Posts mit dem Label Arzt werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label Arzt werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

Dienstag, 18. März 2014

Queen Mom 28 - Man wird et einfach nich gewahr!

Stethoskop by FotoDB.de
Stethoskop, a photo by FotoDB.de on Flickr.

De Mom war vom Altenheim aus überraschend innet Krankenhaus gekommen. Als wir se nu im SANA-Klinikum besuchten, wusste se auch nich so recht, warum se nu genau da war. Et war "irgendwat mitte Luft" = "Atemnot"). De Schwestern auffe Station wussten aber natürlich auch nix, die wissen schon ganz grundsätzlich nie auch nur irgendwat. Die könnten nichmal wat über de Todesursache vonnem Geköpften sagen: "Da müssenSe mitm Dokter sprechen!"
Undn Dokter is natürlich weit un breit nich auszumachen, der is gerade bei nem "Notfall".
Sicher, sicher.
So viele Notfälle gibbet gar nich!

Dann, alsbald, kam de SMS vonm Bruder, die ungewöhnlich wortreich verkündete: "Mom ist wieder im Altenheim. Alles Ok. LG."

Kurzum Mittwochs drauf besuch ich also de Mutter.
Ich sach: "Mutter, wat waret?"
"Ja, wat sollet denn gewesen sein?", fragt de Mutter, als würd ich nach der Ursache für en Himmelsereignis fragen.
"Na, hat de Azt im Krankenhaus denn wat gesacht?"
"Jo!", sacht se bockig.
"Na, n Grund, weswegen du nu im Krankenhaus wars?"
"Na, se haben mich doch mitm Krankenwagen abgeholt, da musset doch wohl auch wat gewesen sein!", sacht se.

Gottogott!
Man wird et einfach nich gewahr!


Sonntag, 6. Januar 2013

Der gruselige Dr. Best

http://goo.gl/zwgs2 
Vor 1988 gab et ja nix, nich mal ungefährliche Zahnbüsten! Viele Menschen litten bereits seit Jahrzehnten unter Zahnbürsten, die buchstäblich Zähne und Zahnfleisch meuchelten! Gottseidank brachte die Marke "Dr. Best" in 1988 eine Zahnbürste mit einem "federnden Hals und einen Zweikomponenten-Aufbau (gummierter Bereich im Bürstengriff)" auf den Markt - hurra! (Quelle)
Die Werbeagentur Grey fand dann dazu auch noch das passende Werbemaskottchen. Nachdem man vermutlich drei Dutzend unbezahlte Praktikanten sechs Wochen lang mehrere Tonnen internationaler Branchenbücher hatte durchblättern lassen (et gab ja nix anderes damals), entdeckte man den Chicagoer Zahnmediziner Dr. Earl James Best. Der ahnte zwar nix von der Existenz federnder Zahnbürsten, hatte spontan aber wohl auch nix dagegen, sein arg bescheidenes Zahnarzt-Salär ein bissi aufzubessern und unterschrieb.
Dr. Best hatte eine Kopfform wie Bert aus der Sesamstraße. Während sein Schnurrbart und die Augenbrauen dunkelgrau waren, trug der Doc sein Haupthaar weiß (Bild). Von nun an waberte Dr. Earl James Best vollsynchronisiert durchs deutsche Fernsehen. Sein Hauptjob bestand darin, direkt in die Kamera zu starren und dabei federnde Zahnbürsten an Tomaten zu drücken. Später starrte er direkt in die Kamera und schrubbte dabei grobes Salz aus irgendwelchen Rillen.

Ich fand Dr. Best immer gruselig. Dieser stechende, blaue Blick! Dazu das schmale, arg zurückhaltende Lächeln, bei dem die immer etwas zu weit aufgerissenen Augen niemals mitlächelten! Das alles erinnerte mich wohl zu sehr an die unethischen Ärzte, zu denen mich meine Eltern in den 70ern als Kind immer geschleppt hatten (Blogbeitrag).
Brrr!


Samstag, 6. Oktober 2012

Fußmodel

goo.gl/7KGew
Neulich beim Sportarzt...
(Das sind die Richtigen: Keinen Sport treiben, aber dann fett zum Sportarzt!)
Jaja.
Also: Da saß ich nun nach dem Röntgen des Fußes barfüßig auf einer Liege herum und wartete auf den Doc. Eine arg juvenile Sprechstundenhilfe hatte bereits das entwickelte Bild an den beleuchteten Sichtschirm aufgehangen. Ich scharwenzelte zu meinen Fußknochen an der Wand herüber, sie waren überraschend reichlich vorhanden.
Ich setzte mich wieder.
Der Arzt, kaum Anfang 30, kam herein, drückte mir beiläufig die Hand und stürzte sich wie ein Geier auf das Röntgenbild.
"Sie haben einen Hohlfuß", sagte er sofort.
Aha.
"Und Sie haben einen Spreizfuß", diagnostizierte er.
Soso.
"Und Krallenzehen!", freute er sich.
Stopp! Reicht!
Meine Güte, eines davon hätte es doch auch getan!
Mein erster Reflex war, ihm mit der Velociraptor-Sichelkralle an meinem scheiß Krallenzeh den Unterbauch aufzuschlitzen - aber er war doch noch so jung!
Dann erzählte er mir was von einem entzündeten Schleimbeutel (bäh!) an der Achillessehne.
Gottogott!
Langsam dämmerte es mir: Fußmodel würde ich wohl in diesem Leben nicht mehr werden.


Montag, 30. April 2012

Heimat 19/History 37 - Hausbesuche (1976)

http://goo.gl/cWxU6 
Dr. Stavenhagen war ein HNO-Arzt nach dem Geschmack meiner Eltern: Er machte auch Hausbesuche.
Er war älter als Gott. Bei seinen Visiten parkte er grundsätzlich diagonal in der Einfahrt. Er war ein schrulliges, geschrumpftes Männlein, glatzköpfig, krumm, übersät mit Altersflecken. Die Augen waren ein trübes Hellblau auf dunklem Elfenbein, die Hände waren knotig. Es hieß, er trage von einer Kriegsverletzung eine Metallplatte im Kopf. Seine Stimme, die er wie eine Luftschutzsirene aus der Nase presste, mochte dies bestätigen.
Er führte einen schwarzen Arztkoffer mit sich, aus dem er ein Stethoskop und den Kopfspiegel fischte, allesamt rissige, mit Klebeband geflickte, angelaufene Artefakte aus vergangenen Tagen. Zumeist blieb es dabei, daß er mir mit einem eklig schmeckenden, hölzernen Spatel im Rachen herumfuhrwerkte, bis ich einen Brechreiz kaum noch unterdrücken konnte. Alternativ legte er mir die gichtige Hand auf die von Fieber heiße Brust, versetzte meinen Körper in Starre, um dann wieder zu verschwinden.
Wir Kinder sahen ihn oft, wir hatten uns auf Mittelohrentzündungen spezialisiert - ein "hausgemachtes" Problem in einer Familie, in der beide Eltern rauchten (mehr Info).

Einmal nasaldröhnte Dr. Stavenhagen mir gegenüber: »Spräch näch so dürch dü Nose!« (eine recht skurrile Situation, die zum Widerspruch einlud, aber er hatte ja Metall im Schädel...). Er überredete meine Eltern, dass meine Polypen entfernt werden müssten. So ging eines schönen Tages in 1978 Queen Mom mit dem elfjährigen ich zu seiner Praxis in der Ispingrader Str., Radevormwald. Die Sprechstundenhilfe war Frau Stavenhagen. Sie war nicht wesentlich jünger als der Gatte und trug als Insignien ihres Alters einen Haarknoten und ein grün-braun-gelb-geblümtes Sommerkleid. Sie saß an einem arg überquellenden Tisch.
Das angrenzende Wartezimmer war quadratisch, es wurde von einem einzigen Nordfenster mit Blick durch Tannen spartanisch belichtet. An der Wand stand ein verstimmtes Klavier. Die ausliegenden Zeitungen waren älter als ich.
Das Behandlungszimmer nebenan lag bis auf den Lichtschein einer 40 W-Schreibtischlampe im Dunkeln. Der Schreibtisch gab dem Wort »überhäuft« eine fantastische, völlig neue Dimension. Ich musste mich auf den Behandlungsstuhl setzen, der aussah wie ein elektrischer Stuhl ohne Elektrik. Der Doktor scharwenzelte unauffällig heran, während er meiner Mutter dies und das zutrötete und schlang angelegentlich einen Lederriemen um mein linkes Handgelenk und die Stuhllehne. Hallo? Kurz drauf war ebenso mein rechter Arm gefesselt. Lächelnd tropfte der Arzt eine Flüssigkeit auf ein Tuch und drückte mir das Ganze ins Gesicht - Äther!
Ich hatte eine sehr intensive, rein grafische, in Graustufen gehaltene Vision von langen, zweidimensionalen Pendeln mit unterschiedlich geformten Pendelmassen (Kreis, Quadrat, unregelmäßiges Vieleck). Sie »kämpften« pendelnd gegeneinander, das eine von rechts, das andere von links. Eines gewann immer wieder gegen alle Anderen, die Verlierer zerbrachen oder stoben davon.
Irgendwann kam ich wieder zu mir. Stavenhagen zeigte mir eine braune Bakelit-Nierenschale, in der blutiger Quabbel schwappte. Strahlend wies er auch auf den blutverschmierten Haken, mit dem er mir das Zeugs aus der Nase gerissen hatte.
Wir gingen, Mutter stützte mich. Im Wartezimmer saßen bleichesten Antlitzes diverse Patienten, sie starrten mich an wie eine Marienerscheinung.
Ich war arg heiser.
»Du hast die ganze Zeit über geschrien wie am Spieß!«, sagte Mom kurz drauf. Das erklärte die Blicke im Wartezimmer.
Ich hatte keinerlei Erinnerung an Schreie.

Hey: Warum sollte man seine Kinder einer zeitgemäßen, nicht-traumatisierenden Medizin aussetzen, wenn man hie und da auch Hausbesuche haben kann?


Mehr: (Blogbeitrag)