Gerade der brachiale Vorgang der Geburt, bei dem Männer wirklich mal gar nichts zu suchen haben (man verzeihe mir die unpopuläre aber hoch realistische Weltsicht), wird ja gerne medial festgehalten. Der werdende Papa kann ja ohnehin nichts anderes machen, als sich von der Gebärenden anbrüllen zu lassen und sich dabei mit verschwitzten Händen an seine Kamera zu krallen, wie an einen Rettungsanker. Wie ferngesteuert hält er drauf, Körperflüssigkeiten, "private parts" (= mehr oder weniger haarige Details) und Geschrei werden für die Nachwelt festgehalten. Dann irgendwann ist es endlich da, das Kind. Es sieht sogar fast ein wenig aus wie ein Mensch, einigermaßen humanoid, das Gesicht ist das eines Preisboxers, der wacker etliche Runden durchgestanden hat. Von der Tortur der Geburt ist der Kopf deformiert. Das Körperchen ist bedeckt mit Käseschmiere *knips* , Blut *knips*, Melm *knips* und Mocke *knips*.
Später bastelt der Papa am PC stolz eine "Kind ist da-Karte", hängt einen Schwung Bilder an und mailt das an seinen kompletten Verteiler.
IpanemaOftmals eine tickende Zeitbombe: Denn diese an das Mail angehangenen Bilder schlagen dann in der beschaulichen Realität der Mitmenschen auf.
* 25.01.2010
3.690 g
47 cm
Ich erinnere mich, dass ich - naiv wie ich war - angenommen hatte, die anhängenden jpgs in dem mich erreichenden E-Mail wären Bilder von schnurrenden, sauberen, niedlichen Babys.
Buahahaha!
Tatsächlich waren die Bilder, die ich öffnete, leider sehr oft die von aus dem Gulli gezogenen, vollgeschleimten Kartoffelköpfen (und nicht so vorbildlich wie auf dem eingebetteten Bild).
Manchmal schrecke ich seitdem schreiend aus dem Schlaf.