Das Männchen an sich hat gemeinhin den Hang, seine Anschaffungen nach Außenwirkung und nicht nach Bedarf zu machen, was in der Regel zu einer grotesken Überdimensionierung eben dieser Anschaffung führt. Und: Je liquider das Männchen, desto schroffer und auch peinlicher diese Überdimensionierung - bis hin zu einem Audi Q7, um immer und überall 1,5 Parkplätze zu belegen - lieber negativ als gar nicht auffallen. Hauptsache ist also, das Affen-Männchen kann prunken, egal, wie unsinnig das erscheinen mag.
Solches zeigt sich aber nicht nur bei seinen Autos, sondern auch bei seinem Foto-Equipment. So rennen 75% von den Herren, für die eine 120,00 EUR-Knipse gereicht hätte, mit einer digitalen Spiegelreflexkamera (SLR) herum. Das Monsterobjektiv überragt sie in Brusthöhe um die 30 cm, die sie in Hüfthöhe gerne hätten.
Wann immer diese Männchen sich im Urlaub treffen, sei es an der Strandpromenade oder auf dem Spazierweg, schauen sie sich nicht ins Gesicht oder beglotzen das Weibchen des Anderen, sondern ihr Blick scannt die fotografischen Ausrüstungsgegenstände des Entgegenkommenden. Canon, Nikon oder was? Original-Objektiv, Sigma oder Tamron? 'Suppenzoom' oder Festbrennweite? In diesen wenigen Sekunden des Zusammentreffens offenbaren die fast perfekten Pokerfaces nur weniges, doch beide wissen instinktiv: bis zum nächsten Jahr wird aufgerüstet! Mehr Megapixel, Vollformat-Kamera, pervers großes Objektiv!
All das hat wenig mit Fotografie zu tun, was hier stattfindet ist ein Schwanzvergleich der Affen-Männchen.
Da ich gerade pleite bin, habe ich im Urlaub wenigstens immer die große Sonnenblende auf meinem Sigma 55-200mm-Zoom an der SLR gehabt, die brachte immerhin noch einmal 11 cm.