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Mittwoch, 22. Mai 2013

Star Trek Into Darkness - Das Krokodil bekommt die Klatsche

http://goo.gl/0s3ll
Seit den 60ern verkloppten sie Plüschmonster und irrten phaserschwingend durch Pappmachéelandschaften. Der Typ im roten Leibchen (Link), den keiner kannte, ging bei der Außenmission leider hops - aber hey, ich sag nur: "400 Mann starke Besatzung", da war noch Spielraum nach oben. Ich war damals sowas von die Zielgruppe, als "Raumschiff Enterprise" in den 70ern im Fernsehen lief! Ca. ab 1973 hockte ich bibbernd hinter der Lehne des Cocktailsessels, saß buch-stäb-lich in der ersten Reihe. Seitdem bin ich Trekkie.

40 Jahre später sind die Helden meiner Kindheit Kirk (William Shatner) und Spock (Leonard Nimoy) beide 82, also fast so alt wie meine im Altenheim lebende Mutter (Queen Mom) - Gottogott!
Heute heißt die Serie ums "alte Raumschiff Enterprise" "Star Trek TOS" (The original series). Und da das Franchise etwas lahmte, war es im Grunde eine Bomben-Idee, die erfolgreichste Raumschiffcrew aller Zeiten einer Frischzellenkur zu unterziehen, was Regisseur J. J. Abrams in 2009 mit "Star Trek" eigentlich ganz gut gelungen ist.
Vorgestern war ich dann im aktuellstenTeil der Saga: Star Trek Into Darkness.
Leider (1) war es eine 3D-Zwangsveranstaltung (Blogbeitrag).
Leider (2) bot der Streifen soviel charakterlichen Tiefgang der Darsteller wie Kasperletheater. Aber hey! Die Charaktere sind schließlich seit den 60ern hinlänglich bekannt! Warum also sollte ein Regisseur überhaupt Zeit darauf verschwenden, den Protagonisten mehr Tiefe zu verleihen als einer durchschnittlichen Pfütze, wenn man dafür fette Action haben kann?
Handlung: +++ SPOILERALARM +++
Kasperle (Kirk) verliert das Kommando über die Enterprise, weil er Regeln doof findet. Das findet die Großmutter (Sternenflotte) wiederum mal total doof, also setzt sie den Oberförster (Admiral Pike) als Kommandanten des Schiffes ein, Kasperle spielt nun nur die zweite Geige, was ja per se gar nicht sein kann! Und dabei hatte Kasperle doch seinem Kumpel, dem spitzohrigen Teufel (Spock) extra das Leben gerettet! Gretel (Uhura), die eine nicht näher ausgeführte Beziehung mit dem Teufel hat, findet das dufte, funkt aber schon beruflich dazwischen. Bei einem Anschlag des bösen Krokodils (Khan) stirbt der Oberförster voll 'in echt'. Aber Kasperle ist dadurch wieder Käptn der Enterprise - so ist's recht! Sehr, sehr viele Dinge explodieren. Im weiteren treten noch Seppel (McCoy), Seppel (Sulu), Seppel (Checkov) und Seppel (Scott) als Knallchargen und reine Stichwortgeber auf. Am Ende besiegen aber alle gemeinsam das gar garstige Krokodil, das urst kräftig mit der Klatsche aufs Maul bekommt. +++ SPOILER ENDE +++
Oh weh!
Ich bin nicht mehr die Zielgruppe!


Samstag, 18. Mai 2013

H30

Wenn man mit mehreren Mietparteien in einem Haus lebt, kann man seine Mitbewohner schon dadurch besser kennen lernen, indem man den Müll in den Keller herunterbringt.
Erster Stock ist zum Beispiel der Meinung, dass man Pizza-Kartonage unzerlegt in das Altpapier geben kann (Rechnung mit korrekt geschriebenem Namen lag anbei. Bei mit steht auf dem Lieferschein immer "Müllekau" als Name des Bestellers - grrr!). Bei einem Gespräch im Hausflur beschwerte sich der junge Herr aus dem ersten Stock indes mir gegenüber darüber, dass die Altpapiertonne des Hauses ja leider grundsätzlich dramatisch überfüllt sei! Da ich die 65 noch nicht erreicht habe, klärte ich ihn freundlicherweise nicht über die Zusammenhänge auf, machte mir aber eine mentale Notiz: Erster Stock - schizophren.

Im grünen Punkt-Müll entdeckte ich heute beim Müll runterbringen - korrekt entsorgt - eine Styroporschale des Pizza- & China-Bringdienstes "Grill Center" (Gathe 42, 42107 Wuppertal, Link), der angeblich wohl auch einen ganz passablen Apfelstrudel zaubert... Auf der Schale stand in rotem Edding "H30". Ich meine: hey! "H1" ist sowas wie Hühnchen mit Gemüse, dann über "H2" Hühnchen süßsauer mit Ananas, "H3" Hühnchen mit Morcheln und Knoblauch usw., usf., ich komme aber beim besten Willen nur bis maximal "H14" und da habe ich schon so abwegiges Zeug wie "Wasserkastanien" und "schwarze Bohnensauce" in Betracht gezogen.
"H30": ein gruseliges Mysterium - brrr!

Es wird wohl für immer ein ungelöstes Rätsel bleiben, wer hier im Haus "Voodoo-Hühnchen mit Polonium und Werwolftränen" bestellt hat.
Ich bleibe wachsam.


Mittwoch, 15. Mai 2013

Vatter 1: Katz

http://goo.gl/JN1Vc
Anfang der 90er bekam unsere Familie noch einmal Zuwachs: T.W. hatte uns eine halb verwilderte Katze aus ihrem Garten aufgequatscht. Sie war getigert mit weißen Flecken und wurde im Laufe der Zeit nur sehr mäßig zutraulich.
Mein Vater indes hatte einen Draht zu der Katze. Er nannte sie schlicht "Katz" und redete mit ihr wie mit einem im Prinzip verständigen aber etwas widerborstigen Kind. Die Katze antwortete maunzend und gurrend und strich ihm um die Beine als gäbs kein Morgen.
Wie immer ließ sie die letzten fünf Bröckchen im Katzennapf vertrocknen. De Vatter nannte diesen Vorgang "bärbeln", weil eine Freundin von mir auch immer die letzten Happen Essen auf dem Teller übrig gelassen hatte, seinerzeit.
Jetzt forderte Katz vehement neues Futter, weil der Rest im Napf ja sowas von urst ungenießbar geworden war! War die Kitekat-Dose im Kühlschrank leer, dann ging de Vatter zur Speisekammer, eine neue Dose Katzenfutter holen, Katz trottete maunzend hinterher.
Die Auswahl war riesig: "Kalb & Geflügel", "Ente & Truthahn", "Thunfisch & Lachs", "Geflügel & Wild" und noch etliche andere, seltsamerweise nie-nie-niemals "Rennpferd & Pony".
"Was hältst du von 'Thunfisch'?", fragte de Vatter die Katze.
"Möröö!", mopperte Katz.
"Jo! Ist ja gut! ... Vielleicht magst du heute 'Truthahn'"?
"Mörrr-meck-meck!", protestierte die Katze energisch.
De Vatter schüttelte sein weises Haupt.
"Na gut, Katz, wie wäre es mit ... 'Geflügel'?"
"Mrrrau!", begeisterte sich das Tier, sie hüpfte ein wenig in die Höhe dabei.
"Sicher?", fragte de Vatter und hielt ihr die Dose hin wie ein Weinkellner eine Flasche guten Weines.
"Mrrrau!", kam es bestätigend, Katz rieb sich das Kinn an der Dose.
"Na gut. Ist deine Entscheidung! Aber es wird alles aufgegessen!", sagte de Vatter streng.
Wieder in der Küche wurde die Dose geöffnet, derweil lief die Katze Hochgeschwindigkeits-Achten um seine Beine.
Katz verschlang das dargebotene Futter im Erstschlag, sie ließ ihre fünf obligatorischen Bröckchen übrig (sie "bärbelte") und verschwand hochzufrieden irgendwo in der Wohnung.


Dienstag, 7. Mai 2013

Queen Mom 25 - Milch

http://goo.gl/f8daS
In 2009 bin ich mit Queen Mom in Urlaub gefahren. Abflug (Blogbeitrag) und Ankunft (Blogbeitrag) waren am Frankfurter Flughafen. Dazwischen waren wir zwei auf der AIDA in der Karibik -- not so bad!
Für de Mutter war et vor allem wichtig, dat se ihr Kaffeetrinken bekam - die wichtigste Mahlzeit des Tages so wollt et scheinen! Dat hängt irgendwie mitm Alter zusammen...
Eines Nachmittags waren wir im Restaurantbereich des Schiffs, hatten schon Kaffee & Kuchen - zum Glück fehlte uns beiden nur noch die Kaffeemilch dazu. Und manchmal ist der Wurm drin, selbst in einem so feudalen Umfeld wie der AIDA, denn ich fand weder welche am Nachbartisch noch an denen daneben. Die vier Kännchen an der Kaffeebar waren komplett leer, so begann ich, weitere Kreise zu ziehen. So langsam weitete sich das Problem zu einer Krise aus, keine Ahnung warum! Zuletzt fand ich ein zu einem Viertel gefülltes Kännchen irgendwo j. w. d. - stolz eilte ich mit der Trophäe zum Tisch zurück.
Queen Mom, die ja ohnehin nie, nie, nie 'danke' sagt (auch nicht, wenn sie Geburtstag/Weihnachten etwas geschenkt bekommt, et is ja alles immer sowas von selbstverständlich), krallte sich das Kännchen und leerte es mit einer beherzten Handbewegung komplett in ihre Bechertasse.
"Äh...", sagte ich, der ich wartend vor meinem tiefschwarzen Gebräu saß.
De Mutter nippte unbeteiligt wenngleich zufrieden an ihrem Kaffee, sie sah mich nicht einmal an.
"Tja. Dann hole ich mir jetzt auch mal Milch!", sagte ich etwas beißend und stand wieder auf.
"Ja. Ist gut!", sagte de Mutter ironie-resistent.
Herrlich, de Königin Mutter!
So ist das eben, wenn man mit gekrönten Häuptern unterwegs ist.


Mehr "AIDA mit QM": Blogbeiträge


Samstag, 4. Mai 2013

Verfallsdatums-Memmen

http://goo.gl/AfHeu
Sigrun, die Freundin von Ludger (Blogbeitrag) kaufte ihre Lebensmittel ausschließlich und schon aus Prinzip nicht beim Discounter wie gewöhnlicher Pöbel & Lumpenproletariat das so machen.Vielleicht ist es ja ein wunderbares Gefühl, für den gleichen Fraß einfach 1/3 mehr auszugeben als alle anderen, wer weiß, ich werde es wohl nie erfahren. Sigrun prüfte ihren Kühlschrank täglich auf "ablaufende" Lebensmittel und schmiss immer tonnenweise von dem überteuerten Zeugs bereits einen Tag vor Ablauf des Verfallsdatums ungeöffnet weg. Vielleicht gibt einem auch das ein wunderbares Gefühl, wenn man ziemlich schräg drauf ist, wer weiß, ich werde wohl auch das nie erfahren.
Ach Frauen!
Immer so überaus heikel!

Leute: Vielleicht haben es die Schergen der chemischen Industrie ja geschafft, die meisten unserer Sinne so stumpf zu machen wie ein Milchbrötchen. Aber kucken und gesunder Menschenverstand reichen noch immer aus! Echt! Ich muss das doch jetzt nicht noch extra erklären, oder?
Aber viele hauen 1A-Lebensmittel lieber einfach in die Tonne.
Sicher, sicher.
Schön blöd.

Jetzt passt mal schön auf, Spacken: Ich hatte am Zeigefinger die Haut neben dem Nagel etwas eingerissen, es blutete leicht. Ich war gerade bei de Mutter zu Hause, da fiel mir ein: 'Hey, Mercurochrom!' Das ist das grellrote Zeug, das ich als Kind auf Verletzungen gepinselt bekam, z.B. auf die Knie. Ich gehe zum Küchenschrank, da steht et, dat Fläschken. Es ist EBEN DAS Fläschchen, ca. 1972er Jahrgang eines quecksilberhaltigen Medikaments, das man 2003 endgültig aus dem Verkehr gezogen hat (Wikipedia).
Ich gebe es zu: Es war etwas schwierig zu öffnen, aber es ging.
Ich pinselte mir etwas auf die Wunde und stellte es wieder weg.
Noch Fragen?
DAS!!!
IST!!!
SPARTA!!!
Ihr kleinen Verfallsdatums-Memmen.


Freitag, 5. April 2013

Probezeit für Skandalpäpste

http://goo.gl/B65eD
Papst Benedikt der XII., XVII. oder LXIII. stand ja nicht nur auf eine feiste römische Nummerierung, die sich kein Mensch merken konnte, sondern auch auf Brokatfummel und Krokant-Oblaten. Nach seiner Frühpensionierung mit 86 wurde ja dann mit "Franziskus" überraschend schnell ein neuer Papst gewählt. Aber nicht nur an der Schnörkellosigkeit der fehlenden Nummerierung zeigt sich das Unprätentiöse des frischgebackenen kirchlichen Oberhauptes: Der neue Papst, mit 76 ein junger Hüpfer, fuhr schon als Kardinal am liebsten mit der U-Bahn zur Arbeit. Als frischgebackener Pontifex Maximus zahlte er seine Hotelrechnung selbst - in Euro wohlgemerkt, nicht mit Gold-Dublonen (Link) - Respekt!
Doch kaum im Amt, die Farbe auf dem Klingelschild war noch nicht richtig trocken, kam der Schock: Seine Heiligkeit wäscht "in der Jugendhaftanstalt Casal del Marmo zwölf jungen Strafgefangenen - unter ihnen auch Muslime und zwei Mädchen" (Quelle) die Füße.
Knackis!
Frauen!
Muslima!
Jailhouse Rock ante portas!
Gott!
Gottogott!!
Gottogottogott!!!
SKANDALPAPST!!!
Wird er bald auch medienwirksam "Pussy Riot" (Link) die Füße waschen?
Wie weit wird er noch gehen? Wird er auch drogenabhängigen Transsexuellen jüdischen Glaubens die Pedalen salben?
Vielleicht wird die Location der nächsten Life-Fuß-Performance sogar zuvor via Vatileaks (Link) veröffentlicht.

Gläubige fordern schon jetzt ein halbes Jahr Probezeit für Päpste.


Freitag, 8. März 2013

ru History 45 - Zu spät beim Zivildienst

http://goo.gl/vfVRV
Bereits in sehr jungen Jahren hatte ich beschlossen, dass "Bundeswehr" keinesfalls etwas für mich war. Dennoch nahm ich 18-jährig (1985) erst einmal die Einladung zur Musterung im Kreiswehrersatzamt in Solingen an. Dieses verstörende Erlebnis räumte letzte Zweifel aus - und es lag beileibe nicht nur an Solingen. Mithilfe eines Remscheider Pastors, der sich auf Verweigerungen spezialisiert hatte, schrieb ich ein ultimativ aufpeitschendes Pamphlet. Wann immer ich diese aufwühlenden Zeilen las (sechs eng beschriebene Schreibmaschinenseiten), schossen mir die Tränen in die Augen! Das war ganz, ganz großes Kino!!!
Und tatsächlich: In nächster Zukunft war das "Bundesamt für Zivildienst" für mich zuständig. Ich bewarb mich um eine Stelle bei der Lebenshilfe in Remscheid-Lennep und wurde angenommen.

Am großen Tag war ich etwas aufgeregt, fünf Minuten vor Arbeitsbeginn betrat ich das Behinderten-Wohnheim, meine neue Dienststelle für die nächsten 18 Monate.
Im feudalen Eingangsbereich stürzte sich so freudestrahlend wie eloquent ein Herr auf mich. Begeistert schüttelte er meine Hand, jauchzte: "Wunderbar! Sie sind sicherlich der neue Zivildienstleistende! Mein Name ist Kluth!"
Na, das fing ja gar nicht so schlecht an!
Herr Kluth trug ein weißes Hemd, ein Jackett und ein aufdringliches Rasierwasser. Rückblickend würde ich heute sagen, dass bei einer Verfilmung des Blogbeitrags ein Christoph Waltz (im Fatsuit & mit seit längerem überfälligen Friseurtermin) die Idealbesetzung wäre.
"Ich führe Sie herum!", schäumte er.
"So, dies ist die Großküche sozusagen. Haha! Nun, wie Sie sehen ist hier alles auf die Belange der Verpflegung der 25 Bewohner eingerichtet! Mit allem Komfort und Zurück sozusagen - haha! Wenn Sie sich selbst ein Bild machen möchten: Schauen Sie hier!"
Seine Eloquenz riß mit Elan die Schränke auf, wies auf Lebensmittel, Gewürze und Gerätschaften hin.
"Wenn Sie mir zu den Bädern folgen wollen!"
Herr Kluth verschwand energiegeladen in einem der Bäder des großen Hauses, sein Sog riss mich förmlich mit. Wortgewaltig pries er dieses und jenes. Im Handumdrehen befanden wir uns im ersten Stock, begutachtetetn die Zimmer der Bewohner, weitere Bäder, Wohnzimmer.
Die Führung dauerte jetzt schon 20 Minuten - mir schwirrte der Kopf!
Das Bonbon der Führung, den Höhepunkt hatte sich Herr Kluth für den Schluss aufbewahrt.
"Und das hier ist mein Zimmer! Haha!", er ließ sich aufs Bett plumpsen.
"Jetzt zeige ich Ihnen meine Fotoalben!", rief er aufgeregt.
"!!!", sagte ich.
Ich hatte mich 20 Minuten lang von einem Heimbewohner herumführen lassen!

So kam ich an meinem ersten Tag an der Dienststelle 15 Minuten zu spät.
Mit Herrn Kluth hatte ich in den nächsten eineinhalb Jahren noch viel Spaß.


Dienstag, 12. Februar 2013

ru history 44 - WG mit Ludger (1991 ff.)

http://goo.gl/74qvy
Nachdem es in meinem Elternhaus noch ungemütlicher geworden war, zog ich 1991 kurzentschlossen bei Kumpel Ludger (Name geändert) ein. Hier gab es zwar nur ein Durchgangszimmer für mich, aber da konnte ich aufgrund langjähriger Erfahrung mit umgehen.
Jetzt bewohnte ich eine WG mit Ludger!
Ludger hatte schon immer hier gewohnt, es war sein Elternhaus, das er nach dem Ableben seiner Eltern übernommen hatte, incl. dem Pudel namens Pascha (Name nicht geändert). Pascha war der Hund alter Leute gewesen. Wenn er winselte, um mal zu »müssen«, öffnete man ihm die Haustür und der Hund kackte dann ganz unbefangen auf den Hof. Manchmal streifte er noch auf dem Grundstück herum bis zum Zaun, um in den Wald zu schnuppern. Manchmal kackte er in mein Zimmer.
»Barfuß« blieb bis zuletzt spannend.

Ludger hatte Kellerräume satt. Einmal die Woche trug er das Altglas von unter der Küchenspüle in den hintersten Kellerraum und stellte das Leergut in Reih und Glied an die Wand. Die Wochen flogen nur so dahin. Nach einer Weile war Kellerraum 1 mit einer geschlossenen Glasdecke versehen, dann wurde Kellerraum 2 ausgebaut. Irgendwann kam Ludger hoch und sagte zu mir den gefürchtetsten aller Sätze: »Wir müssen Altglas wegbringen!«
Bewaffnet mit allen Plastiktüten, derer wir habhaft werden konnten (und das waren einige), machten wir uns daran, säckeweise Glas mit verschiedenfarben schimmelnden Inhalten einzusammeln (Nutella schimmelt eher grau, Nusspli eher grünlich). Die beiden Autos wurden bis zum Stehkragen damit vollgestopft (mein Kadett D schaffte mit umgeklappter Rückbank eine Riesenmenge). Mit beiden Autos zweimal fahren - fettich!
Dann fing alles wieder von vorne an.

Im Keller des Hauses hätte man WK II-Luftschutzbunkerfilme drehen können. Das lag zum Einen am vor sich hinrottenden Gewölbe-Ambiente, zum Anderen daran, dass völlig authentische Lebensmittelkonserven dort herumstanden. Zum Beispiel gab es Einmachgläser voller mittlerweile durch Ausbleichen kaum noch zu identifizierenden Obstleichen à la »Stachelbeere« und »Sauerkirsche«. Spektakulär war eine Sammlung weiß angelaufener Zinkblechkonserven und vor sich hinrostender unverzinkter Konservendosen. Die Konserven waren aus einer Zeit, als es noch nicht üblich gewesen war, ein Mindesthaltbarkeitsdatum aufzudrucken. Der Höhepunkt der Ausstellung war eine kleine Dose Mandarinenstücke, die in einer schwarz-glänzenden Pfütze Fäulnis stand. Das Etikettenpapier war rundum schwarz angelaufen und der Ausdruck nur noch durch die Unterschiede von matter zu glänzender Oberfläche auszumachen. Vorne, mittig durch die Dose, wuchs ein knubbeliger graugrüner Pilz durchs Blech nach außen.

Eines Tages fand ein lustiges Kaffeetrinken mit den halben Freundeskreis statt. Hoch die Kaffeetassen! Irgendwann ging die Kaffe-Milch zur Neige und Kumpel Frank sagte: »Ich weiß, wo die im Keller steht!«, sprang auf und verschwand. Im Handumdrehen tauchte er wieder auf, eine Konservendose »Bärenmarke« in Vorhalte. Das Etikett wirkte seltsam antiquiert, das Blech war angelaufen. Alle blickten zweifelnd, außer Frank, der bereits nach einem Dosenlocher suchte. Eins, zwei waren die Löcher gestanzt. Frank drehte die Dose um und drückte - nichts! Er drückte fester. Noch fester. Endlich kamen graue, griesige Würste aus den Löchern. Als er den Druck minderte, wurden die Würste wie Rotz wieder in die Dose zurückgesaugt incl. eines hoch authentischen Geräuschs. Alle starrten mit ekelgeweiteten Augen, nur nicht Frank, der seine Bemühungen verstärkte. Zuletzt bekam er genügend von der grauen Masse in die Tasse, verrührte das Ganze und nippte zur Fassungslosigkeit aller tatsächlich an seinem völlig verseuchten Heißgetränk. Der Kaffe schmeckte »grau«. Bei dem Schluck ließ er es bewenden. Er hatte noch Stunden später stumpfe Zähne davon.
Merke: Ist »Bärenmarke« in Frakturschrift geschrieben, ist das Verfallsdatum überschritten.

Ludger war ein großer ambulanter Esser*. Er hatte das ambulante Essen quasi auf eine ganz neue Ebene befördert. Lässig stand er an der Anrichte, einen offenen Tetra-Pak O-Saft in die Achselhöhle geklemmt, in der einen Hand eine Scheibe Aldi-Graubrot, in der anderen Hand eine Packung Fleischsalat zum Dippen. Hier wurde im wahrsten Sinne »aus dem Stand« - ein komplettes Mahl bereitet und verschlungen, ohne dass man solchen Killefitt wie Teller, Besteck oder gar Servietten benötigt hätte. Finger ablecken, O-Saft-Tüte angesutscht und halbvoll in den Kühlschrank stellen und dort vergessen - das war ambulantes Essen at its best!
*) Gegenteil: "stationäres Essen", z.B. regulär an einem Tisch

Wenn so ein geöffneter und angesutschter 1,5 l-O-Saft mal eine zweistellige Anzahl an Kalenderwochen im Kühlschrank vor sich hin gerottet hatte, war die Entsorgung desselben nichts für Lappen. Normalerweise würde man den Inhalt des Beutels in die Spüle oder ins Klo kippen. Normalerweise. Schon, wenn man den Beutel kippte, konnte man spüren, wie sich ein faustgroßer, kompakter Strunk Fäulnis im Inneren verlagerte und - tschwomp! - den Ausguss am Tetra-Pak verstopfte. Ja, auch, wenn man sehr fest drückte. Dies war immer ein Kandidat für komplett-in-die-große-Tonne!

Eines Tages betrachtete Ludger versonnen seine Wohn-Küche. Er entdeckte einen flammend orangeroten elektrischen Hähnchengrill, ein Relikt aus den 80ern. In einem Anfall von Häuslichkeit beschloss er, das Ding einfach mal zu benutzen. Erstmalig in seinem Leben kaufte er bei ALDI ein tiefgefrorenes Hähnchen. Doch wohin mit dem gefrorenen Geflügel? Ludger, nicht dumm, steckte das Getier zum Auftauen direkt in den ausgeschalteten Mini-Grill, denn so war es nirgends im Weg!
Ein genialer Plan! Begeistert wandte Ludger sich anderen Dingen zu.
Es wurde April.
Die Quelle des grauenerregenden Verwesungsgeruchs in der Küche war nicht leicht auszumachen. Zuletzt fand man das wirklich, wirklich sehr aufgetaute Hähnchen im besagten Elektrogerät. Dummerweise öffnet Ludger die Luke. Es blieb kein Auge trocken. Das Hähnchen hatte übrigens bereits wieder dichten Flaum. Es hörte auf den Namen Haarald. Ludger schmiss entgegen sonst so strenger Mülltrennungsregeln Haarald mitsamt seinem Minigrill-Sarkophag auf den Müll.


Es kam, wie es kommen musste: Sigrun (Name geändert) trat in Ludgers Leben. Sigrun war arg reinlich und urst häuslich. Sie war eine spektakuläre Bäckerin und Köchin, als Hobby sammelte sie Kochbücher. Ihre Küche war stets sauberer als ein Reinraum bei der Mikrochipherstellung. Wir haben das heimlich überprüft. Mehrfach. Und selbst in der Woche deckte sie morgens vor der Arbeit den Tisch mit Sets, die mit den diversen »Servietten der Saison« wohlfeil harmonierten.
Das Ambulante war Sigruns Sache nicht. Selbst im für den Ottonormal-Looser üblichen hochnot-ambulanten Camping-Ambiente konnte sie keineswegs auf die einfachen Freuden von Kaffeevollautomat, Mikrowelle, Satellitenantenne, Sets und Servietten verzichten.
Als sie Ludger eines Tages in ihrer Küche beim ambulanten Essen erwischte, bekam sie einen Nervenzusammenbruch und musste zwei Wochen lang hochdosierte Psychopharmaka einnehmen. Ludger legte daraufhin diese Methode der Nahrungsaufnahme aus Sicherheitsgründen gänzlich ab.
Na, da passte ja alles ganz wunderbar zusammen!
Ludger zog zu Sigrun, die Wohnung wurde verkauft, unsere WG-Zeit war zu Ende.


Dienstag, 15. Januar 2013

Queen Mom 23 - Et is herrlich

Schwester Olga, damals war
se ja noch nett (goo.gl/5fK9l)
De Mutter alias Queen Mom oder kurz QM is im Krankenhaus.
Rundum betüdelt werden findet se jetz, ich sach ma, "nich ganz so schlimm", de Mutter. Un eigentlich könnt ja alles kreuzfahrtmäßig fein sein im Sana-Hotel, aber diesmal isset nich dat Gelbe vom Ei, sie hat et nämlich ernstlich anne Lungen.

Bevor man se besucht, isset unheimlich wichtig, dat man fragt, wat se noch braucht. Ihr fällt ja immer wat ein, also "et Blöcksken" (DIN-A7-Schreibblock) oder "de Strippe vonne Brille" (Brillenband) oder "et Dinges, wat immer... na, da neben em Stuhl anne Heizung" (Wasauchimmer).
Ich ruf an, et is besetzt - stundenlang. Hat se mal wieder den Hörer nicht richtig aufgelegt, dat kennt man ja von zu Hause. "Hörer auflegen" is eh nur wat für Lappen.
Ich ruf im Krankenhaus bei de Zentrale an, die stellt mich mit der Begründung "bei de Mutter isset dauernd besetzt" mal eben direkt auffet Schwesternzimmer vonne Station. Schwester Olga Waschmaschinewski war not amused, se knurrte und geiferte - hanä! Se würde besser mal vonne Beruhigungsmittel vonne Patienten naschen, meine Güte!
Fahr ich also ohne de Mutter vorher zu fragen hin, ich alter Gefahrensucher.
In letzte Sekunde fällt mir noch ein, dat se "Mandeln" erwähnt hatte, letztens. Ich fahr also vorher noch beim Supermarkt (guess where) vorbei.

Ich komm also endlich auf et Krankenzimmer, da isset da laut am Piepsen. Natürlich bei de Mutter, nich bei den anderen Frauen, die da liegen.
PIIIEPS!!!
Son Spritzendosier-Dinges is alle und keiner tauscht et. De Schwestern sind vermutlich alle damit beschäftigt, im Schwesternzimmer Kunden, die ihre greisen Mütter wegen nich aufgelegter Telefonhörer nich erreichen können, am Telefon abzukanzeln.
PIIIEPS!!!
Naja, et piepst ja nur alle 10 Sekunden markerschütternd, da kann man dann ja mit leben, als Stoiker.
PIIIEPS!!!
Ich begrüß de Mutter, die nich dolle, aber schon besser aussieht als am letzten Freitag.
PIIIEPS!!!
"Dein Hörer war nicht aufgelegt, ich konnte dich nicht erreichen!", sach ich, den Hörer auflegend.
PIIIEPS!!!
De Mutter ignoriert et nich mal, dat mitm Hörer, Respekt!
PIIIEPS!!!
"Ich hab dir de Mandeln mitgebracht!", sach ich.
PIIIEPS!!!
"Wo isset Marmeldenglas?", fragt de Mutter.
Hach! Se is immer so dermaßen dankbar!
PIIIEPS!!!
"???", frag ich.
PIIIEPS!!!
"Na, für de Mandeln, dat se hier nich lose rumfliegen!", sacht se.
PIIIEPS!!!
Soso.
PIIIEPS!!!
Hanä! Et is wie immer herrlich!


Mehr "QM im Krankenhaus": Blogbeitrag


Sonntag, 6. Januar 2013

Der gruselige Dr. Best

http://goo.gl/zwgs2 
Vor 1988 gab et ja nix, nich mal ungefährliche Zahnbüsten! Viele Menschen litten bereits seit Jahrzehnten unter Zahnbürsten, die buchstäblich Zähne und Zahnfleisch meuchelten! Gottseidank brachte die Marke "Dr. Best" in 1988 eine Zahnbürste mit einem "federnden Hals und einen Zweikomponenten-Aufbau (gummierter Bereich im Bürstengriff)" auf den Markt - hurra! (Quelle)
Die Werbeagentur Grey fand dann dazu auch noch das passende Werbemaskottchen. Nachdem man vermutlich drei Dutzend unbezahlte Praktikanten sechs Wochen lang mehrere Tonnen internationaler Branchenbücher hatte durchblättern lassen (et gab ja nix anderes damals), entdeckte man den Chicagoer Zahnmediziner Dr. Earl James Best. Der ahnte zwar nix von der Existenz federnder Zahnbürsten, hatte spontan aber wohl auch nix dagegen, sein arg bescheidenes Zahnarzt-Salär ein bissi aufzubessern und unterschrieb.
Dr. Best hatte eine Kopfform wie Bert aus der Sesamstraße. Während sein Schnurrbart und die Augenbrauen dunkelgrau waren, trug der Doc sein Haupthaar weiß (Bild). Von nun an waberte Dr. Earl James Best vollsynchronisiert durchs deutsche Fernsehen. Sein Hauptjob bestand darin, direkt in die Kamera zu starren und dabei federnde Zahnbürsten an Tomaten zu drücken. Später starrte er direkt in die Kamera und schrubbte dabei grobes Salz aus irgendwelchen Rillen.

Ich fand Dr. Best immer gruselig. Dieser stechende, blaue Blick! Dazu das schmale, arg zurückhaltende Lächeln, bei dem die immer etwas zu weit aufgerissenen Augen niemals mitlächelten! Das alles erinnerte mich wohl zu sehr an die unethischen Ärzte, zu denen mich meine Eltern in den 70ern als Kind immer geschleppt hatten (Blogbeitrag).
Brrr!