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Sonntag, 4. Februar 2018

Zum Tod von Ingvar Kamprad: Alter Schwede & der Tempel der zerlegten Glückseligkeit

photo credit: 2 dogs 06/11/04 14:51:35 SHANGHAI via photopin (license)

Ingvar Feodor Kamprad wurde 1926 im schwedischen Älmhult geboren, und ist dieser Tage mit 91 Jahren in Småland verstorben. Er war einer der reichsten Männer der Welt, trockener Alkoholiker und ein Meister der Steuervermeidung. Aber vielleicht wird man auch nicht Milliardär, wenn man ganz artig seine Steuern bezahlt wie jeder andere Depp.

1943 gründete Kamprad mit zarten 17 Jahren das Unternehmen IKEA. Die folgenden Jahre tüftelte der Jungunternehmer daran herum, auf wen man die schlimmste Arbeit der Möbelindustrie, nämlich das Zusammenkloppen der Einzelteile zu fertigen Möbeln, auslagern könnte. Niemand wollte diese undankbare und schweißtreibende Aufgabe übernehmen – es war ein Dilemma! Vier Jahre Hirnschmalz später gelang es Kamprad 1947 erstmalig, einen Endkunden, Herrn Erik Brantgaard (52), dazu zu bringen, sein neues Sideboard fluchend und wie ein Schwein schwitzend selbst zusammenzuschustern. Hey! Man hatte den Dummen fürs Zusammenbauen gefunden! Zuerst einmal duzte Ingvar Kamprad den Herrn Brantgaard ab sofort, was den nicht wenig irritierte, doch der Stolz über das selbst zusammengebaute Möbel überwog. Das Winz-Unternehmen IKEA begann nach diesem erfolgreichen Test auf der Stelle seinen kometenhaften Aufstieg.
Später kamen Designer wie Tord Björklund mit ins Boot, die auf die Idee kamen, sehr dicke Bretter an die Wand zu dübeln, damit man Firlefanz, Schnickschnack und – dem Trend folgend – das Zweitbuch darauf abstellen konnte. Kamprad, nicht doof, verkaufte den Kunden zum sehr dicken Brett ab sofort auch gleich noch den Schnickschnack und den Firlefanz dazu.

Doch weder Ingvar Kamprad, Tord Björklund und schon gar nicht Erik Brantgaard hätten sich das Gewimmel vorstellen können, welches sich an vielen Samstagen in und um IKEAs abspielt. Wenn man erst auf dem Parkplatz des Möbelhauses ankommt, wenn die kleinen Parkplatzwächter-Wichtel bereits getrocknete Tränenspuren auf ihren roten Wangen haben, dann kann man mit Gewissheit sagen: Ihr seid zu spät! Vielleicht bekommt man noch nach einigem hektischen Gegurke und zehn Minuten Stop & Go einen Parkplatz ganz hinten. Dann lässt man sich vom Strom der Menschen in den Tempel der zerlegten Glückseligkeit treiben. Alles ist schwarz vor Menschen, Kinder wimmeln, wenn sie nicht winseln. Die labyrinthischen Wege kanalisieren die Shoppenden wie Vieh, das langsam voran strebt. Arme greifen im trägen Getümmel rechts und links mechanisch nach Tand und Schnickes, der in riesigen, gelben Umhängesäcken verschwindet. In Sesseln und auf Liegen der Möbelausstellung lungern allerorts Ermattete herum, die nicht mehr aufstehen wollen oder können.

Am Restaurant angekommen, fällt die Wahl nicht schwer. Köttbullar mit Rahmsoße und Pommes sind jetzt das ideale Pflaster für die waidwunde Seele. Nach dem Schlange stehen an Essensausgabe und Kasse kann man nun seine nicht mehr ganz warmen Schweinebällchen in einer der hinteren Ecken des Restaurants hinunterschlingen. Die Cola ist zwar "Refill", aber wer würde jetzt 100 m Luftlinie durch dieses Getümmel auf sich nehmen, sein Glas neu zu füllen? Und weiter geht’s: Wir sind ja nicht zum scheiß Spaß hier!

In der sogenannten „Markthalle“ bewaffnen sich alle mit Einkaufswagen, weil niemand mehr Lust hat, weiterhin wie Flüchtlinge einen (gelben) Sack mit sich herumzuschleppen und sich die Körperhaltung ein für alle Mal zu versauen. Schon drei Meter weiter kommt es zum ersten Einkaufswagen-Stau, an den man sich schnell gewöhnen sollte, denn die nächsten 1,2 Gebäudekilometer legt man ausschließlich mittels Stop & Go zurück. So hat man indes genug Zeit, sich mehr Firlefanz und Schnickschnack zu greifen, als einem lieb ist.
Kaum eine Stunde später ist man sogar durch die Kasse, zahlt überraschenderweise einen dreistelligen Betrag für brachial parfümierte Kerzen in Gläsern und allerlei Gegenstände, an die man keine Erinnerung mehr hat, dass man sie je in den Einkaufswagen gelegt hat.
„Ist das überhaupt unser Wagen?“, fragt jetzt jemand.
Bevor man zu viel darüber nachdenkt, kann man sich jetzt noch direkt hinter den Kassen nach bester IKEA/Kamprad-Tradition ein Hotdog aus synthetischen Zutaten selbst zusammenbauen und es selbstverständlich lauwarm herunterschlingen.

Achtung: Wenn man die Kofferraumklappe noch geschlossen bekommt, dann hat man es nicht richtig gemacht. Zur Strafe muss man dann am nächsten Samstag wieder hin.

Wer nun denkt, er hätte das Schlimmste hinter sich, darf erstmal auf der A1 im Stau stehen, muss dann zu Hause noch Möbelpakete schleppen, deren Inhalt zusammensetzen und dabei wie ein Schwein schwitzen, wie seinerzeit der Herr Erik Brantgaard vor unglaublichen 70 Jahren.

Es ist wie mit der großen Portion Köttbullar. Man hat Bock drauf, aber wenn man einen Teller davon auf hat, denkt man, man könnte nie wieder einen essen.
Bis zum nächsten Mal.


Irgendwo in einem schwedischen IKEA gab es nun eine Durchsage: „Ein alter Schwede möchte aus dem Småland abgeholt werden“.
Well done, Mr. Kamprad.


Samstag, 29. November 2014

Zum Advent: Der Tempel der zerlegten Glückseligkeit

photo credit: IKEA Spandau via photopin (license)

1943 gründete Ingvar Feodor Kamprad mit zarten 17 Jahren das Unternehmen IKEA. Die folgenden Jahre tüftelte der Jungunternehmer daran herum, auf wen man die schlimmste Arbeit der Möbelindustrie, nämlich das Zusammenkloppen der Einzelteile zu fertigen Möbeln, auslagern könnte. Niemand wollte diese undankbare und schweißtreibende Aufgabe übernehmen - es war ein Dilemma! Vier Jahre Hirnschmalz später gelang es Kamprad 1947 erstmalig, einen Endkunden, Herrn Erik Brantgaard (52), dazu zu bringen, sein neues Sideboard fluchend und wie ein Schwein schwitzend selbst zusammenzubauen. Man hatte den Dummen fürs Zusammenbauen gefunden! Das Unternehmen IKEA begann nach diesem erfolgreichen Test sofort seinen kometenhaften Aufstieg. Später kamen noch Designer wie Tord Björklund mit ins Boot, die sehr dicke Bretter an die Wand dübelten, um Tand, Schnickes und - dem Trend folgend - das Zweitbuch darauf abzustellen. Kamprad, nicht doof, verkaufte den Kunden zum sehr dicken Brett ab sofort auch gleich noch den Schnickes und den Tand dazu. Heute gehört er zu den reichsten Menschen der Welt.

Doch weder Ingvar Kamprad, Tord Björklund und schon gar nicht Erik Brantgaard hätten sich das Gewimmel vorstellen können, welches sich an den vier Adventssamstagen in Deutschland in und um IKEAs abspielt.

Wenn man erst auf dem Parkplatz des Möbelhauses ankommt, wenn die kleinen Parkplatzwächter-Wichtel bereits getrocknete Tränenspuren auf ihren roten Wangen haben, dann kann man mit Gewissheit sagen: Ihr seid zu spät! Vielleicht bekommt man noch nach einigem hektischen Gegurke und zehn Minuten Stop & Go einen Parkplatz ganz hinten. Dann lässt man sich vom Strom hochwinterlich gekleideter Menschen in den Tempel der zerlegten Glückseligkeit treiben. Alles ist schwarz vor Menschen, Kinder wimmeln, wenn sie nicht winseln. Die labyrinthischen Wege kanalisieren die Shoppenden wie Vieh, das langsam voranstrebt. Arme greifen im trägen Getümmel rechts und links mechanisch nach Tand und Schnickes, der in riesigen, gelben Umhängesäcken verschwindet. Die Anspannung steigt.

Am Restaurant angekommen, fällt die Wahl nicht schwer. Köttbullar mit Rahmsoße und Pommes sind jetzt das ideale Pflaster für die waidwunde Seele. Nach dem Schlangestehen an Essensausgabe und Kasse kann man nun seine nicht mehr ganz warmen Schweinebällchen in einer der hinteren Ecken des Restaurants hinunterschlingen. Und weiter geht’s: Wir sind ja nicht zum scheiß Spaß hier!

In der sogenannten "Markthalle" bewaffnen sich alle mit Einkaufswagen, weil niemand mehr Lust hat, weiterhin wie ein Flüchtling den gelben Sack mit sich herumzuschleppen und sich die Körperhaltung ein für alle Mal zu versauen. Schon drei Meter weiter kommt es zum ersten Einkaufswagenstau, an den man sich schnell gewöhnen sollte, denn die nächsten 1,2 Gebäudekilometer legt man ausschließlich mittels Stop & Go zurück. Dabei hat man genug Zeit, sich mehr Tand und Schnickes zu greifen, als einem lieb ist.
Kaum eine Stunde später ist man sogar durch die Kasse, zahlt einen überraschenderweise dreistelligen Betrag für überbrachial parfümierte Kerzen in Gläsern und allerlei Gegenstände, an die man keine Erinnerung mehr hat, dass man sie je in den Einkaufswagen gelegt hat. Bevor man zu viel darüber nachdenkt kann man sich jetzt noch direkt hinter den Kassen nach bester IKEA/Kamprad-Tradition ein Hotdog aus hochsynthetischen Zutaten selbst zusammenbauen und es selbstverständlich lauwarm herunterschlingen.

Achtung: Wenn man die Kofferraumklappe noch geschlossen bekommt, dann hat man es nicht richtig gemacht. Zur Strafe muss man dann am nächsten Adventssamstag wieder hin.

Wer nun denkt, er hätte das Schlimmste hinter sich, darf zu Hause noch Möbel schleppen, zusammensetzen und dabei wie ein Schwein schwitzen, wie es seinerzeit Herr Erik Brantgaard vorgemacht hat.


Mehr IKEA: Blogbeitrag


Dienstag, 16. Juli 2013

Ein Leben in vollen Zügen

Kleiner Leitfaden zum Bahnfahren mit der DB, Bahnticket und Sitzplatzreservierung liegen vor

Frage 1:
An welchem Bahnsteig hält mein Zug?
Antwort: Das prüfe man am Bahnhof an dem großen Abfahrts-Poster. An der Stelle, die einen interessiert, hat ein Minderbemittelter mit einem 18 mm breiten Edding „FRZ“ (kurz für „Furz“) oder „DBL“ (für „debil“) draufgekrakelt.

Frage 2: Das Poster fehlt, ist unleserlich oder ich kann es nicht finden. Kann man am Bahnhof jemanden fragen?
Antwort: Besser nicht.

Frage 3: Es liegt an der Aufregung. Kann man am Bahnhof mal müssen?
Antwort: Man kann, sollte aber nicht.

Frage 4: Wo am Bahnsteig hält mein Waggon?
Antwort: Am Bahnsteig gibt’s ein Infoposter, den sogenannten Wagenstandsanzeiger. Man stelle sich mit seinem Koffer am zum Wagen passenden Buchstaben A bis F auf dem Bahnsteig parat und harre der Dinge die da kommen.

Frage 5: Worüber klärt mich die völlig unverständliche, mit Sprachfehler und Dialekt vorgetragene Durchsage auf?
Antwort: Darüber, dass die Lautsprecherboxen mit Taubenscheiße verklebt sind.

Frage 6: Klappt wenigstens das mit dem Wagenstandsanzeiger?
Antwort: Nein. Der Waggon, den man besteigen möchte, hält aber keine 200 m vom Wartenden entfernt. Dann wuchte man sein Gepäck zu den Menschentrauben: Da knubbeln sich bereits die Reisenden, die keine Ahnung von der Existenz solcher Exotika wie Wagenstandsanzeigern hatten und somit natürlich näher an dem betreffenden Wagen stehen, als die, die zu schlau waren.

Frage 7: Steige ich mit Sitzplatz Nummer X auf der rechten oder linken Seite des Waggons ein?
Antwort: Egal. Wie man sich auch entscheidet: Auf der anderen Seite einzusteigen wäre weitaus günstiger gewesen. Man quetsche sich also einmal komplett durch die gesamte Länge eines vollen Wagens, in dem Menschen ihre Koffer, Kinder, Partner und Hunde verstauen oder darauf warten, dass ihr Vordermann seine Koffer, Kinder, Partner und Hunde denn dereinst einmal verstauen möge. Man hat somit viel Zeit, der Blick irrt zur Nummerierung der Sitzplätze: doch ach!

Frage 8: Wo the fuck ist überhaupt mein reservierter Sitzplatz?
Antwort: Keine Ahnung. Die Nummerierung der Sitzplätze im Inneren eines ICE ist so erratisch, dass man es kaum für möglich hält! (Link)

Frage 9: Die machen das doch mit Absicht, oder?
Antwort: Es sieht ein wenig danach aus.

Frage 10: Erwische ich meinen Anschlusszug?
Antwort: Auf keinen Fall.

Frage 11: Wie lange müssen die Leute warten, die mich am Bahnhof abholen wollen?
Antwort: 10 Minuten länger, als sie gute Laune haben.


Fazit: Es ist wie mit der großen Portion Köttbullar bei IKEA. Man hat Bock drauf, aber wenn man einen Teller davon auf hat, denkt man, man könnte nie wieder einen essen.
Bis zum nächsten mal.


Montag, 22. Juni 2009

Lifestyle 1 - Grölle biste mållen?

Bei IKEA haben alle Sachen so hübsche Namen! Hier gibt es Klangvolles wie Mertöl, Klosp oder Herpse. Die Namensgebung gibt vielen Rätsel auf, 69,71% der Befragten einer von mir eigens gefälschten Studie vermuteten gar, es handle sich um schwedische Wörter, die verwendet werden, wenn Designer Tord Björklund seine neue Vase Vaniga nennt oder den großen Küchenrollenständer Pensi. Hahaha. Mitnichten. Der Herr Björklund war zwar der Erste, der auf die Idee kam, ein Brett an die Wand zu dübeln und Bücher mit Titeln wie "Grölle biste mållen?" draufzustellen, aber trotzdem soll jetzt sein Geheimnis gelüftet werden!
Man nehme ein beliebiges deutsches Wort, tausche einfach zwei Buchstaben gegeneinander aus und schaffe so einen Begriff umweht vom Flair des Elchs, umsummt von extrem blutrünstigen Mückenschwärmen und umduftet von ganzen neun Köttbullar [sprich: Chött...] mit einem Klecks Preiselbeeren und Petersilienkartoffeln für gerade mal 4,50 EUR. Als Alternative gibt es da sogar Pommes dazu (allerdings ohne Petersilie, wer hätte auch je von Forelle Müllerin mit Petersilienpommes gehört). Beispiele: der Köndel Sockensammler - man nehme einen Knödel und tausche das n mit dem ö. Oh, eisiger Hauch vom Bottnischem Meerbusen! Der beliebte Aken Rattanstuhl - man nehme die schmückende Akne und tausche die Buchstaben (wenn man Wangen und Stirn nur lange genug auf das Geflecht preßt, kann man die Namensgeberin auch dufte simulieren). Ah, da mag man an Selma Lagerlöfs "Nils Holgersson" denken. Körte Toilettenpapierhalter - hier hat der schwedische Köter hergehalten, nun gar im Kampf gegen den Kot. Das ist Design in Vollendung. Welch atmosphärische Dichte, fast schmeckt man es auf der Zunge. Super, der Herr Björklund. Wenn der auch mal nicht weiter weiß, gibt es noch einen Trick: man nimmt ein passendes Fremdwort und ersetze einen hinteren Vokal durch ein ö. Die Exekutör Hundleine, der Leprö Flickenteppich oder der Menstruatör Badezimmer-Treteimer seien hier beredte Zeugen. Doch wie ernst IKEA seine Namen sind, zeigt sich daran, daß es im Katalog keine Möglichkeit gibt, per Inhaltsverzeichnis nach ihnen zu suchen. Kecka bzw. Fäköl ist das.
Ich freue mich auf jeden Fall schon drauf, wenn ich wieder eine Durchsage im Stil höre: "Der Kleine Cosmo möchte ziemlich dringend von seinen Eltern aus dem Småland abgeholt werden!"
Möchte, wohlgemerkt, sehr artig, trotz des mörderischen Gebrülls, das er veranstaltet.

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