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Freitag, 21. Juli 2017

NSU-Prozess

photo credit: Dave_B_ courtroom 600 via photopin (license)

NSU, das war mal -- als Kurzform für den Namen des Firmensitzes "Neckarsulm" -- ein Auto- und Motorenbauer, der 1975 mit der Auto Union GmbH zu "Audi NSU Auto Union AG" (später: "Audi AG") fusionierte.

Heute steht NSU erst einmal für Nabelschnurumschlingung (Link) und dann, auch scheiße, für "Nationalsozialistischer Untergrund", dem rechtsextremen Netzwerk.

Nach vier Jahren akribischem Herumprozessieren an Beate Zschäpe neigt sich der Mammutprozess so langsam dem Ende zu, auch wenn es ihre Anwälte noch nicht so ganz wahr haben wollen.
Unterm Strich war das Ganze absolut kein Ruhmesblatt für den deutschen Staat und seine Verfassungsorgane. Geshredderte Akten, Fahndungspannen, politisches Herumlavieren, Untersuchungsausschüsse, Verfassungsschutz-Bullshit-Bingo in groben Dosen mit aberdutzenden, wenn nicht hunderten V-Leuten an jeder Ecke, die ihre Wurstfinger tief im Braunen hatten und noch haben, ggf. sogar maßgeblich beteiligt waren. Und immer wieder Vertuschung: Ein Bericht des Verfassungsschutzes über hessische NSU-Kontakte wird sogar ganze 120 Jahre als "geheim" eingestuft (Link) -- bis ins Jahr 2134! Kein Spaß! Selbst die Kennedy-Akten sind nur 75 Jahre unter Verschluss! Lückenlose Aufklärung hatte Bundeskanzlerin Angela Merkel den Betroffenen versprochen. Keine Bange: Unsere Mutti hält doch immer ihr Wort! Es war nur nie die Rede davon, wann aufgeklärt wird... .

Auch kein Ruhmesblatt ist es für das rechtextreme Netzwerk NSU, dass Zschäpe jetzt vor Gericht so tut, als habe sie dem NS-Rollenklischee entsprechend immerfort Kissen aufgeschüttelt, Klöße mit brauner Soße gekocht und den Herren die Stiefel gewichst, während Mundlos und Böhnhardt Straftaten begingen. Herrgott! Bei den Nürnberger Prozessen waren die meisten Angeklagten nach eigenen Aussagen "verängstigte Mitläufer" oder "verhinderte Widerständler", na sigi. Gibt es hierzulande eigentlich nie Nazis, die genug Eier/Rückgrat haben, mit lauter und fester Stimme zu verkünden: Ich stand dazu und stehe noch immer dazu?
Alles braune Memmen.
So traurig!

Das muss man dem Vollirren und reulosen Massenmörder Anders Breivig (Link) lassen: über 70 Menschen getötet, mit der norwegischen Polizei kooperiert, vor Gericht vollumfänglich gestanden, in den Knast eingefahren.
So geht das, ihr Flitzpiepen!
Gegen den ganzen unwürdigen Scheiss, der da gerade abgezogen wird, hat das schon etwas von "DAS IST SPARTA".



P.S.: Gut für den Verfassungsschutz: Im fernen 2134 wird sich in der chinesischen Provinz-Hauptstadt Klein-Bejing (bis 2119 "Berlin") kein Mensch mehr für "Alte Geschichte der ehemaligen indigenen Bevölkerung Europas" interessieren -- ein Hoch auf den Großen Vorsitzenden Wang!


Dienstag, 20. Oktober 2015

76

photo credit: evil snickers, charging via photopin (license)

Wenn ich zum ersten Mal ein neues Restaurant betrete, bestelle ich ein Gericht, zum Beispiel die Nummer 76. Schmeckt es mir wirklich ganz vorzüglich, dann werde ich, so lange dieses Restaurant existiert, immer wieder die 76 essen. Warum sollte ich einen Reinfall mit der 56 erleben oder Pech haben mit der 33?
Mal ehrlich: Alles Andere wäre doch verrückt! :D
Die Liebste, die über solches autistisches Gebaren nur den Kopf schüttelt, ordert jedes Mal etwas anderes, sagt aber dann in 2/3 der Fälle: "Ich hätte besser auch das bestellt, was du hast".

Es gibt Schokoriegel, die sind einfach perfekt.
Snickers ist seit 1930 im Handel. Mars ist von 1932. Kitkat gibt es seit 1975. WTF sollte man daran ändern? Mal ehrlich: Alles Andere wäre doch verrückt! Sollte man meinen. Leider scheint die Lebensmittelbranche hier völlig anderer Meinung zu sein. Also tauchen in unserem Bürokiosk ständig diese geschmacksverirrten Look-Alikes auf: Snickers "Intense Choc", KitKat "Dark Chocolate", Corny Müsliriegel mit Bananengeschmack (wuäh!), Twix "White" oder "Cappuchino" und leider völlig daneben: "Hanuta Milch + Crispies" -- das können sich die Herrschaften von Ferrero wirklich sonstwo hinstecken!
Natürlich bleiben diese Krampen immer bis zuletzt übrig im Kiosk. Am Ende wird man vor der Neubefüllung des Kiosks quasi gezwungen, diesen Schwachsinn angewidert und unter Protest herunterzuwürgen.
ICH WILL DIE SECHSUNDSIEBZIG!!!


Montag, 24. September 2012

ru24 Wissen 19: Hawking-Strahlung

bit.ly/PACOmo
Angewandter Buddhismus: Sobald man eine Stubenfliege aus dem Leben meuchelt, sei es manuell (österreichisch: händisch) oder mit der Fliegenklatsche, dann kann man angewandten Buddhismus in Aktion erleben - es kommt nämlich zur sogenannten "instantanen Reinkarnation" = sofortigen Wiedergeburt derselben! Innerhalb eines Raumvolumens von 50 m³ materialisiert sich augenblicklich eine neue Fliege, die den Platz der Alten einnimmt. Das hat jeder schon erlebt.
Toll!
Angewandte Physik: In einem spektakulären Experiment hatte der junge Stephen Hawking bereits 1968 neben einem bereits vor Verderbnis schillernden Schweineschnitzel einen Industriestaubauger aufgestellt, der ankommende Fliegen einfach fortsaugte. Durch die daraufhin instantan auftauchenden Reinkarnationen entstand so ein beständiger Strom von vom Staubsauger wegfliegenden Fliegen.
1975 übertrug Hawking diese Entdeckung naheliegenderweise auf Schwarze Löcher, die ja, wie allgemein bekannt ist, auf die gleiche Art und Weise die sog. "Hawking-Strahlung" (Link) emittieren wie ein Saubsauger reinkarnierte Fliegen.

Danke ru24 - wieder was gelernt!
Kein Thema.


Montag, 31. Oktober 2011

ru24 History 26: Frau Hübner (1973-76)

http://bit.ly/uXuddi
Zwischen 1973 und 1975 bin ich in die Städtische Grundschule Radevormwald gegangen. Meine Mom ist damals die ersten Male mitgegangen, kurz drauf durfte und musste ich alleine zur Schule gehen. Mein kurzer Schulweg (290m, keine Straßenüberquerung, Link) führte mich an einer Postfiliale, einer potentiell spannenden Polizeiwache und dutzenden Metern Jägerzäunen vorbei, die je nach Jahreszeit stark nach Carbolineum (Teeröl, Link) rochen, das heute nicht mehr in dem Maße eingesetzt werden darf wie damals. Wäre ich 30 Jahre später geboren worden, hätte mich meine Mom die Winzstrecke wahrscheinlich jeden Morgen und Mittag mit dem SUV gefahren, was heute ja allgemein zum guten Ton gehört (Blogbeitrag).
Meine Grunschullehrerin war Frau Herma Hübner, in meiner Erinnerung sieht sie aus wie ein Ally McBeal-Double - Anfang bis Mitte 30 mit hohen hellbraunen Lederstiefeln, die die knorpeligen Knie freiließen, gelbem Minikleid und Außenwelle. Meine MitschülerInnen hießen Anja, Dorothée, Heike, Arif, Ralph "mit ph" und Georg (Link). Und da 1967 ein sehr geburtenstarker Jahrgang gewesen war, platzte die Klasse mit 40 Schülern aus allen Nähten. Da wurde es auch schon mal laut und es ging recht hoch her. Wenn Frau Hübner meinte, genug geschrien hatte, stellte sie sich in Anwesenheit der Klasse auch schon mal ans offene Fenster neben das Lehrerpult und rauchte sich eine, aber hey: das waren die 70er!
1976 musste die ganze Klasse die Grundschule wechseln, wir gingen dann zusammen noch ein Jahr auf die Lindenbaumschule (Blogbeitrag).
Frau Hübner ist später nach Australien ausgewandert um Schafe zu züchten statt Kinder zu unterrichten, woran wir sicher alle nicht ganz unschuldig waren.
Voll schroff: Ich habe sie seit 35 Jahren nicht mehr gesehen!

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Montag, 2. August 2010

ru24 History 17: Kriminell! (1975)

Etwa 1975 entdeckten wir durch die Nachbarschaft stromernden Kinder (durchschnittlich acht Jahre alt) im Altmetallcontainer eines kleinen Unternehmens einen Schatz: Der Container war gefüllt mit tausenden, aus Blechen herausgestanzten, kreisrunden Scheiben von ca. 2 cm Durchmesser. Wir kletterten in den Container und spielten Dagobert Duck.
Soviel sei gesagt: Eine Gelddusche ist - anders, als in den Lustigen Taschenbüchern dargestellt - kein Vergnügen!
Kaum waren wir Jungs in diesen hohen Gefilden der Großfinanz angekommen, entwickelten wir sofort ein beträchtliches, kriminelles Potential - also wie im richtigen Leben! Es dauerte nämlich nur ein paar Minuten, bis es raus war, dass diese Scheiben die gleiche Größe und Dicke hatten wie 10-Pfennig-Stücke (Groschen). Es dauerte weitere zehn Minuten, bis klar war, dass diese Scheiben problemlos in Kaugummiautomaten passten.
Wir schaufelten uns die Taschen mit Metallscheiben voll und schwärmten aus, zum Alptraum aller Kaugummiautomatenbetreiber zu werden!
Muahahaha!!!
Nach zwei Stunden taten uns allen die Kaumuskeln weh. Unsere Wangen waren ausgebeult von den titanischen, kittartigen Klumpen in unseren Mündern, unsere Lippen hatten rote, grüne, gelbe und blaue Ränder. Unsere Spucke war anthrazitfarben.
Wir Kinder hatten einige perfekte Tage.
Freitagabends saß ich mit den Eltern im Wohnzimmer, es kam "Aktenzeichen XY ... ungelöst" und während eines spektakulären Falles von in Umlauf gebrachten Falschgeldes schoss es mir plötzlich wie Eiswasser durch meine Adern!
Ich! Hatte! Falschgeld! In! Umlauf! Gebracht!
Und meine verdammten Fingerabdrücke waren überall - ich hatte ja nicht einmal Handschuhe getragen!
Mein Herz schlug mir bis zum Hals! Im Geiste hörte ich schon Eduard Zimmermann sagen: "Bei unserem nächsten Fall bittet die Kripo Gummersbach um Ihre Mithilfe. Hier geht es um einen besonders dreisten Fall von Falschmünzerei in Tateinheit mit einer noch nie dagewesenen Kaugummiautomaten-Plünderung!"
Die nächsten drei Nächte wälzte ich mich hin und her, statt zu schlafen.
Meine Tage verbrachte ich damit, mir auszumalen, wie der Kaugummiautomatenleerer von einem grauen Münzfernsprecher mit Wählscheibe aus die Polizei anruft und dann die Spurensicherung vor Ort das Gelände absperrt.
Wie oft erscheint so ein Kaugummiautomatenleerer? Einmal wöchentlich? Einmal monatlich?
Wie viel Zeit blieb mir noch?
Wie lange würden die anderen Jungs beim Verhör standhalten, diese Luschen?
Und sicher gab es Augenzeugen.
Es gab immer Augenzeugen!
Natürlich würde ich dafür in den Knast kommen, das war eine Gewißheit!!!
...

Nun, ich bin noch einmal davongekommen.
Aber es war sehr knapp.
Um ein Haar hätte bis zur Verjährung der Straftat 10 Jahre mit einer anderen Identität in einem südamerikanischen Land ohne Auslieferungsvertrag (z.B. El Salvador) untertauchen müssen.



Montag, 13. Juli 2009

ru24: History 1/Familie 4 - Kotzebues Werke studieren (1975)

Gestern musste ich an einer roten Ampel halten. Vor mir hielt ein etwas verbeulter Opel Corsa in unbestimmtem Blau. Mittig auf der Rückbank zappelte ein Knabe von vielleicht acht Jahren herum, dass man nicht den Eindruck gewann, er sei überhaupt angeschnallt. Der Vater am Steuer steckte sich erst mal eine an, die Mutter daneben auch.
"Assis!", dachte ich.
Nun. So ist das in 2009...

Anno 1975 war ich der natürlich unangeschnallte Pimpf mittig auf der Rückbank. Mama rauchte eine Lord Extra, Papa eine Camel, sein Tagespensum lag etwa bei 50 Stück, da hieß es reinklotzen, um das überhaupt zu schaffen. Die Fenster mussten natürlich oben bleiben, weil Mama sonst "Zug" bekommen hätte. Irgendwann während der Fahrt musste ich dann kotzen, Überraschung.
Gemeint ist nicht die gleichnamige Gemeinde im Havelland.

Meine Mutter erzählt noch heute mit glänzenden Augen: "Du hast viel gebrochen als Kind!" Eine statistische Korrelation zwischen gerauchten Zigaretten und Erbrechen wurde von meinen Erziehungsberechtigten nie entdeckt. Nur Mama machte sich später Sorgen, ich könnte irgendwann mal "mit dem Rauchen anfangen". Zu spät! Ich war von Anfang an dabei gewesen, ich kleiner Schlingel!
Meine Tante nannte das sich Übergeben immer recht vornehm "Kotzebues Werke studieren", was dem armen, dahingemeuchelten August von Kotzebue (1761-1819) wirklich nicht gerecht wird. Und seinen Werken auch nicht.

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