Samstag, 19. Dezember 2009

Lifestyle 26 - Weihnachtlich brennet die Netzhaut

Nun gut. Jede Zeit hat ihre schrecklichen Verfehlungen. Früher waren es Popper. Doch jetzt verkaufen irgendwelche Baumärkte schon seit fast einer Dekade an die 80cm bis 1,20m große Weihnachtsmann-Püppchen mit nuttig aussehendem Polyesterhaar, Bart und Acrylmäntelchen. Und was angeboten wird, egal wie grottenhäßlich oder grenzdebil, wird ja bekanntlich auch gekauft, da ist der vielgepriesene Konsument nicht wählerisch. Ich stelle mir nur immer vor, was die Sklavenarbeiter in den Sweat Shops der Dritten Welt von uns denken müssen, die diesen grauenvollen Tand für die Erste Welt herstellen.
Familienväter klettern, dem Unbill der Höhe trotzend, auf Dächer und bringen diese peinlichen, gnomischen Weihnachtsmann-Atrappen an, egal wie scheiße es aussieht! Und wenn man dann schon mal oben ist, kann man gleich auch noch Lichterketten antackern, die wie UFO-Landebahnen aussehen, allerfestlichst die Habitate zu ergrellen. Parallel dazu simulieren mit der Dezenz eines Gehirnschlages hektisch blinkende elektronische Sterne in den Glitter-Flitterfenstern das zartromantische, winterliche Glitzerspiel von Mondlicht, das sich in Eiszapfen bricht. Denn das soll es darstellen, das Blinken und Blitzen - absolut unvorstellbar, nicht wahr?
"Weihnachtlich glänzet der Wald,
Freuet Euch, Christkind kommt bald",
singt es da.
"Wald? Glanz? Ich seh' nix! Aber ich glaub', ich krieg' von dem Geblinke hier einen epileptischen Anfall!"

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