Rock'n'Roll Realschule Teil 1
In der siebten Klasse der Realschule (Link) bekam ich Französischunterricht. Die Französischlehrerin war Frau Verhoye (sprich: Weh-roo-áh!) und sie ließ bereits bei der ersten Unterrichtsstunde auf sich warten.
Etwa fünf Minuten nach Unterrichtsbeginn hastete sie in den Raum. Sie war blondiert und touppiert, sie trug ein Kostüm und hochhackiges, farblich zur Kledage passendes Schuhwerk.
"Vite! Vite!", rief sie affektiert, als sie in den Klassenraum stürmte. Ihre allererste Amtshandlung bestand grundsätzlich darin, sich in dem Spiegel über dem Waschbecken zu schminken. Wir Kinder waren fasziniert und nahmen Haltung an, denn Anno 1981 stand man noch stramm hinter den Stühlen, sobald das Lehrpersonal den Raum betrat. Frau Veroye fuhr ein goldenes Mercedes Cabrio und war mit einem belgischen Schokoladenfabrikanten verheiratet - eine, die es geschafft hatte...
"Bonjour chers étudiants!", singsangte sie nasal.
"Gu--ten Mor--gen Frau Weh--roo--ááh!", brüllten wir.
"Asseyez-vous", sagte sie als nächstes.
Wir lernten mit der Zeit dass wir anschließend im Chor "Nous nous asseyons!" zu brüllen hatten. Etwa 25 Jahre später erfuhr ich durch Zufall, dass das "Wir setzen uns" heißt.
Mit der Zeit erlernten manche von uns die Grundzüge der obskuren Sprache Französisch. Und weil Frau V. absolut immer zu spät zum Unterricht kam, lernten wir quasi en passent, dass "Vite! Vite!" = "Schnell, schnell" bedeutet.
Die Jahreszeiten flogen nur so dahin, ich entdeckte mein fehlendes Talent = Nullbock, wählte Französisch ab und wandte mich dem naturwissenschaftlichen Zweig zu, der meinen Neigungen eher entsprach. Kurz drauf schrieb ich die einzige EINS meiner Schullaufbahn: In Biologie bei einem Sexualkunde-Test.