Montag, 8. Februar 2010

Heimat 13 - Schicksale

Immer wenn ich in meiner Heimatstadt vom Parkhaus durch den EDEKA gehe, komme ich auf diesem Weg an einer nichtswürdigen Aufbäckerei vorbei, eine Art Pseudobäcker auf 30 m². Meistens ist dort nur eine einzige Frau mit roten Mützchen und rotem Schürzchen. Sie muss springen, wenn die Aufbackautomaten die Rohlinge (hier mehr dazu) auf ein fünffaches ihres Volumens aufgeblasen haben und sie ist auch gleichzeitig die Kellnerin für die drei Stehtische.
Dort neben den Stehtischen sitzt ein Mann in seinem Elektro-Rollstuhl. Neben ihm in Kopfhöhe sein Kaffee. Er sitzt dort wie eine Installation, sechs Tage die Woche, augenscheinlich von morgens bis abends. Laut seiner Aufkleber ist er Deutscher, hat ein Herz für Kinder und ist im Verein der Behinderten und Rollstuhlfahrer. Sein Job ist es, der einzigen Bäckereifrau von früh bis spät eine Frikadelle mit Senf an die Backe zu labern.
Ich bin nicht in der Lage zu entscheiden, welches dieser beiden Schicksale schrecklicher ist.

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