag ich.
"Oh Gott, de Waltraud!"
"Wie?"
"Ja, de Waltraud wollte bei mir vorbeikommen un ich hab ihr den Fernseher nich angemacht!"
Gottogott!
Vor meinem geistigen Ohr höre ich ein halbes Dutzend Luftschutzsirenen.
Wir hasten zur Kasse, zahlen, rasen heim.
De Mutter flutscht wie ne ganz Junge inne Wohnung.
Zu spät.
De Tante sitzt im fast dunklen Wohnzimmer, die Hände im Schoß, langweilt sich un prattet (= schmollt) vor sich hin.
De Mutter schaltet hektisch den Fernseher an, sucht schnell nen passenden Rosamunde-Pilcher-Sender.
De Tante sacht: "WÄWÄWÄ!!!"
Gottogott!
Ich verschwinde leise, verräume de Lebensmittel inner Küche. De Mutter kommt dazu, kuckt unglücklich.
"Warum schaltet se denn den Fernseher nich selbst an?", frage ich.
"Se weiß et doch nich, wie et geht!", flüstert de Mutter.


Samstag, 31. Dezember 2011

Queen Mom 11 - Sehnenscheidenentzündung

http://bit.ly/s1SO4h
Queen Mom hat ne Sehnenscheidenentzündung im rechten Handgelenk. Von der Pfeffermühle, wie sie behauptet. Ich habe keine Ahnung, wie man sich von drei Umdrehungen an der Pfeffermühle solches zuzieht, aber ich bin auch keine 84.
Muttern, die einen Großteil ihres Erwachsenenlebens darauf verwendet hatte, zu überlegen, wie sie die sie umgebenden Menschen für ihre Dienste verplanen konnte, hatte derweil Tante Waltraud eingespannt, ihr Salbe und Verbandswickel zu besorgen, T.W. hatte ihr den Kram aber noch nicht vorbei gebracht.
Top: Ich durfte die allwöchentlich stattfindenden Einkäufe alleine machen, was einen echten Turbo für das Shopping-Event bedeutete, wo Mom sonst allein schon 20 Minuten beim Obst rumgrofelte.
Aber weil ich so zügig wieder da war, hatte sie sich schon etwas für meine überschüssige Zeit überlegt.
"Jo! Et is noch keine halb Sieben. Gehse ma eben zu de Waltraud, hols mir de Salbe!", sachte se.
Ich zuckelte los. Unterwegs machte ich mir so meine Gedanken. De Tante würde de Mutter doch am selben Abend noch besuchen, warum musste ich dann noch zusätzlich gehen? Mit "soo nem Hals" kam ich bei T.W. an.
"Setz dich doch!", "Willste nen Tee?", "Plätzchen?", "Wie isset denn mit Chrissi?" etc., etc.
Mit dem Apothekentütchen an der Hand kehrte ich kaum 20 Minuten später um kurz vor Sieben wieder zur Mutter zurück.
"Aber de Tante kommt doch heute Abend zu dir, warum hasse mich eigentlich geschickt?", fragte ich.
"Ach, die kommt doch ers um viertel nach acht!"
Verstehe.


Freitag, 18. November 2011

Alles gut

http://bit.ly/tB7YG7
Sicherlich kennt das jeder: Man geht an einem Samstagnachmittag »zwischendurch nur mal eben zum Penny«. Man hat versehentlich einen Dreitagebart, trägt ein knittriges T-Shirt mit der Aufschrift »Aliens ate my brain«. Und vor allem hat man olivgrüne Crocs an den unbesockten Füßen, ist ja kein Staatsempfang. Zugegeben, ein etwas brachialer »casual wear«. Aber man ist ja mal wieder Single. Eigentlich will man »nur mal eben« Klopapier kaufen, da sagt eine Stimme hinter einem »Henning?« Nun ja, das ist dann der Olaf oder die Silke (mit denen man auf dem »Gymmi« oder auf der »Real« war). Man plauscht ein wenig im Sinne von »Wohnst du auch noch hier?« - »Äh. Ja, aber fast wäre ich mal weggezogen, nach Hückeswagen!«, dann geht man etwas steifbeinig auseinander, ein Riesengebinde Recycling-Toilettenpapier unter dem Arm. Beide sind in diesem Augenblick froh, dass sie sich im Gegensatz zu ihrem Gegenüber gut gehalten haben.
Was bei diesen Situationen bislang immer blieb, war das Gefühl, weit hinter seinen Teenagerplänen für das Leben als Erwachsener zurückgeblieben zu sein.
Tyler Durden alias Brad Pitt faßt das im Film Fight Club elegant zusammen:
»(...) Wir wurden durch das Fernsehen aufgezogen in dem Glauben das wir alle irgendwann mal Milionäre werden, Filmgötter, Rockstars. Werden wir aber nicht! Und das wird uns langsam klar. (...).«
Aber manchmal...
Gestern Abend war ich mit Queen Mom Einkäufe machen. Natürlich im Penny. Dort lief mir Peter über den Weg. Peter von »damals«. Wir hatten als Jugendliche etliche Hansa-Pils auf unser Wohl erbrochen.
Mea culpa! Ist länger her, so 1985.
Er stellte die gefürchtete Frage: »Un, wie isset?«
»Äh... Ich wohne jetzt in Wuppertal, bin mit meiner Freundin zusammengezogen - ist super, Job ist OK, alles ist gut." Ich war selbst überrascht, es war wirklich alles gut!
Peter konterte weise: »Ja, Mann, wir sind jetzt erwachsen. Irgendwann sollte auch mal alles gut sein!«
Ja, tatsächlich.
Meine Güte.
Und fast hätte ich es verpasst!


Sonntag, 26. Juni 2011

Queen Mom 6 - halb zwei

Freitag rief ich de Mutter (84) an, wegen de wöchentlichen Einkäufe mit ihr, die ausnahmsweise mal am Samstag stattfinden sollten.
"Ich muss Samstag bis eins arbeiten. Ich bin dann um halb zwei bei dir."
"Ja, is gut!", sacht de Mutter.
Wir beenden dat Gespräch.
Et Telefon schellt, de Mutter is dran.
"Hörma, sach nochmal, wann du komms. Et war eben so laut hier", sacht se.
OK...
"Also ich komm um halb zwei, also um 13.30 Uhr", sach ich langsam und mit Bedacht.
"Ich habbet aufgeschrieben", sacht de Mutter.
Gut!

Samstag.
Ich hab Feierabend, fahr zu de Mutter, komm pünktlich um halb zwei an.
"Wat wills du denn schon hier?", fracht se. Se hatte sich grade wat hingelegt.
"Wie?"
"Ja, du hatts doch ne ganz andere Zeit gesacht", behauptet se.
"Nee, nee!"
"Doch, ich hattet in dem Augenblick, wo du dat gesacht hattest, aufn Zettel geschrieben!"
"Ach? Und wo is de Zettel nu?", frage ich.
Mutter sucht nachm Zettel.
"De Zettel is wech!", ruft se.
Sherlock Sohn schaut angelegentlich auf den kleinen Stoß Altpapier. Da liegt ein Abreißblockzettelchen, säuberlich mittig beschriftet mit einer einzigen, singulären Information: "1/2 zwei"
"Hier steht et: halb zwei!", ruf ich der im Wohnzimmer suchenden Mutter zu.
Mutter: "Nee, dat is nich der Zettel!"
"Wie...?"
So richtich fassungslos kann mich nur meine Mutter machen.
"Nee, nee!", sacht se und sucht in ihrem Notizblock, bis sie einen Zettel findet, auf dem von - wissen die Götter wann - "1/2 sieben" steht.
"Dat isser!", behauptet se steif un fest.
"Et ist doch wunderbar, dat du dich gar nich irren kanns!", sach ich hintergründig.
Queen Mom ignoriert huldvoll den ironischen Beiklang.
"Du has dich vertan - dat kann doch passieren!", sacht se versöhnlich - un meint dat völlig ernst.

Dank jahrzehntelanger Meditation nehm ich et mit der Gelassenheit von ner Hindu-Kuh. Freundlicherweise fährt se trotzdem mit mir Einkäufe machen.
Da hab ich sowat von Schwein gehabt!

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Dienstag, 18. August 2009

Familie 7 - Jagd im dritten Jahrtausend 1

Was hat er nicht alles überstanden, der einstige Mammutjäger! Von der Steinzeit bis zu den Eisenstürmen des WK II war es ein langer Weg, all das hat er überlebt. Er hat seine Gene weitergetragen, von Generation zu Generation.
Und nun das!
Degradiert zum Chauffeur und Einkaufswagenschubser sieht man den einst so stolzen Jäger und Ernährer seiner Sippe mit starrem Blick und angewiderter Miene einen Drahtkorb auf Rädern durch eine neonbeleuchtete Ödnis fahren, immer dem Weibchen, der Sammlerin hinterher. Die Jagd ist dem einstigen Jäger lange schon entrissen worden. Seine Hände verkrampfen sich an der Querstange des Wagens, unbewusst ahnt er: Nur Feiglinge tragen ihren Speer horizontal vor sich!
Die Sammlerin hingegen ist in ihrem Element, in einem Zeitalter, da auch Hirsch, Wildschwein und Strauß sammelbar geworden sind - man muss sie nur aus den Regalen und Truhen pflücken. Der einstige Waidmann, verweichlicht und unbewaffnet, spürt eine ohnmächtige Wut in sich, kann sich indes nicht artikulieren. Seine Gefährtin allerdings, Spezialistin auf diesem Gebiet, artikuliert in einer Tour, fragt, ob er lieber Tee- oder Leberwurst haben möchte, wie ihm eigentlich der Rotschimmelkäse geschmeckt hat und ob der Senf nun eigentlich alle ist oder was denn gestern Abend mit Thorsten am Telefon gewesen sei, er habe so komisch geklungen. Zwischendurch trifft die Sammlerin ehemalige Nachbarinnen, Schulkameradinnen und Freundinnen, mit denen sie angeregt plauscht, derweil die Lebenszeit des Mammutjägers unwiderruflich verrinnt, seine Kiefer sind verkrampft, alle Antworten ein Maulen.
Viele der ehemaligen Jäger bleiben direkt im Auto sitzen, rauchen, ihr Blick geht in eine undeutbare Ferne.
Ich habe mich immer gefragt, was die da machen.
Ich glaube, im Geiste umschließen ihre Hände ihre Waffe, mit angehaltenem Atem kauern sie im dichten Unterholz, der Wind steht günstig, dem prachtvollen Hirsch zuckt das Fell, dennoch macht das Tier noch weitere Schritte auf die ihm gestellte Falle zu, dann ...
*Klopf, klopf*
"Machst du bitte den Kofferraum auf? Wir müssen gleich auch noch zum Aldi wegen der Brechbohnen."


Siehe auch "Jagd im dritten Jahrtausend 2" (Blogbeitrag).



Mittwoch, 24. Juni 2009

Automobiles 3/Familie 1 - Alles eine Sache der Aufteilung


Goin Places
Originally uploaded by fensterbme
"Three are family" hieß es in einem Lied irgendwann in den 90ern.
Quasi umgehend verwirklicht sich der frischgebackene Vater einen Traum: den Kombi, vielleicht einen anthrazitfarbenen, fünftürigen VW Passat Variant. Die Mutter, die zumeist Elternzeit nimmt, bleibt daheim. Und weil sie auch mobil sein muss, gibt's für sie einen kleinen Dreitürer, vielleicht einen feuerwehrroten Opel Corsa.
Alles gut.
Und dann beginnt das richtige Leben. Paps fährt seine 12,6 km zur Arbeit, stellt den Passat auf den Firmenparkplatz. Dort hat der Wagen satte 8,5 Stunden Zeit, tickend abzukühlen, dann fährt Papa wieder heim. Es sei denn, er kloppt Überstunden, was zurzeit aus einer Reihe von Gründen keine üble Alternative ist. Mama fährt vormittags einkaufen, zuerst zum ALDI, dann zum LIDL, dann zum DM, jedesmal der gleiche Akt: Sie packt das Trageschalen-Baby Alice, öffnet ihren Corsa, klappt den Beifahrersitz um, befestigt ächzend und fummelnd die Schale mit dem Gurt auf dem Rücksitz, klappt den Sitz wieder zurück, schließt die Tür, geht ums Auto herum, stapelt die Waren in den Winz-Kofferraum - was nicht mehr passt, stopft sie sonst wohin, sie bringt den Einkaufswagen weg, steigt ins Auto und fährt zur nächsten Location. Irgendwann stapeln sich die Einkäufe auf jeder freien Fläche nebst Boden.
16 Monate später kommt der kleine Ben auf die Welt. Bald muss Mama Alice in die Kita fahren, Ben gurrt daneben in der Trageschale. Das Anschnallen beider Kinder dauert für die Geübte kaum fünf Minuten in gebückter Haltung. Wird die Kita bestreikt, sind die Einkäufe noch etwas schwieriger, weil Mama muss wegen der vergrößerten Familie mehr einkaufen, hat aber durch den zusätzlichen Kindersitz noch weniger Platz im Auto als zuvor. An manchen Tagen sieht sie schon nur vom Wagen Be- und Entladen total abgekämpft aus.
Wie viel einfacher hätte Mama es, wenn sie den Kombi haben könnte, der sowieso nur rumsteht und Papa den Corsa nehmen würde!
Leider geht das natürlich nicht.
Mama hatte es schon versucht. Aber der Papa hat Angst, dass die Kollegen in der Firma ihn dann für eine Weichflöte halten. Nicht dass er das zugeben würde, nein, aber die Mama kennt ihren Pappenheimer mittlerweile ganz gut. Und dann ist da auch noch das Negativbeispiel Cordula und Axel. Die hatten es nämlich eigentlich "vernünftig" gemacht mit der Aufteilung der Wagen. Leider ist der Axel nach weniger als einem halben Jahr impotent geworden, hat sein Haar verloren, der schäbige Rest des Haars verfilzte und sein Blick wurde stumpf. Wenig später roch Axel scharf nach Ammoniak.
So lange, bis das Männchen wieder mit dem Kombi in die Firma fahren durfte.

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