Donnerstag, 29. Oktober 2009

ru24 Wissen 7: Nahuatl


Xochipilli
Originally uploaded by Rodolfo Cartas
Herbst.
So sagt es Max Goldt:
"Der Frühling piepst wie eine Digitaluhr, der Herbst ist die Glanzzeit bewährter Mechanik. Leise summendes Fieber und seidenes Glück liegen Atem an Atem über den fruchtig erregten Gemeinden. Die Apotheker stellen fünfzig Jahre alte Pilzmodelle ins Schaufenster. Jeder normale Mensch bekommt Lust, die Sütterlinschrift zu erlernen...." (Quelle)
... oder wenigstens eine neue, exotische Fremdsprache? Doch ach! Der Megatrend "Mandarin" ist ja bereits sowas von ausgelutscht - gähn!
Hmm? Wie wäre es mit Nahuatl, einer indianischen Sprache aus der Sprachfamilie der uto-aztekischen Sprachen, die in Mexiko verbreitet ist?
Beim Stöbern in den unendlichen Weiten des Wissens der Welt bin ich bei der Recherche nach der korrekten Schreibweise für (das schöne Nahuatl-Wort) "Guacamole" (Blogbeitrag) bei Wikipedia auf folgende hammermäßig agglutinierende (Link) Eigenart der Nahuatl-Sprache gestoßen:
"Durch das Aneinanderfügen mehrerer Wortstämme und Affixe können sehr lange Wörter gebildet werden, die man in europäischen Sprachen durch lange Sätze mit vielen Wörtern ausdrückt. So heißt zum Beispiel nehualmoyecastemojmolunijtzinutinemisquiöni (Tetelcingo-Nahuatl): "Ihr ehrenwerten Menschen könntet gekommen sein und euch eure Nasen gestoßen haben, so dass sie bluten, aber tatsächlich habt ihr es nicht getan. Auf Grund dieser langen Wörter sowie einiger für Europäer ungewohnter Lautkombinationen (insbesondere das sehr häufige tl) wurde und wird die Sprache oft als angeblich „unaussprechbar“ bezeichnet. Dies ist jedoch auf die Unkenntnis eines andersartigen, nicht europäischen Sprachkonzepts zurückzuführen". (Quelle)
Na klar.
Und das sehr lebensnahe Beispiel kann man ja in etlichen Situationen anwenden, sobald man mal ein paar Jungs begegnet, die Tetelcingo-Nahuatl drauf haben.

Übrigens: Das Türkische ist auch eine agglutinierende Sprache, aber die Türken wissen im Gegensatz zu den Nahuatl-Sprechern, wann Schluss ist:
"göz („Auge“) → gözler („Augen“) → gözleri („Augen“ 3. Person singular) → gözlerim („meine Augen“) → gözlerimi („meine Augen“ auf etwas richten) → gözlerimin („meiner Augen“ Bsp. gözlerimin rengi → „Die Farbe meiner Augen“) → gözleriminse („falls es meinen Augen gehört“)." (Quelle)
Wieder was gelernt, Mann.

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