"Ich muss Samstag bis eins arbeiten. Ich bin dann um halb zwei bei dir."
"Ja, is gut!", sacht de Mutter.
Wir beenden dat Gespräch.
Et Telefon schellt, de Mutter is dran.
"Hörma, sach nochmal, wann du komms. Et war eben so laut hier", sacht se.
OK...
"Also ich komm um halb zwei, also um 13.30 Uhr", sach ich langsam und mit Bedacht.
"Ich habbet aufgeschrieben", sacht de Mutter.
Gut!
Samstag.
Ich hab Feierabend, fahr zu de Mutter, komm pünktlich um halb zwei an.
"Wat wills du denn schon hier?", fracht se. Se hatte sich grade wat hingelegt.
"Wie?"
"Ja, du hatts doch ne ganz andere Zeit gesacht", behauptet se.
"Nee, nee!"
"Doch, ich hattet in dem Augenblick, wo du dat gesacht hattest, aufn Zettel geschrieben!"
"Ach? Und wo is de Zettel nu?", frage ich.
Mutter sucht nachm Zettel.
"De Zettel is wech!", ruft se.
Sherlock Sohn schaut angelegentlich auf den kleinen Stoß Altpapier. Da liegt ein Abreißblockzettelchen, säuberlich mittig beschriftet mit einer einzigen, singulären Information: "1/2 zwei"
"Hier steht et: halb zwei!", ruf ich der im Wohnzimmer suchenden Mutter zu.
Mutter: "Nee, dat is nich der Zettel!"
"Wie...?"
So richtich fassungslos kann mich nur meine Mutter machen.
"Nee, nee!", sacht se und sucht in ihrem Notizblock, bis sie einen Zettel findet, auf dem von - wissen die Götter wann - "1/2 sieben" steht.
"Dat isser!", behauptet se steif un fest.
"Et ist doch wunderbar, dat du dich gar nich irren kanns!", sach ich hintergründig.
Queen Mom ignoriert huldvoll den ironischen Beiklang.
"Du has dich vertan - dat kann doch passieren!", sacht se versöhnlich - un meint dat völlig ernst.
Dank jahrzehntelanger Meditation nehm ich et mit der Gelassenheit von ner Hindu-Kuh. Freundlicherweise fährt se trotzdem mit mir Einkäufe machen.
Da hab ich sowat von Schwein gehabt!