Donnerstag, 26. April 2012

ru History 36 - Super-GAU (1986)

http://bit.ly/An5HCe 
Heute vor 26 Jahren.
"Die Katastrophe von Tschernobyl (auch: Super-GAU von Tschernobyl) ereignete sich am [Samstag, den] 26. April 1986 im Kernkraftwerk Tschernobyl nahe der Stadt Prypjat, Ukrainische Sowjetrepublik, als Folge einer Kernschmelze und Explosion im Kernreaktor Tschernobyl Block 4. Sie gilt als die schwerste nukleare Havarie und als eine der schlimmsten Umweltkatastrophen aller Zeiten." (Link)

1986, das war das Jahr 9 vor Internet.
Das gabs für Hans & Franz nämlich erst ab ca. 1995.
Also, wie immer, wenn von "damals" die Rede ist: Et gab ja nix!
Kein Twitter, kein Facebook, kein SPON, kein Wikipedia!
Die Leute hatten ja nicht einmal Handys - geschweige denn Geigerzähler.
Die Informationen, die man bekam, waren widersprüchlich und verwirrend, allerlei Einheiten wie Bequerel, Curie, Sievert etc. (Link) verschleierten mehr, als dass sie aufklärten. Also saß man vor der Glotze oder schaute in die Zeitung. Bei uns zu Hause gab es leider nur die "Bergische Morgenpost". Die "BM" liest Queen Mom bizarrerweise noch heute, natürlich "wegen der 'besseren' Todesanzeigen" - im Vergleich zum Konkurrenzblatt "Remscheider Generalanzeiger" ("RGA")...

Grenzwerte für Spinat und allerlei Gemüse wurden ausgegeben.
Pilze und Wild galten plötzlich als zu belastet, um noch "Nahrung" genannt zu werden. Wir als Familie stellten daraufhin für immer das Pilzesuchen ein, Stockschwämmchen und Hallimasch: ade!
Wildpilze sind noch heute belastet, über ein Vierteljahrhundert später (Link).

In der Schule war der Super-GAU natürlich Top-Thema.
Das war ja alles sehr verstörend.
Da wird man als "Kind der 80er" während des Kalten Krieges mit der absoluten Gewissheit groß, eines Tages in einem Atomkrieg zu sterben - und dann das! Der unsichtbare Fallout erzeugte so eine Art "The Day After"-Light-Stimmung - der Film war drei Jahre zuvor im Kino gelaufen.

Am Tage des größten Fallouts, es war der erste schöne, warme Tag des Jahres, saß ich mit meinem damaligen Schulfreund Frank auf der Terrasse seines Elternhauses. Wir trugen unsere Ray-Ban(!)-Sonnenbrillen und strahlten in den wundervollen, blauen Himmel zurück, anstatt uns im Haus zu verschanzen.
19-jährige Jungs können überraschend  □ trotzig / □ hirnrissig sein (Zutreffendes bitte ankreuzen).

Ich war in Jahrgangsstufe 12 des Radevormwalder Gymnasiums "THG", mein Erdkunde-LK-Lehrer hieß Blocksiepen. Aus aktuellem Anlass hatten wir am Dienstag, den 29. April 1986 eine Doppelstunde lang nur über die Havarie gesprochen.
Am Ende der Stunde sagte Blocksiepen: "Ich nehme einen Geigerzähler aus der Physik mit nach Hause. Wenn die Strahlenbelastung zu hoch sein sollte, dann komme ich nicht!"
Schön!
Am Mittwoch fehlte Blocksiepen, ebenso den Rest der Woche.
Das fühlte sich gefährlich an!
Die Woche drauf fehlte er weiterhin.
DAS fühlte sich wirklich VERDAMMT gefährlich an!!!
In der dritten Woche tauchte Freund Sonne wieder auf und behauptete, eine Grippe gehabt zu haben.
Sicher, sicher.