"Mit ungekämmten Haaren ins Büro schlurfen, ein knappes 'Mor’n' auf den Lippen, in der rechten Hand die Kaffeetasse – so ein Auftritt im Büro war in Zeiten der New Economy vielleicht cool, mittlerweile ist er im Joballtag total out. Benehmen ist nicht nur wieder angesagt, es ist für die Karriere sogar förderlich." (Link)Surprise, surprise.
Ich stelle mir das jetzt mal so vor: Der Stylist im Hintergrund legt durch die sich schließende Fahrstuhltür noch letzte Hand an. Ausstaffiert wie auf der Pferderennbahn in Ascot (mit Cutaway = vorne rundgeschnittener, schwarzer bzw. anthrazitgrauer Gehrock mit langen Schwalbenschwänzen hinten; gestreifte Hosen; Zylinder) betrete ich in aufrechter Pose die geheiligten Hallen meines gebenedeiten Brötchengebers, des hochheiligen Produktionsmittelinhabers.
Mein Auftreten ist das eines jungen Gottes.
Dann hebe man an zu sprechen, die Stimme wohl moduliert, die Wortwahl eine Hommage an das Land der Dichter und Denker, dem ich entstamme: "Wohlan und Gott zum Gruße, meine Edeldamen, was seid ihr doch im Morgengrauen, gar wunderlieblich anzuschauen, das Herz möcht' mir schier in der Brust zerspringen vor Jauchzen und Juchee! Zum Gruße, zum Gruße!"
So klappt's denn dann auch in Post-New-Economy-Post-Finanzkrisenzeiten mit der Karriere. Ach so.
Inge Wolff, "Knigge im Job - So machen Sie immer eine gute Figur", Verlag Gräfe und Unzer, 5,99 EUR (Link)