Ich sitze beim Frisör, denke an nichts Böses. Ohne Brille lächele ich immer nur unbestimmt und schaue etwas scheu nach unten, ich sehe ja niemandes Mimik, die ich erwidern könnte. Ich erkenne nur die Dinge, die ganz nah sind. Abgeschnittene Haare zum Beispiel, die auf mein Friseurcape rieseln.
Aber das ist so eine Sache mit den abgeschnittenen Haaren...
Etwa 15 % haben eine Farbe, die ich mit mir assoziiere - braun. Der Rest ist hellgrau, mittelgrau, steingrau, mausgrau, asphaltgrau, schiefergrau... und polyacrylweiss.
Also... das sind überhaupt nicht meine Haare, ich schwöre!
Es könnte also sein, dass zusätzlich zu meiner Friseurin da noch jemand hinter mir steht und mir aus einem Körbchen Haarschnipsel von alten Leuten über die Schultern wirft...
Aber wenn ich in den Spiegel vor mir schaue, sehe ich unscharf nur meine Friseurin, sonst aber niemanden.
Theorie: Neben meiner Friseurin steht ein Vampir - so muss es sein! Denn natürlich hat der Vampir kein Spiegelbild! Und dieser schurkische Untote wirft mir helle Haare über die Schultern.
Was für eine perfide Methode, mich zu täuschen!
Bleibt das Warum.
Ich bleibe dran...
Das ist die beste Theorie, die ich habe.