Mittwoch, 19. August 2009

Lifestyle 8 - Das Brötchen des Klingonen

Es war so um 1984, da erzählte mir der Freund eines Freundes folgende Geschichte: Er fuhr mit dem Bus zur Berufsschule, packte sein Mortadella-Brot aus und mampfte stumpf vor sich hin. Die mit im Bus fahrenden Metzgerlehrlinge schrien angewidert: "Äääh, Böse-Augen-Wurst!!!" Erst nach einer Weile rückten sie damit heraus, dass man bei der Herstellung die Mortadella-Masse schnittfest mache, indem man so lange Schweineaugen zur rosafarbenen Pampe in den Häcksler hinzugebe, bis die Gelatinemenge stimme.
Bei allen, die diese Geschichte jemals gehört haben, ging der Beliebtheitsgrad von Mortadella schon immer gegen Null.
Außer bei einem.
Denn mein Kumpel Bernd mag es nun einmal deftig. Bereits auf seinem Frühstücksbrötchen tummeln sich Wurst- und Fleischwaren aus dem feuchten Traum eines Klingonen: Hausmacher Schweinskopfsülze, Zungenwurst, Thüringer Schwartenwurst, Alsfelder grober Blutmagen, brockige Leber-, Rotwurst oder Presskopf im Glas. Der Zusatz "Hausmacher" oder "Großmutters" darf eigentlich nie fehlen. Gerne auch "Großmutter's", in der Schreibweise für Doofe. Diese allzu traditionellen Produkte sehen schon so aus, als enthielten sie nicht gerade Filet. Manche sehen sogar so aus, als seien sie speziell aus grob geschroteten Roswell-Aliens hergestellt worden. Ach so, das war die Hausmacher Pansenwurst mit Kümmel.
Bernd packt dann - völlig unbeeindruckt von der Tageszeit - noch Zwiebeln und Salz & Pfeffer drauf.
Hier einige dieser Leckereien en detail (Link):
"Man unterscheidet:
Weißer Presssack, der in Konsistenz und Zubereitung der Schweinskopfsülze ähnelt.
Roter (auch: Schwarzer) Presssack, der seine rote Farbe durch die Verwendung von Schweineblut (vgl. Blutwurst) erhält. Eine Variante des Roten Pressacks entsteht durch die Verwendung von Rinderzunge an Stelle von Schweinefleisch.
Presssack Hausmacher Art, sehr ähnlich dem weißen Presssack, enthält jedoch kein Pökelsalz. Die rote Farbe der Fleischstücke bleibt deshalb nicht erhalten und der Presssack erhält eine graue Färbung. Meist wird für einen leicht säuerlichen Geschmack auch Essig beigemengt.
"
Hmm. Lecker!
Nun ja, man kann beim Frühstück ja auch woanders hinsehen als auf das Brötchen des Klingonen.

ru24 Lesetipp: "Emil Reimers: Sülzen, Aspik, Gelees. Viele Rezepte für ein interessantes Gebiet der Kochkunst. Heyne, München 1974, (Heyne-Bücher 4184, Praktische Reihe)"

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