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Freitag, 23. Oktober 2015

Automobiles 24: Fußgänger, eine Straße überquerend

photo credit: Kriss Crossing via photopin (license)

Als Kind brachte meine Mutter mir bei, die Straße immer sehr zügig zu überqueren. Das "Überfahren werden" wirke sich nämlich mindestens "arg ungünstig" wenn nicht gar "hoch drastisch" auf das eigene Wohlbefinden aus. Hierbei wurden die "3K" als Schlüsselworte verwendet: "Krankenhaus, Krüppel, Krematorium". Das korrellierte übrigens mit den noch in den 70ern herumfahrenden Autos, die so dermaßen unverformbar waren, dass man damit hätte Häuser einreißen können.

In den folgenden Jahren passierte so Einiges.
Neuwagen punkteten mehr und mehr mit aktiver und passiver Sicherheit. Sog. "Hirschfänger" an Autos wurden verboten. Die Unfallzahlen gingen allgemein zurück. Die nach 1987 geborenen wurden zudem zeitgleich mit der von Manfred Krug beworbenen "Advocard ist Anwalts Liebling"-Werbung groß -- sie wurden immer selbstbewusster. Und: Je mehr der Wohlstand der bundesrepublikanischen Haushalte zunahm, umso mehr Mütter hatten nun ein Auto, mit dem sie ihre Brut in die Schule karren und von dort wieder abholen konnten. Wenn immer man an einer 30er-Zone einer Schule vorbeifährt, sieht man so alles mögliche, vor allem SUVs, aber keinesfalls zu Fuß gehende Schüler. Nach Hause chauffiert, spielten die Blagen dann zur Entspannung im Schneidersitz auf Spielkonsolen Fußball, denn draußen spielen wurde ja dank der Medienhetze der Privatsender immer gefährlicher: "Überall Perverse. Man hört ja so viel." Zu allem Überfluss wurde 2011 die Wehrpflicht abgeschafft.

Letztens schlichen vor mir nach 1997 geborene mit der Behäbigkeit einer Kontinentaldrift über die Straße. Ich stellte den Motor ab. Während ich gemütlich ein Snickers aß, weil es mal wieder "etwas" länger dauerte, und nach meinem Kindle kramte, kam ich drauf: Bei dieser Generation war "Rennen" oder "schnelles Gehen" überhaupt nicht mehr im Repertoire der bipedalen Fortbewegung enthalten. Sie konnten nicht schneller.


Mehr davon: (Blogbeitrag) (Blogbeitrag)

Mittwoch, 26. August 2015

zu24 history: DIE DEUTSCHE POST -- ein Abgesang (1972 bis heute)

Originalfoto

Mein Elternhaus lag schräg gegenüber vom Hauptpostamt Radevormwald. Erste Erinnerungen daran sind vielleicht von 1972. Hier gab es postgelbe Briefmarkenautomaten mit einer kurzen Metall-Kurbel, für Kinder durchaus interessant, daran herumzukurbeln. Vorne am Gebäude gab es eine postegelbe Telefonzelle mit einem grauen, superklotzigen, ultramassiven Wählscheiben-Münzfernsprecher darin. Das hier eingeworfene Geld konnte man im Gerät auf einer Rampe hinter Glas sehen, sobald eine Einheit abtelefoniert war, rutschten auch die Münzen entsprechend nach. Ein Faszinosum für Kinder! Im Vorraum des Gebäudes gab es links zwei weitere Telefonkabinen für Auslandstelefonate (incl. hoch-coolen ausländischen Telefonbüchern), rechts ging ein schlauchförmiger Raum mit hunderten von Postfächern ab. Im Hauptraum der Post gab es (damals noch) Schalter, dahinter so sorgfältig wie bedächtig arbeitende Schalterbeamte, die nie-nie-niemals aus der Ruhe zu bringen waren. Schon als Kind fiel mir auf, dass Postbeamte merkwürdig über-sorgfältig mit dem auszugebendem Postbank-Geld umgingen, gleichzeitig aber, als könne man sich daran infizieren, immer leicht angewidert dabei schauten. Vielleicht war das die viel zitierte "professionelle Distanz"? Wow! Aber an diesem wunderbaren dottergelben, waldgrünen und dunkelbraunen Ort konnte man Briefe, Pakete und Päckchen aufgeben und abholen, Geld ein- und auszahlen, Briefmarken sogar bögenweise kaufen, Sammlerzubehör erstehen, ins Ausland telefonieren oder angerufen werden. Es konnten Telegramme versandt und empfangen werden! Auch hochmoderne Faxsendungen schienen eines Tages im Bereich des Möglichen zu sein! Zudem war dies hier der Hort der bienenfleißig ausschwärmenden Postboten, die allesamt waren wie die Legende Walter Spahrbier!
1979 wurde in Deutschland auch noch offiziell der hochmoderne Faxdienst eingeführt! Yay!
Die Deutsche Post -- ein Disneyland der Möglichkeiten!

Nun, in den nächsten zehn Jahren bis zur ersten Postreform passierte nicht mehr viel, außer vielleicht, dass das ganze Ambiente hier etwas einstaubte, dort etwas abblätterte. 1993 wurde für das wiedervereinigte Deutschland die fünfstellige Postleitzahl eingeführt, Stichwort "Fünf ist Trümpf". Ein Jahr später wurden im Rahmen der zweiten Postreform die mittlerweile vereinzelten Bereiche der Post privatisiert. Es entstanden die Deutsche Telekom AG, die Deutsche Post AG und die Deutsche Postbank AG -- der Anfang vom Ende.

"Auf Rendite und globale Expansion orientierte börsennotierte Konzerne wie Deutsche Post und Deutsche Telekom sind nicht mehr an kleinen Dorfpostämtern, Briefkästen mit Sonntagsleerung oder Telefonzellen in Erzgebirge oder Eifel interessiert." (Quelle)

Deutsche Telekom AG

1996 machte Manfred Krug (Link) Werbung für die T-Aktie. Krug war knorke und irgendwie konnte mit der Telekom-Aktie ja auch nicht wirklich etwas schief laufen. Tatsächlich aber fiel die "Volksaktie" von einem Wert von über 100,00 EUR (2000) auf 8,41 EUR (2002). Manfred Krug distanzierte sich später deutlich von seinem Werbetreiben und entschuldigte sich beim Kleinaktionär dafür, dass er beim Verbrennen von dessen Ersparnissen geholfen hatte (Link).
Heute hat die Telekom drei Standbeine: 1) Rentner, die nicht ahnen, dass so etwas wie "Telefonanbieter wechseln" überhaupt möglich ist. 2) Kunden, die den Anbieter gerne wechseln würden, sich aber nicht trauen, weil sie zu Recht wochenlange Ausfälle, Reibereien & Wahnsinn fürchten. 3) Das dritte Standbein der Telekom sind Telefondrückerkolonnen, die Kunden am Telefon zu "günstigeren Tarifen" animieren, die sie aber immer grundsätzlich teurer zu stehen kommen als ihr augenblicklicher Tarif. Ich gutgläubiger Depp bin auch mal darauf reingefallen. Zwei mal. Unappetitlich wird es, wenn man z.B. meiner greisen, über 80-jährigen Tante für ihr Fahrradgeschäft, welches sie mit einem 30 Jahre alten Tastentelefon und einer 40 Jahre alten, mechanischen Schreibmaschine betreibt, zusätzlich zu ihrer vor Jahren bereits aufgeschwatzten 2 MBit-DSL-Leitung noch einen "IT-Sofort-Service" für ihre nicht existenten PCs & Router aufdrängt -- weil sie es nicht schnallt.
Das ist schäbig.

Deutsche Post AG
Mit dem neuen Millennium fing es an: immer weniger Briefkästen mit immer weiter verringerten Leerungszeiten. Gegen den Widerstand der Bevölkerung begann man, das Filialnetz einzudampfen und mit Partnerunternehmen wie McPaper, Supermärkten oder Bierbüdchen zusammenzuarbeiten. Wurden anfangs nur Postfilialen in der finstersten Provinz geschlossen und durch Postagenturen ersetzt, so war es ab 2010 dann klar: Die letzten 400 verbleibenden Postfilialen würden auch noch geschlossen werden.
Von den einst stolzen 58 Postfilialen alleine in Wuppertal existiert heute keine mehr. Für den Kunden ist das eine grausame Zumutung: Die gelbe Post in Wuppertal findet nämlich nun in "Kathi's Postshop" & Co. bei prekären bis nicht existenten Parkplatz-Situationen statt, das "Amt" wurde einfach reingequetscht in ein rappelvolles Büdchen mit Minimal-Belegschaft. Und wenns mal wieder länger dauert: die Snickers dazu kann man gleich am Tresen nebenan kaufen. Im Ruhrgebiet findet man die Post nun sicherlich auch in der einen oder anderen Trinkhalle oder als Beigeschäft auf einem Schrottplatz.
Auch dies: schäbig.

Deutsche Postbank AG
Ach ja: Die heiklen Geldgeschäfte kann man als Postbank-Kunde in diesem quasi-öffentlichen Ambiente gleich mit abwickeln, "Bitte halten Sie Abstand" bedeutet in "Kathi's Postshop", "Günni's Bierbude" und "Atze's Schrott-Spot" im Durchschnitt 13 cm. "Postbank: Schließlich ist es Ihr Geld".
Brrr!

Die Deutsche Post -- in 20 Jahren Privatisierung vom leicht angestaubten Disneyland zum lausigen Drückerkolonnen- und Trinkhallen-Beigeschäft. 


Nachsatz
Wenn meine "neoliberalen Freunde" (Spaß!) wieder einmal "mehr Privatisierung" fordern (wie zurzeit u.a. in Griechenland der Fall, Liste), dann sollte man ihnen recht hart dafür aufs Mündchen schlagen. Mehrfach. Kaum etwas zeigt das Scheitern der Privatisierung von Staatsbetrieben eindrucksvoller als die Deutsche Post.


Samstag, 2. Juni 2012

Aktienkauf - man kann auch "Schwein haben"

bit.ly/MiK08h
1) Manfred Krug (Link) machte 1996 Werbung für die T-Aktie. Krug war knorke und irgendwie konnte mit der Telekom-Aktie ja auch nicht wirklich etwas schieflaufen. Aber ich war "eine Art Stundent" (Soziologie, Wuppertal) und größere finanzielle Transaktionen waren nicht drin. Pech gehabt!, dachte ich. Tatsächlich aber fiel die "Volksaktie" von über 100,00 EUR (2000) auf 8,41 EUR (2002). Manfred Krug distanzierte sich später deutlich von seinem Werbetreiben und entschuldigte sich beim Kleinaktionär dafür (Link).
Schwein gehabt!

2) Irgendwann in 1999 gab mein damaliger Arbeitskollege Dieter R. mir einen super Tipp: "Mann, du musst Aktien von China Telecom kaufen! Es gibt für Telekommunikation nur diesen Anbieter in China und die Chinesen wollen alle ein Handy haben! Ich habe jetzt für 1.000 Mack gekauft!" Ich war mal wieder pleite. Aber ich ging trotzdem zur Sparkasse, um für 1.000 Mack zu ordern. Plötzlicher Reichtum drohte! Der Sparkassen-Schlips schwallte mich 90 Minuten lang zu, wie verrückt es sei, überhaupt auf Telekommunikation zu setzen, geschweige denn in Asien, was für sich schon verrückt sei. Das Ganze war also quasi (verrückt)². Als er fertig geschwallt hatte, grofelten im Sparkassenfoyer schon die Putzfrauen herum, zum Aktienkauf war es zu spät. Zwei Tage später war "wat" mitm Wagen, also eh Schicht mit Aktienkauf. Pech gehabt!, dachte ich. Jahrelang bin ich davon ausgegangen, die Chance meines Lebens vertan zu haben - bis ich mal jemanden, der sich damit auskannte, nachsehen ließ. Die China Telecom-Aktie schoss in die Höhe wie ein Pfeil, um dann kurz drauf abzustürzen wie eine Kühl-Gefrierkombination aus 10.000 m Höhe. Die Aktie blieb ein Penny-Stock. Das Nachfolgeunternehmen heißt China Telecom Corporation Limited.
Schwein gehabt!
(Und: Danke Schlipsträger!)

3) In meiner damaligen Shadowrun-Rollenspielgruppe kam in 2000 so etwas wie eine Massenhysterie auf, als der Start der Infineon-Aktie bevorstand. Hey! Eine neue "Volksaktie"! Kraisch! Siemens-Tochter! Mikrochip-Produktion! Pentium und so!!! Alle in der Rollenspielgruppe wollten kaufen, für mindestens 1.000 Mack. Ich war mal wieder pleite, denn et war wie immer "wat" mitm Wagen. Pech gehabt!, dachte ich. Ich musste also mal wieder passen. Aber statt Infineon-Aktien zu kaufen, hätte man seine Kohle auch mit Wein, Weib und Gesang verjubeln können, am Ende hätte man da mehr von gehabt, nämlich Pfandflaschen. Der Kurs crashte von 70,20 EUR (2000) auf 0,94 EUR (2008). So etwas nennt sich "Penny-Stock" (Quelle).
Schwein gehabt!

Dann kam länger nichts.

4) Beim Börsengang von Facebook am 18. Mai 2012 dachte ich: hey! ... etc., etc. (Link).
Schwein gehabt!
Wie immer.


Auch nett: (Link)