Dienstag, 17. Dezember 2013

Nichtswürdige Winz-Gebäcklinge

Milchkaffee by manu&emma
Milchkaffee, a photo by manu&emma on Flickr.

Ich sage es mal klar und deutlich: 1984 bekam man bestenfalls mal einen Cappuchino als Alternative zu Kaffee. Wenn man den "Cappu" dann auch noch "auf dem Land" bestellte (z.B. in 5608 Radevormwald oder 5600 Wuppertal), dann bekam der unglückliche Besteller eine Tasse schwarzen Kaffee plus Sprühsahne plus 0,07 g Kakaostäubchen oben drauf. Ein widerliches, nichtswürdiges "Heißgetränk nach Art Cappuchino", das mir mehr als einmal die Schuhe ausgezogen hat! Das Beste daran war mit Sicherheit das Plätzchen, das die Bedienung natürlich "von Hand" auf die Untertasse gelegt hatte, ein "echtes" Danish Butter Cookie aus einer runden Blechdose von Aldi, Lidl & Co. Mein persönliches Highlight waren immer die Kringel oder Bretzelförmigen mit den Zuckerkristallen rundum.
Ich hatte mal eine Freundin, die ließ die Cookies unverständlicherweise aus sog. "hygienischen Gründen" immer liegen - Muahahaha!!! - gerne, ich esse auch zwei! Bald setzte sich aber leider wegen solcher hyperhygienischen Mäkelliesen deshalb der eingeschweißte Spekulatius durch, trotz der prozentualen Übermacht der Jahreszeiten Frühling bis Herbst - man bemühe sich einmal des Gedankens ob dieser Tatsache!
Die Jahreszeiten flogen nur so dahin, und Cafés und Bars schafften sich sündhaft teure Lattepressomaschinen an. Geräte mit Brühgruppen, die auf so wohlklingende Namen wie "Faema E61" hören (Link). Von nun an gab es sogar diverse Espressi (einfach, doppelt, Macchiato), Ristretti, italienischen Kaffee, Milchkaffee, Latte Macchiato und ECHTEN Cappuchino. Und natürlich weitere 45 coffeeinhaltige Nischenspezialitäten, die man gar nicht für möglich halten würde - bis hin zu Heißgetränken aus Kaffebohnen, die schon von einem katzenartigen Viech verdaut worden waren - vor dem Röstvorgang...
Eigentlich hätte jetzt für immer alles ganz wunderbar sein können - die Moderne war angebrochen!
Doch ach! Nun kamen irgendwelche sehr, sehr kranken Schnösel auf die Idee, Amarettinis an den Untertassenrand zu legen.
Amarettinis.
Brrr!
Hallo?
In der Giotto-Werbung von Anno Hassenichtgesehen heißt es: "Giotto: Kleiner dürfen sie wirklich nicht sein!" Eben! Und ein Amarettini ist nur halb so groß wie so eine schon per se völlig beknackte "Minigebäckkugel"!
Ein solches bösartiges Winz-Gebäcktteil zerstäubt beim Zerbeissen zu einer zementartigen Masse, die einen ganzen Backenzahn wirklich vollständig verstopft, so dass man minutenlang total autistisch mit der Zunge dran rumporkeln muss. Geschmacklich bekommt man währenddessen eine vage Vorstellung davon, wie sich degenerierte Schergen der chemischen Industrie "Marzipan" vorstellen. Meistens hat man nach diesem niederschmetternden Erlebnis dann auch noch zwei bis drei weitere dieser nichtswürdigen Winz-Gebäcklinge auf dem Tellerchen liegen - würg!
Danke!
Toll!
Fuck.
Von der Nichtswürdigkeit dieser fiesen Kackteile her würden sie indes wunderbar zu dem 1984er sog. "Cappuchino" passen...
Boah!
Mir wird schlecht.
Hallo?
Geht denn nicht wenigstens wieder ein singuläres "Danish Butter Cookie" wie in der guten, alten Zeit, mein Gott, ja, gerne auch "von Hand"!?
Büttö!!!