In der großartigen wie herrlich albernen Superheldenkomödie "Mystery Men" (Link) mit Ben Stiller aus dem Jahre 1999 gibt es einen Superhelden mit der Spezialfähigkeit "Unsichtbarkeit" - aber nur, wenn keiner guckt...
Mächtig mysteriös!
So um diese Zeit herum sprach mein derzeitiger Chef mich an ("Haben Sie mal einen Augenblick?"). Er überreichte mir wortlos eine aufgeschlagene Computerzeitung.
Mittig auf der Seite, im Format 13x18 cm Hochformat vielleicht, prangte eingebettet von irgendeinem kleinteiligen Text das Bild eines ... nur spärlich bekleideten, hinreichend kurvigen Modells.
"Was fällt Ihnen auf?", fragte er.
"Ah. Lecker ...?", versuchte ich es, blickte in Augen von der Farbe bleierner Sargdeckel. Auf ihnen schienen Eisblumen zu entstehen. Trotzdem blinzelte er nicht.
"Eh", ich starrte die Dame an. Winzige Schweißtröpchen entstanden auf meiner Stirn. Bislang hatte der Mann noch immer nicht geblinzelt. Das mit dem Blick hatte der Kerl doch geübt! Verdammt!
"Ja. Überaus geschmeidig! Schöne Haut!", machte ich einen weiteren Anlauf, verbesserte meine Lage indes nicht. Mehr Schweiß bildete sich auf meiner Stirn. Das Binnenklima innerhalb meiner Kleidung wechselte von "arid" zu "semihumid".
Sein Blickstrahl spießte mich auf, ich war der Käfer in der Sammlung eines viktorianischen Gelehrten!
Mein Körperklima ging zu "vollhumid" über.
"Gawwwr?", kam es von mir, ein quakendes Räuspern. Ich löste meine Augen nicht mehr von der Zeitungsseite. Was wollte er nur? Verdammt! Die abgebildete Dame lächelte äußerst verführerisch.
Zeit vertickte wie Melasse.
Endlich blinzelte er und erlöste mich damit. Wortlos zeigte er mit dem Finger auf ein wenig Text links neben dem Bild. Dort materialisierte sich - bislang für mein Auge absolut unsichtbar - eine Annonce des Unternehmens, für das ich zurzeit arbeitete.
"War rausgeschmissenes Geld", murmelte mein Chef.
Ach so!