Die urdeutschen Tugenden sind Gründlichkeit, Pünktlichkeit, Ordnungssinn und die Reinlichkeit. Der aufrechte Deutsche hat seine Vorgärten zu pflegen, als hinge der Fortbestand des Abendlandes davon ab. Er hat seine Samstagnachmittage darauf zu verwenden, seine Autos zu saugen, zu polieren und zu wienern wie Staatskarossen.
Hierdurch bietet sich für Generationen von Blockwarten die einmalige Gelegenheit, schon beim Anblick a) eines (1) Löwenzahns in einem Nachbargarten oder b) eines (1) ungewaschenen Autos in der Nachbarschaft ihr "Hier verkommt alles!" zu zischen. Und sich gleichzeitig mit ihren übergepflegten Prachtblühergärten und den 3-fach gewachsten Ford Sierras in den Garagen wie Herrenrasse zu fühlen.
Denn einzig darum geht es.
Ich bin mal über ein langes Wochenende mit Freunden nach Hamburg gefahren und habe meinen haselbraunmetallicfarbenen Kadett D vor dem Haus des Freundes, in dem auch dessen Mutter wohnte, abgestellt.
Als wir nach zweieinhalb Tagen wiederkamen, hatten sich bereits drei verschiedene Nachbarn bei der Mutter erkundigt, wem denn "das ungewaschene Auto" gehöre.
Mein Freund gab mir seinerzeit den Tipp, demnächst woanders zu parken.
Na klar.