Gestern musste ich an einer roten Ampel halten. Vor mir hielt ein etwas verbeulter Opel Corsa in unbestimmtem Blau. Mittig auf der Rückbank zappelte ein Knabe von vielleicht acht Jahren herum, dass man nicht den Eindruck gewann, er sei überhaupt angeschnallt. Der Vater am Steuer steckte sich erst mal eine an, die Mutter daneben auch.
"Assis!", dachte ich.
Nun. So ist das in 2009...
Anno 1975 war ich der natürlich unangeschnallte Pimpf mittig auf der Rückbank. Mama rauchte eine Lord Extra, Papa eine Camel, sein Tagespensum lag etwa bei 50 Stück, da hieß es reinklotzen, um das überhaupt zu schaffen. Die Fenster mussten natürlich oben bleiben, weil Mama sonst "Zug" bekommen hätte. Irgendwann während der Fahrt musste ich dann kotzen, Überraschung.
Gemeint ist nicht die gleichnamige Gemeinde im Havelland.
Meine Mutter erzählt noch heute mit glänzenden Augen: "Du hast viel gebrochen als Kind!" Eine statistische Korrelation zwischen gerauchten Zigaretten und Erbrechen wurde von meinen Erziehungsberechtigten nie entdeckt. Nur Mama machte sich später Sorgen, ich könnte irgendwann mal "mit dem Rauchen anfangen". Zu spät! Ich war von Anfang an dabei gewesen, ich kleiner Schlingel!
Meine Tante nannte das sich Übergeben immer recht vornehm "Kotzebues Werke studieren", was dem armen, dahingemeuchelten August von Kotzebue (1761-1819) wirklich nicht gerecht wird. Und seinen Werken auch nicht.