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Freitag, 24. März 2017

Ohrwurm

photo credit: Leo Javiex Vía Láctea via photopin (license)

Seit etwa zehn Tagen habe ich einen Ohrwurm.
Einen Ohrwurm zu haben, ist in dem Falle kein Ding, wenn man das Lied mag. Meistens ist es aber irgendein Scheiß, der einen quält, das ist halt wie im richtigen Leben. Bei mir ist es seit Anfang letzter Woche "Über sieben Brücken musst du gehn".
Als das Lied in meinem Gehirn auftauchte, musste ich mir erst mal den Text zusamenreimen, ich bin ja nicht gerade schlagerfest, wie z.B. 100% aller Steffis, die ich kenne.
Refrain
Über sieben Brücken musst du gehn,
sieben dunkle Jahre überstehn,
siebenmal wirst du die Asche sein,
aber einmal auch der helle Schein.
Gottogott! Hatte ich das Lied im Ohr, weil ich in den letzten Tagen meines 49. Lebenjahrs weilte und 7 x 7 = 49 war? Oder bezog sich der merkwürdig metaphysisch angehauchte Text auf die stellare Nukleosynthese durch Kernfusion? -- zuerst entsteht in Sonnen Helium, später entstehen immer schwerere Elemente bis hin zum Eisen -- das gute alte "we are all made of stars". Und inweiweit hatte das alle mit mir zu tun?

Ich googlete so vor mich hin, erfuhr, dass das Lied gar nicht von dem ursprünglich aus Siebenbürgen in Rumänien stammenden Peter Maffay war, sondern der Titelsong des zweiten Albums der DDR-Rockgruppe Karat von 1978 (Link). Maffay hatte den Song dann mit ausuferndem Saxophonsolo 1980 in der BRD veröffentlicht (Link). Auch erfuhr ich, dass die Karat-Texte generell zu einem gewissen Grad zu "Verschwurbelung" und vager Metaphorik neigten, schon, um den piefigen Unrechts-Staatsapparat nicht gegen sich aufzubringen.
Aha!
Soso!

Bevor ich noch tiefer in die Materie (sic!) eindrang (stellare Physik, Metaphysik, Rock der DDR), hörte ich zufällig, dass der scheidende Bundespräsident Gauck sich vom Stabsmusikkorps der Bundeswehr zum Großen Zapfenstreich anläßlich seines Abtretens "Über sieben Brücken musst du gehn" gewünscht hatte (Link). Diese Info musste mein grandioses Gehirn Tage vorher irgendwo aufgeschnappt haben -- Ohrwurm-Fall gelöst.
Theoretisch.
Was bleibt ist der Wurm...

Und jetzt alle: "ÜBER SIEBEN BRÜCKEN MUSST DU GEHN!!"


Sonntag, 3. November 2013

Et is en Elend inner Welt, spenden Sie!

http://goo.gl/quFx0x 
Ein Bekannter berichtete mir gestern, eine typische deutsche Arztfrau sei zu ihm in den Laden gekommen, um für "bulgarische Hunde" zu sammeln. Dies sei eine prima Gelegenheit gewesen, der Spendendosentante das hoch diskutable Element ihres Unterfangens mal ungefiltert entgegenzuschleudern. Der Bekannte gab zu, sich an diesem Tag vermutlich "eine neue Feindin" gemacht zu haben.
ru24 applaudiert hart!
Also: da Arme, Kinder, alte Leute, Behinderte, chronisch Kranke und Sterbende (vor allem aber unappetitliche Kombinationen derselben) sehr oft nach Pipi riechen, wenden wir uns dezent ab und sammeln lieber für Hunde an den Rändern Europas  --  gehts noch, ihr Spinner??

Außerdem: Bevor man "für bulgarische Hunde" sammelt, gäbe es auch hierzulande auch viel elendiges und besammelnswertes, notleidendes Tierreich:
  1. Blindschleiche (Anguis fragilis): In Deutschland leben Millionen Blindschleichen. Sehen Sie nicht weg! Das behinderte Tier hat nicht einmal einen Arm, um den Blindenstock zu halten! Keine Nase, keine Ohren = keine Blindenbrille! So viel Elend ist kaum vorstellbar! Spenden Sie noch heute an den Verein "Augenlicht für Blindschleichen" (AfB e.V.)!
  2. Kellerassel (Porcellio scaber): Milliarden und Abermilliarden sind betroffen! Während wir mittlerweile an lichten Orten mit Fenstern Heizungen und sogar fließendem Wasser wie die Könige leben, sind fast 99% der Kellerasseln dazu verdammt, ihr tristes Dasein an immerfeuchten Orten, vielleicht sogar unter Steinen in direkter Nachbarschaft zu anderem eklen Getier, sogar Gewürm zu fristen! So viel Elend ist kaum vorstellbar! Spenden Sie noch heute an den Verein "Holt die Kellerassel aus dem Keller" (HdKadK e.V.)!!
  3. behinderte Fledermäuse* (Talpa europaea). Ich habe mir diesen erschütternden Fall bis zuletzt aufgehoben. In Deutschland, einem der reichsten Länder der Welt, sind Millionen behinderter Fledermäuse dazu verdammt, flügellos in unterirdischen Röhren zu leben und nur hie und da kleine Hügel aufzuwerfen, ihre Nase herauzustrecken, um überhaupt mal Luft zu schnappen! Das ist doch kein Leben da unten im Dreck! So viel Elend ist kaum vorstellbar! Spenden Sie noch heute an den "Verein zur Rettung behinderter Fledermäuse" (VzRbF e.V.)!!!
    *) Danke an Manos für die Idee!
Et is en Elend inner Welt, spenden Sie!


Mittwoch, 31. Juli 2013

Vatter 2: Heiliger Zorn

http://goo.gl/AHglyH
De Vatter sammelte Briefmarken. In den 80ern waren alle paar Wochen Briefe mit den Neuerscheinungen in der Post. De Vatter nahm dann Alben, Lupe und Pinzette zur Hand und sortierte am Wohnzimmertisch sitzend de Marken ein. Seine Sammlung "postfrischer" Briefmarken der BRD war lückenlos (hier).
Irgendwie hatte er "im Hinterkopf gehabt" (seine Redewendung), dass das Sammeln von Briefmarken nicht nur beschäftigt, bildet und beruhigt, sondern auch als Geldanlage "irgendwie rockt" (er wird es anders formuliert haben).
Eines Tages beschloß de Vatter, das zu prüfen. Er nahm den Taschenrechner zur Hand und addierte in buchstäblicher Kleinstarbeit seine postfrischen Marken auf. Nach Stunden, Tagen kam er auf so etwas wie 2.207,85 DM.
Mit den Alben in einer großen Tüte fuhr er in ein Spezialgeschäft für Numismatiker (Münzsammler) und Philatelie (Briefmarkensammeln).
Der Ladeninhaber blätterte die ihm zum Kauf offerierten Alben mit gekonntem Desinteresse und in Teilen professionell angewidert durch und bot meinem Vater dann aus "reinem Gutmenschentum" 600,00 DM.
Dem Vatter schwoll 'ne Ader. Er sammelte seine Kleinodien etwas überhastet ein und verließ knappen Grußes recht steifbeinig das Etablissement.
Zu Hause angekommen überfiel ihn ob dieser vermeintlichen "Geldanlage" sein berühmter "Heiliger Zorn". Er kündigte das Sammler-Abonnement und klebte von nun an (bis zum 01.07.2002) hoch-exotische Briefmarken auf jede noch so banale Korrespondenz - weil er es konnte. Oft waren zwei Marken und eine leichte Überfrankierung nötig, um den aktuellen Frankaturwert zu erreichen, hier trafen sich "Kirchentag 1967 in Hannover" und der "100. Geburtstag von Joachim Ringelnatz" (1983) zu einer zornigen Collage, um an einem Prisma-Kreuzworträtsel-Wettbewerb teilzunehmen.
Die einst so vollständige Sammlung ist nun ein Leerdammer.

Manchmal, wenn mich "Heiliger Zorn" überfällt, dann weiß ich, von wem ich das habe.


Donnerstag, 8. Oktober 2009

Geschichte im Rückblick



Originally uploaded by PercyGermany™
Vor 20 Jahren skandierten die Menschen im Osten: "Wir sind das Volk, wir sind das Volk!" und Müller-Westernhagen sang: "Freiheit, Freiheit, ist das Einzige, was zählt". Pink Floyd ließ live unter dem Aufschrei "Break down the wall" ihre "The Wall" einstürzen. Ich saß am Abend der Wiedervereinigungsfeier 1989 mit Freunden in einer Wuppertaler Kneipe namens "Agathe", hatte ein Fladenbrot und einige Milchkaffee und Geschichte tat das, was sie immer tat: Sie zog irgendwie an uns vorbei.
Zwanzig Jahre später gab es wieder "die Kappelle rum-ta-ta".

Zeit für ein Resumée:
1) Die von Helmut Kohl damals vollmundig versprochenen "blühenden Landschaften" für die fünf neuen Bundesländer gibt es heute tatsächlich - auf den Industriebrachen der stillgelegten Werke. Der aufmerksame Wanderer findet dort Sumpf-Labkraut, Kohldistel, Wiesen-Glockenblume und Gemeines Hornblatt, Krauses Laichkraut, Weiße Seerose, Großer Wiesenknopf und die Kuckucks-Lichtnelke.
[plus 1 Punkt]
2) Zu wählen gab es damals im Osten die SED, die Sozialistische Einheitspartei Deutschlands. Man ging zur Wahl, machte sein Kreuz, am System änderte das nichts, alles blieb beim Alten, die Lage verschlechterte sich zusehends. Jetzt in der Demokratie geht man zur Wahl, hat die Freiheit, sein Kreuz zu machen wo immer man will, am System ändert das nichts, alles bleibt beim Alten, die Lage verschlechtert sich zusehends.
[0 Punkte]
3) Eingesperrt in der DDR, träumte der Bürger von der Reisefreiheit des Westens. Nun in der BRD hat man die Freiheit zu reisen wohin man will, leider fehlt dazu das nötige Kleingeld, man zeltet vielleicht ein paar Tage im Jahr auf der Insel Rügen - Herrgott, das ist ja genau wie damals!
[0 Punkte]
4) In der DDR hatte man genügend Geld, konnte sich aber quasi nichts dafür kaufen. In der BRD gibt es Ware im Überfluss, die Werbung weckt Begehrlichkeiten, leider ist am Ende des Geldes noch so wahnsinnig viel Monat übrig, so dass es unterm Strich auf das Gleiche hinausläuft. Man hat aber die Freiheit, jede Menge Kredite aufzunehmen.
[0 Punkte]
5) Es gibt aber auch Verbesserung: Die Städte des Ostens wie Dresden und Leipzig sind nun dank Soli herausgeputzte, architektonische Juwelen. Leider verfallen Duisburg, Dortmund und Gelsenkirchen stattdessen rasch.
[0 Punkte]

Fazit: naja.
Und mit Herrn Müller-Westernhagen habe ich ohnehin noch nie 100%ig übereingestimmt.

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