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1989 sind wir mit dem erweiterten Freundeskreis zur Insel Texel gefahren. In dem Bungalow gab es einen zuerst überfüllten, aber immer bereits nach wenigen Minuten leergefegten Kühlschrank (Bemerkung: "Wir sind ja auch zu neunt!"), eine Anrichte, auf der sich eine Tsunami-Welle benutzten Geschirrs stapelte und einen (1) Stereo-Kassettenrecorder.
Jeder von uns hatte seine Musik-Kassetten dabei:
Frank hörte Soft-Soul und "Grand Prix"-Chansons.
Michael hörte Indie Rock.
Claudia hörte tendenziell Rock.
Sandra hörte Stevie Wonder.
Ich hörte Jean Michel Jarre.
Lutz hörte Pink Floyd.
Diana hörte Charts (Roxette & Co.).
Marc und Uli hörten Spandau Ballet.
Sobald Frank seine Kassette mit den grausamen Schnulzen des vergangenen "Grand Prix de l'eurovision de la chanson" einlegte, rollten alle-minus-einer mit den Ausgen, mindestens fünf der Anwesenden steckten sich symbolisch einen Finger in den Hals, nach 1,73 Liedern wurde der Versuch abgebrochen. Sandra schlich heran und von da an verseuchte Stevie Wonder mit "Isn't she lovely" den Raum. Die Anzahl der Finger stieg auf sieben, einer machte Ritz-Zeichen am Handgelenk. Das Lied gehört für mich noch heute zu den großen Folter-Klassikern. Meine Kassette "Equinoxe" lief leider auch nur wenige Minuten, unter lautem Muhen und Mähen wurde sie gegen Pink Floyd ausgetauscht, was von 80% der Anwesenden leider nur für eine Weile zu ertragen war, usw. ...
Plötzlich und unerwartet war es still auf der Bude.
Alle staunten und starrten.
Frank hatte den Stecker gezogen.
Er bekam 16 Augenbrauen.
Dann sagte er den bedeutendsten, später noch oft zitierten Satz des gesamten Urlaubs:
"Ich glaube kaum, dass 'keine Musik' auf mehr Widerstand stoßen wird, als irgendeine!"Das haben wir alle spontan eingesehen.
Die Musik blieb aus oder wurde via Walkmen konsumiert.