Dienstag, 27. April 2010

Auf ganz dünnem Eis

Sonntag in Köln, Sonnenschein, blauer Himmel von Horizont zu Horizont, Außenterasse im Café Reichard (Link), Blick auf den Dom, die besten Plätze. Meine Begleitung und ich sind begeistert! Unsere Lieblingskuchen kommen (sie: Zitronenbaiser, ich: Haustorte), ebenso die Kännchen Kaffee. Leichter Wind weht, eine Hummel braust vorbei.
In meinem Kopf spielt eine Cocktail-Jazz-Band "Girl from Ipanema".
Ich muss schon Eichendorff bemühen, um dem gerecht zu werden:
Es war, als hätt' der Himmel
Die Erde still geküßt
Die Torte - der Traum eines jedes Essgestörten - ist vertilgt, schmiegt sich cremig-wohlig an meine Magenwände, ich packe meine neu erworbene Kamera aus, mache ein paar Fotos von meiner Begleitung, sie dann von mir. Summa summarum ein dutzend Grinse-Fotos.
Alle lächeln.
Alles gut!
Eine Frau vom Nachbartisch fragt, ob sie uns mal zusammen fotografieren soll..., so vor dem Dom...?
Wir: Haha, nein, wir sind keine Touristen!
Alle lächeln.
Alles gut!
Ich erzähle meiner Begleitung was von der Gesichtserkennung an der neuen Kamera, irgendwie schaue ich zu der Nachbarin, die interessiert zuzuhören scheint.
Tisch-Nachbarin: "Meine Kamera kann Leute schlank fotografieren! Soll ich Sie mal ablichten?"
Der Tonarm wird mit einem jaulenden Geräusch von der "Girl from Ipanema"-LP in meinem Kopf gefegt.
Totenstille.
GAAANZ DÜNNES EIS!!!
Ich überschlage kurz die Anzahl der potentiellen Augenzeugen: 300.
Selbst meine sündhaft teure Rechtsschutzversicherung würde da höchstens zwei Jahre bei der Endstrafe rausholen.
Dennoch, ich könnte ihr meinen Teelöffel direkt ins...
Oder...
"Fotografieren S'e da ruhig mal jemanden mit, der's nötig hat!", antworte ich stattdessen lächelnd. Meine Augen lächeln nicht mit.
Die Person ist schlau genug, um kurz darauf wortlos und ohne Aufsehen zu verschwinden.
Tsts.
Ich hab' schon Leute für weniger erledigt.

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