Freitag, 18. November 2022

Things we lost (in the fire) — Was ihr selbst tun könnt

Thanks to C Dustin @dianamia on Unsplash

Weiterhin zu vervollständigende Liste von Maßnahmen, die Verlusten von Leben, Daten und Dingen vorbeugen können:

Fluchtwege & Rauchmelder
In jedem öffentlichen Gebäude sind sie eingezeichnet, bei euch zu Hause nicht: Fluchtwege. Bitte prüft jetzt eure Fluchtwege. Was könnt ihr tun, wenn das Treppenhaus bereits in Flammen steht? Kommt ihr übers Fenster oder den Balkon zu den Nachbarn oder auf ein Garagendach oder einen anderen Balkon? Von wo aus, von welchem Fenster aus kann euch die Feuerwehr ideal aus dem Gebäude pflücken? Am besten, ihr macht euch das jetzt klar.
Vermieter hängen Rauchmelder auf, weil der Gesetzgeber sie seit 2013 dazu nötigt. Bei uns im Haus wurden von einem Helfershelfer Billo-Rauchmelder von der Resterampe angepappt, sie fielen drei Tage später von der Decke. Wenn dann neun Jahre später die Hütte brennt, ist das Ergebnis erwartbar suboptimal, gelinde gesprochen. Also kümmert euch notfalls bitte selbst darum. Für ein paar Euros mehr gibt es auch Kombinationsgeräte Kohlenmonoxyd- plus Rauchmelder, das ist vielleicht die bessere Wahl. Ein paar Minuten früher oder überhaupt gewarnt zu werden, kann über sehr viel oder alles entscheiden.


Versicherung
Eine Hausratversicherung gehabt zu haben, war die beste Entscheidung ever. Hätte ich auch nicht gedacht. (Achtung: auf jeden Fall mit Unterversicherungsverzicht abschließen, damit ihr im Schadensfall nicht nur Peanuts bekommt). Was die Versicherung zahlt: Eine festgelegte maximale Versicherungssumme. Dafür wollen sie lange Excel-Listen und drölfzig Fotos und Rechnungen und es dauert, aber nach 45 Tagen haben sie schon zwei große Teilzahlungen geleistet. Die Versicherung zahlt auch eine vorübergehende Unterkunft. Und die Entsorgung des Schutts: brennt die Hütte ab, wird eines Tages auch mal der Abraum weggeschafft. Dieser wird -- sehr deutsch -- müllgetrennt, das löhnen dann anteilig Hauseigentümer, Versicherungen und — unversicherte Mieter. Sehr nice, vor allem für die Unversicherten.


Tresor
Vielleicht wiegt man sich mit einem Tresor in falscher Sicherheit. Ist das Treppenhaus erst mal fort, ist ein Tresor im dritten Stock eine ziemlich theoretische Angelegenheit, so wie das Silber auf der Titanic. Wasserdicht sollte er übrigens auch sein. Selbst, wenn er noch da steht, wo ihr ihn abgestellt habt und nicht in die Stockwerke darunter gekracht ist. Vielleicht kann ihn 1,5 Jahre später das Abrissunternehmen bergen. Klingt nicht dolle.


Was wir besitzen, was wir besaßen
Diese Wolke aus Dingen, die uns zu Hause halb bewusst ständig umgibt. Ist sie erst einmal fort, kann man sie im Kopf kaum rekonstruieren. Was genau ist noch mal in der vorletzten Küchenschublade? Macht bitte einmal im Jahr wenigstens einen Videorundgang durch euer Gemäuer, öffnet dabei alle Schubladen und Schränke und haltet einfach alles fest, vom Fußboden bis zur Decke. Es könnte sein, dass ihr eines Tages eine Liste für einen Versicherer schreiben müsst (oder im Falle eines Einbruchs auch für die Polizei). Diese Filme, Fotos und Rechnungen gehören übrigens in die Cloud, zumindest aber außer Haus, sonst nutzt es nichts.


Festplatten
SSD-Festplatten sind übrigens nach einem Brand "etwas besser rettbar" als HDD-Platten. Die Kosten für Festplattenrettung gehen los bei 600,00 € (Festplatte hat ihre Zuordnungstabelle verbummelt) bis open end (Klumpen Schlacke mit Erinnerungslücken). Festplatten bringen wirklich nur etwas, wenn ihr sie nicht im Haus habt, also lagert sie bei (selbstredend woanders wohnenden) Freunden, Verwandten oder Banken und frischt ihre Inhalte turnusmäßig auf.
Das ist nicht praktisch, aber möglich.


Cloud
Ich hatte einen iMac mit einer TimeMachine-SSD und eine iCloud, für die ich bezahlt habe, aber das reicht nicht. Man muss die iCloud auch einrichten, sonst speichert sie einen scheiß. Ich war tatsächlich so naiv anzunehmen, dass es schon „von selbst alles wichtige irgendwie speichert“ (facepalm). Ich hatte auch ehrlich gesagt gar keine rechte Lust, mich damit auseinanderzusetzen, son Gedöns habe ich schon genug bei der Arbeit. Dadurch habe ich das mit der iCloud jetzt auf die harte Tour gelernt. Alle Fotos „vor Apple“ und sehr viele Dokumente sind verloren. Seid einfach schlauer, als ich es war und richtet es JETZT ein.
Es gibt übrigens jede Menge europäische Cloudlösungen, es muss nicht Google Drive sein.


Was in die Cloud gehört
⊛ Eure Videorundgänge von der Wohnung, Fotos vom Interieur
⊛ Rechnungen der teuren Dinge wie Thermomix, KitchenAid, Fernseher, Computer usw.
⊛ Scans aller eurer Versicherungspolicen (dankt mir später)
⊛ Scans aller Zeugnisse
⊛ Scans der Ausweise
⊛ Scans der Testamente
⊛ Ein Passworttresor, auf den euer/eure Partner/in zugreifen könnte, wenn er/sie denn müsste

Macht. Es. Jetzt.